Surftipp: Eine Webseite der Nachhaltigkeit? Futurzwei

Die Provokation auf der Startseite ist gelungen. „Schwören Sie! Los!“, ist die erste Aufforderung die den Internet-Surfer beim Besuch der neuen Webseite der Stiftung FUTURZWEI ins Auge springt. Der Sozialpsychologe Harald Wetzler hat, zusammen mit einem 10-köpfigen Team, diese Stiftung ins Leben gerufen.

Und was tut diese Stiftung? Der Steckbrief auf der Webseite klärt uns auf:

Eine andere, zukunftsfähige Kultur des Lebens und Wirtschaftens entsteht nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse oder moralische Appelle. Sie wird in unterschiedlichen Laboren der Zivilgesellschaft vorgelebt und ausprobiert.

Verantwortungsbewusste Unternehmer, kreative Schulleitungen, Bürgerinitiativen, studentische Start-ups oder einzelne Bürgerinnen und Bürger zeigen, dass man das Unerwartbare tun kann. Sie nutzen ihre Handlungsspielräume, um zukunftsfähige Lebensstile und Wirtschaftsweisen zu entwickeln. Sie fangen schon mal an.

FUTURZWEI macht es sich zur Aufgabe, dieses Anfangen gesellschaftlich sichtbar und politisch wirksam zu machen. Auch das 21. Jahrhundert braucht Visionen von besseren, gerechteren und glücklicheren Lebensstilen. In unserem Zukunftsarchiv erzählen wir, wie solche Visionen ganz handfest in Wirklichkeit verwandelt werden. Und dass Veränderung nicht nur möglich wird, sondern dass sie auch Spaß macht und Gewinn an Lebensqualität bedeutet.

FUTURZWEI ist kein Netzwerk und keine Community, sondern eine gemeinnützige Stiftung, die ihre Mittel für das Projekt einer zukunftsfähigen, enkeltauglichen Gesellschaft einsetzt.

 

Tolle Inhalte in fragwürdiger Verpackung.

Also ein Projekt, das es wert ist, beachtet zu werden. Wer sich solche Ziele steckt, muss unterstützt werden. Wir, die wir uns täglich im Internet bewegen und es gewohnt sind, beim kurzen Querlesen einer Unmenge von Artikeln, Rezensionen und Lebensweisheiten unserer Zustimmung mit Hilfe von „gefällt mir“, Retweets, Verlinkungen oder andere Arten der Weiterverbreitung der konsumierten Informationen zu sorgen – zu der natürlich auch noch das „teilen“ bei Google+ oderFacebook & Co gehört – werden allerdings Probleme mit der Webseite dieser Stiftung bekommen.

Oder die Stiftung mit uns. Denn mit der Weiterverbreitung ist es nicht weit her. Artikel daraus im Socialweb weiterempfehlen geht gar nicht. Diese Webseite gibt es nur am Stück. Und am Stück meint am Stück. Unter Programmierern wird gerne das Zitat „Code is poetry“ hin und hergeschoben, hier muss man  mit gedrückter Maustaste den gesamten Bildschirminhalt verschieben, um die einzelnen Teile zu erkunden.

Ist man im gewünschten Bereich angekommen, kann man die interessanten Artikel anwählen, diese poppen auf und man kann wiederum nur mit gedrückter Maustaste scrollen um ans Ende zu gelangen. Das Layout erinnert an Spielereien, die vor 15, 16 Jahren in der Zeitschrift „Pl@net“ vorgestellt wurden, damals wäre das Konzept aber komplett an der Vielzahl der Browser gescheitert. Ich befürchte, das könnte auch heute noch passieren. Einziges hilfreiches Werkzeug ist die Hand am rechten Bildschirmrand. Drücken Sie sie ruhig. Sie spart Ihnen weite Wege!

Wenn Nachhaltigkeit auf Webseite trifft

Der Aufforderung auf der Startseite nachzukommen, also mindestens eine der Geschichten, die man interessant fand, weiter zu verbreiten, ist zwar ganz nett gelöst – am Ende jeden Artikels gibt es einen Button, der uns ein Formular öffnet, mit dem wir die soeben gelesene Geschichte sofort an jemand weiterempfehlen können. Allerdings wird der Empfänger damit nur auf die Webseite geschickt und wenn er/sie erstmals dort ankommt, muss er ebenfalls das gesamte Konzept der Webseite durchschauen, um dorthin zu gelangen, wo der Empfehlende ihn haben will.

Nun kann man mir entgegen halten, ich hätte mich weiter oben bereits als Artikel-Querleser geoutet und es sei nicht das Ziel der Stiftung, dass ihre Geschichten nur quergelesen werden. Fakt ist aber, dass auch Leuten die guten Willens sind (wie ich), es nicht einfach gemacht wird sich für diese Art der Weiterverbreitung zu engagieren.

Die Nachhaltigkeit beim Webseitenkonzept besteht in erster Linie darin, alles auf eine Seite zu bringen. Früher hätte man das Papier sparen genannt. So auf die Spitze getrieben, könnte das Konzept den Besucher bald auf die Palme, respektive wieder von der Seite treiben. Schade FUTURZWEI.

Links zum Thema
taz: Ökomoral als große Erzählung
Stuttgarter Zeitung: Tugendhafte Zeitgenossen
Süddeutsche Zeitung: Damit die Bürger Mut bekommen, gibt es ‚Futur Zwei‘
ZEIT online: Wir sind nicht nett
Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wir werden aktiv gewesen sein
3sat: Geschichten des Gelingens
Greenpeace Magazin – Wo Nachhaltigkeit glücklich macht
In Blogs
der lohas-blog: FUTURZWEI : Reine Konsumhaltung ist nicht. Wir brauchen Täter!
UmamiBücher: Weltrettung im Futurzwei
Mythopoia 2.0: Reine Konsumhaltung ist nicht

Wortbetrieb: Printdenken vs. Internetdenken . . .

 




3 Kommentare zu “Surftipp: Eine Webseite der Nachhaltigkeit? Futurzwei”

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