Rinderschmorfleisch flandrische Art – Belgischer Rindfleischtopf

Rinderschmorfleisch flandrische Art - Belgischer Rindfleischtopf

Bevor es anlässlich der Fußball-Europameisterschaft (2016) um ein Gericht aus Belgien ging, nämlich einen Rinderschmorfleisch flandrische Art (Belgischer Rindfleischtopf), habe ich ein paar Fakten über das kleine Land gesammelt. – Zum Beispiel: Wer sicher ist, im Umgang mit den Werken Richard Wagners, kennt selbstverständlich Elsa von Brabant und somit auch Wagners Lohengrin.

Der Komponist siedelte die Oper in der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts an. Spielort: Brabant. Wer sich nie dafür interessiert hat, wo denn dieses Brabant überhaupt liegt, lernt jetzt: ein Teil davon gehört zu Belgien.

Hätte ich meine 83-jährige Mutter nach Brabant gefragt, hätte sie mir eine Liedzeile aus der Oper rezitiert, mit der Lohengrin seine Elsa zu verpflichten sucht, seine geheime Herkunft nicht aufzudecken: „Nie sollst du mich befragen….“. Die Liedzeile nutzte meine Mutter seit ich denken kann, um damit entweder Familiengeheimnisse zu bewahren, oder auch um ein bisschen Unwissenheit zu kaschieren.

A N Z E I G E
Jonas Kaufmann singt:
„Nie sollst du mich befragen“/Lohengrin-Act 1/3 – nachzuhören ab 1:26

 
Meine eigene Unwissenheit über Belgien war bis vor kurzem ziemlich ausgewachsen. Natürlich weiß ich Bescheid über gewisse Auflösungserscheinungen des kleinen Landes. Es schwelt seit langem ein flämisch-wallonischer Konflikt, der das Land fast unregierbar macht. Das Problem dabei: es gibt keine nationalen Parteien dort. Nur regionale, flämische und wallonische.

Dann h(ä)atten wir da Rolf-Dieter Krause, der etwa 15 Jahren als ARD-Korrespondent das Fernsehstudio in Brüssel leitete und uns unverdrossen (zuletzt doch öfter mal verdrossen) mit Meldungen über Marathonsitzungen der europäischen Politik und der Nato versorgte, die dort ebenfalls ihren Sitz hat.

Nicht zuletzt kennen wir aus traurigem und noch immer aktuellem Anlass, ohne je dort gestoppt zu haben, sogar eine U-Bahn-Station in Brüssel (Maalbeek) und einen ganzen Problemstadtteil dort, nämlich Molenbeek.

Schlumpfbeeren nicht im Sternerestaurant

Les SchtroumpfsDabei kommen aus Belgien viel schönere Dinge. Tim und Struppi zum Beispiel, die alten Comic-Helden. Und auch Les Schtroumpfs, die allseits beliebten blauen „Schlümpfe“. Diese futtern gerne Schlumpfbeeren, die in den zahlreichen Sterne-Restaurants Belgiens garantiert nicht auf der Menükarte stehen. Schließlich hat Kochen und Genießen einen sehr hohen Stellenwert in Belgien.

Wer selber gerne Comics zeichnet und dafür ein Diplom haben möchte, kann in Belgien an Kunsthochschulen wie der Königlichen Akademie für bildende Kunst und dem Institut Saint-Luc in Brüssel sogar Comic als Studienfach wählen.

Tomaten und Chicorée aus Belgien begegnen uns fast täglich im deutschen Supermarkt, dabei montieren die Belgier auch Autos, denen man aber nicht ansieht woher sie kommen. Nur der Gillet Vertigo.5 Spirit erregt zumindest die Aufmerksamkeit von Autonarren.

Er gehört zu den teuersten Autos der Welt, wird komplett in Belgien entwickelt und von Hand gefertigt. Für etwa 300.000 Dollar kann man das Wägelchen (mit 4,2 Liter V8-Motor, der von Maserati zugeliefert wird), etliche Male im Jahr von null auf 100 km/h in drei Sekunden beschleunigen. Den Rest des Jahres steht man damit aber auch im Stau.

Gillet Vertigo.5 Spirit - Foto: gilletvertigo.com
Der Gillet Vertigo.5 Spirit – Foto: © gilletvertigo.com

Urlaub in Belgien?

Was uns hin und wieder irritiert, ist die belgische Flagge und was mir echt fehlt, sind Menschen in meinem Freun­des­kreis, die jemals in Belgien Urlaub gemacht hätten. Leute, die in Antwerpen mal eben ein paar Rohdiamanten schleifen lassen, kennen wir ohnehin nicht.

Aus dem Kreuzworträtsel ist uns vielleicht der Ferienbadeort Oostende bekannt und als gern genommene belgische Stadt mit vier Buchstaben passt fast immer Gent.

Wunderschön ist Brügge (das wir dann 2017 kennengelernt haben), Pralinen und Schokolade ausgezeichnet. Belgische Waffeln sind die, die in unserer Familie am liebsten gegessen werden.

Wären wir keine Franken, würden uns die etwa 140 Brauereien in Belgien beeindrucken, die gut und gerne 500 bis 1.000 verschiedene Sorten des schäumenden Gebräus herstellen. Aber wer soll das alles trinken? Wir können den Belgiern kaum dabei helfen, ist Franken doch selber schon mit etwa 260 Brauereien gesegnet.

Europa-Kochen 2016 für FußballfansDass die größte Brauereigruppe der Welt in Belgien sitzt, gönnen wir unseren Nachbarn. Dabei ist Anheuser-Busch InBev lediglich ein Fusionsgebilde, ein weltweit agierender Konzern, der im Jahr 2014 etwa 411 Millionen Hektoliter ausstieß. Das entspricht einem Weltmarktanteil von über 20 Prozent.

Seit Asterix-Band Nummer XXIV wissen wir Bescheid: die Belgier haben die Pommes erfunden. Auch wenn diese weltweit als „french fries“ auf den Speisekarten stehen. Eines der belgischen Nationalgerichte sind übrigens Moules-frites, also Muscheln mit Fritten. Angeblich gibt es rund 5.000 Frittenbuden in dem kleinen Land, je nach Landesteil heißen sie „Friture“, „Frituur“ oder „Fritkot“.

Bildung durch Asterix – aber kein Belgischer Rindfleischtopf

Somit machen sich die wenigsten Belgier ihre Pommes selber. Wer Lust auf die knusprigen Kartoffelstäbchen hat, holt sich eine Tüte an der nächsten Ecke. Man versucht in Belgien derzeit, die Pommes zum Unesco-Weltkulturerbe erheben zu lassen. Ein Status, den der türkische Kaffee schon erreicht hat, genauso wie die französische Haute Cuisine und die mediterrane Ernährung.

Wie heute üblich, sind die meisten Informationen, die Sie bis jetzt gelesen haben, durch eine sehr große und sehr bekannte Internet-Suchmaschine ans Tageslicht befördert worden. Die Suchmaschine ist natürlich Google. Und was kaum jemand weiß: Google betreibt seit 2010 im belgischen Saint Ghislain eines von nur drei riesigen Rechenzentren in Europa.

Filmtipp aus dem Jahr 2012: The Broken Circle

Ganz zum Schluss noch ein Filmtipp. – Was sag ich: ein Anschau-Befehl! – Sollte Ihnen jemals eine DVD in die Hände fallen oder im Smart-TV „The Broken Circle“ von Felix Van Groeningens auftauchen: unbedingt kaufen oder ansehen. Eine fantastische, erschütternde Liebesgeschichte, ein Drama und ein Musikfilm gleichzeitig.

Rinderschmorfleisch flandrische Art – Carbonade Flamande

Die flämische Karbonade ist ein Schmorfleischtopf aus Belgien, der im Gegensatz zu anderen Schmorgerichten aus südlicheren Ländern nicht mit Rotwein, sondern mit starkem (belgischen) Bier zubereitet wird. Den bitteren Geschmack des Biers gleichen wir mit etwas Zucker, der Süße von Zwiebeln und Karotten aus.

Fritten und Belgien das gehört zusammen. Bei der EM 2016 in Frankreich: Rinderschmorfleisch flandrische Art oder auch Belgischer Rindfleischtopf
Fritten und Belgien das gehört zusammen. Deshalb gab es während der EM 2016 in Frankreich sogar bei uns Pommes Frites zum Rinderschmorfleisch flandrische Art

Beinscheibe vom Rind. Etwa 850 Gramm schwer. Gut geeignet als Schmorfleisch. - Ganzkörperverwertung
Welches Stück Rindfleisch ist gut zum Schmoren geeignet? Antwort: unter anderem die Beinscheibe vom Rind. Die oben abgebildete ist etwa 850 Gramm schwer. Sie gehört bei uns zu den Fleischteilen, die wir unter dem Gesichtspunkt der Ganzkörperverwertung auch gerne verwenden.

Belgien bei der EM 2016 in Frankreich: Rinderschmorfleisch flandrische Art
Die Beinscheibe beim anbraten kräftig Farbe nehmen lassen für unseren Belgischen Rindfleischtopf

Belgien bei der EM 2016 in Frankreich: Rinderschmorfleisch flandrische Art
Belgien bei der EM 2016 in Frankreich: Rinderschmorfleisch flandrische Art mit belgischem Bier

Rinderschmorfleisch flandrische Art - Belgischer Rindfleischtopf

Rinderschmorfleisch flandrische Art – Zutaten für vier Personen:

* ca. 1 kg Rindfleisch zum schmoren
* 50 g Butterschmalz
* Salz + Pfeffer
* 5 große Zwiebeln
* 2 EL Tomatenmark
* 2 Knoblauchzehen
* ca. 400 g Karotten
* 2-4 Zweige Thymian
* 3 Lorbeerblätter
* 2 Nelken
* 30 g brauner Zucker
* 30 ml Rotweinessig
* mind. 750 ml Bier (z.B. Bockbier)
* 2 El Petersilie (fein gehackt)

Zubereitung Rinderschmorfleisch flandrische Art – Belgischer Rindfleischtopf:
Das Fleisch trockentupfen, mit Salz und Pfeffer würzen, dann in einem großen schweren Bräter bei großer Hitze in Butterschmalz von allen Seiten anbraten. Es sollte gut gebräunt sein.

Das Fleisch herausheben und beiseite stellen. Die Zwiebeln abziehen und in grobe Ringe oder Achtel schneiden. Knoblauch abziehen, fein hacken. Karotten schälen, ebenfalls in grobe Stücke schneiden.

Zwiebeln im Bratansatz glasig schwitzen, Knoblauch und Karotten zugeben, Tomatenmark mit anrösten.

Das Fleisch mit der gehackten Petersilie, Thymian, Lorbeer, Nelken, Rohrzucker, Rotweinessig zurück in den Bräter geben. Mit Bier bedecken und auf mittlerer Flamme auf dem Herd zugedeckt etwa 3-4 Stunden schmoren.

Während der Schmorzeit in den Belgischen Rindfleischtopf immer wieder Bier nachgießen. Die Dauer hängt alleine vom verwendeten Fleisch ab. Alternativ kann man den Topf natürlich auch in den Ofen verbannen und dort bei ca. 180° C (Umluft 160° C) schmoren.

Vor dem Servieren die Lorbeerblätter und die Nelken entfernen.

Nachdem es sich um ein belgisches Gericht handelt, servieren wir zum Rinderschmorfleisch flandrische Art ein stückiges Apfelkompott und einige frisch frittierte Pommes Frites. – Guten Appetit.

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2 Kommentare zu “Rinderschmorfleisch flandrische Art – Belgischer Rindfleischtopf”

  • Hallo,
    durch Zufall bin ich auf Deine Seite gestoßen und das von Dir vorgestellte Rezept entspricht ganz und gar nicht
    einem flämischen Rindfleischschmortopf ( vlaamse stoofcarbonade / stoverij). Ich lebe schon seit 15 Jahren in Belgien und das von Dir vorgestellte Rezept habe ich so noch nie gesehen, geschweige denn gegessen.

    • Hallo Iris,
      dafür kann ich leider nichts!
      Aber nachdem Sie das Rezept hier gefunden haben, wird es doch allerhöchste Zeit es einfach auszuprobieren.
      Dann haben Sie es gesehen und auch gegessen….!

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