Essbare Insekten? – Dschungelprüfung auf der Dachterrasse

Essbare Insekten

Was in unseren Ohren nach kulinarischer Barbarei klingt, ist für einen beträchtlichen Teil der Menschheit völlig normal: Insekten als Lebensmittel. Die FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) gab erst im Sommer 2013 einen Bericht mit dem Titel heraus „Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt“ (deutsche Übersetzung siehe Link).

So plädiert die Organisation zum Beispiel aus Umweltgründen für die Verwendung von Insekten als Lebens- und Futtermittel, denn die Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Nachfolgend einige Argumente aus dem Bericht:

  1. Insekten haben einen deutlich geringeren Wasserbedarf als die konventionelle Tierhaltung. So sind Mehlwürmer zum Beispiel dürreresistenter als Rinder.
  2. Insekten können auf Bio-Abfällen wie z.B. Lebensmittel- und menschlichen Abfällen, Kompost und tierischen Abfällen kultiviert werden und diese in qualitativ hochwertiges Protein umwandeln, das für landwirtschaftliches Futter genutzt werden kann.
  3. Die Insektenzucht ist weniger landabhängig als die konventionelle Tierproduktion.
  4. Insekten haben eine hohe Futterverwertungseffizienz, weil sie Kaltblüter sind. Die Umwandlungsraten von Futter zu Fleisch (d.h. wie viel Futter benötigt wird, um 1 kg Gewichtszunahme zu erlangen) variieren stark in Abhängigkeit von der Klasse des Tieres und der angewendeten Produktionsmethoden, aber nichtsdestotrotz sind Insekten extrem effizient. Im Durchschnitt können Insekten 2 kg Futter in 1 kg Insektenmasse umwandeln, wohingegen Rinder 8 kg Futter benötigen, um 1 kg Fleisch zu produzieren.

Da die Erde im Jahr 2030 von etwa 9 Milliarden Menschen bevölkert sein wird, und es trotz gewaltiger Armut eine positive Entwicklung bei der Lebensqualität gibt, muss unsere Ressourcen-Effizienz bei Getreide, Soja und Tierfutter wie Soja, weiter erhöht, und durch die Verwendung alternativer Quellen ausgebaut werden. Das gilt selbstverständlich auch für die Produktion von tierischen Proteinquellen, deren Bedarf weltweit steigt.

Der Traum von einer heilen Welt, in der wir uns feinstes Rindleisch beim Bio-Bauern um die nächste Ecke holen, dafür sorgen, dass jedes Huhn 100 m² Freilauf zur Verfügung hat und Rennschwein Rudi Rüssel wiedergeboren wird, ist also zunehmend unrealistischer.

Bereits jetzt ernähren sich etwa zwei Milliarden Menschen auf der Welt auch von Insekten. Es werden Maden mariniert, Grashüpfer gebraten, Raupen geröstet. Die Südafrikaner vertilgen jede Menge Mopaneraupen, aus denen in freier Wildbahn Nachtfalter aus der Familie der Pfauenspinner würden. Sie sind eine wichtige Eiweißquelle für Millionen von Menschen. – In tropischen Ländern dagegen mag man gerne die fetten Sagowürmer, das sind Larven eines Käfers aus der Familie der Rüsselkäfer. – Aus Mexiko kennen wir Raupen im Mescal, einem Schnaps aus dem Fruchtfleisch von Agaven, auch wenn das nicht unbedingt ein Lebensmittel ist.

Trotzdem war es an der Zeit für uns, endlich einmal den Selbsttest zu machen:

Wie schmecken Essbare Insekten?

Essbare Insekten
Essbare Insekten? Mehlwürmer und Buffalos frisch gebraten. Vorsicht mit der Hitze, es schmeckt schnell verbrannt.

Wie es der Zufall wollte, kam in der Redaktion meines Arbeitgebers nordbayern.de kürzlich ein kleines Päckchen an, das allerlei Proben von essbaren Insekten enthielt (siehe Foto oben). Dass der Zeitpunkt der Lieferung pünktlich mit dem Start der achten Staffe der RTL-Sendung „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ (Das Dschungelcamp), zusammenfiel…. Ein Schelm ist, wer hier keinen Zusammenhang bemerken könnte.

RTL wird sich weiter redlich bemühen den Ekelfaktor in den neuen Sendungen weiter hoch zu schrauben, wir haben uns aus der Insektenlieferung nur einen kleinen Spaß gemacht.

Wichtig zu wissen: auf den Verpackungen wurde darauf hingewiesen, man solle die Mehlwürmer, Buffalos und Heuschrecken auf jeden Fall erhitzen. Deshalb organisierte eine Kollegin einen kleinen Campingkocher, ich brachte einige Zutaten bei, um Mehlwürmer auch mal auf fränkischem Meerrettich servieren zu können. Oder mit Ketchup. Oder mit Kaviar. Oder mit Nutella. Das Interesse in der Abteilung war mächtig angeheizt, als endlich zum essen gerufen wurde.

Essbare Insekten
Heuschrecke, gefriergetrocknet und ungewürzt, zum Zubereiten von exotischen Snacks und ausgefallenen Insekten-Gerichten. Die Tierchen soll man vor dem Verzehr erhitzen, die Beine und Flügel entfernen.

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Essbare Insekten über den Dächern Nürnbergs.

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In feinem Bio-Kokosfett kurzgebraten! Meine Kluft flößte Vertrauen ein.  – Foto: Lisa Himsel

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Lolli mit echtem Wurm! Gibt es in den Geschmacksrichtungen Banane, Apfel, Blaubeere und Erdbeere. Sind allerdings sehr teuer. Auf der Webseite von wuestengarnele.de wird das Stück zu 9,99 verkauft. – Foto: Lisa Himsel

Essbare Insekten
Serviert auf goldenen Schokoladenkrümeln. Das veredelt die Essbare Insekten.

Essbare Insekten
Frisch gebraten erinnern die kleinen Buffalos und die etwas größeren Mehlwürmer im Geschmack an Puffreis. Wie man ihn als Kind aus der Tüte gegessen hat. Allerdings ohne die Geschmackszusätze, die es damals gab.

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Die einzige Tafel „Dschungelade“ wurde mehr oder weniger gerecht geteilt.

Essbare Insekten?
Essbare Insekten? Das Interesse der Redaktionsmitglieder ist groß. Vorläufig hält die Kollegenschar aber noch respektvoll Abstand.

Essbare Insekten - Heuschrecke
Heuschrecke auf fein gehackter roter Paprikaschote. Gesünder gehts nimmer!

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Fazit: feine Schokolode ist nicht auf den Wurmzusatz angewiesen!

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Heuschrecke mit schwarzem Hawaisalz. Wurmpotpourri auf asiatischer süßsauer Soße.

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Noch skeptisch. Aber die Soße ließ nichts mehr vom Eigengeschmack der Würmer übrig.

Essbare Insekten
Die beiden junge Damen schmecken noch nach…. Essbare Insekten? War doch gar nicht so schlimm. – Foto: Lisa Himsel

Essbare Insekten
Essbare Insekten, ein knuspriges Erlebnis – Foto: Lisa Himsel

Essbare Insekten
Aufgegessen. Essbare Insekten? Mehlwürmer, Buffalos und Heuschrecken sind nicht eklig, verfügen aber über wenig Eigengeschmack. Vorläufig als Nahrungsmittel auch zu teuer. Ein Röhrchen mit 3,5 bis 4 Gramm wird für etwa 5,99 Euro angeboten.
Davon wird man nicht satt und bekommt in der Metzgerei seines Vertrauens derzeit noch ein Steak in annehmbarer Qualität.



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