„Gulas Menü“ – Es tut mir leid

Gulas Menü

Es tut mir leid, dass ich mich bei „Blogg dein Buch“ darum beworben habe, dieses Buch zu rezensieren. Denn der Klappentext, respektive die Verlagsbeschreibung, klang ganz nett. „Ein Roman in 16 Geschichten, angerichtet als 5-Gänge-Menü“, die sich also angeblich ums Essen ranken.

Das Inhaltsverzeichnis von Gulas Menü liest sich noch interessant. Amuse-Gueule, Kalte Vorspeise, Suppe, Warme Vorspeise usw., so lauten die Folgen eines imaginären Menüs, in denen jeweils einige der 16 Geschichten subsumiert sind. Leider ist danach ziemlich schnell Schluss.

Es tut mir leid, einen Teil meiner verbleibenden Lebenszeit mit diesem Buch vertan zu haben. Nicht nur, dass ich es lesen musste, ich habe mich auch noch verpflichtet, etwas darüber zu schreiben. Wäre das nicht so, so hätte ich spätestens auf Seite 25 damit aufgehört mich mit dem Buch zu beschäftigen.

Es tut mir leid, nichts positives berichten zu können. Dieses Buch ist ein Buch ohne Eigenschaften. Es ist nicht interessant, nicht spannend, nicht lehrreich und schon gar nicht witzig. Doch, eine Eigenschaft hat es: es ist stinklangweilig. Und so ist es mir vollkommen unverständlich warum diese „Geschichten“ überhaupt einen Verleger und somit ihren Weg in ein Buch fanden, in dem der Autor auf Seite 211 eine ziemliche Menge Menschen aufzählt, bei denen er sich bedankt. Warum hat keiner der dort Genannten ihm gesagt: „lass die Schreiberei bitte einfach sein“, oder:“Komm wieder wenn Du etwas zu sagen hast“?

Es tut mir leid, nicht mal eine vernünftige Inhaltszusammenfassung abgeben zu können. Es geht im Prinzip um eine Person, die in dem Buch erst im Jahr 1969 gezeugt, und die, wie wir alle, etwa neun Monate später geboren wird, die wir aber, ebenso wie der Autor selbst, ziemlich schnell aus den Augen verlieren und die dann im Jahr 2035 plötzlich pensionierte Physikprofessorin ist.

Diese Tatsache ist genau so unwichtig wie alles andere in dem Buch, denn ihr inzwischen 89-jähriger Vater, der in dem Buch in erster Linie nur ihr Erzeuger (und Koch) ist, ist gestorben und wir Leser sind sehr froh am Ende der Geschichte angekommen zu sein.

In Gulas Menü wird nicht gekocht

Zwischen Anfang und Ende des Buches liegen die verzweifelten Versuche des Autors, die flachen Handlungsstränge der kleinen Familiensaga dadurch aufzupeppen, diese aus der Perspektive verschiedener Personen erzählen zu lassen. Was besonders dann unstimmig wird, wenn der 60-jährige Autor in die Rolle des Ich-Erzählers, dabei aber in die sehr junge Mutter der Protagonistin oder auch mal in die Rolle einer bekifften Teenagerin schlüpft.

Ein weiteres, häufig zum Einsatz kommendes Stilmittel, ist die wörtliche Rede für vollkommen sinnfreie Unterhaltungen, wie sie inhaltlich tagtäglich millionenfach in bundesdeutschen Haushalten geführt werden. So what?

Es tut mir leid, dass in Gulas Menü auch nichts vernünftiges Essbares zu finden ist. Angefangen bei „Himmel & Erde“, über die Minestrone bis zur süßen Lasagne mit Roter Grütze gibt es ein paar einfache Rezepte in dem Buch, die sich allesamt ebenfalls auf dem Niveau der Kochkünste eines bundesdeutschen Standard-Haushalts befinden. Auch hier kein Witz, kein Pfiff, keine Überraschung.

Und dann gibt es noch „Lebensweisheiten“ wie diese: „Wie sehr man Eiweiß und Eigelb auch voneinander zu trennen versucht – es bleibt immer ein bisschen von dem einen an dem anderen hängen.“ (Charly)

Am Ende zernagt von Selbstzweifeln ist es ist mir nicht einmal gelungen ein Zielgruppe für das Buch Gulas Menü zu definieren. Ich gehöre mit Sicherheit nicht dazu. – Wie gesagt: es tut mir leid.

 

Dieser Beitrag erscheint in Zusammenarbeit mit der Plattform Blogg dein Buch

 


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Gulas Menü
Henning Schöttke
220 Seiten
Verlag: Stories & Friends;
Format: 18,8 x 12 x 2 cm


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8 Kommentare zu “„Gulas Menü“ – Es tut mir leid”

  • Mir hat das Buch gefallen, es hat eine gewisse Leichtigkeit und ist doch tiefgründig, man muss sich allerdings auf das etwas experimentelle literarische Konzept einlassen können/wollen.

    Die Nahrungsaufnahme ist zwar ein sogar lebenswichtiger Bestandteil unseres Lebens, aber nicht der Hauptdarsteller, das ist das Leben selbst, und so wird das auch in diesem Buch beschrieben. Facettenreich, aber unaufdringlich und manchmal sogar tödlich.

    Gar so schlecht kann das Buch nicht sein, immerhin hat es den Gourmand World Cookbook Award für das beste deutsche Buch gewonnen.

    Die enthaltenen Rezepte kommen mir als kochenmüssender Hausfrau durchaus gelegen, ich konnte sie nachkochen, ohne eine Kochlehre absolviert haben zu müssen. Meine eigenen Rouladen mag ich aber doch lieber.

  • Lieber Peter,
    das konnte ja keiner ahnen! Aber genau das ist ja die – aus Verlegerseite durchaus verständliche – Krux an der Sache: Die damit einhergehende Verpflichtung zum Schreiben.
    Für mich der Hauptgrund, warum ich mich dort nicht angemeldet habe, obwohl ich die Plattform grundsätzlich für eine gelungene Idee halte.
    LG Astrid

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