Meine eigene Wahrnehmung Nordirlands war, bis vor relativ wenigen Jahren, nur von zwei Dingen geprägt: den ewigen Terroranschlägen der IRA und vom Nordirlandkonflikt. Dass dieser Konflikt, der zum großen Teil auch noch religiöse Gründe hatte, fast 30 Jahre lang (bis 1998), in einem zivilisierten euröpäischen Land überhaupt möglich war, verwundert mich bis heute. Aber reden wir lieber über Fußball.
Zum einen sind da die Trainer von der grünen Insel. Damit kann man schon ein bisschen Verwirrung stiften. Sowohl der Irische Trainer, der übrigens ein Nordire ist, als auch der Nordirische Trainer heißen nämlich O’Neill.
Der Herr, der die irische Mannschaft trainiert, heißt mit komplettem Namen Martin Hugh Michael O’Neill, während der Trainer Nordirlands sich Michael Andrew Martin O’Neill nennt. Wir lernen daraus: sowohl Martin, als auch Michael, als auch O’Neill sind häufige Namen auf der grünen Insel. Egal ob im Norden oder im Süden.
Aber wussten Sie zum Beispiel, dass die Nationalmannschaft Nordirlands an der Weltmeisterschaft in Mexico 1986 teilnahm? Und auch 1982 in Spanien? Bei der WM in Schweden (1958) schaffte es die Mannschaft sogar bis ins Viertelfinale! Nur für eine Fußball-Europameisterschaft konnte sich Nordirland erstmals in diesem Jahr qualifizieren.
Häuptling ondulierte Silberlocke
Dabei erwiesen sich die Nordiren schon mal als Stolperstein für die DFB-Auswahl. Schließlich wurde Deutschland – respektive die Mannschaft der BRD – in der Qualifikation für die EM 1984 zweimal von den Nordiren besiegt. Das Derwall-Team konnte sich nur auf Grund der besseren Tordifferenz gegenüber Nordirland zur Europameisterschaft qualifizieren.
Damals standen noch Spieler wie Karl-Heinz Rummenigge, Toni Schumacher und Rudi Völler auf dem Platz, aber die Teilnahme der deutschen Mannschaft an der EM war unter dem Strich ein unrühmliches Kapitel. Bereits in der Vorrunde war Schluss. Das Ende der Trainer-Ära Jupp Derwalls, der einst sehr erfolgreich begann (Europameister, zweiter bei der WM) und von Max Merkel den Spitznamen „Häuptling ondulierte Silberlocke“ erhalten hatte, war damit besiegelt.
Belfast Child
Als die schottische Band Simple Minds 1987 im Studio an ihrem neuen Album arbeitet, kommen bei einem Bomben-Anschlag in Nord-Irland 11 Menschen ums Leben. Über einen alten Folk-Song schreibt Sänger Jim Kerr spontan das Lied „Belfast Child“.
Was wird in Nordirland serviert?
Spüren wir dem kulinarischen Nordirland hinterher, stellen wir schnell fest, die irische Küche ist der englischen sehr ähnlich. Porridge, gebratener Schinkenspeck, Spiegel- oder Rührei, kleine Würstchen und Toast, so beginnt der Tag. Hauptgerichte sind immer wieder Lamm (gerne mit Minzsoße), Schinkensteak, Rippchen, viel frischer Fisch und Meeresfrüchte. Brown Bread, ein dunkles Brot mit Malz, wird natürlich mit salziger irischer Butter bestrichen und gerne als Beilage verzehrt.
Selbstverständlich wird in Nordirland Tee getrunken. Noch beliebter ist sicher das gute alte Guinness, aber die Brauerei, die das dunkle Gebräu mit dem auffällig weißen Schaum herstellt, wurde 1759 in Dublin gegründet, was definitiv nicht zu Nordirland gehört.
Dafür sind die Nordiren stolz auf die Old-Bushmills-Brennerei, eine der ältesten Whiskey-Brennereien der Welt. Schließlich kann „Old Bushmills“ auf eine mehr als 400-jährige Tradition zurückblicken. König Jakob der erste von England erteilte schon im Jahr 1608 die exklusive Lizenz, im County Antrim Whiskey zu brennen.
Skurriles aus Nordirland: Atombunker zu verkaufen
Eine der skurrilsten Meldungen, die Anfang 2016 aus Nordirland in der Presse zu lesen war, bezog sich auf einen alten Atombunker aus dem Kalten Krieg. Nordirland hat ihn scheinbar satt und möchte ihn verkaufen. Die Nachforschungen darüber, ob das Objekt in Ballymena für die angepeilten 750.000 Euro tatsächlich den Besitzer gewechselt hat, gestalteten sich zu komplex für diese Publikation und ist mir ehrlich gesagt auch ziemlich egal. Selbst wenn das Fassungsvermögen des Bunkers für 236 Personen ausgelegt ist. Im Preis enthalten: Küche, Rundfunkraum, Konferenzraum und Dekontaminationsdusche.
Immerhin sind wir in Gedanken nun schon nördlich von Belfast gelandet und können uns kurz mit einer Literatur-Serie des US-amerikanischen Autors George R.R. Martin befassen. Die Rede ist selbstverständlich von „Das Lied von Eis und Feuer“. Fanatasyhungrigen Fernseh-Junkys ist das ganze nur als die HBO-Serie „Game of Thrones®“ bekannt.
Nordirland und Game of Thrones®
Büchernarren aber leiden darunter, dass der Autor mit zunehmendem Alter immer langsamer schreibt. Zwischen Band acht und Band neun ließ er sechs Jahre verstreichen, seit 2011 warten auch Mitglieder meiner Familie verzweifelt auf den elften Band.
Dabei wird George R.R. Martin angeblich von E-Mails überhäuft, die ihn dazu antreiben wollen, mehr Tempo beim Schreiben zuzulegen. Wenn er auf Facebook bekannt gibt, er habe hier oder da zu Abend gegessen, wird er allen ernstes angefeindet, ob es denn nicht genügt hätte eine Pizza zu bestellen. Schließlich ginge das schneller und es bliebe ihm mehr Zeit zum schreiben….
Nordirland erfährt durch diese TV-Serie derzeit eine kleine Reisewelle, seit bekannt wurde, dass es wichtige Drehorte („Der Norden“/Kontinent Westeros) zur Fernsehserie in dem kleinen Land gibt. Fantastische Plätze erwarten all jene, die eine „Tour of Thrones“ buchen.
Vergessen Sie E-Mails! – Eine Postkarte aus Westeros hat mehr Stil
Selbstverständlich läuft die Marketingmaschinerie zur Serie auf allen Ebenen. Angefangen beim Kochbuch, das ich hier schon vorgestellt habe, bis zu den Briefmarken, die ausschließlich in Nordirland erhältlich sind. Wer ins wahre Westeros reist, kann seinen Freunden Postkarten mit limitierten Briefmarken direkt von den Game of Thrones®-Drehorten senden.
Verhätschelte Eier – Egg Coddler für Nordirland
Egg Coddler für Nordirland – Verhätschelte Eier
Ein schönes Abendessen für das heutige Spiel zu finden ist sicher recht einfach. Aber heute gibt es zur Abwechslung ein besonderes Frühstück. Eine auf der britischen Insel und in Nordirland beliebte Spielerei mit (Frühstücks-) Eiern sind Coddled Eggs. Der Begriff coddle steht übrigens für verhätscheln. Coddled Eggs sind also verhätschelte Eier.
Dazu kann man beliebige, leergegessene Senf-, Meerrettich oder Marmeladengläser nach dem abspülen verwenden. Wer es lieber stilvoll mag, kann sich dafür echte, englische Egg Coddler zulegen, das sind tonnenförmige Porzellanbehälter, die mit einem Metalldeckel verschlossen werden (Foto oben).
Die schönsten Egg Coddler gibt es vom englischen Porzellan-Hersteller Royal Worcester, der allerdings bereits Ende 2008 insolvent ging und seitdem nur noch alte Bestände vertreibt.
Egg Coddler für Nordirland – Das Rezept:
Zunächst buttert man die benötigte Anzahl an Behältern aus. Man füllt kleingeschnittene Zutaten nach Geschmack, wie Cheddarkäse, Schinken oder Schnittlauch in die Coddler, dazwischen auch ein oder zwei Eier. Man würzt das ganze mit Salz und Pfeffer. Wer es herzhaft mag, kann auch mit Salami, Tomate oder gar Thunfisch experimentieren. Behälter werden verschlossen und werden in einem geschlossenen Topf mit heißem Wasser versenkt. Dort lässt man sie für 7-12 Minuten ziehen. Die angegebene Zeit hängt selbstverständlich mit der Höhe der Füllung und der Wassermenge zusammen.
Egg Coddler für Nordirland und mehr zum Thema Frühstück:
– Eier Scheveningen zum Frühstück
– Köstliche, belgische Waffeln zum Frühstück
– Über das Tee trinken zum tollen Tee-Netzwerk
– Wien: ein Besuch im Café Schwarzenberg
– Breakfast in America I – Nie ohne Tasse reisen
– Breakfast in America II – Die Qual der Wahl
– American Breakfast III – Pancakes, das uramerikanische Frühstück