Lang ist der Weg zu ihm! Aber steht man erst mal am Rand des Grand Canyon, sind alle Strapazen vergessen, die man auf sich genommen hat, um hierher zu kommen. Aber was sind nach heutigem Verständnis schon noch Strapazen? Ein sehr langer Flug in einem engen Flugzeugsitz, dem eindeutig acht Zentimeter Beinfreiheit nach vorne fehlen? Dann noch einige hundert Meilen in einem bestens klimatisierten Auto auf hervorragend ausgebauten Straßen?
Sind das wirklich noch Strapazen? Die Spanier haben den Grand Canyon schon etwa 1540 entdeckt. Sie waren auf der Suche nach den mystischen „Sieben Städten von Cibola„. Naja, im Endeffekt waren sie auf der Suche nach Gold. Das Naturschauspiel, das der Canyon bot, beeindruckte sie vielleicht. Trotzdem klassifizierten sie das ganze Arreal als lebensfeindlich und ziemlich öde. Wie auch sonst. Die Anreise war bestimmt nicht einfach.
Erst durch zwei Expeditionen im Jahr 1869 und 1871 von John Wesley Powell, einem Geologieprofessor, wurde der Canyon nach der Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse im Jahr 1875 richtig bekannt. Dies war auch seinem Begleiter John A. Hillers zu verdanken, der die Aufgabe hatte, das Naturwunder fotografisch zu belegen. Auch ihre Anreise war kein Zuckerschlecken. Auf Powells erster Expedition wurden immerhin drei seiner Begleiter von Indianern getötet. Das waren echte Strapazen!
Unser Ausflug zum Grand Canyon
Ich war bei unserem Besuch im September 2012 vor allem darüber erstaunt, wie einfach man die bis zu 1.600 Meter tiefe und etwa 450 Kilometer lange Schlucht heutzutage besuchen kann. Wie überall in Amerika, wenn es darum geht, herrliche Natur oder geschichtlich relevante Punkte im Land zu zeigen, führen auch zum Grand Canyon sehr gut ausgebaute Straßen. Man zahlt bei der Einfahrt in den Nationalpark glatte 25 Dollar pro Fahrzeug.
Am beliebtesten Startpunkt für einen Besuch angekommen, dem sogenannten „South Rim“, wird man als Europäer überrascht von der Infrastruktur, die es hier gibt. Hotels, Einkaufmöglichkeiten, gewaltige Parkplätze, ein prächtiges „Welcome Center“ in dem es Filmvorführungen gibt und in dem man alle erdenklichen Informationen erhält. Dazu mehrere Buslinien, die uns an die beliebtetsten Startpunkte für individuelle Ausflüge kutschieren (selbstverständlich alles Behindertengerecht), bis hin zur kostenlosen und blitzsauberen Toilette an jeder Busstation.
Und der gesamte Service ist in den 25 Dollar Einfahrtsgebühr enthalten. Es kommt garantiert kein Kleingeist mehr aus dem nahen Gebüsch gesprungen, der für die Benutzung der Toiletten vielleicht 70 Cent kassieren möchte.
Helikopterflug – toller Ausflug zum Grand Canyon
Wem dies alles nach viel zu wenig Abenteuer klingt, kann den Grand Canyon selbstverständlich mit dem Schlauchboot auf dem Colorado hinabreiten (lange Buchungszeiten) oder besser mit trockenem Hinterteil im Helikopter durchfliegen. Ganz bequem geht das bereits ab Las Vegas!
Für Wanderer ist sicher der berühmte Bright Angel Trail ein absolutes Muss, für den man unten aber eine Übernachtung einplanen sollte. Denn für den Abstieg benötigt man gute vier Stunden. Für den Aufstieg aber etwa acht Stunden. Und wenn man schon mal hier ist, sollte man die fantastische Natur auch genießen. Übrigens: hier ist es vorbei mit der tollen Infrastruktur. Wanderweg ist Wanderweg.
Wer dagegen am Südrand des Canyons auf geteerten Wegen herumspaziert, Pause auf vorhandenen Parkbänken macht und als Fotograf womöglich auf das richtige Licht wartet (dieses Glück hatte ich leider nicht), stößt bald auf den Bahnhof der nostaligischen Grand Canyon Railway (Bild 12 und 13), die seit 1989 wieder aktiv ins Tourismusgeschäft (Start in Williams) eingebunden ist. Der Ticketpreis liegt pro Person bei 70 Dollar.
Herrliche Pause – Ausflug zum Grand Canyon
Unsagbar bequem und exclusiv geht es dann im Hotel El Tovar, nahe dem Bahnhof zu (Bild 10 und 11). Ein altes Gebäude, im Jahr 1905 eröffnet und 100 Jahre später neu renoviert. Hier eilen die Bedienungen und Kellner in Uniform durch die Tischreihen und die Küche spuckt ununterbrochen Gerichte sehr guter Qualität aus. Die beste Ehefrau von allen ist der Meinung, hier das beste Sandwich ihres Lebens serviert bekommen zu haben! Wer hier übernachten möchte: wie gesagt, das Essen ist sehr gut, die Zimmer haben teilweise Canyon-Blick, die Übernachtungspreise liegen allerdings irgendwo zwischen 180 und 440 Dollar (pro Zimmer).
Skywalk?
Wer jetzt noch nach dem inzwischen berühmten „Skywalk“ fragt, also dem 20 Meter über den Canyon Abgrund ragenden gläsernen Balkon: Dieser liegt am sogenannten Grand Canyon West Rim, im Reservatsgebiet der Hualapai-Indianer. Als Ausgangspunkt kann für einen Ausflug hierhin kann man Las Vega oder Kingman wählen.
Aber Vorsicht! Die letzten 25 Kilometer zum Skywalk sind Schotterpiste, weshalb es einen Shuttleservice mit Geländefahrzeugen dorthin gibt. Auch ist die Preispolitik der Indianer gewöhnungsbedürftig. Obwohl es sicher ein tolles Erlebnis ist, durch Glas 1.200 Meter in den Abgrund zu schauen, Eintrittspreise für unterschiedliche Pakete zwischen 29,95 $ und 70,95 $ pro Person(!) sind dann doch ziemlich heavy. Man muss auf dem Skywalk übrigens einen speziellen Filzüberzug über die Schuhe ziehen um den Glasboden nicht zu verkratzen und Fotografieren ist definitiv NICHT erlaubt! Kameras, Handys, aber auch Rucksäcke und Handtaschen müssen in Schließfächern verstaut werden.
Bild 3 – Ausflug zum Grand Canyon
Bild 4
Bild 5
Bild 6 – Ausflug zum Grand Canyon
Bild 7 – Beim Ausflug zum Grand Canyon überraschte uns die Infrastruktur dort sehr!
Bild 8
Bild 9
Bild 11 – Das Sandwich im Hotel El Tovar
Bild 12 – Grand Canyon Railway
Bild 13 – Grand Canyon Railway
Bild 14 – Tolle Ausblicke beim Ausflug zum Grand Canyon
Bild 15
hach, wie wunderbar! würde beim anblick der bilder gern sofort wieder hinfahren, dabei waren wir erst diesen diesen sommer dort. wir haben die annehmlichkeiten ebenfalls sehr genossen, auch in den anderen unterkünften ist das essen gut und der service excellent, das war in allen nationalparks so, die wir besucht haben. das können sie wirklich gut, die amis.
Ohhh, tolle Bilder. Ich habe übrigens den Abstieg in die Schlucht und den 8stündigen Aufstieg gemacht – aber damals war ich noch sehr jung. Anstrengend, sehr heiss und ohne gute Wanderschuhe, viel (!) Wasser im Gepäck und Sonnenschutz (Hut) nicht zu bewältigen!
Ich würde ja auch gerne wieder mal hin. Aber ich hab mir mal geschworen, dass ich erst wieder in die USA reise, wenn in allen US-Staaten die Todesstrafe abgeschafft ist. Das heisst, ich werde wahrscheinlich nie mehr amerikanischen Boden betreten :-(
Liebe wilde Henne,
das sind natürlich harte Prinzipien. Die Du Dir da auferlegt hast!
Mit so etwas steht man sich dann oft lebenslang selbst im Weg
;-(