Hier geht es um Wilbur Scoville. Obwohl der Titel eines Videos am Ende des Beitrags lautet: Johnny Knoxville eating german „Currywurst“. Um daran Interesse zu wecken, müsste man erst einmal wissen wer dieser Johnny überhaupt ist? – Die Erklärung brauchen nur Menschen ab einem gewissen Alter, sie folgt deshalb extra schnell: Johnny Knoxville wurde einem breiten Publikum durch die Fernsehserie „Jackass“ bekannt.
Diese Serie lief von 2000 bis 2002 auf MTV und zeigte die Darsteller bei der Ausführung von ausnahmslos haarsträubenden Stunts. In die Kategorie „Dinge die die Welt nicht braucht“, gehört auch das Video, in dem es um den modernen Wahn der Superlative geht, hier speziell um scharfes Essen.
Eine Gallone (3,8 Liter) Tabasco. Gesehen in einem kleinen Shop in New Orleans
Rote Tabasco-Soße hat 2.500 Scoville
Die Soße über der Wurst, die die Helden in dem kleinen Video verspeisen, hat angeblich über sieben Millionen Scoville. Dabei hätte Scoville das gar nicht selber messen können. Als der Amerikaner Wilbur Scoville im Jahr 1912 seinen berühmten Test entwickelte, mit dem seither der Schärfegrad, in nach ihm benannten Einheiten, eben „Scoville“ (Scoville Heat Units – SHU, oder auch SCU für Scoville units), gemessen werden kann, gab es nämlich noch gar keine Soße, Chilis oder andere Gewürze mit diesem irrsinnigen Schärfegrad von sieben Millionen. Zumindest nicht im greifbaren Bereich für den Erfinder.
Scovilles Testidee war im Prinzip einfach. Um die Schärfe bestimmter Chilis oder Gewürze festzustellen, hatte er Geschmackstester um sich geschart und mischte zerriebene Paprikaschoten mit Zuckerwasser. Die Scoville-Skala entstand durch immer stärkerer Verdünnung dieses Gemisches, so lange, bis seine Probanden keine Schärfe mehr feststellen konnten. Die Zahl der Verdünnungsschritte ergab die Einheit.
Chilis als bunter Strauß. Gibt es zum Beispiel in Amalfi, im italienischen Süden zu kaufen
Mir kommt die in Szene gesetzte Video-Angeberei, mehr als nur spanisch vor. Denn erstens kann der menschliche Körper die Schärfe oberhalb eines Schwellenwertes von ca. 1.000.000 Scoville gar nicht mehr unterscheiden (habe ich zumindest mal in einem schlauen Buch gelesen) und zweitens wurde im Jahr 2006 die „Bhut-Jolokia-“ oder „Naga-Jolokia-Chili“ als schärfste Chili der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen.
Sie ist eine Zuchtform der Paprika-Art Capsicum chinense und stamm aus Nordindien. Ihr Schärfegrad liegt bei 10+, was einem Scoville-Wert von weit über 500.000 entspricht. Zum Vergleich: Habaneros schaffen es auf 100.000 bis 500.000 Scoville. Und wer schon einmal ein paar winzige Körnchen fein gemahlener Habaneros zu viel in sein Gericht gewürzt hat, weiß wovon hier die Rede ist. Von Genuss sprechen wir jedenfalls nicht.
Wo sitzt die Schärfe? – Es geht um Capsaicin
Übrigens ist es ein weit verbreiteter Irrtum, davon auszugehen, dass sich die Hauptschärfe in den Kernchen einer Chili befinden. Etwa 80 Prozent des Capsaicins (das Alkaloid in dem die Schärfe wohnt), steckt in Wirklichkeit in den kleinen Zwischenrippen. Da Capsaicin geruchlos ist, können weder unsere Nasen, noch unsere Geschmacksknospen etwas davon wahrnehmen. Erst wenn das Feuer im Mund von dem Capsaicin-Öl entfacht ist, empfinden unsere Nervenenden starke Hitze.
Das heimtückische Zeug lässt sich am besten mit Milch oder saurer Sahne binden und somit auch entfernen. Verzweifelte Löschversuche mit Wasser oder Getränken die zu wenig Alkohol enthalten (Bier hat nur ca. 5%), sind hingegen ebenso aussichtslos wie überflüssig. Ausreichend stark wäre Hochprozentiges, auf jeden Fall ein Tequila (um die 40%).
Aber vielleicht haben die Typen in dem Video (das leider entfernt wurde) ihre Soße auch gar nicht mit Chilis, sondern mit „Blair’s 16 Million Reserve“ gewürzt. Das Zeug ist, ebenfalls laut Guinness-Buch der Rekorde, das schärfste Gewürz der Welt und besteht aus reinem Capsaicin. Auf der Scoville-Skala zur Messung der Schärfe erreicht es den höchstmöglichen Wert von 16 Millionen Scoville. Und ist damit absolut ungenießbar.
Jackass Star Johnny Knoxville. – BILD serviert die schärfste Currywurst der Welt
2 Kommentare zu “Von Wilbur Scoville zu Johnny Knoxville”