Kürzlich, auf einer Reise durch die endlichen Weiten unserer Rezeptsammlung, habe ich die französische Zwiebelsuppe gerettet. Ich weiß zwar nicht recht wovor, aber ich denke in erster Linie aus den Klauen der Lebensmittelindustrie. In zweiter Linie davor, vollkommen vergessen zu werden. Und ich bringe sie jetzt wieder ins Bewusstsein meiner Leser. Zwiebelsuppe ist für mich nämlich so ein Ding aus der Vergangenheit. Siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Irgendwie.
Damals, als ich mit der heute besten Ehefrau von allen für eine kurze wilde Ehe zusammenzog, damals habe ich diese Zwiebelsuppe zubereitet. Stümperhaft die Zwiebeln geraspelt. Tränen verdrückt. Weitergeraspelt. Wieder Tränen aus den Augen gewischt.
Brühe gemacht. Damals keinesfalls selbst hergestellt. Die Suppe aber liebevoll mit angeröstetem Brot belegt, mit Käse bestreut und dann auch noch überbacken.
Die junge Dame auf der anderen Seite des Tisches blickte während der Mahlzeit beglückt in meine noch immer geröteten Augen. – So viel Freude wegen einer Suppe? Das war mir die Sache wert.
Wir waren so begeistert von der französischen Zwiebelsuppe, dass ich das Rezept in unsere damals noch fast jungfräuliche Rezeptsammlung aufgenommen habe, wo es in den letzten vierzig Jahren schlummerte und geschätzte 3.700 mal achtlos überblättert wurde.
Höchstens weitere zwei-, dreimal in all den Jahren, durfte die Suppe noch auf den Teller. Was aber nicht gegen die Suppe spricht. Inzwischen kenne ich einfach andere Tricks um die Frau an meiner Seite glücklich zu machen. Zum Beispiel mit einem 350 Gramm schweren Steak! Ohne Suppe vorher.
Wenn sie ein Steak auf dem Teller hat, dann denkt sie (glaube ich – denn wer weiß schon was in den Köpfen von Frauen vorgeht) nie an Suppe. Ansonsten schon. Bei uns gibt es nämlich kaum Suppe. Nur wenn ich nicht im Haus bin. Dann kocht sich die Hausherrin ihr eigenes Süppchen. Im Wortsinn.
Mein Bekenntnis: ich bin ein echter Suppenkaspar!
Ich vermeide Suppen. Ich mag nicht das Getropfe vom Suppenlöffel in den Teller (was einem das Hemd einsaut). Ich mag das neudeutsche „mouthfeeling“ eines Suppenlöffels in meinen Mund nicht, nicht das Geschlürfe wenn die Suppe zu heiß ist, nicht den Maggigeschmack in jeder Suppe aus meiner Kindheit und die Untätigkeit der Zähne passt mir auch nicht. Trotzdem findet man sie in jedem Supermarkt.
Abgepackt in Tüten und Dosen. Die armen Suppen!
Zwiebelsuppen – garantiert nicht selbst gemacht. Fünfmal aus der Tüte, davon einmal mit dem Versprechen „Bio“. Dazu die Zwiebelsuppe aus der Dose.
Von meinen persönlichen Befindlichkeiten wissen naturgemäß die Tütensuppen-Hersteller dieser Welt kein bisschen. Und auch die Rettungsgruppe bei Facebook wusste bisher nichts davon.
Wie es dort zugeht, habe ich in meiner Geschichte zum Fränkischen Zwiebelkuchen kürzlich bereits grob umrissen.
„Wir retten was zu retten ist“ heißt die Gruppe und hat sich diesmal auf das Thema „Gebundene Suppen, Eintöpfe und Co“ gestürzt.
Mit Eintöpfen geht es mir allerdings ähnlich wie mit Suppen:
Ich mag dieses Gemansche in einem Topf nicht.
Unter „.. und Co“ konnte ich mir nichts vernünftiges vorstellen, weshalb ich, um überhaupt dabei zu sein, dann doch lieber auf das leicht angestaubte Rezept „französische Zwiebelsuppe überbacken“ von damals zurückgegriffen habe.
Die vor wenigen Tagen wieder servierte Suppe hatte einen tollen Nebeneffekt: die reife Dame auf der anderen Seite des Tisches war genauso beglückt wie ehedem und das stets jung gebliebene Augenpaar strahlte mich liebevoll an. – Die gute Tat des Tages war vollbracht.
Zeit für das Rezept: Französische Zwiebelsuppe überbacken
Was mich aber vorher noch interessiert hat:
die Zutaten in meiner eigenen Suppe kenne ich. Aber was ist eigentlich in einer Tütensuppe drin? Als Beispiel dient uns jetzt „Maggi Für Genießer Zwiebelsuppe“.
Das Tütchen für 1,19 Euro, 52 Gramm leicht, laut Aufdruck ausreichend für 3 Teller.
Ohne Zusatzstoff Geschmacksverstärker. Bitte behalten Sie das im Hinterkopf, bis Sie auf meine Zutatenliste stoßen!Die Zutaten: 44,2% Zwiebeln, Stärke, Jodsalz, Zucker, Hefeextrakt, Palmfett, Aromen (mit Weizen, Gerst, Ei), Gewürze, Kräuter, 1,7% Weißweinextrakt, Maltodextrin, Verdickungsmittel Johannisbrotkernmehl, Säuerungsmittel (Citronensäure, Milchsäure). [Spuren: Soja, Milch, Sellerie, Senf]
Der Preis ist unschlagbar, essen werde ich trotzdem lieber mein eigenes Süppchen.
Französische Zwiebelsuppe überbacken
Die Zwiebeln in sehr feine Scheiben hobeln
Zutaten: Französische Zwiebelsuppe überbacken
* 1½ El Puderzucker
* 500 g Zwiebeln
* 60 g Butter
* 125 ml Weißwein
* 1 EL Mehl
* Salz + Pfeffer
* 0,75 ml bis 1 Liter kräftige Fleischbrühe (Vegetarier verwenden Gemüsebrühe)
* ½ Baguette
* ½ Zehe Knoblauch
* 1 El Cognac (eventuell)
* 100 g Comte oder Gruyère
So wirds gemacht:
Den Zwiebeln die äußeren Häutchen abziehen, das untere Ende abschneiden, dann mit einem Gemüsehobel oder der Küchenmaschine in sehr feine Scheiben hobeln.
Puderzucker mit dem Butter in einem Topf goldbraun karamellisieren, die Zwiebelscheibchen dazu geben und einige Minuten lang braten, bis sie alle Farbe genommen haben. Mit dem Weißwein ablöschen. Unter Rühren mehrere Minuten einköcheln lassen, bis die Flüssigkeit verdampft ist.
Das Mehl darüber sieben, nochmals alles gut durchmischen, mit Salz und Pfeffer würzen, die Brühe angießen und die Zwiebelsuppe für circa 20-30 Minuten köcheln. – Die Suppe abschmecken, eventuell sogar mit 1-2 EL Cognac.
Unterdessen einige Baguettscheiben in wenig Butter mit einer Scheibe Knoblauch in einer Pfanne goldbraun braten, den Käse fein reiben. Den Backofen vorheizen (Oberhitze 180 Grad).
Die fertige Suppe in dafür geeignete Schüsseln füllen, die Brotscheiben darauf verteilen und dick mit Käse bestreuen.
Die französische Zwiebelsuppe für einige Minuten im Ofen überbacken (untereste Einschubleiste) bis der Käse geschmolzen ist. Sofort servieren. – Ein Gläschen Wein dazu: Guten Appetit.
Linksammlung zur Aktion: Gebundene Suppen, Eintöpfe & Co.
Alle Links zu den anderen Rettern und Retterinnen der Aktion „Wir retten was zu retten ist“.
- Genial Lecker – Blumenkohlcremesuppe
- GiftigeBlonde – Wildschwein Gulaschsuppe
- Feinschmeckerle – Petersilienwurzel Karotten Kartoffel Suppe
- Obers trifft Sahne – Winterlicher Gemüsetopf mit Gänsefleisch
- Anna Antonia – Gemüsesuppe à la mode Jeunesse
- Was du nicht kennst… – Kartoffeleintopf mit Paprika und Möhren
- Küchenliebelei – Omas Kappes-Eintopf
- Auchwas – Eintopf Borschtsch
- Brotbackliebeundmehr – #wirrettenwaszurettenist – Die kulinarische Rettungsaktion – Lauch-Rahm-Suppe mit Grünkern
- Katha-Kocht! – Käse-Lauch Suppe mit Gorgonzola
- Jankes*Soulfood – Gemüse-Gulaschsuppe
- Barbaras Spielwiese – Tomatencremesuppe
- Kebo Homing – Gemüseeintopf mit Selchfleisch
- Our Food Creations – Grumbeersupp mit Woi (Kartoffelsuppe mit Wein)
- Fliederbaum – Wir retten was zu retten ist – orange Suppe mit roten Linsen
- thecookingknitter – Kartoffelsuppe aus dem Slowcooker
Französische Zwiebelsuppe überbacken
Weitere Rettungsaktionen: Wir retten was zu retten ist
Ein wirklich sehr schönes Rezept. Das leihe ich mir mal aus. Gruß Katrin
Mal wieder sehr schön geschrieben. Zwiebelsuppe gehört zudem definitiv gerettet! Habe sie auch seit Urzeiten nicht mehr selbst gemacht, esse sie aber immer wieder gerne – 70er hin oder her, schmeckt einfach saulecker. Jedenfalls kommt sie morgen nach genau diesem Rezept auf den Tisch – die Vorfreude ist groß :-)
Weiterhin frohes Köcheln!
Wenn ich die vielen Tüten sehe, wird mir ganz Angst. Aber du hälst uns ja gleich die wunderbare selbst gemachte edle Variante der Zwiebelsuppe vor die Augen, da löffle ich am liebsten gleich mit.
Die „Überbackene Zwiebelsuppe“ war seit 1977 eines meiner Paraderezepte, wenn es darum ging, möglichst billig und trotzdem schmackhaft meinen Mann und mich oder auch Gäste satt zu bekommen. Ich lasse aber das Mehl weg und würze mit etwas Herbes de Provence.
Vielen Dank für viele von Ihnen veröffentlichte und von mir ausprobierte neue Rezepte! Mit ganz lieben Grüßen
Erika
Ja, ich verwende gerne Thymian-Blättchen. Was ich vergessen habe zu erwähnen. Obwohl sie ja auf dem Bild sind.
Vielen Dank für die Treue Leserei ;-)
Herzhaft und mit Käse… genau mein Fall. Ich esse die Zwiebelsuppe richtig gerne, habe sie aber auch noch nie selbst gemacht. Nicht mal aus der Tüte ;-) wird Zeit, dass sich das ändert!
Wieder eine so liebe Geschichte, ich mag deine Geschichten,..
Weniger mag ich die Aufzählung des Inhalts dieser Zwiebelsuppe…du liebe Güte…die trauen sich auch noch zu schreiben ohne Zusatzstoffe gggg..fehlt nur noch dass regional dabeisteht hihi.
Deine Suppe hingegen mag i gern, ich bin aber auch kein Suppenkasper!
lg. Sina
Freut mich Sina.
Wenn Dir die Geschichten gefallen. Die meisten sind auch noch wahr !
Deine überbackene Zwiebelsuppe sieht fantastisch aus. Die könnte ich jetzt gut vertragen! Mit Käse ist direkt alles besser…
Mir geht es mit Suppen & Co. übrigens genauso wie dir. Ich mag diese Konsistenz einfach nicht. Aber so wie du die Suppe abgewandelt hast, kann es einfach nur schmackhaft sein.
Danke für das schöne Rezept. :)
Liebste Grüße
Nadine
Du bist ja die Kuchenspezalistin. Das bin ich auch, wenn es darum geht sie zu vertilgen.
Wer braucht denn bei dem tollen Rezept noch eine Tütensuppe! Lecker! LG Valesa
Es ist ja heutzutage verpöhnt, ganze Brotscheiben drauf zu geben (alles mundgerecht bitte ;-)) aber ich persönlich mag sie auch genau so überbacken (wenn auch vom Geschmack her gern nur mit roten Zwiebeln)!
Und bei mir strahlt der Göttergatte, wenn es sie mal gibt, was sehr selten vorkommt, da unsere Kinder sie leider nicht mögen.
Liebe Grüße aus Südtirol, Kebo
Danke für die schöne Geschichte – mit solchen Suppen macht man Frauen glücklich – auch wenn man sonst noch einige Tricks auf Lager hat… ;-)
Klassische französische Zwiebelsuppe gab’s bei mir auch schon lange nicht mehr. Wenn’s kalt wird, mag ich die nämlich auch sehr gerne. Und ich finde es genauso erschreckend, dass es so etwas in Tüten gibt… Zwiebeln und Brot habe ich immer zu Hause.
Dein Zwiebel-Süppchen klingt wirklich sehr fein und wie immer musste ich beim Lesen ein bissl schmunzeln ;) Eintöpfe sind auch nicht mein Ding, dafür Suppen umso mehr… aber nur Zuhause, da ist das geklecker im Zweifelsfall nicht so schlimm!
Liebe Grüße,
Katha
Lieber Peter,
diese Suppe hatte ich zuerst auch im Sinn und freue mich deshalb sehr über dein Rezept, das köstlich klingt.
Dein Text ist wieder so wunderbar geschrieben, ich musste mehrfach schmunzeln. Es ist immer eine Freude, hier vorbeizukommen.
Liebe Grüße Janke
Danke für die virtuellen Blumen.
Schade, dass die Geschichte an einem Tag wie diesem, nach den Ereignissen in Paris, erscheinen musste.
Heute lese ich alles mit schwerem Herzen, aber deine Worte und das Rezept wärmen die Seele.
Wir lieben Zwiebelsuppe. Leider darf es die bei uns nur am Wochenende geben und die sind leider immer so voll mit Terminen, dass für eine leckere Zwiebelsuppe einfach keine Zeit bleibt. Eigentlich schade, denn seit mein Göttergatte vor 2 Monaten in einer Trattoria eine Suppe vorgesetzt bekommen hat, die er tatsächlich in die Küche hat zurückgehen lassen, will ich ihm eine gescheite kochen… ein Grund mehr, Dein Rezept auszuprobieren.
LG Andrea
Die zurückgegangene Suppe war sicher aus der Tüte. Oder aus der Dose.
Überhaupt nicht vergleichbar mit meiner Version.
Diese schafft man auch nach einem arbeitsreichen Tag!
Also ran an die Zwiebeln
Hab ich da gerade Zwiebelsuppe gelesen? Und dann auch noch überbacken? Ich bin sofort da! Ich liebe Zwiebelsuppe, es ist einfach sooooo ein köstliches Gericht! Ein wunderbares Rezept!
Viele Grüße,
Jasmin
Das ist es, Jasmin.
Aber wie Du jetzt weißt bin ich ein Suppenkaspar und werde das vermutlich bleiben ;-)
Lieber Peter
damit brächtest du auch meine Augen zum Strahlen!
Auch wenn die Rettungstruppe mir ihren Aktivitäten nicht die Welt retten wird, grade diese Suppe wärmt die Seele gerade heute ganz besonders.
Hallo Anna,
jetzt nach den nächtlichen Ereignissen in Paris und da der Artikel veröffentlich ist, kommt er mir ein bisschen unpassend vor.
Aber die Geschichte steht schon eine Woche lang an dieser Stelle. Nur eben unveröffentlicht.
Liebe Grüße, Peter
Ja, mir ging es auch so, ich überlegte ob ich auf „veröffentlichen“ drücken soll gestern früh. Andrerseits, essen muß man so oder so; und wer um einen gemeinsamen Suppentopf sitzt schlägt sich nicht die Köpfe ein. Insofern paßt gerade diese Aktion und deine Suppe im Besonderen dann doch.
Ganz tolles Rezept und das Foto und die Brote, man bekommt sofort Appetit. Auf gar keinen Fall die Billigkonkurrenz, schon die Aufmachung ist so was von und wahrscheinlich das teuerste am ganzen Produkt. Finde ich klasse Deine Ausführungen :). Danke für das schöne Rezept und ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Ingrid
Freut mich Ingrid, wenn es Dir Spaß gemacht hat.
Mit leckerem Gruß, Peter