(Bild: Uwe Niklas / Stadt Nürnberg)
Was ich mir wirklich nie vorstellen kann, ist: wie zählt man eine Menschenmenge? Noch dazu eine, die nicht aufrecht und dichtgedrängt auf einem Platz steht um z.B. zu demonstrieren oder bei einer Kundgebung zuzuhören. Bei einer Demo ist häufig auch die Interessenlage eine ganz unterschiedliche. Während die Organisatoren von Demonstrationen großes Interesse daran haben, einen möglichst hohe Teilnehmerzahl zu vermelden, rechnet die Polizei die Menschenmenge aus ganz anderen Gründen vielleicht wieder klein.
Zwar gibt es verschiedene mathematische Modelle, wie man einen Menschenmenge zählt, aber sie haben alle eines gemeinsam: sie sind ungenau. Und so lange für eine Veranstaltung keine Tickets verkauft werden, wird die Teilnehmerzahl immer eine Schätzung bleiben.
Die Nürnberger Bürger machen es den Zählern ganz besonders schwer. Sie lungern sich nämlich seit dem Jahr 2000 im Sommer in den Luitpoldhain, einer Parkanlage mit geschichtlicher Vergangenheit, um ein kostenloses Konzert mit klassischer Musik zu hören. Seit 2003 spielen die Nürnberger Symphoniker und die Philharmoniker (jetzt Staatsphilharmonie Nürnberg) mit verschiedenen Solisten sogar zwei getrennte Konzerte an zwei 14 Tage auseinander liegenden Wochenenden im Juli und August jeden Jahres.
Manche Bürger begnügen sich mit einer Decke, auf der sie alleine oder zu zweit liegen (brauchen also viel Platz), andere haben nur einen Stuhl dabei (wenig Platz). Und wieder andere bauen lange Tafeln auf, um mit Freunden und Verwandten auch richtig tafeln zu können (sehr viel Platz). Allerdings sitzen jene aus dem letzten Modell auf Stühlen, was weniger Platz erfordert als hätte jeder von ihnen eine Decke dabei. Wie kann man sie also zählen? – Keine Ahnung!
Klassik Open Air 2015 – Hier sind wir. Um einen solchen Platz noch zu ergattern, muss man viele Stunden vor Konzertbeginn da sein! – Foto: Hippel
„20th Century Classics“ mit der Staatsphilharmonie Nürnberg vor 90.000
Beim Auftritt der Staatsphilharmonie Nürnberg am vergangenen Sonntag (26. Juli 2015) wurde auf jeden Fall eine neue Rekord-Besucherzahl veröffentlicht, die (gefühlt) vermutlich sogar stimmt. 90.000 Besucher. Bei einem Konzert. Eines Orchesters!
Was sind dagegen schon die „Proms In The Park“ (Londoner Hyde Park), wo 40.000 Briten zusammenkommen um das letzte Konzert der Sommerkonzertreihe „Proms“ zu feiern? – Auch wenn die Engländer ihr „Rule Britannia“ gerne und oft auch schön mitsingen ;-)
Beim ersten Open Air Konzert der Nürnberger Reihe, das war Anno Domini 2000 und die alte Stadt feierte ihre Gründung vor 950 Jahren, kamen etwa 5.000 Leute. In meiner letzten kleinen Eindruck-Sammlung aus dem Jahr 2011 waren es schon ca. 50.000 Besucher. Für das erste Konzert.
Jetzt, im Juli 2015, waren es also 90.000.
Aber was ist so toll daran?
Außer dem mitgebrachten Picknick und natürlich der Musik? – Das Wetter ist es nicht immer. – Mir gefällt einfach die friedlich Masse. Auch dass die Veranstaltung trotz der Menschenmenge ihren familiären Reiz nicht verloren hat. Leute aus allen Altersklassen und vollkommen unterschiedlicher Herkunft benehmen sich zivilisiert und die ganze große Menge Mensch schafft es sogar mucksmäuschenstill zu sein. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.
Was vielleicht noch ein bisschen besser sein könnte, ist der Absatz der kleinen Vogelpins, die für fünf symbolische Euro an Freiwillige verkauft werden, die auf diese Art die Konzerte unterstützen. Hier gibt es sicher noch Handlungsbedarf…
Martin Grubinger beim Klassik Open Air 2015 in Nürnberg
Europas größtes Klassik Open Air mit Martin Grubinger!
In diesem Jahr war einer der besten Schlagzeuger und Perkussionisten der Welt zu Gast: Martin Grubinger. Dieser erfreulichen Tatsache wurde im Programm des Konzerts selbstverständlich Rechnung getragen. Nicht umsonst war der Abend mit „20th Century Classics“ überschrieben.
1) Leonard Bernstein (1918 – 1990) Ouvertüre zur Operette Candide
2) Tan Dun – The Tears of Nature, 1. Satz
3) Aram Katchaturjan (auch Chatschaturjan) – Maskerade Suite (komplett)
4) Avner Dorman – “Frozen in Time”, 1. Satz– Pause –
5) Dmitri Schostakowitsch – Jazz-Suite (Nr. 1 und Suite für Varieté-Orchester)
– Tanz Nr. 1
– Tanz Nr. 2
– Polka aus der Jazz-Suite Nr. 1
– Walzer Nr. 2 (Sternspeier anzünden ;-) )
– Kleine Polka
– Finale
6) Keiko Abe – Prism Rhapsody
7) Maurice Ravel – BoleroDie Zugaben mussten beim ersten Klassik Open Air 2015 wegen leichtem Regen abgesagt werden
– Abschlussfeuerwerk –
Meine Eindrücke vom Klassik Open Air 2015
Fotos: Klassik Open Air 2015 – Wenn nicht anders gekennzeichnet: Peter G. Spandl
sehr schöne Eindrücke!
Hier in Stuttgart gibt es einmal im Jahr eine kostenlose Übertragung eines Balletts in den Park, das kommt auch sehr gut an. Wobei ich das noch nie geschafft hab hinzugehen- und wenn, hätte ich bestimmt keinen Foto dabei.
Hallo Anna,
nachdem wir immer Stunden vor Beginn da sind, kann man auch in Ruhe ein paar Fotos machen.