Kürzlich hat mich die Tine aus Norwegen angeschrieben. Das Schreiben war sehr freundlich und es begann vielversprechend. Aber dann wurde es doch ziemlich schnell geschäftlich. Und Tine fragte mich, ob ich ihren neuen Ziegenfirschkäse testen will. – Ziegenfrischkäse? – Da war mir sofort klar, daraus wird kein Rendezvous mehr.
Ich hab‘ sie dann erst mal gegoogelt. Und herausgefunden, Tine ist gar keine attraktive norwegische Bäuerin mit einer kleinen Ziegenherde, für die ich sie ganz kurz gehalten habe. Tine ist nicht mal eine Frau. Sondern eine sehr große norwegische Molkerei. Mit über 5.700 Angestellten. Alle Achtung.
Meine nächste Überlegung war, wie kommt es überhaupt, dass eine norwegische Molkerei in Deutschland Ziegenfrischkäse verkaufen will? Weder ist mir bekannt, dass die Ziegenpopulation in Norwegen besonders prächtig gedeiht, noch kenne ich überhaupt Lebensmittel aus Norwegen. Aber das kommt vielleicht daher, dass ich noch nie persönlich in Norwegen war. Nur Freunde und Koleginnen. Und die sagen alle: Norwegen ist total toll. Aber unheimlich teuer.
Ich kenne weder eine Biersorte aus Norwegen, noch eine Brotsorte und auch kein traditionelles Gericht, das ich mal kochen könnte. Schließlich handelt es sich hier um einen Foodblog.
Bekannt sind mir nur norwegische Lachse. Die mag ich. Sogar gerne. Und natürlich Skrei, der Kopflose von den Lofoten. Den mag ich auch.
Gehört habe ich mal eine lustige Geschichte über eine bestimmte Aquavit-Marke (Kartoffelschnaps) aus Norwegen. Dieser heißt „Linie Akevit“, und wird vor dem Verkauf mit Schiffen nach Australien – und wieder zurück – verfrachtet, so dass das Getränk auf jeden Fall den Äquator überquert hat. Was angeblich den Geschmack verbessert! Wer also solch einer Flasche begegnet, sollte das Etikett genau durchlesen, denn dort sind der Name des Schiffes und die Zeit der Reise vermerkt.
Einen solchen Sevice bietet Tine allerdings nicht. – Was für Ziegenfrischkäse auch besser ist. Denn nach der Fahrt über den Äquator müsste man den Begriff „frisch“ womöglich aus der Produkt-Bezeichnung des „Snofrisk“ werfen. Und was bliebe dann noch übrig?
Snofirsk, so heißt der Ziegenfrischkäse von Tine und er ist kaum zu übersehen, denn er steckt in einer auffälligen dreieckigen Packung. Nähere Infos gibt es natürlich auf der Homepage des Produkts. Ja, die norwegischen Ziegen und Kühe bestanden extra auf einer solchen! Mehr dazu auf snofrisk.de. Meine imaginäre Freundin Tine hat dort auch ganz genau aufgeschrieben, welche Sorten es gibt.
Ich habe die erste Packung (Snøfrisk Naturell) kürzlich in einen Strudelteig gerollt. Mit allerlei Zutaten. Was uns geschmeckt hat (Rezept weiter unten). Und die zweite Packung (Snøfrisk Meerrettich) habe ich in meiner Mittagspause auf fränkisches Delikatess-Vollkornbrot gestrichen. Was sogar ganz ausgezeichnet geschmeckt hat.
Snofrisk gibt es in fünf Sorten
Allerdings ist der Snøfrisk sehr, sehr mild. Man hätte ihn vielleicht doch einmal kurz über den Äquator… – aber nein, lassen wir das! Mir gefällt er, und bei nächster Gelegenheit werde ich die restlichen Probepackungen verzehren.
Die beste Ehefrau von allen war übrigens auch sehr angetan, sie ist nämlich kein Fan des Ziegenkäses im Allgemeinen. Und erst recht nicht, wenn sich die Ziegenmilch besonders ziegenbärtig hervortun will. Ihr gefiel die Milde und uns beiden gefiel die Zutatenliste auf der Käseschachtel. Es gibt nämlich (in der „Naturell“-Version) außer Ziegenmilch (ca. 80%) und Kuhsahne keine weiteren.
Ziegenfrischkäse im Strudel-Teig, dazu lauwarmer Paprika-Salat
Da es sich bei diesem Gericht um ein leichtes Gericht für sehr heiße Sommertage handelt, mache ich etwas, was wir wirklich nur sehr selten tun: Ich kaufe fertigen Strudelteig und spare mir den Aufwand und die körperliche Betätigung beim Teig ausziehen.
Für den Strudel und sein Füllung:
* 1 Packung frischer Strudelteig
* 250 g Snofrisk (Ziegenfrischkäse)
* 2 Schalotten
* 1 Bund glatte Petersilie
* einige Zweige Thymian (die Blätter gezupft)
* 1 EL Honig
* 1 EL Olivenöl
* 1 Ei
* 50 g Walnüsse, sehr fein gehackt
* 1 EL Haselnüsse (gemahlen)
* 2 EL Semmelbrösel
* Salz
* Pfeffer aus der Mühle
Für den Paprika-Salat (lauwarm serviert):
* 2 Paprikaschoten (1x gelb, 1x rot)
* 2-3 Frühlingszwiebeln
* Saft einer halben Biozitrone plus etwas Abrieb der Schale
* 2-3 EL sehr gutes Olivenöl
* 150 ml Gemüsebrühe
* 1 TL Oregano
* etwas flüssig Butter
* etwas Salz
* Pfeffer
Zubereitung der Füllung:
Die Schalotten sehr fein hacken und in einer Pfanne mit 1 EL Olivenöl glasig anschwitzen. Den Snøfrisk, Ei, Haselnüsse, Brotbrösel und die angeschwitzte Schalotten in eine Schüssel geben und gut vermischen. Die Kräuter abspülen, trocken schütteln, vom Thymian die Blättchen abzupfen und alles sehr fein hacken. Mit Masse mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Den Backofen auf 160 Grad (Umluft) vorheizen.
Den Strudelteig laut Packungsanweisung vorbereiten und mit etwas Olivenöl bepinseln. Die Snøfrisk-Zubereitung gleichmäßig auf den Teig streichen.
Den Strudel jetzt locker aufrollen und auf ein mit Backpapier belegtes Ofenblech legen. Die Kanten einschlagen, die Oberseite mit der flüssigen Butter bestreichen. Den Strudel für ca. 30 Minuten im vorgeheizten Ofen goldbraun backen.
In der Zwischenzeit kann man die Paprikaschoten halbieren, Strunk und Kerne entfernen und die beiden Schoten in Streifen schneiden. Die Paprikastreifen in einer Pfanne mit 2 EL Olivenöl anbraten. Die Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden und untermischen. Mit Gemüsebrühe ablöschen. Mit Oregano, Salz und Pfeffer würzen. Den Paprika in der Flüssigkeit nach Wunsch weich dünsten.
Anschließend aus der Pfanne nehmen und mit Zitronensaft und Abrieb abschmecken. Ein bisschen abkühlen lassen. Den Strudel schräg in Tranchen schneiden und mit dem Paprikasalat servieren.
Paprika-Salat mit Ziegenfrischkäse im Strudel-Teig
Das fertige Gericht. Ziegenfrischkäse im Strudel-Teig, dazu lauwarmer Paprika-Salat