Bevor ich Kommentare von Vegetariern und VeganerInnen erhalte, die sich mit mir über meine Lebensweise streiten möchten – in der immer wieder auch Fleisch vorkommt – möchte ich darauf verweisen, dass es in diesem Blog derzeit 101 vegetarische Rezepte und sogar 20 Postings gibt, mit denen VeganerInnen etwas anfangen könnten. Sie müssen den nun folgenden, virtuellen Besuch in einer besonderen Metzgerei also nicht unbedingt mitmachen.
Wie in dem Bericht vorher über das Essigbrätlein schon erzählt wurde, lud die Bayern Tourismus Marketing GmbH vom 16. bis 19. Oktober 2014 einen ganzen Schwung Foodverrückte in die Genussregion Franken ein, um diesen schönen Teil Bayerns im Rest der Republik dauerhaft ins Bewusstsein zu rücken.
Franken wissen natürlich, dass sie in einem wunderschönen Land leben. Aber sie neigen dazu sich als Underdogs zu fühlen, sprechen einen seltsamen Dialekt, sind recht maulfaul und behalten ihr Wissen aus prinzipiellen Erwägungen häufig für sich. Ein Grund mehr für die Tourismus-Fachleute, nicht nur ein paar ortsansässige Franken einzuladen, sondern auch Menschen aus anderen Landesteilen. Sei es aus Köln, Hamburg, Berlin, München oder gar aus England. Ein echter Coup, wie sich bereits am ersten Tag herausgestellte.
Die Teilnehmer des Foodcamp Franken zeigten sich begeistert
Die Begeisterung der TeilnehmerInnen (ausnahmslos schwer internetaffine Menschen) kannte keine Grenzen und die euphorische Benutzung des Hashtags für die Veranstaltung (#fcfr14) führte bald dazu, dass sowohl Facebook als auch Twitter, Instagram und sogar GoogelPlus-Benutzer, die nicht dabei sein konnten, sich verwundert am Kopf kratzten, was sie denn da wieder mal tolles verpasst hätten.
Noch ehe diese Anfragen restlos geklärt werden konnten, stürmte am Freitag ein kleiner Teil der Gruppe zum Einkauf den Bauernmarkt am Koberger Platz in Nürnberg, wo auch namhafte Selbsterzeuger ihre Waren feil bieten. Die Einkäufer kehrten gerade noch rechtzeitig zurück, um ebenfalls in den bereitstehenden Bus zu klettern und eine kurze Fahrt nach Abenberg im Landkreis Roth zu unternehmen.
In den nächsten Stunden wurden von den Teilnehmern des Foodcamps zwar keine Steine, dafür aber jede Wurst und so mancher Saukopf in der Metzgerei Seefried umgedreht, probiert und selbstverständlich fotografiert.
Martin Seefried verarbeitet ausschließlich Fleisch von regionalen Erzeugergemeinschaften. So zum Beispiel nur Färsenfleisch vom Hohenloher Weiderind (Foto oben) und Fleisch von Schwäbisch Hällischen Landschweinen. Diese alte Schweinerasse kommt bei Seefried nur von den Bauernhöfen, die sich zu der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zusammengeschlossen haben. Bei der Aufzucht der Tiere wird auf Wachstumsförderer, Medikamente und Antibiotika verzichtet. Ebenso verboten ist der Einsatz von gentechnisch veränderter Futtermittel.
Auch wenn Schwäbisch Hall heute politisch im nordöstlichen Bereich Baden-Württembergs liegt, so ist die Region Schwäbisch Hall und Heilbronn doch geschichtliches Franken, was man der Umgangssprache der Menschen dort immer noch anhört.
Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Metzger Martin Seefried hat das Foodcamp Franken zu Gast
Die Gelegenheit, die Arbeitsräume einer Metzgerei zu betreten, bietet sich wirklich nur sehr selten, weshalb ich mich neben den Organisatoren des Foodcamps Fanken bei Martin Seefried an dieser Stelle dafür extra bedanken möchte. Dass Martin Seefried sämtliche Wurst und Fleischwaren ohne Zusatzstoffe wie Glutamat und Lactose herstellt, versteht sich nach der Herkunft der Tiere von selbst.
Hochinteressant fand ich in diesem Zusammenhang, dass viele Abenberger Bürger selber gar nicht wissen, was sie für einen tollen Metzger am Ort haben. Hätte Metzgermeister Martin Seefried nicht schon vor vier bis fünf Jahren damit begonnen einen kleinen Internetshop für seine Produkte aufzubauen, könnte er und seine fünf Mitarbeiter dort nicht überleben.
Nürnberger Bürgern, denen der Name Seefried bekannt vorkommt, sei noch kurz erzählt, dass schon die Eltern Martin Seefrieds vor langer Zeit in der Lorenzer Straße einen kleinen Laden hatten.
Die Foodcamper mussten sich natürlich an die Bekleidungsvorschriften halten, die für Besucher in Metzgereien obligatorisch sind. Durch Mützchen, Schuhüberzüge und weite Kunststoff-Umhänge unkenntlich gemacht, ging es dann endlich los. Gezeigt wurde die Zerlegung von Schweinhälften in die jeweils bekannten Zuschnitte, ebenso wie die Aufteilung einer Rinderkeule.
Wer Lust hatte, konnte sich an der Herstellung von fränkischen Bratwürsten beteiligen, die in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen für den Grill vorbereitet wurden. Außerdem wurde grobe und feine (köstliche) Leberwurst hergestellt. Das Feld der sogenannten „Schmierwurst“ (Teewurst, Mettwurst) überließen wir dem Metzger selbst, denn er ist seit April 2014 in dieser Produktgruppe amtierender Europameister! Was es zu sehen gab, wird in den nachfolgenden Bildern gezeigt.
Weitere Berichte und Eindrücke über das Foodcamp Franken 2014 (Linksammlung) gibt es hier
Wenn erst mal alles fotografiert ist, kann es los gehen mit der Zerlegung der Schwäbisch Hällischen Schweinehälfte
Arbeitskleidung des Metzgers beim zerlegen: Kettenhandschuh und Schürze aus Metallplättchen
Fachsimpeln der Foodblogger mit dem Metzgersgesellen. – Foodcamp Franken rules!
Wo das Messer anzusetzen ist, wissen wir nach einer Anatomiestunde in der Metzgerei Seefried in Abenberg
Viel Abfall gibt es bei der Zerlegung eines Schweines nicht.
Interview mit einem Schwein? – Die Teilnehmer des Foodcamp Franken sind wissbegierig!
Ein Bild das man nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommt.
Einige Aufnahmen von der Bratwurstproduktion beim Foodcamp Franken. Hier fränkische Bratwurst mit eingearbeitetem Sauerkraut logischerweise „Graudwerschd“ genannt.
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Ein paar Bewegtbilder aus der Metzgerei. – Verzeihung: bin totaler Anfänger was Videos angeht!
Der „Küchenjunge“ hat beim Foodcamp Franken die Leberwurstmasse durchgemischt
Gemeinsames kuscheln auf dem Grill.
Fränkische Bratwürste. Einmal in der normalen Variante, einmal mit Kraut angereichert. Sauerkraut dazu passt auf jeden Fall. Eine dritte Variante gab es mit Minze!
Die ersten Leberwürste sind gebunden.
Seefried in Abenberg. – Eine Metzgerei mit HERZ….
Das sind die großen Fränkischen Bratwürste. – Das Foodcamp Franken sagt danke!
Danke für diesen interessanten Einblick, ich bin schon seit einigen Jahren eine sehr zufriedene Kundin im online Shop der Metzgerei Seefried.