Verschleiertes Bauernmädchen – DK – EM2012

Verschleiertes Bauernmädchen

Dänemark-Urlauber sind sehr treue Seelen. Wer sich erst einmal an die Bequemlichkeit in dänischen Ferienhäusern gewöhnt, und kein Problem mit dem Wetter hat, der kommt häufig jahrelang wieder. Für uns ist es eine Frage der Distanz. Wenn wir 820 Kilometer nach Süden fahren, sind wir zum Beispiel in Florenz.

Dort hat man das italienische Lebensgefühl, wesentlich wärmere Temperaturen, uralte Kulturdenkmäler und ganz nebenbei noch die Uffizien, eines der bekanntesten Kunstmuseen der Welt. Nicht zu vergessen das fantastische Essen der italienischen Küche.

Wenn wir 900 Kilometer nach Norden fahren, sind wir zum Beispiel im dänischen Esbjerg. Oder in dessen Umland, in einem tollen Ferienhaus. Dort pfeift uns der Nordseewind um die Nase und das Wetter fühlt sich meistens so an, wie man es erwartet.

Esbjerg hat als Wahrzeichen übrigens einen Wasserturm, der allerdings erst 1897 erbaut, dafür aber als Vorbild das Nassauer Haus in Nürnberg hat. Was nun die dänische Küche angeht, sollte man vielleicht den Mantel des Schweigens darüber hängen.

Vor vielen Jahren hatte ich den Prospekt eines dänischen Tourismusverbandes in Händen, der natürlich die Schönheiten des Landes anpries. Auf der Seite „kulinarisches Dänemark“ befand sich, und das ist kein Scherz, ein ganzseitiges Foto eines panierten Schollenfilets mit etwas Kartoffelsalat. Okay, es gibt in Dänemark noch Smørrebrød (was in unseren Ohren immerhin lustig klingt und durch die Muppet-Show so richtig berühmt wurde) und fast überall Hot Dogs.

Das beste Restaurant der Welt gibt es in Kopenhagen

Aber die Zeiten ändern sich. Jetzt gibt es Claus Meyer und René Redzepi. Deren Kopenhagener Restaurant „Noma“ schaffte es im Jahr 2010, 2011, 2012 als auch 2014 an die Spitze der Rangliste von The S. Pellegrino World’s 50 Best Restaurants. Und hat damit immerhin Ferran Adriàs (inzwischen geschlossenes) „El Bulli“ von der Spitze verdrängt.

Redzepi, dessen Name schon irgendwie nach Rezept klingt, hat sich bedingungslos auf regionale Produkte beschränkt. Er ist neben dem Erfinder Claus Meyer einer der Vorkämpfer der Neuen Nordischen Küche, in der man ursprüngliche Gemüse- und Obstsorten, essbare Nutzpflanzen, und seltsame Dinge aus dänischen Wäldern serviert bekommt.

Nachtrag 1):  Redzepi hat das Noma im Februar 2017 geschlossen. Nach einem Jahr Pause eröffnete der Meisterkoch wieder ein „Noma“ an anderer Stelle in der Stadt, von dem man jetzt als Noma 2.0 spricht.

Wie sich der erste Platz des besten Restaurants weltweit auf die restliche dänische Küche auswirken wird, ist noch nicht bekannt. Da sich aber jeder Fußballfan sowohl sein Smørrebrød als auch seinen Hot Dog selber belegen kann, habe ich beschlossen lieber ein altes dänisches Dessert vorzustellen, das auch in Norddeutschland sehr verbreitet ist.

Nachtrag 2):  Inzwischen gibt es in Dänemark – oder zumindest in Kopenhagen – sehr wohl einen NOMA-EFFEKT. Ein interessanter Beitrag für Städtereisende.

Dänisch: Bondepige med slør (Bondepige med slör)
Plattdeutsch: Buerndeern mit Sleier

Das Verschleierte Bauernmädchen also.

Die Zutaten der einfachen Variante sind sehr übersichtlich. Schwarzbrot, Butter, Zucker, Apfelmus, Sahne und etwas hübsches Rotes. Preiselbeergelee vielleicht, oder Himbeermarmelade, oder Erdbeerkompott.

Ganz so einfach muss es aber nicht sein. Wer sein Dessert richtig lecker haben will, sollte ein kleines bisschen mehr Aufwand treiben. Man wird es schmecken. Wir machen unser Apfelkompott deshalb selber und es gibt eine hausgemachte Himbeersoße oben drauf.

Außerdem wird Schokolade eingearbeitet und der verwendete Pumpernickel wird knusprig karmellisiert.

verschleiertes Bauernmädchen

Verschleiertes Bauernmädchen – Das Rezept

Die Zutaten für 4 Personen:
* 4 Äpfel (pro Person einen)
* 250 g Pumpernickel (oder Schwarzbrot)
* 1 TL Abrieb einer unbehandelten Orange
* 1 Stück Zimtrinde
* 2 EL Zitronensaft
* 1 EL Calvados
* 2 EL brauner Zucker
* 5 EL Apfelsaft
* ½ Stange Vanille
* 20 g Butter
* 2 EL Puderzucker
* 25 g Zartbitterschokolade
* 1 Msp. Zimtpulver
* 250 g Schlagsahne
* 6 EL TK-Himbeeren

Zubereitung verschleiertes Bauernmädchen:
Die Äpfel schälen, das Kernhaus entfernen und die Schnitze in kleine Stücke schneiden. Den braunen Zucker in einem Topf bei mittlerer Hitze leicht karamellisieren. Etwa 2/3 der Apflelstückchen mit Zitronen-, Apfelsaft und Calvados hinzufügen und bei mittlerer Hitze für etwa 12-15 Minuten dünsten.

Die Länge hängt natürlich von der verwendeten Apfelsorte ab, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Mit der ausgekratzten Vanille würzen und die restlichen Apfelstücke untermischen, weitere 5 Minuten köcheln, so dass wir ein Apfelkompott mit Stückchen haben. Auskühlen lassen.

Den Pumpernickel mit einer kleinen Küchenmaschine fein mahlen, mit dem Abrieb der Orangenschale und einer Messerspitze Zimt vermischen. Butter und Puderzucker in eine Bratpfanne geben und schmelzen lassen. Die Brotkrümel unter ständigem Rühren auf mittlerer Temperatur krokantartig anrösten. Die Krümel auf Küchenkrepp auf einen flachen Teller streuen und abkühlen lassen. Die Zartbitterschokolade fein reiben.

Die TK-Himbeeren in einem kleinen Topf mit etwas Zucker und einem Spritzer Zitronensaft ebenfalls einköcheln und durch ein feines Sieb streichen um die Kerne zu entfernen. Fertig ist unsere Himbeersoße.

Wenn alles ausgekühlt ist, werden in Dessertschalen oder Gläser im Wechsel Pumpernickelkrümeln, Schokolade und Apfelmus eingeschichtet. Die Sahne steifschlagen und dem „Bauernmädchen“ damit kurz vor dem Servieren den Schleier überziehen. Mit dem Himbeermark verzieren. Kühl servieren.

verschleiertes Bauernmädchen


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3 Kommentare zu “Verschleiertes Bauernmädchen – DK – EM2012”

  • Schollenfilet mit Kartoffelsalat… jetzt musste ich grad lauthals lachen :-D
    Aber Dein Bauernmädchen präsentiert sich sehr hübsch. Das gefällt mir gut – obwohl ich eigentlich ja nicht so der Dessertfan bin. Aber bei Apfelmus werde ich seeeehr, seeehr schwach ;-)

  • Ach, die Dänen konnten immer schon gut kochen. Ich hoffe nur, dass sie schön weit in der EM kommen. Der Start war ja ganz anständig.

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