Gutscheincode trifft Rabattmarke

Rabattmarke

Wer erinnert sich noch an die gemeine Rabattmarke, die der kleine Laden in der Dorfmitte früher an seine treuen Kunden ausgab? – Bitte den Finger heben! – Okay. – Das scheinen wirklich nicht viele zu sein. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich. Zwar sammelten Millionen Deutsche bis zum Beginn der 1980er Jahre die kleinen bunten Rabattmarken akribisch in dazu ausgegebenen Heftchen, aber dann begannen die Supermärkte extrem zu wachsen.

Der kleine Preisvorteil, den man sich einst durch das Sammeln von Rabattmarken sichern konnte, wurde vom Sonderangebot verdrängt. Die Märkte zogen auf die grüne Wiese am Ortsrand, das Warenangebot vervielfachte sich. Rabattmarke, Adieu.

Heute kämpfen nur noch wenige Handelsketten um den engen Profit, den der Lebensmittelhandel in Deutschland hergibt. Es gibt Preissenkungen auf ganze Warengruppen, wie zum Beispiel Milchprodukte. Der Druck auf die Produzenten und Hersteller nimmt stetig zu, wir alle kennen die Geschichten aus den Ställen wenn es um Schweinefleisch oder unser Frühstücksei geht.

Abseits des Lebensmittelhandels hört man zwar immer noch von Rabatten, aber das System funktioniert inzwischen ganz anders. Kauft man sich eine Küche, bekommt man den Rabatt sofort auf den (angeblichen) Listenpreis angerechnet. Und je nachdem wie rund oder stotternd die Konjunktur gerade läuft, geben auch Autohändler beachtliche Nachlässe.

Ein besonders beliebter Weg, künftigen Kunden schon vor dem Kauf Rabatte einzuräumen, ist heute der Gutscheincode, der sogar auf einzelne Produkte zugeschnitten werden kann. Das Internet macht es möglich. Es gibt inzwischen Webseiten, die sich darauf spezialisiert haben, aktuelle Aktionscodes anzubieten.

Aber bitte: nicht dass sie glauben, die Firmen, für die man hier Gutscheincodes generieren kann, wären kleinen Wichte, die man kaum kennt. Im Gegenteil, die Liste der Unternehmen liest sich wie das Who is Who der neuen Handelswelt. Begonnen bei A wie Amazon bis Z wie Zalando kann man fündig werden.

Drugstore in Natchez

Ich habe trotzdem noch so etwas wie ein Rabattmarken-Sammelheft, auch wenn keine Marken mehr eingeklebt werden. Das ist von meiner Tankstelle, wo ich nach der zehnten Autowäsche eine Wäsche umsonst bekomme. Irgendwann.

Besonders beliebt scheint die Stempel-Sammlerei auch zu sein, wenn es um das Thema Pizza geht, aber da kann ich nicht mitreden, denn Pizza esse ich nur die köstliche, hausgemachte bei guten Freunden.

Erfindermesse in der Stadthalle zu Weißenhorn

Eine lustige Geschichte, die sich ebenfalls um das Thema Rabatt dreht, soll jetzt aber trotzdem noch schnell erzählt werden. In dem schwäbischen Städtchen Weißenhorn, das liegt rund 22 Kilometer südöstlich von Ulm, gibt es nämlich alljährlich zur Faschingszeit eine Erfindermesse (nächster Termin: am Samstag, 15. Februar 2014 um 20 Uhr) in der Stadthalle. Eine nicht ganz ernst zu nehmende Veranstaltung für Erfinder, die ein Patent möchten.

Einer der fleißigsten Erfinder mit den verrücktesten Ideen ist ein Herr namens Rudi Riesenegger, der den Wettbewerb bei der Erfindermesse schon mehrmals für sich gewann. So auch im Jahr 2009.

Damals kam er auf die Idee, eine Toilette zu bauen, die es auch den Besitzern von Gaststätten ermöglichen soll, ihren Kunden einen Rabatt einzuräumen, der abhängig ist von der getrunkenen Menge Flüssigkeit (vorwiegend Bier) in der jeweiligen Kneipe.

Wie Rudi Riesenegger der Augsburger Allgemeinen damals erklärte, sei die Erfindung wirklich ganz einfach:
„Der Gast entleert das von ihm verwertete Bier in eine spezielle Toilette, diese gibt die Menge an eine Dosiermaschine weiter, die dann Sand in ein Weizenglas rieseln lässt. – Schlussendlich wiegt der Wirt das sandgefüllte Glas mit Bier auf und fertig ist das Rabattbier.“ – Unter großem Jubel führte der geisteswissenschaftlich und technisch begabte Erfinder sein neuestes Werk vor und bekam sofort per SMS reichliche Bestellungen der Weißenhorner Wirte.

Hier gibt es keine Rabattmarke
Hier gibt es keine Rabattmarke mehr.



2 Kommentare zu “Gutscheincode trifft Rabattmarke”

  • Die alten Rabattmarken sind auch hier längst durch in Kundenzeitschriften abgedruckte Aktionscoupons mit Barcodes verdrängt worden. Nun darf man sich (wenn man will) stundenlang durch Zeitschriften lesen, passende Bons ausschneiden und an den Kassen eintauschen. Dazu gibts noch, je nach Grösse des Einkaufs, spezielle Sammelkarten, einmal für Töpfe, Gläser, Besteck, Kinderspielzeug. Bis dieser Unsinn an den Kassen abgerechnet ist, wartet man in der Schlange. Ich sehne mich zurück nach den alten Rabattmarken.

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