Inarizushi oder Inari-zushi

Dr. Verena MaserZum Blogevent Religionen der Welt kulinarisch gibt es nachfolgend Inarizushi in einem Gastbeitrag von Dr. Verena Maser (Text und alle Bilder). Verena Maser ist Doktor der Japanologie und lebte in zwei einjährigen Aufenthalten in Tokyo. Beruflich dreht sich bei ihr alles um Manga und Anime: Sie übersetzt sie, dolmetscht für deren Künstler, rezensiert sie, und hält Vorträge über sie (und japanische Popkultur im Allgemeinen). Aufgewachsen mit Tim & Struppi liest sie privat allerdings Comics aus aller Herren Länder. www.verena-maser.de.

Inarizushi oder Inari-zushi

Religion in Japan ist kompliziert – und das fängt schon beim Begriff an. Shūkyō wird zwar mit „Religion“ übersetzt, wird von vielen Japanern aber nur für religiöse Organisationen mit eigener Doktrin verwendet. Dementsprechend gibt in Umfragen regelmäßig ein Großteil der Befragten an, sie wären „ohne Religion“. Tatsächlich ist es aber so, dass Glauben und Gebete zu einem oder mehreren Göttern im Leben der meisten Japaner eine wichtige Rolle spielen.

Die drei wichtigsten Religionen (oder vielleicht besser „Glaubenstraditionen“) in Japan sind:

  1. Shinto („Weg der Götter“): der ursprüngliche Animisus Japans. Dieser kennt hunderte von Gottheiten, die wichtigste ist die Sonnengöttin Amaterasu. Die Götter werden in Schreinen verehrt, der wichtigste davon steht in Ise und ist der Sonnengöttin gewidmet.
  2. Buddhismus: diverse Strömungen koexistieren in Japan, am bekanntesten dürfte hierzulande die Zen-Schule sein. Buddha und seine verschiedenen Reinkarnationen werden in Tempeln verehrt, die (im Unterschied zu den Shinto-Schreinen) in der Regel von den Besuchern Eintritt verlangen.
  3. Christentum: war zwischen ca. 1630 und 1870 verboten und konnte nur heimlich ausgeübt werden. Noch heute sind von außen erkennbare Sakralbauten eher die Ausnahme.

Welcher Religion man nun folgt, hängt vor allem vom Anlass ab: geheiratet wird oft (aber nicht immer) im Shinto-Schrein, für Beerdigungen braucht es einen buddhistischen Priester und Weihnachten ist ein willkommener Anlass, um sich mit Freunden zu treffen und Erdbeertorte zu essen (in der Regel aber nicht, um in die Kirche zu gehen).

Die offiziellen Feiertage Japans sind jedenfalls alle nicht-religiöser Natur, auch wenn es zumindest an Neujahr üblich ist, dass man in einem Schrein um ein gutes neues Jahr bittet.

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Zum Blogevent folgen wir dem Shinto bzw. besser gesagt dem Gott des Gewerbes, Inari.

Sein Hauptschrein ist der Fushimi Inari Taisha in Kyoto, weithin bekannt für die tunnelartige Anordnung tausender feurig roter Tori-i Tore an seinem Hügel. Diese Symbole des Shinto sollen den Göttern als Sitzplatz dienen und werden häufig von Firmen gestiftet.

Inari verwendet Füchse als Boten, dementsprechend verfügt jeder Inari-Schrein über mindestens eine Fuchs-Statue, der Fushimi Inari natürlich über hunderte. In der Kunst ist dieser Fuchs in der Regel übrigens weiß – damit man auch weiß, dass man es mit einem göttlichen Wesen zu tun hat.

Und wenn man so einen Fuchs anlocken will, dann muss man ihm natürlich was zu essen hinstellen – am besten sein Leibgericht: frittierten Tofu. Wir machen daher Inarizushi.

Fushimi Inari Taisha in Kyoto
Fushimi Inari Taisha in Kyoto. Weitere Fotos folgen unten in einer Galerie

Inarizushi / Inari-zushi für den Fuchs-Boten

(ja, mit „z“ – das Wort „sushi“ wird hier sozusagen eingeweicht)
für ca. 16 Stück (ca. 4 Personen); Dauer: ca. 1 Stunde
* 300 g rohen Sushi-Reis
* 8 Scheiben frittierter Tofu („Abura-age“ oder „Usu-age“, tiefgekühlt im Asialaden)
* 2 TL Sesam (weiß oder schwarz)
* A) 100 ml Sake
* A) 150 ml Wasser
* A) 5 EL Zucker
* A) 3 EL Sojasauce
* B) 3 EL Sushi-Essig
* B) etwas Zucker und ggf. Salz

Das ist die vegetarische Variante. Wer die normale Variante will, mischt folgende A)-Zutaten:

* 2 EL Sojasauce
* 2 EL Zucker
* 2 EL Mirin („Kochsake“, aus dem Asialaden)
* ½ TL Dashi-Pulver (Fischbrühe, aus dem Asialaden)
* 1 ½ Tassen Wasser

Inarizushi oder Inari-zushi
Die Zutaten für Inarizushi

Inarizushi oder Inari-zushi

Inarizushi oder Inari-zushi

Inarizushi oder Inari-zushi

Inarizushi oder Inari-zushi

Für die Inarizushi zunächst den Reis waschen und mit ca. 500 ml Wasser kochen.

Frittierten Tofu jeweils in der Mitte teilen, dann vorsichtig mit den Fingern öffnen, so dass Taschen entstehen (je nach Konsistenz kann ein Messer hilfreich sein). Etwa einen Liter Wasser zum Kochen bringen und die Taschen darin 1-2 Minuten baden (so verlieren sie einen Teil ihres Öls).

Warten, bis die Taschen kühl genug sind und dann fest (!) ausdrücken. Frittierter Tofu ist wie ein Schwamm – damit sich hinterher im Teller keine Suppe bildet, muss man hier aufpassen.

Ausgedrückte Taschen in einem Topf kreisartig schichten. Die A)-Zutaten zusammenmischen (der Zucker sollte sich aufgelöst haben) und über die Taschen gießen. Das ganze kurz aufkochen, dann die Taschen mit einem Topfdeckel beschweren und das Ganze bei mittlerer Hitze ca. 10 Minuten köcheln lassen, bis kaum noch Flüssigkeit übrig ist.

Topf mit dem Tofu vom Herd nehmen und gut auskühlen lassen. Jetzt heißt es wieder: die Tofu-Taschen gut auspressen. Beiseite legen.

Fertigen Reis mit den B)-Zutaten und dem Sesam nach Geschmack mischen. Dann mithilfe eines Löffels die Taschen füllen, zuschlagen und auf die offene Seite stellen. Fertig!

Der Fuchs ist genügsam. Wir benötigen Beilagen

Als Beilage zu den Inarizushi empfiehlt sich z.B. Takuan (leuchtend gelber eingelegter japanischer Rettich, aus dem Asialaden), zusätzlich kann man auch Miso-Suppe reichen. Zum dippen nimmt man normale Sojasauce. Wem die nicht salzig genug ist, der kann auch Usukuchi-Sojasauce verwenden, die hat mehr Salz (gibt’s im Internet).

Je nach Geschmack kann man dem Reis auch Gemüse, z.B. Gurken oder Ingwer hinzufügen.

Im Kühlschrank halten sich die Inarizushi ca. 1-2 Tage. Theoretisch kann man sie auch einfrieren, aufgetauter Sushi-Reis schmeckt allerdings nicht besonders gut.

(Original japanische Rezepte: http://www.sirogohan.com/recipe/inaridasinasi/ und https://cookpad.com/recipe/378512 )

Der Fushimi Inari Taisha in Kyoto. Alle Fotos: Verena Maser

Man sieht den Tunnel aus Tori-i, Fuchsstauen, sowie den Haupteingang des Fushimi Inari mit Tori-i und Fuchs.


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