Das Restaurant der Zukunft – Wettbewerb 2014

Heiko Antoniewicz auf der HOGA in Nürnberg

Nach der „Biofach“ vor etwa zwei Wochen, fand dieser Tage eine weitere Fachmes­se in Nürnberg statt: die HOGA, zuständig für Hotellerie, Gastronomie & GV. – Um ehrlich zu sein, ich habe mit meinen Kollegen ein bisschen gerätselt was „GV“ denn wohl sein könnte. Denn uns Männern sind dazu ganz andere Dinge eingefallen, als das was mit der Abkürzung gemeint ist. Nämlich die Gemeinschaftsverpflegung. Buchstabenkombinationen sind also nicht immer das, was einem auf Anhieb naheliegend erscheint.

Auf der HOGA gibt es alles, was ein Gastronom oder Hotelier benötigen könnte. Vom Hotelbett bis zur Besteckgarnitur, von der Kochschürze bis zur Profispülmaschine. Dazu Kochshows und andere Präsentationen. Mir selber sprang deshalb gleich ein Stück Schweinebauch in den Mund, den Heiko Antoniewicz „sous vide“ zubereitet hatte. Ein ausgezeichneter Start!

Heiko Antoniewicz auf der Nürnberger HOGA
Heiko Antoniewicz richtet auf der Nürnberger HOGA den „sous vide“ gegarten Schweinebauch an
 

Restaurant der Zukunft – Wo und wie werden wir Essen

Genau betrachtet war ich aber gar nicht hier um Häppchen abzustauben, vielmehr interessierte mich, wie sich StudentenInnen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, das Restau­rant der Zukunft vorstellen. Die Fachzeitschrift Gastronomie-Report präsentierte die Preisträger seines eigenen Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft“. Das Motto lautete diesmal „The Next Generation“. Der Zukunftswettbewerb ging bereits in die 6. Runde, erstmalig fand er 2004 statt. Wie die HOGA selbst findet er nur im Rhythmus von zwei Jahren statt.

Die Antworten der Studierenden aus der der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sind ohne Zweifel sehr kreativ und spannend. In den Konzepten für das „Restaurant der Zukunft“ wurde der gesellschaftliche Wandel, der überall zu beobachten ist, in ganz unterschiedlichen Facetten berücksichtigt. Vorgestellt werden nachfolgend aber nur vier der polarisierenden Konzepte.
 

Eremitage – Alleine i(s)st man weniger zusammen

Platz 1 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports nimmt das Konzept „EREMITAGE“, von Katrin Herrmann ein. Sie geht davon aus, dass die Menschen in der Zukunft nicht nur gerne als Single leben, sondern auch mal alleine gut Essen gehen möchten. Restaurants sind heute aber Orte für soziales und kulturelles Miteinander. Doch was ist, wenn man das Bedürfnis hat, alleine zu dinieren? Fühlt man sich nicht von anderen beobachtet, bemitleidet oder gar verurteilt?

Warum die 24-Jährige als Standort für ihr Restaurant der Zukunft einen Wald vorschlägt, kann ich zwar nicht nachvollziehen. Aber sicher ist die Ruhe die dort herrscht ein wichtiger Faktor. Die Gäste werden in einzelnen Separées sitzen, sehen und hören nieman­den. Alleine essen wird hier zum spirituellen Erlebnis. – Kathrin Hermann hat für eine bisher vernachlässigte Zielgruppe gedacht.

Platz 1 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports: Das Konzept „EREMITAGE“, von Katrin Herrmann
Platz 1 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports: Das Konzept „EREMITAGE“, von Katrin Herrmann. Alleine i(s)st man weniger zusammen.

Platz 1 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports: Das Konzept „EREMITAGE“, von Katrin Herrmann
Pläne zum Platz 1 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports: Das Konzept „EREMITAGE“, von Katrin Herrmann
 

Gastronomie in einem Kokon zwischen den Straßenschluchten

Über den zweiten Platz im Wettbewerb durfte sich Nina Kalkowski freuen. Ihr Zukunfts-Restaurant „Cocoon“ nutzt den Raum über den Straßenschluchten in Mega-Städten und schmiegt sich in luftiger Höhe wie ein Kokon zwischen Häuserfronten. Um Platz zu sparen, ist das Restaurant an beiden Seiten fest verankert mit den Räumlichkeiten der Gebäude, wo auch Küche-, Lager- und Sanitärräume genutzt werden.

Besitzverhältnisse von Grund und Boden sowie feuerpolizeiliche Vorschriften dürfen in so einem Konzept selbstverständlich keine Rolle spielen.

Platz 2 des Wettbewerbs: Cocoon
Die Anmutung ist sehr futuristisch: Platz 2 des Wettbewerbs „Cocoon“. – Foto: HOGA/AFAG Messen

Platz 2 des Wettbewerbs: Restaurant der Zukunft – The next Generation des Gastronomie Reports. Das Konzept Cocoon (von innen) von Nina Kalkowski
Die Räumlichkeiten im Modell haben das Zeug zum angesagten Treffpunkt. – Foto: HOGA/AFAG Messen

Das Konzept Cocoon (von innen) von Nina Kalkowski - Restaurant der Zukunft
Das Restaurant der Zukunft im Entwurf – „The next Generation“ des Gastronomie-Reports. Das Konzept „Cocoon“ (von innen) von Nina Kalkowski
 

Gäste des Printfood-Restaurants werden selber zum Koch

Essen auf Knopfdruck macht das Konzept von Michael Troka möglich, der damit den dritten Platz einnimmt. Ich gehe mal davon aus, dass „PFR 3000“ für Print-Food-Restaurant stehen könnte, habe aber starke Zweifel daran, dass ich zum Gast in so einem Laden werden könnte. Denn wenn Schluss ist mit Töpfen, Pfannen, Herden, ja sogar mit Köchen, müssen die Zutaten aus Tuben oder Dosen kommen, was mit bekanntlich suspekt ist.

Aber im PFR 3000 kocht der Gast selbst, genauer gesagt: Er druckt sein Essen aus. Der Clou des Lokals ist ein FoodPrinter, der exakt nach den Vorgaben des Gastes und mit den von ihm gewählten Zutaten innerhalb weniger Minuten ein Gericht auf den Teller druckt. – Der beliebte Replikator aus Raumschiff Enterprise lässt grüßen!

Platz 3 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports: „PFR 3000“ von Michael Troka
Platz 3 des Wettbewerbs „Restaurant der Zukunft – The next Generation“ des Gastronomie Reports: „PFR 3000“ von Michael Troka – Foto: HOGA/AFAG Messen

In 3D ausgedrucktes Modell der Sitzgelegenheit im Zukunftsrestaurant von Michael Troka
In 3D ausgedrucktes Modell der Sitzgelegenheit im Zukunfts-Restaurant von Michael Troka
 

Via App und GPS werden Grill-Boxen beliebige Orte geliefert

Am wenigsten futuristisch und wesentlich näher am hier und jetzt ist die „BBQ.Box“. Auch wenn das Konzept von Natalie Krützmann und Silvan Idler gar kein Restaurant, sondern nur einen erweitereten Lieferdienst darstellt. Bei diesem wird nicht nur einfach Essen bestellt. Mitgeliefert wird auch gleich die Ausrüstung für ein spontan stattfindentes Treffen von Freunden. Die Boxen sind als Sitzgelegenheiten oder gar als Grill zu verwenden und können, aufeinander gestapelt, sowohl bestellte Grillfleisch-Portionen oder Food für Vegetarier enthalten. Alles ist variabel und individuell zu kombinieren.

Via App und GPS werden die gewünschten Grill-Boxen an jeden beliebigen Ort geliefert. Was natürlich am besten im urbanen Raum funktioniert. Die spontane Party im Englischen Garten in München, setzt einen Lieferanten voraus, der nicht aus Hamburg angedüst kommt sondern in der Nähe seinen Servicepoint hat.

Via App und GPS werden Grill-Boxen an jeden beliebigen Ort geliefert
Natalie Krützmann und Silvan Idler entwickelten das Konzept der „BBQ.box“

Kein Restaurant der Zukunft
Kein lupenreines „Restaurant der Zukunft“ – via App und GPS werden Grill-Boxen an jeden beliebigen Ort geliefert

HoGa-LogoDas Logo der HOGA mit dem rätselhaften GV



1 Kommentar zu “Das Restaurant der Zukunft – Wettbewerb 2014”

  • Das EREMITAGE sieht schon interessant aus. Lustig ist dass die meisten Dinge in der Zukunft offensichtlich rund oder abgerundet sein müssen..

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