Wer kennt das nicht. Da ruft ein Bekannter, Freund oder Verwandter an, der Dich in Deiner Stadt besuchen will. Leider sind Deine Wohnverhältnisse so beengt, dass Du ihm kein Zimmerchen und nicht mal Deine Couch anbieten kannst. Wohin also mit dem Besucher? Womöglich ist es ja sogar eine ganze Familie. – Egal ob Du in Essen, Augsburg oder Braunschweig wohnst: welches Hotel in Deiner Stadt kannst Du guten Gewissens empfehlen?
Jetzt mal schnell den Finger hoch: wer hat jemals in einem Hotel seiner eigenen Stadt geschlafen? – Okay. Du da, links hinten, kannst den Finger wieder herunternehmen. – Natürlich gibt es Leute, die bringen in Großstädten vielleicht sexuelle Eskapaden in Hotelbetten hinter sich. Ob dabei neben der Sprungfeder auch ein guter Hoteltipp nach den erwünchten Kriterien des Besuchers herausspringt? – Schwer vorstellbar!
Zu Gast in Nürnbergs Betten
Die Nürnberger Congress- und Tourismus-Zentrale bot vor diesem Hintergrund vom 8. bis 10. August 2015 in Kooperation mit 35 Nürnberger Hotels zum ersten Mal die Aktion „Zu Gast in Nürnbergs Betten„ an. Für nur 30 Euro pro Doppelzimmer und Nacht in einem 2- bzw. 3-Sterne-Hotel oder für schlappe 50 Euro pro Nacht im 4-Sterne-Haus konnte Nürnberger Bürger in Nürnberger Hotels nächtigen. Der Zimmerpreis enthielt sogar Frühstück und einen Begrüßungscocktail pro Gast.
Einzige Bedingung: man musste seinen Wohnsitz in Nürnberg mit dem Personalausweis nachweisen.
Das Maritim Hotel Nürnberg liegt unweit des Hauptbahnhofes am Frauentorgraben direkt vor den Toren der Altstadt. – Karte: Google Maps
In unserem Test: Das Maritim Hotel Nürnberg
Wir haben uns wegen der zentralen Lage des Hauses sofort für das Maritim Hotel Nürnberg entschieden. Gäste vermuteten wir dort zwar ohnehin gut aufgehoben – aber trau, schau, wem. Schließlich ist das 1986 eröffnete, mächtige Haus am Frauentorgraben schon ein bisschen in die Jahre gekommen.
Dieser Eindruck wird sofort beim Einchecken für unsere Nacht in der Hotelhalle bestätigt. Noch immer gibt es überall edel aussehende Holzvertäfelungen, Vertäfelungen auch an der Decke, alles sehr gediegen. Noch ist von Verschleiß wenig zu erkennen, aber eine Design-Entrümpelung und ein neues Beleuchtungskonzept würde vermutlich nichts schaden.
Im Erdgeschoss dominieren noch immer Glasfester das Bild, die an Butzenscheiben erinnern, nur sind sie hier eckig und verhindern den Blick nach draußen. Auch wenn die Butzenscheibenromantik in der Nürnberger Altstadt noch immer eine wichtige Rolle spielt: unter leicht, luftig und angenehm verstehe ich etwas ganz anderes.
Sehr angenehm umfing uns dagegen die Kühle unseres Zimmers im fünften Stock. Der Raum war toll klimatisiert, das Gebläse flüsterte nur. Das war wichtig, denn in Nürnberg herrschen seit vielen Tagen 34 bis 37 Grad Celsius, eine nächtliche Abkühlung auf unter 20 Grad bleibt weiterhin aus. Tropennacht!
Leider zeigte uns ein Blick aus den Fenstern nur den Hinterhof, die Terrasse des Hotels und das gegenüberliegende Carlton Hotel. Solange die „echten“ Nürnberg-Touristen Zimmer mit Blick auf die Altstadt erhalten, ist uns das aber recht. Auch in Anbetracht des günstigen Preises, den wir bezahlt haben. Schließlich diente unser Besuch nicht einer Besichtigungstour.
An der Möblierung des Zimmers gab es prinzipiell nichts auszusetzen, auch hier war kein Verschleiß zu erkennen. Auf den Matratzen schliefen wir recht gut, selbst die beste Ehefrau von allen, die seit Wochen an Bandscheiben-Vorfällen laboriert. Ins Auge fiel sofort der Röhrenfernseher (den wir aber nicht benutzten) und die Kunst an der Wand.
Titel des Kunstdrucks an der Wand: Blues V von Alfred Gockel
Das Badezimmer zeigte sich gründlich gereinigt. Was hier allerdings sofort auffiel war das fehlen eines Einhandhebelmischers. Den gab es nur am Waschbecken. Sowohl um die Badewanne voll laufen zu lassen, als auch zum einstellen der Wassertemperatur aus dem Duschkopf, muss man noch mehrere Knöpfe drehen (siehe Bild unten). Der Duschkopf schien neu, der von ihm gelieferte Wasserstrahl fällt ebenfalls in die Kategorie „sehr angenehm“.
Hätte ich eine verknitterte Hose im Gepäck gehabt, so hätte ich sicher auch die Bügelstation (Bild unten) an der Wand getestet. Aber wir waren zu einem Gartenfest außerhalb der Stadt geladen, wo scharfe Bügelfalten an meinen Hosen sicher wenig Beachtung gefunden hätten. Oder mich dem Gespött der anderen Teilnehmer ausgesetzt hätte.
Zu Gast in Nürnbergs Betten. Eine gute Nacht im Hotel Maritim Nürnberg.
Geschlafen haben wir schlussendlich prächtig, nachdem wir sogar einen (kostenlosen) Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Hotels fanden. Letzteres ist natürlich unserer Ortskenntnis zuzurechnen. Echte Touristen müssen für einen Platz in der Tiefgarage des Hotels 17 Euro pro Tag auf den Tisch legen.
Zu Gast in Nürnbergs Betten – Die Preise im Maritim
Wie schon erwähnt, kostete uns der ganze Spaß (inklusive Frühstück) 50 Euro. Der normale Zimmerpreis für eine Nacht im Maritim Hotel Nürnberg lag laut Hotelauskunft an diesem Tag bei Preisen ab 97 Euro. Selbstverständlich entsprechend der Saison und der Zimmerkategorie. Dazu muss man allerdings weitere 21 Euro pro Person für das fulminante Frühstück einplanen, das in dem Haus geboten wird. Obwohl man auf dem mehrteiligen Buffet nichts vermisst, kann man spezielle Wünsche anmelden – wie zum Beispiel frische Pfannkuchen – und bekommt diese auch serviert.
In der Nacht vom achten auf den neunten August 2015 tummelten sich (laut Auskunft der netten jungen Dame an der Rezption) in 40 Zimmern des Hotels Gäste aus Nürnberg. Ich denke das kann die Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg als vollen Erfolg verbuchen.
Nachfolgend noch ein paar Fotos vom Frühstücksraum. Auch hier ist alles gemütlich und nett. Aber doch recht unmodern. – Trotzdem empfehlen wir das Hotel guten Gewissens unseren Gästen, die nach Nürnberg kommen. Das sind meist Amerikaner – und im Vergleich zu amerikanischen Hotels in dieser Preisklasse schneidet das Maritim sogar sehr gut ab.
Gast in der eigenen Stadt – Zu Gast in Nürnbergs Betten.
Eine Art Butzenscheibenromantik herrscht sogar im Restaurant. Zu Gast in Nürnbergs Betten.
Eine super Idee! :-)
Und danke für den Test – wir haben ja lange Jahre in Nembärch gelebt, und inzwischen habe ich sehr viele Hotels dort durch. Super fand ich das vom Franken-Tourismus-Event letzten Herbst, das gefiel mir bisher am besten, natürlich auch von der Lage her.
Du meinst sicher das Hotel Saxx am Hauptmarkt, Barbara?
Das ist ja auch noch recht neu. Und noch zentraler geht es wirklich nicht.
Ja, genau das.
Wobei die Jugendherberge ja auch zentral ist, die ist glaube ich noch in der Burg, oder? Auch genial.
Ja. Die Juhe ist in der Kaiserstallung. Erst vor wenigen Jahren komplett neu renoviert.
Aber das Maritim war mir lieber als die JuHe ;-)