Verbringt man seinen Urlaub mit einer richtig durchorganisierten Reisegruppe in fernen Ländern, kann man sich die Anschaffung eines gedruckten Reiseführers getrost sparen. Allerdings gibt es Landsleute, die trotzdem eigene dicke, Reisebegleiter aus Papier bei sich haben, einfach um noch mehr zu erfahren. Oder um dem Mann, beziehungsweise der Frau mit dem Fähnchen, der die Gruppe anführt, bei passender Gelegenheit auf den Zahn fühlen zu können. Nicht umsonst wird den Deutschen nachgesagt, sie hätten etwas Oberlehrerhaftes an sich.
Die höchst unterschiedliche Qualität von gedruckten Reiseführern, verführt mich fast immer dazu, mindestens zwei von ihnen zu erwerben. Und so manches Mal schmuggelt sich sogar ein drittes Buch dazu, vor allem wenn es auf Fernreisen oder besonders große Länder geht. Damit hat man dann das Problem des zusätzlichen Gewichts. Auf Flugreisen wird es außerdem schnell lästig, die schweren, broschierten Bücher im Handgepäck zu haben. In unserem kleinen Bücher-Koffer den wir früher stets mit uns führten, war das nicht unbedingt ein Problem.
Ein kleines eBook ersetzt theoretisch das Gewicht dieser ganzen Reiseführer
Aber heute ist ohnehin alles ganz anders. Der kleine zusätzliche Koffer, den die beste Ehefrau von allen, und meine eigene Wenigkeit mit dem Lesestoff füllten, den wir uns jeweils vorgenommen hatten, wird nun von ganz anderen Dingen bevölkert.
Überaus wichtig: Ladegeräte! Für Kamera-Akkus, für Smartphones, für das Tablet. Netzteile für das Notebook und selbstverständlich für das eBook oder die eBooks. Meine neueste Errungenschaft in diesem Bereich ist der Reader™ von Sony, den es speziell bei ebook.de als Standard-Reader gibt.
Auch wenn der geneigte Leser vielleicht den Kopf schüttelt und ich selber wirklich ein sehr großer Bücherfan bin: die komplette Urlaubslektüre in einem federleichten Reader zu haben, der nur knapp über 200 Gramm auf die Küchenwaage bringt, ist eine feine Sache. In dieses Gesamtgewicht eingeschlossen ist bereits eine Schutzhülle mit integrierter Beleuchtung, die derzeit allerdings nur gegen 40 zusätzliche Euros mitgeliefert wird. Auch wenn man 100 Bücher darauf lädt – schwerer wird das Gerät trotzdem nicht.
Nachts mit integrierter Beleuchtung in der Schutzhülle. Diese muss aber zusätzlich angeschafft werden
Vor unserer kürzlich zu Ende gegangenen Reise nach Holland fasste ich deshalb den Entschluss, diesmal komplett ohne gedruckten Reiseführer auszukommen. Das kleine eBook passt genau in die Innentasche eines Sakkos, so dass man auf Besichtigungstouren nicht dauernd ein Buch in Händen halten muss. – Soweit die Theorie.
Elektronisches Buch mit Grenzen
Das erste Problem des elektronischen Reiseführers ist die fehlende Möglichkeit des schnellen Durchblätterns, auf das man bei einem Roman selbstverständlich gut verzichten kann. In der gedruckten Ausgabe springen einem schnell tolle Farbfotos ins Auge, die uns dazu verleiten, nachzulesen, in welchem schönen Ort das sein könnte. Das gleiche gilt übrigens für Kochbücher, in denen ebenfalls Fotos eine wichtige Rolle spielen. Auch diese werden zunehmend als eBooks angeboten.
Der Reader™ im Einsatz in Holland
Nachdem die meisten eBooks über spezielle Displays verfügen, die das reine Lesevergnügen auch bei Sonneneinstrahlung oder ungünstigen Lichtverhältnissen begünstigen, gibt es für Kochbücher und Reisebegleiter mit ihren reduzierten Graustufenfotos leider Abzüge in der B-Note.
Die vielbeschworene Haptik des echten Buches fehlt einem eBook logischerweise komplett. Wo das eBook wirklich punkten kann, ist bei der Suche von Begriffen, die schnell, und vor allem im richtigen Zusammenhang dargestellt werden. Verglichen mit manchem schwachbrüstigen Register im gedruckten Reiseführer, ist das eine echte Wohltat.
Schick, flach und handschmeichelnd
Im eBook Reader™ kann man sich sowohl handschriftlich auf dem Touchscreen, als auch in einer Art Notizbuch an gewünschten Stellen Bemerkungen eintragen, über die man später auch gleich wieder an die markierten Stellen finden kann. Das ersetzt die bunten Marker, mit denen ich meine Reiseführer stets spicke (siehe Foto oben). Prinzipiell eine feine Sache.
Der Umgang mit dem Gerät selbst ist keinesfalls intuitiv zu nennen. Gelegentliches nachschlagen im (selbstverständlich) elektronischen Benutzerhandbuch kann nicht schaden. Die Bestückung des eBooks funktioniert dagegen einfach und unkompliziert. Eine direkte Verbindung zum Shop von eBook.de ist sowohl über WiFi, als auch über den Anschluss mittels eines USB-Kabels am heimischen PC möglich. Die Akku-Laufzeit wird mit mehreren Wochen angegeben.
Da der Reader auch PDF Dateien ohne Probleme verarbeitet, beziehungsweise anzeigt, kann es für autorisierte PDF-Files nötig sein, sich zusätzlich ein Adobe-Konto anzulegen.
Was nun mein Beispiel angeht, den Reader als Reiseführer einzusetzen, so würde ich unbedingt dazu raten, nur echte eBooks im Format epub herunterzuladen. Im Marco Polo Führer für Amsterdam im Format epub sind die Dateien vernünftig aufbereitet. Schlagwörter sind verlinkt, man kann innerhalb des Buches herum springen, wie man es von Internetseiten gewohnt ist. Hat man WLAN zur Verfügung, kann man sogar an fast jedem Punkt des eBooks zu Google Maps wechseln und hat somit Zugriff auf einen echten Routenplaner. – Ein zusätzlicher Amsterdams Stadtplan wäre also obsolet.
Keine saubere Lösung: das PDF im eBook
Vom Einsatz eines PDF-Reiseführers für den Reader rate ich schlichtweg ab. Die PDF Dateien sind nicht aufbereitet, man kann sich nur über die Pfeiltasten des Gerätes und das Inhaltsverzeichnis durch das Buch bewegen. Da das, vermutlich wegen der Gesamtgröße des PDFs nur sehr behäbig vonstatten geht, verliert man schnell jeden Spaß daran.
Dazu kommt das Missverhältnis des Preises. Die Verlage, die PDFs zum Kauf anbieten, führen bereits für den Druck vorhandenen Dateien einfach einem anderen Vertriebskanal zu, ohne den Preis entsprechend anzupassen.
Das Buch muss nicht gedruckt, es muss nicht gebunden und durch die Gegend transportiert werden, und es wird, anders als beim epub Format auch nicht aufbereitet für verschiedene elektronischen Geräte. Trotzdem wird (fast) der komplette Preis eines gedruckten Buches verlangt, was niemand als fair betrachten kann.
Leider werden, um bei meinem Beispiel zu bleiben, die meisten Reiseführer als PDF-Dateien verkauft, was übrigens auch für Kochbücher gilt. Damit kann man nur leben, solange man diese Dateien auf einem großen Monitor in Farbe und bunt liest.
Nun kann man meinen Test generell als etwas unfair betrachten, denn schließlich wurden die elektronischen Geräte, egal von welchem Hersteller, nicht dazu entwickelt, bunte Kochbücher und Reisebegleiter darauf zu lesen, sondern als Ersatz für ein gedrucktes Buch, mit reichlich Text. Eine nützliche, kleine und bewegliche Bibliothek, die jederzeit und überall zur Verfügung steht.
Meine Reiseführer kaufe ich mir bis zur nächsten oder übernächsten Gerätegeneration wieder als gedruckte Bände. Die restliche Urlaubslektüre kommt auf das eBook. Und das landet im kleinen Koffer beim eingangs bereits erwähnten Kabelgewirr!
Danke für diese Einschätzung- ich bin auch Reiseführer-Fan und besorge meist mehr als ein Exemplar vor einer Reise in neue Gefilde….
Und werde es also weiterhin so halten – Gewicht hin oder her. Zudem schätze ich auch die Landkarten/Stadtpläne auf Papier sehr, als nicht gerade Geografie-Begabte habe ich mir den Umgang mit diesen hart erarbeitet, nochmaliges Umlernen auf elektronische Wege, ich weiß nicht….
Jaja, die Beziehung der Geografie zu Frauen ist meistens etwas disharmonisch.
Dafür habt ihr zahlreiche andere Vorzüge…!
Danke für die Weitergabe deiner Erfahrung des ebook-Readers als Reiseführer, denn das habe ich bislang mit meinem noch nicht getestet.
Ich schätze meinen Reader sehr im Urlaub zum Lesen von ’normalen‘ Büchern und beim Lesen abends im Bett.
Das Weniger an Gewicht auf Reisen hat viel für sich, aber auch das „Leichtgewicht“ zum Halten beim langen Lesen.
Aber vor allem bei Kochbüchern schätze ich nach wie vor das gedruckte Buch und auch bei Büchern, die mir sehr wichtig sind und die ich immer mal wieder zu Hand nehmen möchte.
Hallo Eva,
wenn Du es trotzdem einmal testen willst, dann lass auf jeden Fall die Finger von den PDFs!
Kochbücher auf Tablets, die eine ausreichende Displaygröße haben müssen, würde ich mir schon gefallen lassen. Denn immerhin ist dann alles bunt. Und man braucht den Platz für die oft großformatigen Bände nicht. Eine ganze Sammlung von Kochbüchern auf dem Gerät kann ich mir aber auch nicht vorstellen. Denn bei mir gilt häufig: aus den Augen, aus dem Sinn.
Ich finde die Reisebuchverlage hinken da der Entwicklung ganz schön hinterher. Ich hätte die Reiseführer eigentlich am liebsten nur als App auf dem Handy (und Tablet), aber das gibt es leider nur von wenigen Verlagen und dann auch nur für wenige Reiseziele…Liebe Grüße Melanie
Danke Melanie.
Reiseführer auf dem Smartphone kann ich mir nur in den seltensten Fällen vorstellen.
Vielleicht als Guide zu bestimmten Sehenswürdigkeiten. Einen ganzen Reiseführer? Für mich unvorstellbar.
Aber Du hast recht. Die Verlage überlassen das künftige Geschäft scheinbar wieder einmal jemand, der noch darauf wartet in diese Marktlücke zu springen.