Verlässt man die schöne Stadt Dresden in Richtung Osten, gelangt man durch den Stadtteil Blasewitz zwangsläufig zum berühmten „Blauen Wunder“. Blasewitz ist eine schöne Wohn- und Villengegend. Das „Blaue Wunder“ ist selbstverständlich eine alte Brücke, die über die Elbe ins noch schönere Loschwitz führt. Die Brücke mit ihrem blauen Anstrich ist neben Semperoper und Fauenkirche eines der nicht wegzudenkenden Wahrzeichen der Stadt.
In Wirklichkeit heißt das Bauwerk allerdings Loschwitzer Brücke, bis 1912 hieß sie „König-Albert-Brücke“, aber „Blaues Wunder“ macht einfach mehr Spaß. Und es gibt schöne Geschichten über die Brücke.
Eine davon stammt aus dem Jahr der Einweihung 1893. Damit niemand der die Brücke benutzte, sein persönliches blaues Wunder erleben würde, unterzog man das Bauwerk vor der feierliche Eröffnung am 15. Juli 1893 einem Belastungstest. Man versammelte also reichlich Mensch und Material auf der Stahlkonstruktion. Zuerst 150 Freiwillige, dazu drei schwere Dampfwalzen, drei mit Steinen beladene Straßenbahnloren, drei Kutschen, eine ganze Kompanie des Dresdner Jägerbattaillons, sechs vierspännige Pferdewagen, vier gefüllte Wassersprengwagen, einen beladenen Materialwagen und nochmals fünf Pferde.
Die zweite Geschichte stammt aus den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs, als die „SS“ alle Brücken über die Elbe vor den herannahenden Russen sprengen wollte. Allerdings fanden sich zwei beherzte Dresdner, die diesen Akt der Zerstörungswut vereitelten, in dem sie bereits gelegten Zündleitungen einfach zerschnitten.
Mit der Schwebebahn in wenigen Minuten zur „schönen Aussicht“
In Loschwitz angekommen, wird man von ersten Rebstöcken überrascht, die unmittelbar an der Strecke der ältesten Bergschwebebahn der Welt gedeihen. Was hier nur mit ein paar Weinstöcken zu sehen ist, erstreckt sich in Wirklichkeit von Pirna bis Diesbar-Seußlitz.
Dabei stammen nur 0,2 % der deutschen Weine aus dem sächsischen Elbland. Das ganze Weinbaugebiet Sachsen, zu dem auch noch ein bisschen Fläche in Sachsen-Anhalt und in Brandenburg gehört, umfasst immerhin 480 Hektar. Trotz seiner nördlichen Lage werden wir wieder hervorragende Weine erzeugt. Das Elbtal und sein mildes Klima macht es möglich.
Neun Grad als mittlere Jahrestemperatur genügen um hier die verschiedensten Rebsorten anbauen zu können. Vom Müller-Thurgau über den Riesling, Weißburgunder, die roten Spätburgunder und sogar Dornfelder wachsen hier. Eine Rebsorte von der ich noch nie gehört hatte, ist der Goldriesling. Gefunden habe ich ihn zufällig bei einem Weinhändler im Angebot des Weinguts Schloss Porschnitz. Der Goldriesling ist eine Rebsorte, die heute nur noch in Sachsen angebaut wird.
Stimmungsvolle Präsentation im Weingut Schloss Proschwitz – Prinz zur Lippe. Wunderbarer Wein aus Sachsen
Für Weinkenner ist das Schloss Proschwitz durchaus einen Abstecher wert, wenn man ohnehin in Dresden weilt. Nur etwas über 30 km ist das herrlich gelegene Schloss in Zadel, hoch über der Stadt Meißen von Dresden entfernt. Hier werden auf 87 Hektar Weinbergfläche feinste Tropfen angebaut.
Knappe fünf Kilometer vom eigentlichen Schloss entfernt, gibt es einen liebevoll restaurierten Gutshof, mit Restaurant, Vinothek und sogar zehn Doppelzimmern. Um die Öffnungszeiten müssen Sie sich allerdings selbst bemühen. Wir waren leider vor der Saison da, die Vinothek war geöffnet, das Restaurant hatte aber noch geschlossen, die Rebstöcke dachten gerade erst darüber nach, ob sie wegen der paar warmen Tage wirklich schon treiben sollten.
Das gefällt dem Wein aus Sachsen: Nahe dem Schloss hat man eine fantastische Aussicht auf die Burg und den Dom der Stadt Meißen.
Wein aus Sachsen ist keine Erfindung der Neuzeit
Wer übrigens denkt, Weinbau in Sachsen sei nur eine Einnahmequelle die gerade händeringend neu erschlossen wird, dem gebe ich gerne einige geschichtliche Daten mit auf den Weg. Immerhin stammt die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus in Sachsen bereits aus dem Jahr 1161.
Über die Jahrhunderte gibt es verschiedenste Meilensteine im Weinanbau. 1603 führte der Kurfürst Christian II. die württembergische Reberziehung in Sachsen ein. Die ersten terrassierten Weinberge entstanden in Cossebaude und Zscheila.
Knappe 200 Jahre später ging es dann abwärts mit den Erträgen und ab 1850 drohte wegen schlechten klimatischen Verhältnissen, der Monokultur, Weinkrankheiten und Industrialisierung, der gesamte Weinbau zum erliegen zu kommen. Im Jahre 1887 begannen dann noch ein Befall der Rebstöcke durch die hundsgemeine Reblaus.
In den letzten hundert Jahren gab es weiterhin zahlreiche Bemühungen in dem gesamten Gebiet, aber erst nach der Wende stieg die Qualität der Weine auf das heutige Niveau enorm an.
Das Tor zum Schloss Proschwitz. Leider kein Zugang möglich an diesem Tag
Hier wächst er, der Wein aus Sachsen
Fand ich ganz witzig, die Aufschrift dieses Lieferwagens, der Wein aus Sachsen transportiert
Ausgetrunken, der Wein aus Sachsen
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Na, da hast du dir ja ein echtes sächsisches Highlight an Wein ausgesucht. Es freut ich sehr, dass die meine Heimat so gut gefällt. Komm doch mal wieder…es gibt noch ganz viel zu entdecken!
Und auf der Schönen Aussicht hat man einen tollen Blick, oder?
LG Sandra
Ja, Sandra.
Schöne Aussicht war klasse. Das nächste mal vielleicht unsere Bleibe.
Die haben eine interessante Speisekarte und beteiligen sich derzeit an einem kulinarischen Wettbewerb.
LG Peter
Ein schöner Artikel! Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen :-)
Gruß,
Jens