Saftkonzentrat? – Sogar just in time!

Äpfel aus Neuseeland. Werbung auf einer Verbrauchermesse mit Anspielung auf die biblische Verführung

Es gab eine Zeit, in der man Äpfel einfach Äpfel nannte. Man holte sie vom Baum, sammelte sie darunter auf, bewertete sie nach ihrem Geschmack, schnitt Druckstellen und Würmer aus, machte Saft und Gelee daraus, schnippelte sie auf den Kuchen, gab Streusel darüber, kochte Apfelmus für den nächsten Winter ein und selbstverständlich wurde köstlicher Apfelstrudel damit gebacken.

Heute schifft man Äpfel zuerst um die halbe Welt, bevor sie beim Verbraucher landen. Selbstverständlich benötigt dieses biblische Produkt, zum Beispiel aus Neuseeland, dann eine eigene Marketingstrategie zum Thema Verführung. Gesehen habe ich derartiges vor wenigen Jahren auf einer Nürnberger Verbrauchermesse (Bild oben).

Ganz nebenbei sind in der Apfelwelt auch andere seltsame Dinge geschehen. Ein Apfelkuchen mit Streuseln wird auf der Speisekarte jetzt gerne Apple Crumble tituliert, der Strudel kommt in den meisten Familien aus der Tiefkühltruhe, der Saft längst aus der Packung. – Was ja an sich nicht schlecht ist.

Bei 7,1 Milliarden Menschen auf der Erde, ist der Traum, dass jeder seine Lebensmittel vom Bauern um die Ecke beziehen kann, oder auf der nahen Streuobstwiese Früchte einsammelt, sowieso längst ausgeträumt, auch wenn wir gerne an diesem Traum festhalten und der Trend zu Bio und kontrollierbaren Regionalprodukten ständig zunimmt.

Trotzdem ist die gesamte Lebensmittelproduktion, weltweit, längst zu einem hochindustrialisierten Wirtschaftszweig geworden. Geliefert werden heute kostenoptimierte Waren, ebenso wie Autoteile „just in time“, die von spezialisierten Unternehmen hergestellt, und an bestimmten Stellen zu fertigen Produkten „zusammengebaut“ werden.

Bei aller Kritik die an diesem System immer wieder aufflammt: wäre dem nicht so, wäre die Qualität und vor allem die Vielfalt unserer Lebensmittel sicher nicht so hoch, wie sie heute ist. – Naja, auf den Autobahnen wären sicher nicht so viele LKWs unterwegs….

Sympathischer Apfelverkauf
Sieht man nur noch selten: Sympathischer Apfel-Verkaufsstand in Franken – Ganz ohne Saftkonzentrat

Bio-Zertifizierter Hersteller von Saftkonzentrat

Bei der Beschäftigung mit diesem ganzen Themenkomplex, bin ich kürzlich auf die Firma RatioDrink aus Berlin gestoßen, die reine Saft-Konzentrate vertreibt, die keinerlei Konservierungsstoffe oder Zusätze enthalten und auch noch in Bio-Qualität daherkommen (Bio-Zertifiziert).

So gibt es bei der Firma ein Apfelsaftkonzentrat, mit dem man, durch die einfach Zugabe von Wasser, seinen Apfelsaft zuhause selbst herstellen kann.

Wie der Hersteller versichert, wurden die Bio-Produkte dieser Konzentrate aus Äpfeln hergestellt, die überwiegend von Streuobstwiesen aus der Bodenseeregion stammen und auch in Deutschland verarbeitet.

Weniger heimisch ist der ebenfalls im Angebot befindliche BIO Orangensaft als Konzentrat, der entweder aus Brasilien oder in der Bio-Variante aus Mexiko zu uns kommt. Brasilien ist heute übrigens der weltweit größte Exporteur von Orangensaftkonzentrat.

Neben dem Griff in die Apfel-, greifen die Leute von RatioDrink neuerdings auch noch in die Kirschen-Kiste, um Kirschsaft, ebenfalls in Bio-Qualität, ausliefern zu können. Aus drei Litern dieses Konzentrats, lassen sich problemlos 15 Liter Saft mit eigenem Wasser für die ganze Familie mischen.

Wer sich nebenbei noch für Herstellung, Transport und Konsum von Orangensaft interessiert, findet hinter dem letzten Link vielleicht einige interessante Informationen.

Es ist schon unglaublich, was heute alles möglich ist. Meine Großmutter hat viele Tage Ihres Lebens, jeden Sommer damit verbracht, eine Unmenge BioSäfte (damals allerdings noch ohne Zertifikat) aus den Früchten Ihres großen Gartens herzustellen. Einfach um diese an uns Enkelkinder ausschenken zu können. Würde sie noch leben, wäre sie sicher sehr erstaunt über Saftkonzentrate aus der praktischen Packung.

Apfelblüte in der Hersbrucker Schweiz - Wird daraus auch Saftkonzentrat?
Im Mai ein sehr schöner Anblick. Die Apfelblüte. Die Früchte des Baumes werden später vielleicht auch zu Saftkonzentrat verarbeitet

Apfelbaum
Reife Äpfel. Ob sie wohl auch zu Saftkonzentrat verarbeitet werden?



5 Kommentare zu “Saftkonzentrat? – Sogar just in time!”

  • Hallo Peter,

    die Links finde ich sehr gut! Vor allem der Anbieter mit dem Apfelsaft-Konzentrat für zu Hause klingt interessant. Damit müssten wir glücklicherweise auch viel seltener welchen Kaufen, das ist doppelt praktisch.
    Hinsichtlich Orangen werden wir dieses Jahr versuchen Bio-Orangen direkt aus Spanien zu importieren. Dann gleich die große Kiste und es wird mit Freunden und Kollegen geteilt. Ich bin gespannt wie sich diese frischen Produkte ohne Zwischenhändler dann machen.

    Gruß,
    Jens

  • Hallo Peter,

    ich habe mir die Grafik (das „Verführungsmotiv“) gespeichert. Einfach großartig!
    Ich denke (und hoffe), daß dies keinerlei Rechteprobleme ergeben wird insofern, als Sie ja erklären, diese Bild selber während einer Messe „abgenommen“ zu haben. Wenn doch, geben Sie bitte Nachricht.

    Beste Grüße
    Phoebus

    • Hallo Phoebus,

      das Bild habe ich selber aufgenommen, ja.
      Falls Sie es aber weiterverwenden, dann bitte nicht für öffentliche Print-Produkte,
      und online bitte nur, wenn Sie einen Link auf meine Quelle setzen.

      Beste Grüße zurück, Peter

  • Wo ich wohne ist Streuobstparadies, so dass ich Apfelsaft auf kürzestem Weg ohne die Konzentrat- Zwischenstufe zugreifen kann, teilweise sogar sortenrein – Gewürzluike gibt es dieses Jahr als Besonderheit. Orangen, die sind hier allerdings hier schwierig…. da bevorzuge ich Direktsaft obwohl der was Transportkosten angeht sicher ganz schlecht abschneidet.

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