Der Begriff Foodcamp hört sich schwer nach Lagerfeuer-Romantik an. Man könnte denken, es handle sich um ein Treffen, bei dem gleichgesinnte Menschen vielleicht Fotoalben herumzeigen, in denen die besten Bilder eingeklebt sind, von allem, was sie je gegessen haben. Oder sie tauschen Rezepte. Anschließend werden vielleicht Würstchen gegrillt, Marshmallows an langen Stöcken über das Feuer gehalten und zuletzt rollen sich die Teilnehmer in ihre Outdoor-Schlafsäcke, um von Mehrgang-Menüs zu träumen und die unerreichbaren Gourmet-Sterne am nächtlichen Himmel zu zählen…
Was ist ein Foodcamp?
In Wahrheit findet auf Foodcamps der Austausch zu unterschiedlichen Themen statt. In sogenannten “Sessions” (darunter geht heute nichts mehr) wird präsentiert und diskutiert was das Zeug hält. Egal ob es ums Backen, Bloggen, Kochen, um Food-Fotografie, Food-Design oder gesunde Ernährung geht, eines dieser Themen ist bestimmt angesagt.
Und dann gibt es noch die Idee des Food-Tourismus, also ganze Regionen in so einem Foodcamp vorzustellen. So geschehen am vergangenen Wochenende, als sich die Teilnehmer des „Foodcamp Franken“ (Hashtag #fcfr14) in Nürnberg trafen, um von hier aus die Genussregion Franken zu erkunden.
Das Foodcamp Franken 2014
Die Bayern Tourismus Marketing GmbH hatte dazu etwa 27 Menschen zu einem verlängerten Wochenende nach Nürnberg eingeladen, die als Foodverrückte mehr oder weniger bekannt sind und die sich bietende Gelegenheit ausgiebig nutzten. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an das gesamte Organisations-Team um Anja, Claudia, Florian und Torsten.
Die erste Station des Foodcamps führte in die Brauerei Gänstaller in Schnaid, allerdings konnte ich aus beruflichen Gründen daran nicht teilnehmen. Als zweiter Punkt stand am Donnerstag ein Besuch in Nürnbergs einzigem 2-Sterne-Restaurant auf dem Programm. Eine ganz besondere Einstimmungsrunde im Essigbrätlein auf die kommenden Tage.
Im Essigbrätlein
Die fantastischen Gerichte von Andree Köthe und seinem Team wurden an diesem Abend so oft abgelichtet wie nie zuvor. Wie die Leute vom Service amüsiert bemerkten, hatten sie es noch nie erlebt, dass defacto alle (Foodverrückten) in dem kleinen Lokal sofort eine Kamera zückten, sobald ein neuer Menügang eingetroffen war.
Das betreffende Gericht wurde von allen Seiten begutachtet um die schönste Optik zu finden, wobei meistens der Teller des Sitznachbarn herhalten musste und dann sofort fotografiert. Egal ob nur mit dem Smartphone oder einer dicken Spiegelreflex-Kamera.
Das besondere am Konzept von Andree Köthe und Yves Ollech, die das Essigbrätlein auf 2-Sterne-Niveau gekocht haben, ist deren Konzept der Gemüseküche. In dieser kommen vorwiegend regionale Produkte zum Einsatz und natürlich spielen die Jahreszeiten darin eine gewichtige Rolle. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel im Essigbrätlein, aber wie die Menüfolge zeigt, kommen lieber heimische Forellen und Saiblinge auf den Tisch, als Austern oder Seezunge.
Bevor meine Fotos zu sehen sind, möchte ich noch auf das wirklich empfehlenswerte Kochbuch „Gemüse“ der beiden hinweisen, das ich bereits besprochen habe.
Amuse-Gueule: Eingelegte Radieschen mit Radieschensprossen und Schnittlauchsaft
Amuse-Gueule: Scheinquitte, Macadamiacreme und Macadamiaspäne
Amuse-Gueule: Eingelegtes Sonnenblumenblatt auf Haselnusssaft
Amuse-Gueule: Gedämpftes Brot, Selleriecreme, Senfblatt und gebeiztes Eigelb
Gruß aus der Küche im Essigbrätlein: Grüne Bohnen Butter mit Karottenbrot von Arnd Erbel
Broccoli mit Brotcreme – 2012 Weisser Burgunder ”Terrassen” Luckert · Sulzfeld, Franken
Seeforelle mit Steckrübe – Dazu 2011 Riesling GG Aulerde Wittmann·Westhofen, Rheinhessen
Bohnen mit Zwiebel, Erbsensprossen, geschossenem Broccoli, Birne auf fermentierter Erbsencreme.
2011 Macon Verze, Domaine Leflaive, Burgund
Leicht geräucherter Saibling auf Topinamburcreme mit Senfblüten.
2012 Weisser Schiefer “S”, Uwe Schiefer, Südburgenland, Österreich
Was wir im Essigbrätlein nicht alles trinken mussten
Karotten mit Kräutern – 2012 Rose Plavac Mali und Zinfandel, Korta Katarina · Orebic, Peljesac · Kroatien
Taube mit Brombeeren, Merrettichbrot, Zuckerrübe und Haselnuss – Dazu 2009 Cabernet Sauvignon Estate · California
Foodcamp Franken im Essigbrätlein heißt nicht nur alles aufessen sondern unbedingt vorher fotografieren
Johannisbeerstraucheis mit Schokolade und Scheibchen von der Marone. Dazu: 2009 Seewinkel Beerenauslese
Fotografiert wurde alles. Und von jedem
Andree Köthe bei der Vorstellung des nächsten Ganges und Weines. – Foto: © Ingo Di Bella
Süße Stückchen ganz besonderer Art gab es im Essigbrätlein zum Abschluss.
Weitere Berichte und Eindrücke über das Foodcamp Franken 2014 (Linksammlung) gibt es hier
Hach, klasse, ich hab‘ schon auf den ersten Bericht gejiepert, nachdem ich durch die köstlichen FB-Impressionen allenthalben voll angefixt war. Ich bin auch nur ein ganz kleines bisschen neidisch… ;) Und das „Essigbrätlein“ wandert mal ganz rasch auf meine Liste der zu besuchenden Sterne-Restaurants. Merci für den schönen Beitrag!
Ein sehr anregender Bericht, nicht nur was den Appetit angeht. Er macht Lust darauf, es auch einmal mit zu erleben. Also Thüringen ist ja nicht weit von euch und wenn noch einmal etwas in Planung ist…….
Herjemine sieht das köstlich aus – ein Rausch…
Da hast Du aber sowas von recht…