Literarisches: Koteletts und Rhabarbergrütze

Rhabarbergrütze

Kalle Blomquist ist 13 Jahre alt. Trotzdem sieht er sich bereits in einer Reihe mit den berühmten Detektiven Sherlock Holmes und Hercule Poirot. Eines Tages wird er in die Slums von London übersiedeln, vielleicht auch nach Chicago. Die Verbrecher warten dort ja schon auf ihn! Das Lebensmittelgeschäft seines Vaters, in der schwedischen Kleinstadt Kleinköping, in der noch nie ein Verbrechen verübt wurde, wird jemand anders übernehmen müssen. Kalle ist schließlich ein Meisterdetektiv.

Wenn Kalle nicht gerade damit beschäftigt ist, ein Detektiv zu sein, kämpft er mit Eva-Lotte und Anders an seiner Seite in einem gespielten „Krieg der Rosen“. Die drei Erstgenannten bilden zusammen „die Weiße Rose“. Die zweite Bande, die „Rote Rose“, besteht aus Sixtus, Jonte und Benka.

Der Großmummrich

Eine wichtige Aufgabe der weißen Rose besteht darin, sich um ihren Schatz, den Großmummrich zu kümmern. Der Großmummrich ist ein Stein, der die Gestalt eines kleinen Mannes hat und immer wieder an neuen, abenteuerlichen Plätzen versteckt werden muss um ihn zu schützen.

In drei Bänden ließ Astrid Lindgren diese Kinderbuch-Romanfigur(en) den Sommer in Schweden verleben. Das erste Buch erschien bereits 1946, die anderen folgten 1951 und 1953. Etliche Generationen der Menschheit wuchsen mit diesen Büchern auf, die es selbstverständlich auch als Hörspiele und Verfilmungen gibt. Kalle Blomquist gehörte früher praktisch zur Allgemeinbildung.

Kalle Blomquist lebt gefährlich

Was Kalle Blomquist nun mit dem von Shermin auf ihrem Blog Magischer Kessel veranstalteten Blogevent zu tun hat? Eigentlich nicht viel. Außer der Rhabarbergrütze und dem Kotelett. Es ist definitiv Literatur und Kalle Blomquist fiel mir einfach dieser Tage auf verschlungenen Wegen wieder in die Hände.
Auf einer schönen Karte zur Geburt eines kleinen Jungen namens Oskar, stand der folgende Textabschnitt aus „Kalle Blomquist lebt gefährlich“:

„Sicher hatten die Roten angedeutet, Kalle und Eva-Lotte könnten bleiben, wo sie wären, bis Moos auf ihnen wüchse. Aber das war nicht buchstäblich gemeint. Auch im Krieg der Rosen war man gezwungen, gewisse Rücksichten auf das beschwerliche und störende Element, das Eltern genannt wurde, zu nehmen.

Natürlich war es ärgerlich, wenn edle Krieger ihren Kampf auf dem Höhepunkt abbrechen mußten, um nach Hause zu gehen und Koteletts und Rhabarbergrütze zu essen. Aber Eltern waren nun einmal der Meinung, Kinder müßten Mahlzeiten innehalten. Es war mit einberechnet im Krieg der Rosen, daß man sich diesen närrischen Elternwünschen zu fügen habe.

Tat man es nicht, bestand die Gefahr bedeutend ernsterer Störungen in der Kriegführung. Eltern besaßen ein schlechtes Unterscheidungsvermögen. Sie konnten leicht gerade an dem Abend ein Ausgehverbot verhängen, der ausschlaggebend für eine Schlacht um den Großmummrich war. Eltern wußten im großen und ganzen erschreckend wenig über Großmummriche, wenn auch eine Kindheitserinnerung von der Prärie manchmal wie ein zufälliger Lichtstrahl ihren verdunkelten Verstand erleuchtete.“

Dass es Menschen gibt, die in der heutigen Zeit noch Kalle Blomquist im Herzen tragen, gibt mir Hoffnung. Deshalb: danke Corinna und Volker.

Ich finde, die Geschichte kann auch für sich alleine stehen. Trotzdem liefere ich ein ganz einfaches Rezept für Rhabarbergrütze nach, weil es Voraussetzung ist für die Teilnahme am Blogevent, und weil gerade die Jahreszeit dafür ist. Die Sache mit dem Kotelett kann ein andermal geklärt werden.

Wir machen uns Rhabarbergrütze / Rhabarberkompott

Die Zutaten für die Rhabarbergrütze / Rhabarberkompott:
* ca. 750 g (roter) Rhabarber
* 250 ml Apfelsaft
* 1 Vanilleschote
* etwas abgeriebene Zitronenschale und Zitronensaft
* 250 g Zucker
* 4-5 EL Stärkemehl.

Zubereitung der Rhabarbergrütze / Rhabarberkompott:
Den Rhabarber waschen, schälen und in Stücke schneiden. Mit 200 ml Apfelsaft, Zucker, Zitronenschale und Saft in einen Topf geben und bei mittlerer Temperatur weich kochen. Das Mark der Vanilleschote auskratzen und ebenfalls zum Kompott geben.
Die Speisestärke mit dem restlichen Apfelsaft anrühren und die Rhabarbergrütze damit binden. In Glasschalen verteilen, kühl stellen und mit Schlagsahne, Vanillesoße oder Pudding servieren.

Auch wenn er dafür den Rosenkrieg unterbrechen müsste: darüber würde sich Kalle Blomquist sicher nicht beschweren.

Rhabarberkompott, Rhabarbergrütze
Die fertige Rhabarbergrütze. Bei uns wohl eher als Rhabarberkompott bekannt

Sehr empfehlenswerte Rhabarberkuchen-Rezepte in diesem Blog:

Rhabarberkuchen mit Streuseln (Klassiker)
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5 Kommentare zu “Literarisches: Koteletts und Rhabarbergrütze”

  • Lieber Peter,
    Das freut aber eine Fan(in) von Astrid Lindgren sehr. Mit einem Teil ihrer Bücher bin ich groß geworden, dann habe ich sie meinen deutlich jüngeren Brüdern vorgelesen und zum Schluß meinen Söhnen. Erst neulich habe ich auf dem Flohmarkt wieder zwei alte Originalausgaben (Pelle und Neues von Bullerbü)erstanden. Meine Jungs liebten die Fleischklößchen Köttbullar, die Karlsson vom Dach so gern aß. Deine Rhabarbergrütze nehme ich sehr gern, denn in diesem Jahr gab es bei uns keinen Rhabarber.

  • Bei mir sind es Pippi Langstrumpf und Michel, die ich seit meiner Kindheit im Herzen trage.
    Schon damals war ich fasziniert von den Schilderungen der Speisenfolge: Blutklöse, Pfannkuchen,
    gefüllte Pasteten,…die Aufzählungen nahmen kein Ende!
    Ein Hoch auf Astrid Lindgren, die die Gedankenwelt vieler Generationen bereichert!

  • Lieber Peter,

    vielen lieben Dank für deinen Beitrag. Ich muss gestehen, Kalle Blomquist ist mir als Kind nie untergekommen. Eine Lücke im Astrid-Lindgren-Universum, die geschlossen werden will! Aber immerhin Rhabarberpudding – pardon, Grütze – habe ich dieses Jahr auch schon gekocht. :)

  • Ich habe Kalle Blomquist als Kind geliebt. Das letzte Mal, als ich das Buch in den Händen hatte, war vor einem Jahr, da habe ich den Kalle dem Küken vorgelesen. Das Küken liest leider nicht gerne, liebt aber Geschichten über alles. Und deshalbe lese ich noch heute dem bereits grossen Kind manchmal vor.
    Und über Rhabarbergrütze würde sich auch das Küken freuen. Mal gucken, ob mein Nachbar Hans noch ein paar Stengel für mich hat.

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