Breakfast in America I – Nie ohne Tasse reisen

Breakfast in America - Nie ohne Tasse reisen

Wer in den Vereinigten Staaten in den Hotels der recht preiswerten Ketten wie Comfort Inn oder Days Inn absteigt, hat vielleicht Glück und bekommt ein Zimmer für zwei Personen mit einem Kingsize-Bett, je nach Landesteil, schon ab 89 Dollar mit Frühstück. In begehrten Touristenzentren können es in den gleichen Ketten allerdings schon mal 99-149 Dollar sein. Immer plus Steuer, die meist (je nach Staat) um die acht Prozent pendelt.

Diese Angaben beziehen sich auf unsere Erfahrungen aus den Jahren 2009-2011. Wer es etwas gemütlicher haben möchte, geht in Häuser der Ketten wie Howard Johnson, Holyday Inn, Best Western oder Hampton Inn, die dann meist zwischen 130 und 180 Dollar pro Nacht (ohne Frühstück) verlangen.

Im Comfort Inn oder Days Inn bekommt man für sein Geld häufig sehr geräumige, saubere Zimmer an einer Ausfallstraße unweit von Tankstellen, Ketten-Food-Lokalen und Einkaufszentren, aber natürlich nicht im Zentrum der Großstädte. – Wobei dazu gesagt werden muss, die höheren Hotelkategorien liegen fast immer gleich um die nächste Ecke.

Die Zimmer haben normalerweise reichlich Platz, recht ordentlich ausgestattete Bäder, manchmal sogar einen Pool, der dann ebenfalls direkt an der Straße liegt, kostenloses Wi-Fi (Wlan) und einen großen Fernseher mit den wichtigsten Sendern der Region und eine stark lärmende Klimaanlage.

Preisgünstiges Hotelzimmer. Ganz nett, bis zum Breakfast in America
Die Einrichtung ist natürlich Geschmacksache. Mein Tipp: Nie ohne Tasse reisen

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausgezeichnet. Bis man sein Früstück bekommt, ist alles in bester Ordnung.

Nie ohne Tasse reisen – Breakfast in America

Das Wort „serviert“ fehlte bewusst im vorhergehenden Satz, denn bei dem im Übernachtungspreis enthaltenen Früstück handelt sich nur um eine Zusammenkunft aller Menschen die in dem Hotel genächtigt haben und nun, meist direkt neben der Lobby, in einem kahlen Raum mit Resopaltischen und Metallrohrstühlen ihr Zeug zusammensuchen.

Es gibt Plastik-, Papp- oder Styropor-Teller, Papp- oder Styropor-Becher und Plastik-Besteck. Rührei und Würstchen gibt es fast immer in den Edelstahl-Warmhaltern. Dazu allerlei Abgepacktes. Butter, Marmelade, Joghurt, Sirup und Erdnussbutter, Kaffeesahne, Salz, Pfeffer, Frischkäse und anderes Zeug von dem ich gar nicht wissen wollte, dass es so etwas überhaupt gibt.

Zum Beispiel industriell hergestelltes und abgepacktes Rührei, vorgegart, das man sich auf ein Brötchen (wenn vohanden) legen kann. Oder das unten abgebildete Zeug, in dem gleich drei „Komponenten“ zusammen in einer Packung stecken. Man fühlt sich ein bisschen wie ein Kaninchen im Versuchslabor. Denn ich bin mir sicher, die Lebensmittelindustrie testet hier aus, was technisch und sozusagen „kulinarisch“, dem amerikanischen Bürger überhaupt noch zuzumuten ist und stellt dazu Beobachter in die Lobbys der Hotels.

Nie ohne Tasse reisen: Breakfast in America

Noch nicht genannt wurde in meiner Aufzählung ein Ständer in dem sich kleine Gebäckstücke befinden sowie Muffins oder Donuts aus industrieller Fertigung, deren Zutatenliste nur ein Chemiker verstehen wird. Auch diese häufig abgepackt. Daneben ein oder mehrere Toaster in dem die ebenfalls vorhandenen Toastscheiben oder Bagels geröstet werden können.

Wer nicht gut ausgerüstet ist, holt sich mit seinem Papp- bzw. Styropor-Becher Kaffee aus den großen Pumpkannen. Deshalb mein Tipp: Nie ohne Tasse reisen! – Daneben gibt es einen kleinen Automaten aus dem man Cranberry- und Orangensaft in Strömen fließen lassen kann.

Freuen wird sich, wenn er jemand begegnet, der auf seinem Styroporteller stolz eine selbst gebackene Waffel vor sich her trägt. Denn Waffeln, das sind doch diese wunderbar nach Zimt und Zucker duftenden weich-knusprigen Gebäckstücke, die im Film von der liebenden Mutter im alten Waffeleisen für ihre Kinder gebacken wurden und auf die man sich echten Ahornsirup gießt, oder, bei uns auf Jahrmärkten, Nutella, Sauerkirschen und Schlagsahne auftut bis man fast platzt.

Nie ohne Tasse reisen: Breakfast in America

Im Früstücksraum unseres Hotels müssen wir nicht so viel Aufwand treiben. Wohl gibt es zwei Waffeleisen, aber die müssen selbst bedient werden. Daneben befindet sich eine Sprühdose mit Antihaft-Spray und auch bestimmt eine aufgeschnittene Packung einer Fertigbackmischung, oder einen dienstbaren Geist, der den Inhalt einer solchen Packung gerade in einen schon reichlich bekleckerten Spender gießt.

Jetzt müssen wir uns nur noch einen weiteren kleinen Plastikbecher nehmen, diesen mit Teig füllen und in das frisch besprühte Waffeleisen gießen. Nach etwa drei Minuten dürfen wir dann stolz die erste selbst gebackene Waffel auf einem frischen Styroporteller an unseren Platz tragen und klebrigen Sirup darüber gießen.

Jetzt wissen Sie auch, warum ich niemals ohne eine Porzellantasse im Koffer in die USA reise.

Nie ohne Tasse reisen: Breakfast in America

Und wie Breakfast in America auch sein kann, das erfahren Sie in dieser Geschichte. Oder auch im dritten Teil American Breakfast III – Pancakes, das uramerikanische Frühstück

Aber vorher lassen wir uns ein altes Liedchen singen: Breakfast in America Roger Hodgson (Supertramp) with Orchestra

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Breakfast in America I – Nie ohne Tasse reisen
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American Breakfast III – Pancakes, das uramerikanische Frühstück

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9 Kommentare zu “Breakfast in America I – Nie ohne Tasse reisen”

  • Lustigerweise hatten wir diese Art von Frühstück ausgerechnet im teuersten Hotel auf unserer Rundreise. Und dieses „großartige“ Frühstück gabs in einer Ecke in der Lobby. Wenn da wenigstens noch ein eigener Raum gewesen wäre, aber nein… man frühstückte notgedrungen auf den Sofas in der Lobby.
    Ich bin ja normalerweise nicht gut auf kontinentales Frühstück zu sprechen, weil ich kaltes Rührei, angetrocknete Wurst und Marmelade aus Plastiknäpfchen hasse, aber in dem Moment hätte ich mich darüber noch gefreut.

    Andere Hotels waren so nett einem das zu ersparen und stattdessen Gutscheine für in der Nachbarschaft gelegene Pancakehütten anzubieten.

    • Wir sind da inzwischen Profis. Nach 3 Rundreisen mit über 9.000 Meilen und ca. 50 Übernachtungen in solchen Hotels ist es uns inzwischen egal ob ein Frühstück enthalten ist oder nicht.
      Ohne Tasse und eigenes Besteck geht gar nichts mehr. Und nur im Notfall wird in der Lobby gefrühstückt.

      Mit leckerem Gruß, Peter

  • Wie wahr, wie wahr. Wer in Motels der noch günstigeren Preisklasse (z. B. Motel 6 und Super 8) nächtigt, der findet noch schlimmeres „Frühstück“ vor. In Las Vegas finden sich dafür tatsächlich einige sehr gute und vergleichsweise preiswerte Buffets, die zumindest was die Qualität der Speisen angeht, nichts mit Massenabfertigung gemein haben.

  • Oh, ihr seid wieder zurück! Habe Dich und Deine Schreibe vermisst. Lieber kein Frühstück, als dieses Industriefutter. In den USA habe ich jeweils in netten Pancake-Houses gefrühstückt. Die waren immer in Ordnung. Aber das ist auch schon lange her…

  • Ja,ähnliche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. In manchen Hotels gab es auch einfach nur Muffins und Kaffee. Wer das nicht mochte, schaute in die Röhre.
    Das beste Frühstück (sogar Buffet) gab es damals in Las Vegas.

    Obwohl das alles schon einige Jahre her ist, hat sich anscheinend nicht viel geändert. Heute würde ich auf das Frühstück im Hotel verzichten und mir woanders eins besorgen.

    • Wie schon geschrieben, beziehen sich diese Erfahrungen auf Hotelketten in einer bestimmten Preisklasse. Wir waren nun schon auf der dritten Rundreise unterwegs (in zusammen 20 Staaten). In Hotels der nächsthöheren Kategorie zahlt man meist gleich 50 Dollar mehr, bekommt aber gar kein Frühstück.
      In Las Vegas waren wir auch, aber ohne Buffet-Frühstück (ich mag dieses Buffet-Gefresse prinzipiell nicht).
      Das Breakfast war ohnehin gar nicht im sehr günstigen Preis enthalten.
      Was es mit dem Frühstück an anderen Örtlichkeiten auf sich hat, das wird der zweite Teil der Geschichte ;-)

      Mit leckerem Gruß, Peter

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