Obwohl es mir immer noch nicht gelungen ist zu einem echten Teetrinker zu werden, interessiere ich mich sehr für das sympathische Getränk. Und trotz der ganzen Show, die heutzutage um Kaffee gemacht wird, hat der Tee etwas, was ihn meiner Ansicht nach auszeichnet: es ist die ganze Kultur die damit zusammenhängt. So ist mir zum Beispiel noch nie ein hektischer Mensch im schwarzen Anzug am Flughafen, Bahnhof oder der Innenstadt begegnet, der in einem albernen Pappbecher Tee transportiert hätte.
Wobei ich nicht glaube, dass das mit mangelnder Popularität des Tees zusammenhängt. Wie ich in meinem Posting über die Kaffeewelt vor einiger Zeit zusammengetragen habe, ist das liebste Getränk der Deutschen der Kaffee. Volle 165 Liter werden davon jährlich (pro Kopf!) gesoffen. Bier liegt auf dem dritten Platz mit 107 Litern, dazwischen wird nur Wasser getrunken, immerhin 140 Liter pro Kopf und Jahr.
Den wievielten Platz in einer fiktiven, fortgeführten Getränkeliste Tee einnehmen würde, ist mir unbekannt. Schließlich spielt das aber auch gar keine Rolle. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang nur die Angaben des deutschen Teeverbandes e.V., der in seinem Jahresbericht im Mai 2014 einen Pro-Kopf-Verbrauch von 27,5 Litern Tee angibt. Das entspricht 19.396 Tonnen importierten Tees.
Teeplantage in den Cameron Highlands, Malaysia, Asien – © Foto: ub-foto – Fotolia
Wieviele Teebeutel kann man mit 19.396 Tonnen Tee füllen?
Wer einen Teebeutel in die Hand nimmt, kann sich kaum vorstellen, wieviele davon man benötigen würde, um damit erst mal auf die Menge von einer Tonne Tee zu kommen. Und dann erst auf 19.396 Tonnen….!
Wer jetzt gerade hektisch überlegt, wieviel Gramm Tee ein Teebeutel enthält, weil die angedeutete Rechenaufgabe geknackt werden soll: es sind 1,75 Gramm. – Aber keine Panik! Teetrinker sind Genuss-Menschen, weshalb sie ihren Tee nur zu 40% im Teebeutel kaufen. Die restlichen 60% Tee werden in Deutschland „offen“ verkauft, also nicht in der Convenience-Lösung Teebeutel.
Interessant finde ich auch, wo die Leute überhaupt ihren Tee kaufen. Auch hierfür hält der Deutsche Teeverband e.V. Zahlen bereit, aus denen folgendes hervorgeht: Im Lebensmitteleinzelhandel und Discounter werden etwa 52,7%, im Teefachgeschäft 17,6% und in sonstigen Einzelhandelsgeschäften in Deutschland werden 16,4% des Tees verkauft. Der Versand spielt mit 3,7% noch eine recht kleine Rolle.
Das Projekt „Teesein“
Dabei gibt es speziell im Internet ein höchst interessantes Projekt, das sich mit Tee beschäftigt. Es ist die Marke „Teesein“, zu finden unter schwarzer-tee.info. Die beiden Gründer Jonas Schlarb und Sven Möller engagieren sich durch eine Partnerschaft mit Opportunity International Deutschland (OID) sozial in den Teeanbaugebieten dieser Welt. Entstanden ist dadurch sogar eine eigene Marke.
Die Teesein-Gründer Jonas Schlarb und Sven Möller – Foto: © www.schwarzer-tee.info
Die OID verfährt nach dem Leitsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Mit Partnerorganisationen und ehrenamtlichen Helfern versuchen sie in den armen Ländern, in denen Tee ja meist angebaut wird, in Zusammenarbeit mit den Menschen dort, einen würdevollen Weg aus der Armut zu finden.
Häufig werden deshalb kleine Kredite an die Teebauern vergeben, die es den Männern und Frauen ermöglichen ihre Familien zu ernähren. Dabei helfen auch unterstützende Maßnahmen wie Schulung und Ausbildung. Die zurückgezahlten Kredite bleiben im Land und werden dazu benutzt anderen Familien aus der Armut zu helfen. Die Marke „Teesein“ unterstützt die OID finanziell dadurch, dass sie pro 20 Euro Umsatz 50 Cent an die OID gibt.
Verschiedene Teesorten – © Foto: gekaskr – Fotolia
Ware aus Direktimport. Soziales Engagement beim Tee trinken
Kunden von „Teesein“ erhalten demnach nicht nur Ware aus Direktimport sondern können sich auf der Webseite über die Werte von Sven und Jonas informieren. Diese teilen gerne ihre Erfahrungen, bieten volle Transparenz ihres Unternehmens und nehmen uns mit auf die Reise, Teegenuss sinnlich zu erfahren und die Geschmacksvielfalt der zahlreichen Teesorten im Angebot zu erleben.
Aufgebaut haben die beiden Gründer von „Teesein“ bereits ein großes und enges Netzwerk in Indien, Cina, Indonesien, Paraguay, Südamerika, Sri Lanka, Madagaskar und Nepal. Teesein importiert den Tee direkt aus den jeweiligen Teegärten, ohne Zwischenhändler und kontrolliert dabei die Qualität des Tees direkt vor Ort. Weiterführende Informationen und selbstverständlich auch den Shop finden Sie auf der oben bereits genannten Webseite.
Dort gibt es sogar T-Sacs zu kaufen, Teebeutel zum selbst befüllen. Angeboten werden im Shop vier verschiedene Größen. Für alle, die auch unterwegs nicht auf Ihren Tee verzichten wollen.
Abwarten und Tee trinken
Zu klären habe ich noch eine Kleinigkeit, nämlich die Herkunft der Redewendung „abwarten und Tee trinken“. Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) gibt dazu an, es handle sich um eine „vorläufige Weisung des Arztes“. Also ursprünglich die Ermahnung an ungeduldige Kranke, (Kräuter)-Tee zu trinken und die Ausheilung abzuwarten.
Japanisches Teehaus im Golden Gate Park in San Francisco
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