Fränkischer Zwiebelkuchen mit Speck (Quark-Öl-Teig)

Fränkischer Zwiebelkuchen

Bevor unser Fränkischer Zwiebelkuchen an den Start geht, lege ich schnell ein Geständnis ab. Ich habe nämlich vollstes Verständnis für Sie, liebe LeserInnen, die Sie nach einem langen, harten Arbeitstag den Supermarkt betreten, zielstrebig zur Tiefkühltruhe eilen, um dort zügig eine Quiche oder einen Flammkuchen, aus der eiskalten Atmosphäre die in der Truhe herrscht, zu befreien.

Angezeigt wird ein Pfeil nach unten, der direkt zum Rezept führt Natürlich sind Sie durch diese Tat keineswegs zum Gutmensch geworden. Schließlich planen Sie nichts anderes als Gemeinheiten mit dem Beutestück. Zuerst werden Sie es aus der Packung zerren, in der Hitze des heimischen Herds so lange backen bis der eventuell darauf befindliche Analogkäse geschmolzen ist, der Boden knusprig und braun ist und danach verspeisen Sie das Ding. Hemmungslos. Womöglich komplett.

Ich habe Verständnis dafür, weil Pizza und Flammkuchen so ziemlich das einzige ist, was ich als Fertigprodukt selber mal in den Ofen schiebe. Etwa zwei- bis dreimal im Jahr.

Zwiebelkuchen aus der TK-Truhe „Das Produkt wird in einer Produktionsstätte hergestellt, in der auch Sojabohnen, Senf, Fisch, Krebstiere, Weichtiere und Sulfite verwendet werden!“ – Was mich jetzt nicht weiter kümmert.

Wir retten was zu retten ist

Allerdings bin ich vor einigen Monaten einer Facebook-Gruppe beigetreten, deren Mitglieder – derzeit 35 an der Zahl – fast ausschließlich Frauen sind. – Okay, es gibt Andy, Jens und mich. – Aber wir sind dort nur die Quotenmänner. Über diese Gruppe habe ich schon etwas geschrieben, denn es handelt sich um eine Rettungsgruppe, die, (für mich als Mann) in nicht zu durchschauendem Rhythmus Essen rettet!

Es ist für mich auch nicht zu durchschauen nach welchen Kriterien bestimmte Gerichte gerettet werden müssen – oder auch nicht. Ich würde zum Beispiel gerne mal Königsberger Klopse aus den Fängen der Lebensmittelindustrie retten. Aber das ist, zugegeben, etwas kompliziert. Wahrscheinlich deswegen werden andere Dinge gerettet.

Wir retten was zu retten istMal der Pudding, mal die Suppeneinlage, mal der Geburtstagskuchen. Kurz: Dinge, die der berufstätige moderne Mensch längst gewohnt ist, in der Tüte oder eben als Fertigprodukt aus der Tiefkühltruhe zu kaufen.

Das verbiegt seine Geschmacksnerven ordentlich (wegen der Geschmacksverstärker die überall drin sind), man gewöhnt sich an das viele Salz und natürlich bekommen wir, vom übermäßig darin versteckten Zucker, alle Diabetes.

Was sonst noch in Fertigprodukten steckt, möchten Sie, als KäuferIn gar nicht wissen, denn sonst würden Sie das Zeug ja nicht erwerben. Was aber noch schlimmer ist: es wird vergessen wie man etwas selber und richtig gut zubereitet. Auch wie es ist, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, von Tellern zu essen und nicht aus der Pappschachtel.

Dagegen haben sich die Mitglieder der Gruppe verschworen und sich darauf geeinigt, in diesem Monat Quiche, Flammkuchen und Co. zu retten. – Zu retten bedeutet nichts anderes, als den eigenen, mehr oder weniger interessierten BlogleserInnen, möglichst hübsche Fotos des geretteten Gerichts unter die Nase zu halten.

Die Fotos sollten so schön sein, dass die/der Leser vielleicht sogar das Rezept liest und sich dabei in seiner Mundhöhle jede Menge Speichel sammelt – und noch vielleichter – das Rezept wirklich selber zubereitet. Das wäre wirklich das Optimum, das aus so einer Rettungsaktion herauszuholen wäre. Deshalb: probieren wir es einfach!

Fränkischer Zwiebelkuchen

Für unsere Nachfahren: Rezept Fränkischer Zwiebelkuchen

Die hauptsächliche Daseinsberechtigung meines eigenen Blogs ist darin begründet, meiner Familie ein Nachschlagewerk zu hinterlassen, in dem man alles findet, was bei uns an leckerem Zeug auf den Tisch kam. Selbstverständlich alles ohne Tütchen. Deshalb nutze ich jetzt die Gelegenheit, unseren Fränkischen Zwiebelkuchen der Nachwelt zu hinterlassen.

Die Besonderheit daran: der Teig ist kein Hefeteig (der in einer halben Million anderer Rezepte zum Einsatz gebracht wird) sondern ein Quark-Öl-Teig. – Wer mit Hefe im Allgemeinen auf Kriegsfuß steht, ist hier genau richtig.

Noch eine Anmerkung: das Rezept hängt seit guten fünfundzwanzig Jahren in unserem Rezept-Ordner weil es einfach gut ist. Wir experimentieren gerne mit Rezepten, aber wenn wir eines gefunden haben, das für unsere Begriffe perfekt ist, dann bleiben wir dabei. Siehe zum Beispiel auch unsere köstliche Crème Caramel.

Das Leben ist doch viel zu kurz um immer nur Zwiebelkuchen zu essen, enttäuscht zu sein, das getestete Rezept wegzuwerfen, wieder Zwiebelkuchen zu essen, wieder enttäuscht zu sein, wieder das getestete Rezept wegzuwerfen und so weiter und so weiter – bis man endlich am Ziel ist. Wir haben das alles schon hinter uns gebracht und für Sie erledigt.

Fränkischer Zwiebelkuchen

Über Zwiebelkuchen im Allgemeinen gibt es jede Menge Informationen im Internet. – Vermutungen darüber wo er herkommt. Welche Regeln man angeblich einhalten muss, damit er wirklich lecker wird. Welche Bezeichnungen es noch dafür gibt, zum Beispiel Zwiebelwähe oder die vergleichbare Quiche Lorraine.

Generell kommt der Zwiebelkuchen wohl aus Weinbaugebieten, weil er sehr gut zu jungem Wein („Federweißer“ / „Sauser“) passt. Aber das muss uns nicht kümmern, es spielt einfach keine Rolle, unser fränkischer Zwiebelkuchen kann sowohl in der Norddeutschen Tiefebene als auch auf der Zugspitze genossen werden.

Fränkischer Zwiebelkuchen

Rezept Fränkischer Zwiebelkuchen mit Speck (Quark-Öl-Teig)

Zutaten für den Quark-Öl-Teig. Die Menge ist für ein Ofenblech ausreichend.
* 300 g Mehl
* ½ Tütchen Backpulver
* 250 g Quark (20%)
* 6-8 EL Öl (neutrales Pflanzenöl)
* 6 EL Milch
* Salz

Für die Zwiebelmasse
* 750 g Zwiebeln/Schalotten (tollkühne Menschen verwenden Lauch)
* 60 g Butter
* 2 TL gemahlener Kümmel
* weißer Pfeffer (viel)

Für den Sahneguss (kommt über die Zwiebeln)
* 100 g durchwachsener Speck
* 150 mittelalter Gouda
* 1 großes Ei
* 200 g Sahne
* Salz + Pfeffer

Zuerst die Zwiebeln, dann der Guss - Fränkischer Zwiebelkuchen

Zubereitung Fränkischer Zwiebelkuchen

Zuerst die Zwiebeln schälen und würfeln (nicht zu klein), in einer Pfanne mit einem großen Stück Butter bei mittlerer Hitze glasig schwitzen. Für eine bessere Verträglichkeit kräftig mit Kümmel würzen. Zwei Teelöffel sind für diese Menge nicht zu viel. Auch mit dem Pfeffer nicht sparen! Die Zwiebeln in der Pfanne abkühlen lassen.

Unterdessen den Teig herstellen. Dazu werden einfach alle Zutaten zuerst mit einer starken Küchenmaschine, dann einige Minuten mit den Händen kräftig verknetet. Die Arbeitsfläche muss für den Knetvorgang nicht bemehlt werden. Durch das Öl im Teig bleibt dieser nicht kleben. Auch nicht am Nudelholz, mit dem man ihn schlussendlich auswalzt bevor er auf ein leicht eingeöltes Backblech bugsiert wird.

Den Käse reiben, mit der Sahne, dem Ei und dem klein gewürfelten Speck vermischen. Mit Salz und Pfeffer würzen.

Den Backofen auf 170 Grad (Umluft) vorheizen.

Nun die Zwiebeln auf dem Teig verteilen, dann die Käsemischung darüber löffeln. Dabei möglichst gleichmäßig arbeiten. Den Zwiebelkuchen bei für etwa 30 Minuten bei den gewählten 170 Grad backen.

Was die Temperatur angeht, so ist bekanntlich jeder Ofen etwas anders. Die einen schwören auf Ober- und Unterhitze, dann sind immer 10-15 Grad mehr im Ofen zulässig als bei Umluft – auf die die beste Ehefrau von allen schwört!

Vor dem Servieren ca. 1 Stunde abkühlen lassen. Am besten schmeckt er wenn er lauwarm ist.
Aber auch am nächsten Tag, wenn er richtig gut durchgezogen ist, schmeckt der Zwiebelkuchen köstlich.

Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Diesen Fränkischen Zwiebelkuchen habe ich selbst gebacken. Das muss extra erwähnt werden, denn die Meister-Bäckerin in unserem Haushalt ist die oben bereits erwähnte, beste Ehefrau von allen. Sie hat (wie schon x-mal erzählt) in ihrem Leben schon um die 2.000 Kuchen gebacken, von denen sich allerdings erst ein Teil in der Rubrik „Backen“ befindet.

ZTartelett-Förmchen - Fränkischer Zwiebelkuchen Fränkischer Zwiebelkuchen muss nicht vom Blech sein. Es gehen auch andere Formen. So wie hier gezeigt

Tartelett-Förmchen

Fränkischer Zwiebelkuchen muss nicht unbedingt vom Blech kommen

Zwiebeln anschwitzen und mit viel Kümmel würzen

Eine große Menge Zwiebeln ist das wichtigste am Fränkischen Zwiebelkuchen. Hier sind auch ein paar Schalotten dabei. Wichtig: die Zwiebeln nicht zu klein schneiden, und schon gar nicht mit einer Maschine. Die produzieren häufig sehr viel Saft, was den Zwiebelkuchen dann matschig macht. – Lauch ginge übrigens auch.

Zwiebeln anschwitzen und mit viel Kümmel würzen

Schön durchwachsener Speck

Fränkischer Zwiebelkuchen im Tartelett-Förmchen Fränkischer Zwiebelkuchen im Tartelett-Förmchen

Fränkischer Zwiebelkuchen

Fränkischer Zwiebelkuchen

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29 Kommentare zu “Fränkischer Zwiebelkuchen mit Speck (Quark-Öl-Teig)”

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