Ein Besuch in den modernen Berliner Edison Höfen, einer historischen Industrie-Immobilie, in der die „Deutsche Edison-Gesellschaft“ ab 1884 die ersten Glühlampen herstellen ließ, lohnt sich wirklich. Nicht wegen ‚ollen‘ Glühlampen! Sondern wegen dem reinstoff. Der 1976 in Leipzig geborene Daniel Achilles eröffnete dort im März 2009 sein eigenes Restaurant. Partner sind seine Serviceleiterin und Lebensgefährtin Sabine Demel, eine ausgebildete Hotelfachfrau, und der befreundete Sommelier Ivo Ebert.
Der erste Michelin-Stern leuchtete schon nach acht Monaten über dem recht versteckt liegenden Lokal, ein zweiter kam bereits im Jahr 2011 hinzu. Was Daniel Achilles mit seinem Team serviert, würde ich als modern, kreativ und regional deutsch bezeichnen. Das Interieur des Restaurants zeigt uns blankes Mauerwerk, viel Schwarz und Weiß sowie eine Menge Spiegel.
Unser Besuch im reinstoff fand am 7. Mai 2013 statt. Die Speisefolge mit sehr kurzen Kommentaren ist unten aufgelistet.
Gruppenfoto oben: © Restaurant reinstoff Berlin. – Alle folgenden Fotos: © Peter G. Spandl
Leider ist das Licht im Restaurant sehr schlecht dafür geeignet, die Speisen zu fotografieren. Was einerseits natürlich bei der Einrichtung kein Kriterium sein kann, andererseits entstehen nur Fotos mit starken Farbstichen die ich mühevoll wieder entfernen musste. Leider gelang das nicht immer gut. Aber es ging ja ums Essen und nicht um einen Foto-Wettbewerb. Fest steht: Daniel Achilles kann wesentlich besser kochen als ich fotografiere!
Unabhängig von der Wahl des Menüs „ganz nah“ (6-Gang-Menü) oder dem „weiter draußen“ (8-Gang-Menü, das wir wählten) werden zunächst vier verschiedene Amuse-Bouche serviert.
Am Abend unseres Besuchs waren das folgende Kreationen:
1 a – Krabben und Kartoffelchip (sehr köstlich)
2 a – Gegrillte Landgurke und Skyr (isländisches Joghurt) – (etwas nichtssagend)
3 a – Rührei mit Bohnen und -kraut (lustige Idee. Aber Rührei bleibt Rührei)
4 a – Gemüse Kaugummi (auf der Basis von Rote Bete, süß) – (sehr interessant und lecker)
Die eigentliche Menüfolge – Sterne-Essen im Reinstoff:
Der Gruß aus der Küche (Amuse-Gueule) nannte sich: Jägergruß mit Reh-Nuss und marinierten Erdbeeren (sehr köstlich)
1 – Kalmar aus Ostende, Stachelbeere und Cabernet Sauvignon Essig (sehr köstlich)
2 – Sammlerglück: Morcheln querbeet (sehr köstlich)
3 – Flusskrebse, gebratene Buchweizennudeln, Sojasprossen und Kai Choi (das Gemisch Salat/Nudeln hatte etwas von jedem gewöhnlichen Salat. Geschmacklich interessant war dann erst der untere Teil mit den Flusskrebsen)
4 – Vom Rost: Mehrere Spargelsorten nach Marktangebot, Brotcreme und Bier (sehr köstlich)
5 – Bretonische Maischolle, Mandeln und gebratene Tulpe (sehr köstlich)
5 – zweite Komponente zur Maischolle: kleine Barquettes mit allerlei von der Scholle, präsentiert auf Gräte und Meersalz.
6 – Wachtel im Grünen, Kapuzinerbart und Rapsblätter (sehr köstlich)
7 – Siedler Gin, Gletscher Tonic und Reise-Zahnbürste (zweifellos der witzigste Einfall der Küche. Sorbet und Gurke in Tonic-Water, als „Bürste“ fungierte Milcheis in der goldenen Tube eine Paste aus Minze – Bravo!). Die beiden folgenden Fotos zeigen Details.
8 – Zum Dessert „Einheimischer Käse“: Wiesenblumen, Isartaler, Tilsiter und Asche-Adern (sehr köstlich)
8 – Das „süße“ Dessert. Weiße Karotte: Softeis und Orangenhonig, Vanillegras und Domori
Für den Heimweg vom Sterne-Essen im Reinstoff gibt es noch vier kleine Stärkungen: verschiedener Süßkram
1 b – Topinambur und Birnencannelloni (sehr köstlich)
2 b – Schaum vom Latte Macchiato (sehr köstlich)
3 b – Japanisches Müsli und Kirschblüte (sehr köstlich)
4 b – Schichtnougat (sehr köstlich)
Vielen Dank an die Küche und das Service-Team. Das Sterne-Essen im Reinstoff war ein rundum gelungener Abend.
Weitere Restaurant-Besuche:
– Restaurant Tim Raue
– Sterne-Essen im Restaurant FACIL – Berlin
– Das Foodcamp Franken im Essigbrätlein
Vielleicht auch interessant:
– Vegan essen gehen. – Im La Mano Verde in Berlin
– Vegan einkaufen. Alles Soja, oder was?
– Die Küche der Zukunft – Aisslinger
– Die Molkerei Pfunds in Dresden
Trotzdem sind die Photos gut geworden, denn sogar ich als „Gleitsichterin“ kann alles sehr gut erkennen und – zumindest optisch – genießen.
Mal sehen, wann ich jemand finde, der mit mir ins „Reinstoff“ geht; nein, ich muss nicht eingeladen werden, aber mindestens zu zweit sollte man bei solchen Genüssen schon sein…
Was hat denn der Abend gekostet? So etwas interessiert durchaus.
Wurde noch an anderen Orten in der Hauptstadt gespeist?
Herzliche Grüße von da!
Hallo Thea,
es ist natürlich nicht ganz billig. Acht Gänge schlagen p.P. mit 145 Euro zu Buche. Für die Weinbegleitung muss man nochmals die selbe Summe veranschlagen. Dafür bekommt man aber für jeden Gang ein eigenes, ausgezeichnetes Tröpfchen (wie mir mein Nachbar versichert hat). Ich blieb beim Wasser.
Mann kann aber auch nur fünf Gänge für 91 Euro oder sechs Gänge für 109 Euro beziehen.
Beim 8-Gang-Menü genießt man aber schon dreieinhalb bis vier Stunden.
Naja, einmal im Jahr ist es mir die Sache Wert!
Ansonsten waren wir noch im La Mano Verde
Mit leckerem Gruß, Peter
Sehr schön, und schon wieder hab ich Hunger