Wie löst man das? Deutsch für Geflüchtete!

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Alle Fotos in diesem Beitrag: Richard Gutjahr

An Ideen fehlt es mir selten. Meine Neueste dreht sich trotzdem immer noch nicht um das nächste Rezept, das ich an dieser Stelle veröffentlichen sollte. Schließlich gibt es Leser, die in einem Foodblog wie meinem nicht unbedingt mit gesellschaftliche Problemen belästigt werden möchten, sondern eine Idee für ihr nächstes Abendessen suchen.

Gefunden haben Sie aber meine Idee, wie man Geflüchteten die deutsche Sprache vom ersten Tag an beibringen könnte. Denn neben einer menschenwürdigen Unterbringung der Neuankömmlinge, deren Ausrüstung mit lebensnotwendigen Utensilien, Kleidung, Essen und Spielzeug für ihre Kinder, ist das wichtigste ein Sprachkurs. Und daran hapert es überall.

Nun kenne ich mich in deutschen Flüchtlingsunterkünften kaum aus. Bekannt ist, dass in Unterkünften mit vielen Neuankömmlingen reichlich Chaos herrscht.

Aber es wird der Tag kommen, an dem sich für den Einzelnen alles in stillere Gewässer bewegen wird, die Leute verteilt werden können, zur Ruhe kommen und zu monatelanger Untätigkeit verurteilt sind. Das warten auf ihr Asyl-Verfahren beginnt.

Jetzt sollte die Stunde des guten alten (oder neuen) TV-Geräts schlagen.

Eine neue Rolle für das Fernsehen

Ich hoffe für alle Geflüchteten, dass es neben einem Internet-Anschluss, der den Kontakt zu fernen Familienmitgliedern, Verwandten und Freunden ermöglicht, in jeder Unterkunft (früher oder später) auch ein TV-Gerät gibt, mit dessen Hilfe es möglich ist, zumindest einmal täglich Nachrichten zu sehen.

Wenn dem nicht so ist, wäre es traurig – aber eine lösbare Aufgabe dafür zu sorgen.

Wenn es aber so ist, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass für alle Menschen aus arabischen Ländern „Al Jazeera“ eine wichtige Informationsquelle ist.

Die Idee: Telekolleg für alle. #BloggerFuerFluechtlinge

Meine Idee schickt deshalb umgehend das bei uns oft gescholtene, öffentlich rechtliche Fernsehen in die Medienschlacht mit dem Sender aus Katar.

Wer in Bayern aufgewachsen ist, kennt es noch aus der Zeit, als es in Deutschland nur drei Sender gab: das gute alte Telekolleg. – Gestartet anno domini 1967.

In Bayern kann man noch heute sowohl die mittlere Reife (6 Monate), als auch seine Fachhochschulreife (16-20 Monate) mittels dieser Sendereihe schaffen. – Warum sollte es nicht möglich sein, Hunderttausenden von Menschen, die jetzt in unser Land strömen, auf diesem Weg, unsere Sprache beizubringen?

Englisch und Französisch gehören übrigens auch im Telekolleg zur Erwachsenen-Bildung.

Würde man schnell(!) solche Kurse für die wichtigsten Ausgangssprachen entwickeln, wären unsere Gebühren die die GEZ kassiert, wohl wesentlich besser investiert, als in manch dummer Sendung, die nur produziert wird, um Privatsendern ein paar Zuschauer auf niedrigem Niveau abzujagen.

Foto: Richard Gutjahr
Deutsch für Geflüchtete. Foto: Richard Gutjahr

Im Kabel und per DVB-T: nutzt doch Phoenix

Sendeplätze für Sprachkurse wären schnell leer geräumt, Phoenix (nur als Beispiel) ein toller Kanal, der mit einem geschätzten Marktanteil von einem(!) Prozent niemand richtig fehlen würde. Ein Vorteil der für Phoenix spricht: der Sender ist sowohl im Kabel als auch via DVB-T zu empfangen.

Die Sendezeit der „Tagesschau heute vor 25 Jahren“ trete ich als treuer Gebührenzahler gerne einem sinnvollen Sprachkurs für Geflüchtete ab, denen damit in unserem Land eine Zukunft gegeben wird.

Natürlich ist das nicht ganz einfach zu organisieren. Schließlich gibt es in den Ländern, aus denen Asylsuchende zu uns kommen, und die die höchste Chance auf ein positives Asyl-Verfahren haben, ganz verschiedene Sprachen, die man als Ausgangspunkt der Kurse zu nehmen hat.

In Afghanistan gelten als Amtssprachen Paschtunisch und Dari (Persisch). In Syrien ist die Amtssprache Arabisch. Im Irak gilt Arabisch, Kurdisch, Turkmenisch, Syrisch-Armäisch und Armenisch.

Trotzdem scheint es mir ein vernünftiger Gedanke zu sein, hier anzusetzen und gleich eine sehr große Anzahl Menschen in kurzer Zeit im alltäglichen Gebrauch unserer Sprache fit zu machen.
Speziell dann, wenn man die Sprach-TV-Stunden gleich zur „Public viewing“-Pflicht für alle in der jeweiligen Einrichtung macht. Frauen, Männer, Kinder, Omas, Opas.

Dass sich in diese Kurse (in einem zweiten Schritt) Erklärungen zu unserer westlichen Kultur (Grundgesetz!), der seltsamen Sitten und Gebräuche in unserem Land einarbeiten ließen, versteht sich von selbst.

Nachtrag vom 16.9.2015:
1) In der FAZ erschien heute ein interessanter Artikel zum Thema: „Es gilt das Grundgesetz“.
2) Der fiktive Charakter bei Facebook und im Blog, alias „Der Graslutscher“, hat auf den FAZ-Artikel von Michael Martens gleich eine wunderbare Replik verfasst, die allerdings nur bei Facebook zu finden ist: https://www.facebook.com/graslutscher/posts/682950908505851

Sprachkurs auch im Internet? Deutsch für Geflüchtete

Zur Lernbegleitung könnte man eine Webseite schaffen, die der unterschiedlichen Auffassungs- und Sprachbegabung der Menschen gerecht würde und den schriftlichen Teil des Programms erledigt.

Was sich im Netz derzeit an Sprach-Seiten tummelt, ist äußerst unübersichtlich und es gibt sicher nur wenige Menschen, die daraus eine Auswahl an wirklich Nutzvollem treffen könnten.

Diese Idee ist natürlich nur ein grobes Gedankengebäude, schließlich bin ich kein Sprachwissenschaftler oder Fernsehredakteur. Wer weiterführende Gedanken zur Durchführbarkeit, oder auch zum Gegenteil hat, kann hier gerne einen Kommentar hinterlassen.

Stichwort: Deutsch für Geflüchtete – Hashtag: #DeutschFuerGefluechtete

Deutsch für Geflüchtete. Foto: Richard Gutjahr
Foto: Richard Gutjahr


Blogger für Flüchtlinge – #BloggerFuerFluechtlinge

„Blogger für Flüchtlinge“ sammelte ursprünglich Spenden um diese dem Berliner Verein Moabit hilft zukommen zu lassen.

BFF_ButtonWegen der überwältigenden Resonanz auf die Initiative #BloggerFuerFluechtlinge kommen eingehende Spenden nun vielen verschiedenen Projekten in ganz Deutschland zu.

Daher bitte ab sofort hier spenden! http://bloggerfuerfluechtlinge.betterplace.org

Spenden an die Initiative einzuzahlen funktioniert auf der Webseite sehr einfach. Selbstverständlich stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Online-Überweisung, Kreditkarte, PayPal und GiroPay sind die Zahlungsmöglichkeiten.
 



Eventuell dazu passende Beiträge

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Speziell im Internet kursieren eine Menge Falschaussagen zur Sachlage was Asylsuchende bei uns für ein tolles Leben haben. Ein hinterhältiger, aber auch hartnäckiger und beliebter Satz, den man in diesem Zusammenhang immer wieder hört, ist „Die bekommen ja mehr Geld als Leute, die jahrelang in Deutschland Steuern gezahlt haben und nun Hartz IV erhalten“. Dass das schlicht und einfach falsch ist, scheint niemand zu kümmern.

Pegida aufessen! – Blogevent #nopegida

Sabine aus Hamburg ist bekannt durch ihren Blog „Hamburg kocht“. Sie ist sehr engagiert und gegen zwei Dinge allergisch: Haselnüsse und Nazis. Als FoodbloggerIn fallen ihr Äußerungen von Pegidioten, Rassisten und Nazis zum Essen besonders auf, weshalb sie kürzlich beleuchtet hat, wie es denn so um die Unterwanderung unserer patriotischen Speisen steht. Nun hat sie sich vorgenommen den Hashtag #nopegida bei Twitter ganz nach oben in die Liste Populärer Hashtags zu bringen. Dazu werden alle Blogger (auch Nicht-Food-Blogger) aufgefordert Pegida aufzuessen und tot zukochen.



4 Kommentare zu “Wie löst man das? Deutsch für Geflüchtete!”

  • Sehr gute Idee mit dem „Integrations-Telekolleg“. Damit würden der öffentlich rechtliche Rundfunk endlich auch wieder seinem gesetzlich verankerten Bildungsauftrag gerecht werden.

  • Schöner Gedanke und in einem Kochblog genauso gut aufgehoben, wie in jeder anderen Publikation. Hoffe, es finden sich noch mehr Menschen, die sich dafür einsetzen, was beim öffentlich rechtlichen Fernsehen wohl nicht in den nächsten Minuten zu erwarten sein wird.

  • Ich finde deine Idee total Klasse!
    Leider wird sie, wie so viele tolle Ideen, wahrscheinlich an der Bürokratie scheitern, weil man da eben nicht einfach „machen“ kann.
    Schade, dass man keine „Beziehungen“ zu höherer Stelle hat…

    Liebe Grüße
    Ina

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