Die Klinge im Feuer – Japanische Messer

Vielleicht ist es ja ein schönes Geschenk. So ein japanisches Messer. Zu Weihnachten? Für jemand, der es sich wirklich verdient hat. Und damit umgehen kann! Denn japanische Messer sind nicht billig. Aber in ihnen steckt das Wissen um die Kunst des Schmiedens und das seit Jahrhunderten. Die Japaner sind schließlich bekannt für die Gründlichkeit in ihren Traditionen.

Dabei brauchen wir nur an die Kunst der Sushi-Herstellung denken, wo besonderen Wert auf das Kochen des Reises gelegt wird. Ich habe mal gelesen, dass ein japanischer Koch circa drei Jahre lernen muss, wie man Reis für Sushi richtig kocht. Wann darf er wohl zum ersten mal mit einem hochwertigen japanischen Messer an einen Fisch heran? Womöglich an den berühmten, tödlichen Kugelfisch „Fugu“.

Dieser hat übrigens ein paar lustige Gewohnheiten. Außer der, giftig zu sein. Im Normalen Leben ist er nämlich gar nicht rund sondern eher spindelförmig. Erst wenn ihm Gefahr droht, pumpt sich der Fisch in Sekundenbruchteilen mit Wasser voll. Mit seiner kräftigen Muskulatur presst er dabei, je nach Größe des Fisches, bis zu einem Liter Wasser in eine, am Bauch befindliche, sackartige Erweiterung des Magens.

Seine Stacheln, die sonst eng am Körper anliegen, stehen nach dem aufpumpen nach außen und haben die Funktion von Widerhaken. Raubfischen ist es deshalb fast unmöglich, einen Kugelfisch zu verspeisen. Angeblich können sich Kugelfische noch im Rachen großer Raubfische (Haie) aufblasen, so dass sie feststecken und der Räuber erstickt.

Fugu als Luftballon

So eine Verteidigungsaktion kann für Kugelfische aber auch mit Lebensgefahr verbunden sein. Seine am Mageneingang befindlichen, starken Ringmuskeln verhindern, dass das Wasser einfach wieder zurückfließen kann. Und ganz dumm kann es für den Kugelfisch laufen, wenn er sich an der Wasseroberfläche aufpumpt und dabei Luft aufnimmt. Dann hat er die Eigenschaften eines Luftballons und kann in der Sonne vertrocknen.

Dass Fugu in Japan seit Jahrhunderten als Delikatesse und auch als eventuell tödlicher Leckerbissen gilt, ist bekannt. Sowohl in der Leber, als auch in Darm und dem Rogen steckt das hochgiftige Nervengift Tetrodotoxin. Fuguköche werden deshalb nur mit sehr strengen Auflagen und Kontrollen ausgebildet. Um den roh servierten, in hauchdünne Scheiben geschnittenen Fisch zubereiten zu dürfen, müssen die Köche eine spezielle Prüfung absolvieren.

Wird der Fisch nämlich falsch filetiert und das Gift der Innereien benetzt das essbare Muskelfleisch, setzen beim Verzehr schon nach wenigen Minuten Vergiftungssymptome ein. Die nicht essbaren, giftigen Teile des Fugus müssen sogar als Giftmüll entsorgt werden.

Leider gibt es in meinem Umfeld nur wenige Sushi-Fans, sonst hätte ich mich längst daran gemacht, hier auch Sushi-Rezepte (ohne Fugu) zu veröffentlichen. Und obwohl es viele Menschen gibt, die zu rohem Fisch lieber „Igitt“, anstelle von „her damit“ sagen, haben Sushi und Sashimi bereits zu Beginn der Globalisierung einen Siegeszug angetreten, der seinesgleichen sucht.

Aber kehren wir nochmals kurz zurück zu den japanischen Traditionen: Wie lange dauert es wohl bis man die Kunst der Kalligrafie gelernt hat, die im 6. Jahrhundert aus China kam? Und hatten Sie schon mal das Glück den Zauber einer japanischen Teezeremonie erlebt zu haben? Ich leider nicht. Obwohl ich gar kein Teetrinker bin, würde ich das trotzdem gerne mal erleben. Wie gesagt, die Japaner sind gründliche Leute. In der Neuzeit merkt man das auch auf den Straßen aller Kontinente. Denn wo sitzt der größte Autohersteller der Welt? Richtig geraten: Nichts ist unmöglich!

Meine japanischen Messer sind nach langer Zeit wieder stumpf. Bisher habe ich sie zum schleifen immer aus dem Haus gegeben. Aber jetzt werde ich das selbst in die Hand nehmen und bestelle mir endlich einen Schleifstein.

Ein NZZ-Format, aufgeteilt in drei Videos, die jeweils ca. 15 Minuten dauern, und eine Dokumentation darstellen, über die Kunst des Messerschmiedens, Fische und buddhistische Totenmessen für verbrauchte, beseelte Messer fand ich sehr interessant und habe den Teil mit der Schmiedekunst deshalb nachfolgend gleich eingebunden.


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Nein, nein, nein! Wasabi gedeiht nicht als grüne Paste in Tuben. Und das weiße Pulver in kleinen Döschen, das man sich zum selber anrühren kaufen kann, ist auch nicht die Urform des sogenannten grünen Rettichs aus Japan, den man gerne auch als japanischen oder Wasser-Meerrettich bezeichnet. Zwar schleicht sich die Schärfe des Wasabis, ähnlich wie die des Rettichs, beim Verzehr in die Nase und es ist eine gewisse Ähnlichkeit im Geschmack festzustellen, rein botanisch gesehen haben die beiden aber nichts miteinander zu tun.

TYROLIT Messerschärfer [Produkttest]

Der alte Spruch: „gut Ding will Weile haben“, trifft zwar häufig, aber nicht immer zu. Im vorliegenden Fall schon, denn ich stelle an dieser Stelle ein Produkt vor, das bereits im vergangenem Oktober in meiner Küche angekommen ist. Es handelt sich um den sehr schicken Tyrolit Messerschärfer.



5 Kommentare zu “Die Klinge im Feuer – Japanische Messer”

  • Hallo Peter,
    immer wieder interessant zu sehen, wie die Messer gefertigt werden und was man alles mit ihnen anstellen könnte. Schleifen per Schleifstein ist da auch eine Kunst für sich die meisten Messer, Schleifer ja nur mehr oder weniger professionelle Maschinen dafür verwenden. Wie häufig schleifst du deine Messer? Und welche sind bei dir eingezogen?
    Grüße Andreas

  • Sher cooles Video! Ich habe das schon einmal gesehen, allerdings in drei Teilen. Ich bin ein großer Fan japanischer Messer.

    Vielen Dank & sehr schöner Blog!

    Grüße,
    Kai

  • Messer soll man – gemäss Aberglaube – nicht verschenken. Messer verschenken, zerstört die Freundschaft – angeblich. Wir lassen uns die Messer immer symbolisch bezahlen mit Fr. 0.20. – wegen der Freundschaft und so. ;-)

    • Liebe Wilde Henne,
      interessant. Das habe ich echt noch nie gehört. Und kaum googelt man ein bisschen herum, schon merkt man, dass auch zum Thema Messer verschenken eine Unzahl von Links existiert.
      Danke für den Hinweis. Wieder was gelernt.
      Ich habe meine beiden japanischen Messer übrigens von drei befreundeten Paaren vor fünf Jahren geschenkt bekommen. Und wir mögen uns immer noch. Aber ich nehme an, die wussten von dem Aberglauben auch nix ;-)

      Mit leckerem Gruß
      Peter

    • Das ist richtig. Meine Verlobte schenkte mir ein Skalpell und wir hatten Silvester Streit. Dann schenkte sie mir einen Naßrasierer mit fünf Klingen. Sie träumte dann wir würden uns trennen, so ein Quatsch. Nun sind wir seit drei Wochen nach dem Geschenk getrennt. Also schenkt keine scharfen Sachen wie: Schere. Messer usw. sie zerschneiden die Freundschaft.

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