Was für ein sperriger Titel für so ein tolles Buch!
Geschmacksthesaurus! Wobei der „Geschmack“ sicher nicht das Problem ist. – Aber Thesaurus? Kennt man schon irgendwie. Vermutlich aus Kreuzworträtseln.
Aber nichts genaues weiß man nicht. Also nachgeschlagen im guten alten Brockhaus. Da steht [lat., von griechisch thesaurós >Schatz<, >Schatzhaus< ].
Wer kein Interesse an der noch sperrigeren Erklärung hat die Wikipedia dazu liefert, kann den Rest dieses Absatzes überspringen. Denn dort steht zu lesen: „Als Thesaurus bezeichnet man ein Modell, das versucht, ein Themengebiet genau zu beschreiben und zu repräsentieren.
Es besteht aus einer systematisch geordneten Sammlung von Begriffen, die in thematischer Beziehung zueinander stehen. Der Thesaurus ist ein kontrolliertes Vokabular, auch Attributwertebereich genannt, für das jeweils zu beschreibende Attribut. Es werden in erster Linie Synonyme, aber auch Ober- und Unterbegriffe verwaltet.“ – Ja, ja. Ist ja schon gut!
Der Geschmacksthesaurus
Unabhängig vom kritisierten Buchtitel (der es trotzdem geanu trifft), liegt hier eine höchst unterhaltsame Sammlung von Fakten, Eindrücken, Anekdoten, Geschmackskombinationen, vielen Tipps und einigen Rezepten vor. Immerhin 543 Seiten, kein einziges Foto, verschiedene Register (die alleine 50 Seiten einnehmen) und eine Liste mit 99 Geschmacksrichtungen um die es hier eigentlich geht.
Das Buch verfügt über einen schönen Einband, dem textlastigen Werk wurde vom Verlag durch einen ringsum farbigen Schnitt optischer Pfiff gespendet. Der Band ist als Bettlektüre ebenso geeignet wie als Nachschlagewerk in der Küche.
Die Autorin des Geschmacksthesaurus nennt die Auswahl der 99 verwendeten Geschmacksrichtungen einfach willkürlich. Weggelassen wurden alle Kohlehydratlieferanten bis auf Kartoffeln und natürlich Küchenstandards wie Pfeffer, Salz, Essig und weitere Gewürze die wir alle kennen.
Eine Engländerin erklärt uns Geschmack?
Besonders erwähnt werden sollte noch, dass die Autorin Niki Segnit Engländerin ist. Was in alten Zeiten eher abgeschreckt hätte. Denn was fällt uns schon ein, wenn von der englischen Küche die Rede ist? Fish and Chips? Oder Lammfleisch mit Minzsoße. – Jamie Oliver nicht zu vergessen, der inzwischen für frischen Wind in den Küchen von Englands Schulen sorgt.
In unserer globalisierten Welt spielt der (miese) kulinarische Ruf einiger Länder aber keine große Rolle mehr. Denn die alte, typisch englische Küche wird heute auf der Insel sicher genauso wenig Standard sein, wie die typisch deutsche Küche in unseren Breitengraden.
Die kulturellen Einflüsse der letzten 60 Jahre die in erster Linie durch Reiselust aber auch durch Einwanderer in unsere Küchen drangen, erweitern den Speiseplan dabei genauso, wie das stetig wachsende Warenangebot im Supermarkt.
Und dass die Banane noch vor 20 Jahren in manchen deutschen Landesteilen keine Selbstverständlichkeit war, hat man in lebhafter Erinnerung. Dabei ist die Banane nur die kleine krumme Spitze eines exotischen Warenbergs.
In Niki Segnits Buch findet man ab Seite 389 übrigens exakt 20 Vorschläge zur Kombination mit Bananen. Banane & Ananas gehört dabei zu den bekannten Selbstverständlichkeiten. Von Elvis Presleys Lieblingssnack dagegen, frittierten Erdnusbutter-Bananen-Sandwiches, hatte ich noch nie etwas gehört.
Was außerdem lecker klingt? Banane & Speck, Banane & Huhn, Banane & Kardamon und so weiter, und so weiter.
Auch für die bereits erwähnte englische Kombination, Lamm mit Minze, bricht Niki Segnit in ihrem Buch eine Lanze.
Schließlich kommt es auf die Zubereitung an. Man erfährt in dem Nachschlagewerk auch, dass Lamm fantastisch zu Aprikose passt. Bei Minze mit Schokolade graut mir persönlich zwar, aber der Erfolg von „After Eight“ ist nicht von der Hand zu weisen. Recht interessant klingt dafür das Rezept eines roten Linsengerichts, in dem Knoblauch mit Minze kombiniert wird.
Der Verlag selbst schreibt: „Die Minze wird in Kombination mit Gurke kälter als ein Auftragskillerpärchen und die Avocado mit Limette zu Lee Hazlewood und Nancy Sinatra, die »Some Velvet Morning« singen, wobei Lee die samtige Avocadonote beisteuert und Nancy den hohen Limettenton, der die Weichheit genau dann durchdringt, wenn es allzu gemütlich wird.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Kaufen! Der Geschmacksthesaurus
Wer sich das Buch zulegt, wird sicher nicht enttäuscht werden. Wer darin herumblättert stößt immer wieder auf Interessantes, Wissenswertes oder Inspirierendes. Wie bereits erwähnt alles in höchst unterhaltsamer Form. Nicht umsonst erhielt das Buch 2011 in England eine Auszeichnung beim „Food Book of the Year Award“.
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Geschmacksthesaurus:
Rezepte, Ideen und Kombinationen für die kreative Küche*)
544 Seiten
22 x 13,8 x 4,2 cm
25,00 Euro
1 Kommentar zu “Der Geschmacksthesaurus. Niki Segnit.”