Meine Kaffeemaschine ist verstorben

Kaffee-Kännchen, gefüllt von der Kaffeemaschine

Gestern, während der bürgerlichen Dämmerung, was, weil es längst wieder abwärts geht mit dem Stand der Sonne, um 6:12 Uhr war, hat unsere Kaffeemaschine mit einem verzweifelten Röcheln die letzten Tropfen Wasser über den Filterkaffee gehustet und sofort den Dienst quittiert. Ich hatte also das Glück, dass die Kanne noch voll lief, aber damit war dann auch endgültig Schluss.

Vermutlich ist ihr ein Relais durchgebrannt. Oder ein Widerstand. Wenn Kaffeemaschinen so etwas heutzutage überhaupt noch vorzuweisen haben. Wer weiß das schon? – Ich finde nicht einmal eine Stelle, an der ich den Schraubendreher ansetzen könnte. Also muss eine neue her.

Früher gingen wir die Kaffeemaschine suchen, die zu uns passte. Am besten in ein Elektrofachgeschäft. Dort standen in einer kleinen Ecke vielleicht fünf oder sechs unterschiedliche Modelle, die alle irgendwie Kaffee machten. Heute beherrschen Kaffeemaschinen ganze Etagen im Elektrogroßmarkt. – Oder zumindest Abteilungen! – Und natürlich das Internet!

Ich glaube ja, eine Kaffeemaschine ist für manche Internetnutzer noch wichtiger als das Internet selbst. Immerhin spuckt uns Google bei der Suche nach dem Wort „Kaffeemaschine“ 24.900.000 Ergebnisse auf den Monitor. Erstaunlich was man da so alles findet.

Ich wusste jedenfalls nicht, dass sogar Lidl inzwischen einen Online-Shop betreibt, der beachtliche Ausdehnungen erreicht, und eine beeindruckende Anzahl von Kaffeemaschinen im Angebot hat. Wer sich davon überzeugen will, kann das selbstverständlich tun, allen anderen erzähle ich später noch, was es mit der oben erwähnten „bürgerlichen“ Dämmerung auf sich hat.

Kaffeepause. Foto: Stefan Schmid
Zeit für eine Kaffeepause. Foto: Stefan Schmid

Zunächst soll aber schnell die wohl berühmteste Kaffeemaschine der Welt vorgestellt werden! Die ist weit gereist und hat schon einiges erlebt. Ihr Dasein begann etwa 1991 in der University of Cambridge, wo man die erste Installation einer kleinen Webcam auf sie richtete, um zunächst den Leuten, die in den angrenzenden Räumen und dem lokalen Netz arbeiteten, die Möglichkeit zu geben, sich den Weg zur Kaffeemaschine zu sparen, wenn das Bild der Cam zeigte, dass die Kanne leer sei.

Erst im Jahr 1993 wurde es technisch möglich, das 128×128 Pixel kleine Graustufen-Bildchen, das die Kamera auslieferte, ins Internet zu übertragen. Wie es bei Wikipedia so schön heißt: „Da sie gleichermaßen den Sinn und Unsinn des neuen World Wide Web demonstrierte, gewann sie in diesem Medium schnell weltweite Popularität.“

Die Kaffeemaschine wurde, zusammen mit der Webcam im August 2001 abgeschaltet und auf Ebay versteigert. Den Zuschlag erhielt für 3.500 Pfund Sterling die deutsche Nachrichtenplattform Spiegel Online. In deren Redaktionsräumen wurde die Maschine nach einer Überholung durch die Firma Krups wieder aufgestellt, und dort kann man sie heute noch beobachten. Sie wird von einem Häkelschwein bewacht, muss aber scheinbar keinen Dienst mehr tun.

Meine Kaffeemaschine ist verstorben

Was nun den Todeszeitpunkt unserer eigenen Kaffeemaschine angeht, so lag dieser im August 2013 mitten in der „bürgerlichen Dämmerung“. Die Morgendämmerung (der viel bekanntere Begriff für diesen Zeitraum) fing in Nürnberg heute um 05:51 an und dauert in Abhängigkeit von der jeweiligen Jahreszeit und der geografischen Breite eine knappe halbe Stunde.

Übrigens wird auch die Abenddämmerung von Fachleuten als „bürgerliche Dämmerung“ bezeichnet, die Sonne steht dann in einem Tiefenwinkel von bis zu sechs Grad, was dem Bürger erlaubt noch (oder schon) im Freien zu lesen.

Die beiden nächsten Stufen nennt man dann „nautische Dämmerung“, wenn die Sonne in einem Tiefenwinkel von 12 Grad angekommen ist, und eventuell bereits erste Sterne zu sehen sind.

Erst wenn die „astronomisch Dämmerung“ einen Tiefenwinkel von etwa 18 Grad erreicht hat, ist es eventuell stockfinstere Nacht. Da die Erde aber von so viel Elektrizität beleuchtet wird, gibt es so etwas wie absolute Dunkelheit nur noch selten zu erleben. ENDE!

P.S.: Während der Zeit, die es dauerte den Artikel zu verfassen habe ich übrigens eineinhalb Tassen Kaffee getrunken. Aus unserer neuen Kaffeemaschine.

Dämmerung. Oder doch Abendrot?

Mehr Beiträge in denen es um Kaffeegeschmack und Kaffeegenuss geht

Entenbrust-Tournedos mit Kaffee-Cassis-Sauce auf Süßkartoffelpüree
Kaffee-Gebäck und Caramelpudding mit salziger Sauce
Die Kaffeewelt in 15 Punkten – Wissenswertes!
Kaffee- und Orangen-Granita im Schokotropfen
Vom Muckefuck zum Kaffee aus der Kapsel
Mandel-Kaffee-Torte. Ein toller Nusskuchen. Low-Carb
Irish Coffee und Ken Folletts „Nacht über den Wassern“



4 Kommentare zu “Meine Kaffeemaschine ist verstorben”

  • Ich liebe – wenn man das Wort Liebe dafür nehmen kann – Artikel, Geschichten und dgl. mehr, die sich um das bräunende Getränk, welches sich Kaffee nennt, herum wandeln, drehen.

    Ein Fragezeichen war bei mir allerdings zumindest gedanklich zu sehen, nachdem die Kaffeekannen alle so schön aufgereiht ins Bild drangen und ich doch annahm, dass sie einer Persönlichkeit zuzuordnen seien. Die neue Anschaffung in Sachen elektrischer Automation ist leider auch nicht offenbar geworden.
    Genauso vllt. eine Tatsache des Korpus delikti oder Desasters ohnegleichen.
    Beim Bayernland suchte ich vergebens das Fränkische.
    Ansonsten: Die Geschichte fand ich wirklich spannend und amüsant.

    Kaffeebegeisterte Grüße
    Marianne

    • Hallo Marianne,
      Deine Ansprüche sind hoch. – An so eine kleine Geschichte.
      Welche Kaffeemaschine ich besitze, interessiert doch nicht wirklich jemand
      und die Kaffeekännchen kann man im Cafe des Bamberger „Rosengartens“ besichtigen.
      Sind also ziemlich fränkisch.
      Der Sonnenuntergang ist Oberbayern, weil er zufällig zur Hand war.

      Mit leckerem Gruß, Peter

  • Tja lieber Peter,

    „life is hard and mercieless“ mußte ich mir gelegentlich anhören. Dann nämlich immer, wenn ich irgendwelchen Leuten irgendwelche – für mich – schreckliche Dinge vorweinte, welche auch schon mal gipfeln konnten in z.B. „ausgestiegene“ Kaffeemaschine.

    Wie Sie ja aber weiterhin ganz richtig schreiben, sind wir heute in die hervorragende Situation versetzt, nur zu Karstadt an der Lorenzkirche gehen zu müssen, um dort locker 50 neue, und angeblich deutlich unterschiedliche Kaffeemaschinen am Stück auf einer viertel Etage bewundern und auch sofort erwerben zu können.
    Haben wir solches getan, emfehle ich zu entspannen, dazu erst mal nach unten rechts herauszugehen und – zur Beruhigung – einen Plastikbecher Kaffee bei „Starbucks“ zu ordern.
    Was geht es uns doch gut in dieser Stadt !
    Ihrer neuen Kaffeemaschine wünsche ich nur das Allerbeste.

    Schön ist das zauberhafte Foto aus dem Voralpenland (nicht aus der Katzwanger Gegend :-), – hätte aber ohnehin kaum jemand als „dort“ erkannt).

    Trinken Sie weiterhin viel Kaffee, lieber Peter, und lassen Sie uns Freunde bleiben. ;-)

    Beste Grüße
    Phoebus

    • Danke Phoebus,
      was ich aber in meinem Leben nur im alleräußersten Notfall machen werde, ist bei Starbucks einen Kaffee aus einem mistigen Pappbecher zu trinken.
      Vielleicht bei der Durchquerung von Arizona. Wo nach 200 Meilen Autofahrt endlich ein Haus kommt. Und dort gäbe es Starbucks. Und dann weitere 200 Meilen wieder nichts kommt. Dann vielleicht.

      Ansonsten gehöre ich zu jenen Menschen, die es toll finden, dass es extra Häuser gibt, die um dieses edle Kultur-Getränk herum gebaut wurden. Nämlich die Cafes, bzw. Kaffeehäuser (in Wien). Das wird dem Getränk gerecht.
      Diesen ganzen Kaffee2go-Schwachsinn hasse ich abgrundtief!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert