„Gibt es so etwas wie Jüdisches Essen?“ Die Juden selbst, und auch die Autorin des hier vorgestellte Buches, Claudia Roden, sind sich nicht immer sicher, und schon gar nicht einig über die richtige Antwort auf diese Frage. Obwohl ein französischer Historiker (Fernand Braudel, 1902-1985) bestätigte, es gebe durchaus eine Jüdische Zivilisation. Das Bild, das er von dieser Zivilisation zeichnete, beschrieb zahllose Inseln, verstreut in fremden Gewässern.
Die einzelnen Aspekte der Jüdischen Kultur sind verteilt wie winzige Öltröpfchen auf dem Wasser andere Zivilisationen, sie vermischen sich niemals richtig mit Ihnen, bleiben aber stets von ihnen abhängig. Die Juden übernahmen und adaptierten, gaben aber nie ihre eigene Identität auf.
Das Buch der Jüdischen Küche
Ein Aspekt von dem wir alle schon viel gehört haben, aber nur ein kleines bisschen wissen, ist die Tatsache, dass es zahlreiche Jüdische Speisevorschriften gibt. Und, dass sich das Essen immer um den Sabbat und zahlreiche religiöse Fest dreht.
Claudia Roden hat zu diesem gesamten Themenkomplex ein Buch geschrieben, mit dem sie sich circa 30 Jahre lang beschäftigt hat. Wer das Buch gelesen hat, wird danach wesentlich schlauer sein, denn man erfährt darin Details die man bisher noch nicht kannte.
Es handelt sich nicht um ein Kochbuch im herkömmlichen Sinn, obwohl es an die 800 nachkochbare Rezepte enthält. Es ist vielmehr eine sinnliche Enzyklopädie jüdischen Lebens. „Das Buch der Jüdischen Küche“ gewann bereits acht internationale Preise, darunter den renommierten „Prinz-Claus-Preis“ der Niederlande in „Anerkennung außergewöhnlicher Errungenschaften auf dem Gebiet kulturellen Erbes“.
Das Buch der Jüdischen Küche: Eine Odyssee von Samarkand nach New York
Worum geht es also? Außer um die Familiengeschichte der Autorin Claudia Roden, die 1936 in Ägypten geboren wurde und deren Vorfahren aus Aleppo (Syrien) und Istanbul stammen?
Zunächst um eine Hommage an die eigenen Wurzeln. Die Rede ist von vergangenen Generationen, verschwundenen Welten und Identität. Auf über 15 Seiten werden die beiden Jüdischen Kulturkreise, die der Aschkenasen und die der Sepharden, die Jüdischen Ernährungsregeln des Kaschrut (Jüdische Speisegesetze), die Speisen der antiken Hebräer in Bibel und Talmud erklärt, die Jüdischen Feiertage, deren Sinn und Zweck sowie selbstverständlich deren kulinarische Besonderheiten dargelegt.
Der Rest des Inhalts ist gegliedert in den Askenasischen Kochstil (mit allen mit allem was dazugehört) und die Stile der Sephardischen Küche. Auf Letzterem liegt eindeutig der Schwerpunkt dieses Buches.
Denn die Sephardische Welt ist warm. Sie ist die Welt der Paprikaschoten und Auberginen, Tomaten und Zucchini, Reis, des geschroteten Weizens, von Fischen (mit Schuppen!) aus dem Meer und Olivenöl. Im weitesten Sinne kann man also sagen es sind die Gerichte der Mittelmeerländer.
Wohingegen die Askenasische eine wesentlich kältere Welt ist. Sie ist, vereinfacht dargestellt, die Welt der östlichen und nordeuropäischen Länder. Hühnerfett, Zwiebeln, Kohl, Karotten, Kartoffeln, Süßwasserfische, Karpfen und Hering sind wichtige Grundlagen hier. Selbstverständlich gibt es keine strenge Trennung dieser beiden Stile denn durch manche Heirat treffen in jüdischen Familien die beiden kulinarischen Richtungen plötzlich in einer einzigen Küche wieder aufeinander.
Es ist schwierig, Jüdische Speisen von denen der übrigen Bevölkerung zu unterscheiden. Man bekommt mit dem Kauf des Buches also kein besonders exotisches Kochbuch ins Haus. Man bekommt jedoch eine hochinteressante Rezeptsammlung an die Hand und vor allem ein Kulturbuch, dass allen, die neugierig sind auf das was sie nun nur vom Hörensagen, Museumsbesuch oder aus Filmen kennen, endlich nachschlagen können.
Das Buch enthält nur wenige Fotos, meist sehr alte schwarz-weiße Aufnahmen, es ist großformatig (20 × 28 x 3,6 cm), hat um die 520 Seiten und ist eine sehr interessante Bettlektüre. Auch wenn es dafür fast zu schwer ist. – Schon beim ersten in die Hand nehmen des Buches merkt man, dass es sich hier um ein absolutes Qualitätsprodukt handelt.
Die Textseiten sind zweispaltig aufgebaut, was beim Leser die Anmutung eines Lexikons hinterlässt. Dazu passt die qualitativ hochwertige Verarbeitung mit dem dunkelblauen Leinenrücken.
Wollte man unbedingt etwas an dem Buch bemängeln, fielen mir höchstens fehlende Lesebändchen ein. Für den stolzen Preis des Buches, 54 €, bekommt man aber eine lange gesuchten Schatz an geballtem Wissen, der sich auch noch sehr unterhaltsam liest.
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Das Buch der Jüdischen Küche:
Eine Odyssee von Samarkand nach New York
Autorin: Claudia Roden
576 Seiten
Verlag: Mandelbaum
Format: 27,6 x 20,2 x 3,6 cm
Preis: 54,00 Euro
Das sind eigentlich die besten Bücher, die Spaß beim Lesen machen, als Bettlektüre taugen (fast) und noch zum Kochen inspirieren….
Ja Ninive,
das sind wirklich die besten.
Für dieses braucht man im Bett aber starke Arme ;-)
oder auf dem Bauch lesen….. es gibt doch auch so Lesepulte fürs Bett….. wobei, damit lassen wir uns vielleicht noch ein paar Jährchen Zeit.