Rosmarin Sauercreme mit Würzpfirsich als Spiegelei an Himbeerpüree

Rosmarin Sauercreme und Würzpfirsich

Bevor es um den Würzpfirsich geht, muss ich an etwas erinnern, Kürzlich habe ich nämlich genau an dieser Stelle die Tatsache bejammert, dass auf den Speisekarten vieler fränkischer Landgasthöfe und Restaurants so etwas wie eine Dessertauswahl gar nicht existiert. Denn wir leben zwar in einer schönen Gegend, aber definitiv auch in einer Suppen- und Dessertdiaspora.

Genau dort, wo der gemeine Brühwürfel die Grundlage der Suppenauswahl bildet, wird uns auch „heiße Liebe“ verkauft. Und das hat nicht einmal etwas mit Erotik zu tun.

Denn „heiße Liebe“ ist in Wirklichkeit die Kopfgeburt einer unbefriedigten Wirtin, die nur ihre Gäste verwirren wollte, indem sie die beiden rätselhaften Worte anstelle der üblichen, „Vanilleeis mit heißen Himbeeren“, auf die Karte gesetzt hat. Und das ist schon das non plus ultra auf der marmorierten Seite. Nur noch getoppt von den unmittelbar folgenden Apfelküchlein mit Vanilleeis.

Von diesen Dingen wissen wir überaus genügsamen, fränkischen Gäste aber, dass unmittelbar nach unserer Bestellung im Kühlraum lediglich Packungen geöffnet werden, deren Inhalt anschließend entweder in der Mikrowelle oder in der Pfanne landet. Vermutlich mögen es die Franken so. Dem Koch sollte ja auch nicht zu viel zugemutet werden…

Hauptsache viel – so mögen es viele Menschen

Sommer-Küche.
Als Artikel-Serie in den Nürnberger Nachrichten.
(gedruckte Ausgabe)
(Letzter) Teil 6 hier auch als PDF zum Download.

Denn es entspricht prinzipiell nicht der fränkischen Mentalität, andere in Kalamitäten bringen zu wollen oder Probleme anzusprechen. Viel lieber murmeln wir leise, und auf Nachfrage, wie es denn geschmeckt hätte, „gut“, noch während der Scheinebratenteller mit den Resten des vollkommen inakzeptablen Gerichts abgetragen wird. Hauptsache es war sehr viel. Und preisgünstig.

Wert auf Qualität legt der deutsche Durchschnittsbürger nur beim Bild des einenmeterdreißig breiten Fernsehapparates. Aber nicht auf das Programm, das uns darauf präsentiert wird. Wert legen wir auch auf die Qualität unserer Autos. Auch wenn wir damit oft nur sehr bequem im Stau stehen. Nur bei der Ernährung, da schauen die Leute sehr schnell auf den Preis. Kaufen ihren Kindern dann aber trotzdem den Fertigpudding im Becher, anstatt selbst welchen zu kochen.

Meine Würzpfirsiche sind kein Dessert aus der Tüte

Und so begnügen wir uns auch im Restaurant mit heißer Liebe oder Apfelküchlein aus der Tüte. Dabei gibt es, speziell im Dessertbereich ungezählte Möglichkeiten und Varianten, die nur aus Bequemlichkeit außer acht gelassen werden. Eine dieser möglichen Varianten habe ich in meinem heutigen Rezept für Sie zusammengestellt.

pfirsiche gewürzt

Würzpfirsich im Sommer – Oder doch Würz-Pfirsiche?

Aus einem einfach Panna Cotta, im Prinzip auch so ein ewiger Langweiler auf der Dessertkarte, nur eben im Ristorante um die Ecke, wird am Schluss eine Sauercreme die mit Rosmarin gewürzt ist. Verteilt man diese auf einem Teller und legt einen halben geschälten Pfirsich in die Mitte, so kann man damit einen schönen Effekt erzielen, der stark an ein Spiegelei erinnert. Oder Sie geben noch ein paar Amarettinis und ein feines Himbeerpüree dazu. Fertig ist das Dessert. Ihre Gäste und deren Geschmacksnerven werden staunen!

Rezept und Zubereitung

Die Zutaten für 4 Personen zunächst die Rosmarin Sauercreme:
* 100 ml Milch
* 100 ml Sahne
* 200 ml saure Sahne
* 50 g Zucker
* 3 Rosmarinzweige
* 3 Blatt Gelatine (natürlich geht auch Agaragar).

Für die Würzpfirsiche:
* 2 Pfirsiche
* 2 Zweige Rosmarin
* 1 Stange Zimt
* Mark einer halben Vanilleschote
* 100 ml Weißwein
* 2 EL Honig
Für das Himbeerpüree:
* 400 g Himbeeren (TK)
* 4 EL Zucker
* Zur Deko: 50 g Amarettini

Zunächst die Milch, Sahne, Zucker und Rosmarinzweige in einem Topf aufkochen, dann von der Platte nehmen und einige Minuten durchziehen lassen. Hinweis: Keinesfalls die saure Sahne mitkochen, denn diese würde beim Kochen „ausflocken“, die ganze Creme wird dann nicht mehr glatt! Was die Menge der Gelatine angeht: wir streben keine schnittfeste Mousse an, sondern nur eine leicht angedickte Creme.

Die Gelatine für fünf Minuten in kaltem Wasser einweichen, anschließend ausdrücken. Die Rosmarinzweige aus dem Milch-Sahnegemisch nehmen, dieses nochmals kurz anwärmen (keinesfalls kochen) um die Gelatine in der Flüssigkeit durch Rühren komplett aufzulösen. Wieder etwas abkühlen lassen, dann erst die saure Sahne zufügen, alles glatt Rühren und möglichst kreisförmig auf (wenn vorhanden dunklen) Tellern verteilen.

Für die Würzpfirsiche den Backofen vorheizen. Die Pfirsiche werden halbiert, der Kern entfernt und die Hälften in einem kleinen Topf mit dem Sud aus den oben aufgeführten Zutaten im Ofen bei 180 Grad (Umluft 160 Grad) auf der zweiten Schiene von unten für 15-20 Minuten geschmort. Dabei mehrmals den Sud über die Pfirsichhälften schöpfen. Die Würz-Pfirsiche auskühlen lassen und die Hälften jeweils in die Mitte der Creme platzieren. Würzpfirsiche kühl stellen.

Optisch kann dieses einfache Dessert durch die Zugabe eines Himbeerpürees noch zum Hit werden. Dazu die Himbeeren in einem Topf mit dem Zucker erhitzen und einige Minuten köcheln, bis sich die Beeren alle richtig verflüssigt haben und die Gesamtmenge etwa um ein Viertel weniger geworden ist. Die Früchte nun durch ein feines Sieb streichen um die Kerne zu entfernen.

Das Himbeerpüree auf die Teller neben die (noch nicht gelierte) weiße Creme schöpfen und mit Hilfe eines kleines Holzstäbchens Muster in die Massen zeichnen. Mit den Amaretti bestreuen und mit Puderzucker bestäubt servieren.

Rosmarin Sauercreme mit Würzpfirsich
Die Rosmarin Sauercreme mit Würzpfirsich kann man so anrichten, als ginge es um ein Spiegelei

Rosmarin Sauercreme mit Würzpfirsich


 
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4 Kommentare zu “Rosmarin Sauercreme mit Würzpfirsich als Spiegelei an Himbeerpüree”

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