Als der Gynäkologe und Geburtshelfer Doktor Cliff Huxtable mit seiner Frau Claire, und ihrer beiden fünf Kinder, also: Sondra, Denise, Theo, Vanessa und Rudy, in den Jahren 1989 bis 1992 bei uns wohnten, zog auch eine seltsame Sitte der Huxtables mit an unseren Tisch.
Zumindest mein geliebtes Weib und unsere Kinder setzten sich regelmäßig der Gefahr aus, sich den Unterkiefer auszurenken, weil sie in riesige Baguettes bissen, die mit „allem“ belegt waren und „Hoagies“ genannt wurden. Eine neue Speise (zumindest unter diesem Namen), die Doctor Huxtable und seine Rasselbande aus Amerika mitgebracht hatte.
Für Hoagies, manchmal auch Hoagy, gibt es kein Rezept. Erlaubt ist alles was schmeckt. Wenn es so etwas wie einen „Grundbelag“ gibt, so ist das natürlich Schinken, Käse, Braten- und Tomatenscheiben, Zwiebeln und Remouladensauce. Bei den Huxtables gab es zu besonderen Anlässen und für die Kinder noch Marshmallows darauf. Was den Biss in das Brot erst wirklich problematisch machen kann. – Aber meine Familienmitglieder verfügen scheinbar alle über eine große Klappe.
Nachdem alle 201 Folgen der Serie, die in acht Staffeln gesendet wurde, eine mehrmalige Wiederholungsschleife hinter sich gebracht hatten, zogen die zahlreichen Huxtables aus unserem beengten Fernsehgerät wieder aus, und mit Ihnen gerieten auch die Hoagies langsam in Vergessenheit.
Erst etwa im Jahr 2003 tauchte Ersatz für die Hoagies auf unseren Tellern auf. Schuld daran hatte eindeutig der pfiffige Tim Mälzer, mit seiner Sendung „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“, die bis 2007 an fast jedem Wochentag auf VOX lief. Eine beachtliche Leistung des jungen Kochs, auch wenn es viele Leute gibt, die seine schnoddrige Art bis heute nicht mögen.
Mir hat die Sendung eine ganze Weile lang recht gut gefallen, die Zutaten-Kombinationen die Tim Mälzer damals auf den Tisch brachte, fand ich oft interessant, dazu die Tatsache, dass fast immer Dinge verwendet wurden, die man ohne große Probleme besorgen konnte. Die Aufnahmen, die unser Videorecorder um Achtzehnuhrirgendwas von der Sendung erstellte, sah ich mir abends im Schnelldurchlauf an.
Eines Tages kam es dann in einer dieser Aufnahme vor. Tims Croque. Natürlich kannten wir ein Croque Monsieur, das aus zwei Toastscheiben besteht, zwischen die Käse und Kochschinken gelegt wird um dann noch mit Käse bestreut überbacken zu werden. Die „Madame“-Variante bekommt nach dem überbacken sogar noch ein Spiegelei verpasst.
Tims Croque hat mit dem Original aber fast nichts mehr zu tun. Erstens verwendete er Baguette, dann noch Remouladensauce, Tomatenscheiben und zur Krönung des Projekts eine Banane!
Das Zeug ist der Zusammenstellung so nah am Abgrund, dass ich es hier endlich gestehen musste: Ja, wir gehen einmal im Jahr zur großen amerikanischen Fast Food Kette, die NICHT das große M als Logo hat. – UND: wir essen etwa alle zwei Jahre eines von Tims Croque (mit Banane).
Ersteres meist notgedrungen, nächtens in nackten Flughafengebäuden. Zweiteres daheim und mit Begeisterung.
Weitere Sünden haben wir nicht zu vermelden. Auch wenn uns Melanie vom Blog Pimpimella viel schlimmere Entgleisungen in einem aktuellen Blog-Event entreißen möchte, der bei Zorras Kochtopf organisiert wird und das Thema hat: „Nicht essbar, nicht fotografierbar, nicht blogbar?“.
Okay, ich streiche unter mein Nutella immer Butter und in unser Gulasch kommt Ketchup. Aber das wars dann auch schon.
Schlimmer sind wir nicht. Mir fällt nicht einmal etwas Erfundenes ein.
Mist, das hört sich jetzt an, als würde ich die ganze Blog-Event-Idee in Zweifel ziehen. Was wirklich nicht der Fall ist! Im Gegenteil. Ich bin sehr gespannt was sich in anderen Küchen und Mägen tut, was also die Zusammenfassung an den Tag bringen wird.
Aber manchmal habe ich das Gefühl, sämtliche menschlichen Abgründe hätten wir schon im Privatfernsehen begutachtet. Und wenn sich jemand tatsächlich Rollmops mit Himbeersahne bestellt, dann ist es sicher eine Schwangere in einem Film aus den 50er Jahren. Da waren die Leute noch schockiert über so etwas. Ich bin höchstens über einen Ausschnitt einer englischen Reportage schockiert, in dem ein junges Mädchen mit zwei Zentnern Lebendgewicht ungerührt frittierte Schokoriegel gegessen hat. Und der Typ hinter dem Tresen an der Fritteuse hat ihr das Zeug auch noch verkauft!
Tims Croque – das Rezept
Das Rezept für zwei: * 1 Baguette (250 g), * 2 Fleischtomaten, * 2 Bananen, * 4 El Remouladensauce, * 150 g gekochter Schinken, * 125 g Emmentaler (in Scheiben), * 1/2 Kopfsalat
Zubereitung Tims Croque: Den Stielansatz aus den Tomaten entfernen, Tomaten in Scheiben schneiden. Die Bananen schälen und der Länge nach halbieren.
Das Baguette aufschneiden und dann quer halbieren. Die beiden unteren Hälften mit der Remoulade bestreichen und mit Schinken, Tomatenscheiben, Bananen und Käse belegen.
Die Oberteile darauf setzen und die Baguettes einzeln in Alufolie wickeln. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad (Umluft 180 Grad) auf der 2. Schiene von unten 10-12 Min. backen.
Inzwischen den Salat in feine Streifen schneiden. Die beiden Croques aus dem Ofen nehmen, die Alufolie entfernen. Die belegten Croques wieder öffnen, die Brote mit dem Salat bestreuen. Deckel wieder darauf setzen und sofort servieren.
Ich habe schon Anfang der 90er Jahre in Hamburg einen Croqueladen entdeckt, bei dem man unendliche Variationen bestellen konnte. Bei mir entwickelte sich ein Croque der Tims-Croque sehr ähnlich ist und zwar *Tusch* Pute-Banane-Preiselbeer mit Salat und Knofisoße.
Viele Freunde und Verwandte verzogen erst einmal das Gesicht, dann mussten sie alle probieren. Damit habe ich was angerichtet, alle sind im Croque-Rausch. ;-)
Wer Toast-Hawaii mag, wird diesen Croque lieben.
Wer einen Toast Hawaii mit Genuss verpeist, den dürfte auch eine Croque von Tim nicht schocken. Das Huxtable Video weckt herrliche Erinnerungen an vergangene Zeiten in New York :-) – Danke!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
achnein… wie lange ist das her ? Die Huxtables haben natürlich auch bei uns ihren Platz gefunden.
Danke für die nette Geschichte *kicher* und die schöne Erinnerung *lecker*
sonnige Grüße Katin
Ich mag die Huxtables, ich mag Tim, ich mag diesen Post! Ein reizendes Outtake.
Großartig. Das habe ich auch immer geschaut. Und Claire hat ihm stattdessen immer Rohkost hingestellt. Dabei wollte JEDER, wirklich JEDER doch so ein Baguette haben…äh…sorry, den Hoagy. Danke für diesen herrlichen Beitrag!
Hallo Peter,
soeben hat mich meine „kochpoetin“ auf deinen Hoagie-Post hingewiesen. Als alter Cosby-Show-Junkie muss ich den jetzt unbedingt mal bei Ihr einfordern. Meine Chancen sind gut, denn dein Exemplar sieht so lecker aus, dass sicher auch ihr das Wasser im Mund zusammenläuft. Dann wäre da ja noch die legendäre Pulpeta, remember, „with cheese and onions…“.
Sonnige Grüße, Erk
Jepp Erk.
Vielleicht wird es Zeit, einen von den Huxtables unabhängigen Hoagie-Mens-Club zu gründen.
Mit leckerem Gruß, Peter
Bei Herrn H. haben die Huxtables auch gewohnt. ;-)
Und wieso sollte man unter Nutella keine Butter schmieren? Ich mache das selbstverständlich auch – muss schmegge!
Menschen, die Butter unter ihr Nutella schmieren, sind mir schon fast generell sympathisch ;-)
Ach, die Huxtables, was habe ich sie geliebt. Damals interessierte ich mich noch nicht fürs Kochen und Backen, deshalb sind mir die essbaren Elemente der Serie überhaupt nicht im Gedächtnis geblieben. Wahrscheinlich noch nicht einmal beim Anschauen aufgefallen. Dieser Croque gefällt mir und bestimmt auch meinem Mann, der mag alles, was mit Bananen zubereitet wurde. Schön gesund, soviel Salat ;-)
Jaja. Schön war die Zeit. Und die Hoagies waren legendär ;-)
Und die Mädels, die hinter ihm vorbeisprinten haben zum Teil seine Klamotten an.
So war das damals. Auch bei meinen Töchtern!
Herrlich, der huxtable club…. In New Orleans gibt es po’boys, die sind glaub ich mit den hoagies verwandt http://en.wikipedia.org/wiki/Po%27_boy
und ich glaube fast ein klassischer Croque ist mir lieber als Tims Variante….
Die Banane ist der Hit.
Für die, die’s mögen!