Wien: ein Besuch im Café Landtmann

Café Landtmann

Wer sich mit einem Reiseführer oder einem Stadtplan nach Wien aufmacht, der noch vor dem Jahr 2012 gedruckt wurde, wird eventuell Schwierigkeiten haben, das Café Landtmann zu finden. So erging es auch uns. Unser Reiseführer ist schon ein etwas betagteres Exemplar und selbst verschiedene touristische Internetseiten die ich vor unserem letzten Besuch in der schönen Donausstadt ausgedruckt hatte, enthielten als Adresse für das ehrwürdige Café Landtmann noch den Dr.-Karl-Lueger-Ring 4.

Natürlich ist das Café Landtmann nicht umgezogen. Schließlich wurde es schon am 1. Oktober 1873 eröffnet. Aber der Dr.-Karl-Lueger-Ring wurde 2012 in Universitätsring umbenannt. Dem ehemaligen Wiener Bürgermeister Karl Lueger wird nämlich nicht nur Gutes nachgesagt. Sein positives Engagement für die Stadt (Bürgermeister 1897-1910) hatte als Schattenseite den grundlegenden Antisemitismus, für den Adolf Hitler später in seinem Buch Mein Kampf schwärmte.

Aber dafür kann ja das Café Landtmann nichts. Was man im Landtmann neben reizvollen Räumlichkeiten, einer gut bestückten Speisekarte sowie Kuchentheke erwarten kann, sind stilvolle Kellner, Ladegeräte für fast alle Handymarken (Foto unten) und eine relativ hohe Promidichte. Vorausgesetzt, man kennt sich aus mit der Prominenz in der österreichischen Hauptstadt.

Das berühmte Wiener Burgtheater liegt in unmittelbarer Nähe, das Rathaus schräg gegenüber, das Bundeskanzleramt und drei Ministerien mehr oder weniger um die Ecke. Die Universität Wien ist nah und auch die Parteizentrale der Sozialdemokraten nicht fern. Das Café wird daher häufig von Schauspielern, Politikern, Beamten und Journalisten frequentiert. Es ist außerdem Schauplatz von Pressekonferenzen.

Das Café kann eine illustre Gästeliste vorweisen, auf der unter anderem schon Sigmund Freud, Gustav Mahler, Marlene Dietrich, Hans Moser, Romy Schneider, Burt Lancaster, die niederländische Königin Juliane, Hillary Clinton und Sir Paul Mc Cartney stehen.

Unser eigener Besuch hatte mit der eventuellen Promidichte im Café Landtmann nichts zu tun. Wir wollten einfach einige der berühmten Kaffeehäuser in Wien besuchen um keinesfalls Coffee-to-go aus einem Pappbecher trinken zu müssen. Nach dem Café Central, der Visite im Café Diglas und dem Frühstück im Café Schwarzenberg, war das Landtmann unsere letzte Station. Besonders erwähnenswert für Internetfreaks: Es gibt hier die schon erwähnten Ladestationen und kostenloses WiFi.

Korrekte Adresse: Café Landtmann, Universitätsring 4, A-1010 Wien
Geöffnet: Täglich von 7.30 – 24.00 geöffnet. Kein Ruhetag.
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Straßenbahn-Linien 1, 2, 71 und D, den U-Bahnlinien U2 (Station Schottentor) bzw. U3 (Station Herrengasse)

Café Landtmann
Der Wintergarten vor dem Café Landtmann. Hier werden sogar Bälle veranstaltet.

Café Landtmann
Die  vier Holzsäulen am Entrée des Cafés stellen Premierenszenen des nahen Burgtheaters dar.

Café Landtmann
Die Innenausstattung aus dem Jahr 1929 im Café Landtmann steht unter Denkmalschutz.

Café Landtmann
Service wird hier groß geschrieben. Neben WiFi gibt es Ladestationen für leere Handy-Akkus.

Café Landtmann

Café Landtmann

Café Landtmann
Der Wintergarten vor dem Café Landtmann

Café Landtmann

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3 Kommentare zu “Wien: ein Besuch im Café Landtmann”

  • Das Schöne an so traditionsreichen Lokalen ist, dass man sie auch auf Fotos, die Jahre nach dem eigenen Besuch aufgenommen wurden, sogleich wieder erkennt – auch wenn es damals ganz sicher noch keine Handy-Aufnahmestationen und meines Erachtens auch noch keinen modernen Wintergarten-Anbau gab. Ich war im November 1997 dort (d.h. noch am Dr.-Karl-Lueger-Ring) und trank einer Empfehlung in meinem Reiseführer hinsichtlich typischer Getränke folgend eine Melange. Ich kann mich noch genau daran erinnern: Draußen war es fürchterlich nass-kalt und im Café Landtmann herrlich warm, gleichmaßen stilvoll wie gemütlich. Wenn ich im März diesen Jahres zum 2. Mal nach Wien reise, werde ich dieses Café auf jeden Fall auch wieder aufsuchen…
    Mit herzlichem Dank für das Wachrufen dieser Erinnerung
    Gourmandise

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