Eines kann man den Bratwurstverkäufern auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt nicht nachsagen: dass sie, wie es den Mineralölkonzernen auch im November 2011 wieder vorgeworfen wurde, auf illegale Weise ihre Preise absprechen würden. Ganz im Gegenteil. Der findige Marktbesucher kann pro Bratwurstbrötchen (Broudworschdweggla) bis zu 60 Cent sparen. Die günstigsten Drillinge gibt es bereits ab 2,20 Euro, die teuersten schlagen nach Bezahlung von 2,80 € in den Magen. Die sind dann aber Bio.
Einig sind sich die Bratwurstspezialisten aber (fast) alle, wenn es um die Anbringung von Schildern an ihren Ständen geht, auf denen mit erstaunlicher Konsequenz ignoriert wird, dass es in Franken so etwas wie ein „Zecka“, also die Buchstabenkombination „ck“ überhaupt gar nicht gibt. Es tut mir leid, hier als Nestbeschmutzer auftreten zu müssen, aber die Nürnberger Bratwurstverkäufer sind Ignoranten, die uns „3 im Weckla“ verkaufen wollen. Das sind drei kleine(!) Nürnberger Bratwürste in einem Brötchen, direkt vom offenen Grill.
Bekanntlich ist der Franke ein Mensch, der gerne mit leicht heruntergezogenen Mundwinkeln, immer etwas pessimistisch durch die Gegend läuft und schon beim Einkauf der Marktfrau mit verschiedenen Suggestivfragen seine eigene Opferrolle nahebringt, indem er Formulierungen verwendet wie zum Beispiel: „Gell, an Blummakohl hobd ihr heid ah ned?“, was ins Hochdeutsch übersetzt, meint: „Sie haben heute sicher auch keinen Blumenkohl?“
So wird also die Marktfrau in die Opferrolle gedrängt, denn ihr entgeht sicher soeben ein Bombengeschäft, und der kaufwillige Franke ist ein Opfer, weil er das Gesuchte nicht erwerben kann, seinen ganzen Speiseplan umwerfen, und womöglich auf Kohlrabi umsteigen muss. Es kann übrigens durchaus sein, dass er/sie, während dieser Konversation, vor einer sehr gut gefüllten Kiste schneeweißer Blumenkohlköpfe direkt aus dem fränkischen Knoblauchsland steht.
Sympathiepunkte sammelt der Franke erst in seiner Rolle als Verniedlicher. Kleinkinder sind nun mal „Waggerla“, der Schweinebraten passt viel besser in den Magen wenn es sich um ein „Schäufele“ genanntes Fleischstück handelt und die richtige Aussprache des Wortes „Plätzchen“ wird dem echten Franken nur unter großen Schwierigkeiten über die Lippen kommen. Er freut sich in der Adventszeit lieber auf seine „Bledzla“ und trinkt dazu „a Dessla Gliehwain“.
Das „k“ kommt in fränkischen Worten nur sehr selten vor, „ck“ absolut überhaupt nicht. Wenn schon „k“, dann nur in Worten, die den Zugereisten Besucher verwirren. Zum Beispiel fährt man in Franken „sei Audo in die Karasch“ (Garage). Ebenso ist das durchaus hübsch anzusehende „T“ verpönt. Der Einheimische geht lieber auf den „Griskindlasmargd“, womit wir wieder vor Ort wären.
Meine sprachwissenschaftlichen Untersuchungen gehen zu Ende, es wird festgehalten: „Drei im Weggla“ muss es heißen. Glaubhafte Quelle von offizieller Seite war dazu auch eine Veröffentlichung des Nürnberger Presseamts. Bliebe nur noch zu klären was überhaupt ein „Weggla“ ist. Aber das sieht man ja, oder?
Die Beweisführung zum Thema folgt nun in Bildern. Alles falsch!
Die fränkischen Farben in der „3“ sind durchaus ansprechend. Trotzdem falsch. – Drei im Weggla!
Fast alles richtig gemacht. Aber was hat der bärtige Typ unter dem Schild hier verloren?
Skandal! Schon auf der Kinderweihnacht bringt man den Kleinen die falsche Schreibweise bei.
Der beste Preis. Drei im Weggla trotzdem alles falsch geschrieben.
Die Objekte unserer Begierde. Drei im Weggla
Macht hungrig. So eine Feldstudie zu den „Drei im Weggla“.
Drei im Weggla wird dadurch, dass es Bio ist, auch nicht richtiger. Nur teuerer.
Ob der völlige Verzicht auf den Dialekt die Sache besser macht?
des is fei korreggt, „Ck“ derf im fränggischen net vorkumma. Obber Senf zu Broatwerscht is wi Tomotensoss auf Schäuferla
und
wos soll denn des Gschmarri in anner fremdn Sproach aff anner fränggische Seidn ?
Des hasst „Dra im Weggla“!
Und der Debbnabostroof in dem aana Bildla is dodaal underganga!
Ich sehe das nicht so eng. Das ist Mundart, d.h. die Aussprache ist entscheidend, nicht die Schreibweise. Und von der Aussprache her gibt es zwischen „Weckla“ und „Weggla“ keinerlei Unterschied.
Mein Name ist Thomas und auf diese Schreibweise bestehe ich auch – auch wenn der erste Buchstabe genauso ausgesprochen wird wie der vom Dieter.
Und auch die „richtige“ Aussprache von „Plätzchen“ ist für einen echten Nürnberger überhaupt kein Problem. Fragen Sie doch einmal herum. „Bleddsla“ (oder wie auch immer Sie es schreiben wollen) IST die richtige Aussprache.
Sooo ernst war das gar nicht gemeint….
Dazu kommt noch das die Broodwoschdhengl vom Christkindlesmarkt aus lauter Faulheit noch nicht mal den Nünberger Brooodwoschd-Schnitt inn ihre Weggla machen.
Ein Skandal!
Oh Gott, hab ich jetzt Lust auf drei im Wasauchimmer!
Das wichtigste ist der Inhalt des Wasauchimmer ;-)
Schön!
Morgen schau ich mir des amol an. Obwohl, als Coborcher, ich ja ah „a bissla Brodwurschtkombedens“ hab.
an einem Samstag?
Na dann aber möglichst spät . . .
:-)
Danke für die schönen Bilder.
Das war auch eins vom ersten, was ich in Franken gelernt habe, dass es harte b’s und weiche b’s gibt, usw. Aber im Laufe der Jahre gewöhnt man sich dran und lernt das. :-)
Hat großen Spaß gemacht ;-)