Während die einen sich pausenlos an „Food porn“ im Internet ergötzen, gibt es eine große Bevölkerungsschicht, die keine Ahnung hat, was das überhaupt ist. Nur wer in den sozialen Netzten wie Facebook, Twitter, Instagram, Google+ oder anderen aktiv ist, kam damit sicher schon einmal in Berührung. Dann nämlich, wenn man Fotos von tollen Gerichten in der Chronik des jeweiligen Dienstes wahrnimmt, unter die jemand als Kommentar einfach „Food Porn“ oder „Foodporn“ geschrieben hat. Mit einem oder sogar mehreren Ausrufezeichen versehen!
Meine erste Begegnung mit „Food Porn“ war ein satirischer Marco Ferreri Film aus dem Jahr 1973: „Das große Fressen“. Auch wenn es darin um reichlich Sex und noch mehr Essen ging – besonders appetitlich war das damals alles nicht.
Wesentlich besser kam dann schon die berühmte Kühlschrankszene 1986 in dem Adrian Lyne Film
„9 1/2 Wochen“, die in ihrer ganzen Länge in dem unten folgenden Video zu sehen ist. – Klasse Aufnahmen, bei denen das Gegenlicht des Kühlschranks als Hintergrund der ganzen Filmszene diente. Das war neu – und toll.
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Szenen aus 9½ Wochen – Das war auch so etwas wie Food Porn
Aus den Augen, aus dem Sinn – Foodporn
Es wäre ziemlich kleinkariert, würde man jetzt konstatieren: Obwohl die beiden Hauptdarsteller pausenlos Lebensmittel verwenden, kommt offensichtlich nichts davon aus diesem Kühlschrank. Aber es geht um Kunst – und echte Kühlschränke sehen innen nun mal nicht so aus. Unser Kühlschrank ist schließlich ein Ort der Aufbewahrung.
In unserem eigenen Kühlschrank nerven mich die ganzen Kunststoffbehälter ziemlich. Aber die beste Ehefrau von allen hat ein Faible dafür, während ich für Aufbewahrungsgläser plädieren würde. Zum Beispiel frisch geriebener Parmesan. Nehmen wir an, die Restmenge entspricht der von 1½ Esslöffeln. Was wird damit gemacht? Sie wandert in eine kleine undurchsichtige Kunststoffdose.
Ab dem Zeitpunkt, in dem das Döschen im ersten Stockwerk der Kühlung ankommt, beginnt es so eine Art Wanderschaft. Zuerst wird es von einem großen Fleischpaket, das nur einige Stunden da bleiben wird, ganz nach hinten geschoben.
Ist das Fleisch weg, werden vom nächsten Einkauf einige Becher Sahne, eine Schachtel Eier, ein Becher Margarine und 5 Joghurts davor gestellt. Wenn der letzte Sahnebecher nicht mehr in das Fach passt, wird das Döschen entnommen und zu treuen Händen vielleicht dem zweiten oder dritten Fach des Kühlschranks übergeben.
Das Fach der Verlierer – Den Aufbewahrungsgläsern eine Chance
Das dritte Fach ist bei uns eines von denen, die man nicht einsehen kann, ohne sich ganz weit nach unten zu beugen. – Ich nenne es das Fach der Verlierer. – Bei uns steht darin häufig eine kleine, gläserne Käseglocke und es ruhen darin einige Getränkeflaschen. Bier, oder kleine Trinkflaschen dubiosen Inhalts für die Enkelkinder.
Ist unser Parmesan erst einmal hinter diese Flaschen geraten, dann hat er definitiv verloren. Man sieht das Aufbewahrungsdöschen nicht mehr und wenn es dumm geht, trinke ich wochenlang kein Bier. – Bis sich jemand an den restlichen Parmesan erinnert, hat häufig der Schimmel bereits die Herrschaft übernommen! In einem kleinen Aufbewahrungsglas hätte man den Käse wenigstens immer gesehen!
Das ist übrigens KEIN Blick in unseren eigenen Kühlschrank
Food Porn überall.
Doch zurück zum Food Porn. Der heutige Trend, sein Essen zu fotografieren bevor man es vertilgt, ist unter Foodbloggern natürlich ein alter Hut. Aber die stete Verbesserung der Handykameras und der gesellschaftliche Voyeurismus in allen Breichen, macht auch vor dem Teller im Restaurant nicht mehr halt: immer mehr Menschen fotografieren ihr Essen und posten es in ihren Social-Media-Profilen. Food Porn überall.
Und während die einen das als Riesenspaß empfinden, denn sie können sehen, was sie selbst oder ihre Freunde auf dem Teller hatten, sind andere total genervt davon. Ich persönlich finde Food Porn recht lustig und wäre erst genervt, wenn in einem Restaurant jemand vom Nebentisch mein eigenes Hauptgericht oder Dessert fotografieren möchte!
Mir war längst klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ein Mensch aus dem Gebüsch springt, der denjenigen, die Food Porn verbreiten, etwas krankhaftes unterstellen würde.
So geschehen im Mai 2013, als die Leiterin der Psychiatrischen Abteilung im Women’s College Hospital in Toronto, Dr. Valerie Taylor, einen Vortrag beim „Canadian Obesity Summit“ in Vancouver hielt. Der Titel des Vortrags lautete „Food Fetish: Society’s Complicated Relationship with Food“.
Sie stellt in Ihrem Vortrag/Artikel die These auf, dass das Fotografieren unseres Essens und das Teilen derartiger Fotos auf Instagram, Facebook und Twitter ein Anzeichen für eine Essstörung sein können.
Vielen Dank Frau Doktor. Ich bin quietschfidel und guter Dinge. Von Essstörung keine Spur! Übrigens hat Food Porn sogar eine gute Seite. Der Genuss ist nur virtuell und macht deshalb auch nicht dick!
Zum Schluss noch ein gut gemeinter Hinweis: Falls Sie vorhaben die Filmszenen oben nachzustellen, dann wird auch ein Kühlschrank mit der Energieeffizienzklasse A+++ beim Stromsparen nicht viel helfen. Solange er dauernd offen ist…!
Das mit dem Essen fotografieren kann aber auch nervig sein. Klar ist es einerseits ein Kompliment an den Koch, wenn die Gäste verzückt zum Handy greifen und das Essen knipsen, aber teilweise artet das auch ziemlich aus, und es wird wirklich jeder Krümel in Szene gesetzt. Zum Kommentar von WildeHenne muss ich aber sagen, dass die Idee mit dem Parmesan im Tiefkühler aber grandios ist, da ich auch das Problem habe, wenn ich fertig-geraspelten Parmesan kaufe (ja ich weiß, der ist nicht so gut wie ein Stück, aber das schaff ich alleine einfach nie zu vertilgen) :-)
Kühlschränke und ihr Innenleben… eine leidige Geschichte. Aber für den Parmesanrest habe ich eine Lösung, nämlich das Gefrierfach. Dann hat auch Schimmel keine Chance mehr. Und wenn ich dann Parmesan brauche, dann kommt er direkt aus dem Gefrierfach auf den Tisch.
Liebe Wilde Henne,
Käse im Gefrierfach?
Der wird dann immer so bröselig… Das mag ich nicht.
Bei uns wäre er außerdem erst recht „aus den Augen, aus dem Sinn“.
LG, Peter
Sehr gute Idee, mit den Glasbehältern- ich habe schon ein paar wenige; hilfreich wäre natürlich sie auch zu benutzen. Aber Aufschnitt, Käse und dergleichen schafft es doch immer wieder auch nur im Papier in den Kühlschrank, um dann gelegentlich auch dieses Wanderung zu unterliegen….