Nach Amerika zu reisen und zum Beispiel BBQ-Rippchen zu essen ist für uns ein großer Spaß. Wichtig sind für mich persönlich immer die Erfahrungen, die man speziell dann macht, wenn man unterwegs ist. – Just experience! – Wir sind bisher noch nie nach Florida gereist um uns an den Strand zu legen und wir haben stets einen Bogen um die Disneyparks in den Staaten gemacht.
Wenn sich uns eine bekannte Attraktion unbedingt in den Weg stellt, wie zum Beispiel Las Vegas, oder der Grand Canyon, dann plane ich gleich danach gerne irgend etwas verrücktes ein, was andere Touristen nicht unbedingt tun.
Zum Beispiel die Fahrt durch das Death Valley, in dem damals mehr als 45 Grad Celsius (114° F) herrschten. Legendär war übrigens unsere Visite in einem vollkommen menschenleeren, aber bestens klimatisierten Hotel mitten in dieser Gluthitze!
Am Ende des Appalachian Trails in Maine
Weniger gelungen war unser Besuch des Mount Katahdin, dem 1.606 Meter hohen Berg, mitten im US-Bundesstaat Maine. Der Berg liegt im Baxter State Park und auf seinem höchsten Gipfel, dem Baxter Peak, endet der Appalachian Trail. Ein etwa 3.500 km langer Fernwanderweg, den ich vielleicht noch begehen werde. Wenn ich Rentner bin.
Zugegeben, wir haben es nicht auf den Berg geschafft. Dazu waren die an diesem Tag mitgebrachten Belastungen in unserer eigenen Beziehungskiste einfach zu schwer. Aber immerhin waren wir verdammt nah.
Manchmal genügt mir als Erlebnis aber auch etwas ganz profanes. Wie zum Beispiel innerhalb der USA ein Päckchen zu verschicken, oder auch nur die Bezahlung eines „Tickets“, das wir für falsches Parken in dem sehr schönchen Städtchen Woodstock (in Vermont) kassiert haben. Das Städtchen hat übrigens nichts mit dem Festival zu tun, sondern wurde einst vom Ladies Home Journal magazine als The Prettiest Small Town in America ausgezeichnet.
Man musste die (ich glaube) 10 Dollar für den Strafzettel in einen Umschlag stecken (aus dem das Ticket bestand) und in einer gusseisernen Säule am Straßenrand versenken, die wie ein Zwischending aus einem Hydranten und einem alten britischen Brifkasten aussah.
Eine Geschichte die meine Frau gerne erzählt, begab sich im Bundesstaat Mississippi. Auf dem flachen Land. Links und rechts nur Baumwollfelder. Keine Autos, keine Menschenseele. Ich wollte ein paar Fotos machen, ging in eines der tiefer liegenden Felder, während die beste Ehefrau von allen am Straßenrand parkte.
Kaum war ich ein paar Minuten außer Sichtweite, hielt ein alter verrosteter Pickup hinter unserem Auto, ein junger Kerl stieg aus und fragte die Dame meines Herzens mit sehr, sehr tiefer Stimme: „Can i help you, Madam?“. – Unsere amerikanischen Verwandten sind sich sicher: so viel Freundlichkeit widerfährt einem nur im Deep South.
Baumwollfeld in Mississippi
Andere Leute schwärmen vom shoppen in Amerika. Wir dagegen finden unsere Innenstädte schöner, als die dort üblichen Einkaufszentren auf der grünen Wiese. – Obwohl wir auf unserer letzten Reise sogar in der größten Mall Amerikas waren, der Mall of America in Minneapolis.
Was vor mir allerdings nirgends sicher ist, egal in welchem Land, sind erstens Schuhläden – bei uns herrscht verkehrte Welt was die Anzahl der Schuhe für meine Frau und für mich im Schrank angeht – und zweitens Küchengeschäfte und oder Läden mit Gastronomiebedarf. Als geübter Hobbykoch, interessiert es mich schon, was es in diesen Bereichen für Neuigkeiten gibt.
Selbst wenn man Gläser, Geschirr und Küchengeräte jeder Art inzwischen wirklich wunderbar im Internet bestellen kann, irgend eine Kleinigkeit bringen wir immer nach Hause.
Die wirklich schönen großen Dinge – wie eine preisgünstige Küchenmaschine sind ja einfach zu schwer für den Koffer…
Vor unserem letzten Heimflug mussten wir deshalb tatsächlich zweimal die Koffer umpacken, nur weil (mein neues paar Schuhe und) die kleine Pfanne aus dem Küchenladen genau ein amerikanisches Pfund Übergewicht verursachte. Zuhause angekommen, mussten wir feststellen, dass das Biest nun doch nicht für den Induktionsherd geeignet ist!
US-Staat Michigan
Unsere letzte USA-Reise fürte uns an – und teilweis um – die Great Lakes. Am längsten hielten wir uns dabei in Michigan auf, was man auf der amerikanischen Landkarte grob zwischen Chicago und Detroit finden kann.
Obwohl wir auch schon mal im Madonna Inn (was ziemlich verrückt war – es liegt in San Luis Obispo, Kalifornien – Foto ganz oben) halt gemacht haben, fanden wir dort, was ich in Amerika als so ziemlich das durchgeknallteste (ever!) bezeichnen würde, was wir je gesehen haben. Es handelte sich um das Städtchen Frankenmuth.
Leider keine BBQ-Rippchen in Frankenmuth gefunden!
Frankenmuth in Michigan das ist deutsch auf amerikanisch
Dabei fing alles so harmlos an. Was im Reiseführer zu lesen stand, waren nur sehr kurze Infos zur Geschichte der Ortschaft. Frankenmuth im US-Bundesstaat Michigan hat fränkische Wurzeln. Die Gründer kamen angeblich aus Roßtal, andere Quellen geben Bürger aus Neuendettelsau an.
Fakt ist: Frankenmuth ist die närrischste Ansammlung aller Klischees, die sich in vielen Jahrzehnten in amerikanischen Gehirnen zum Thema Bayern ansammeln konnten. Dass das Deutschlandbild der Amerikaner prinzipiell sehr stark von Bayern geprägt ist, merkt man hier an allen Ecken. Wobei die Grenzen fließend sind. Vieles von dem, was wir nur aus Österreich und der Schweiz kennen, wird in den USA gerne mit ins Deutschlandbild übernommen.
Frankenmuth ist übrigens Partnerstadt (Sistercity) von Gunzenhausen, was von unserer eigenen Behausung nur ca. 50 Kilometer entfernt liegt. Schon deshalb wollten wir es uns nicht nehmen lassen, hier zu stoppen.
Aber, wichtiger Fehler: Ich hatte großen Appetit auf Rippchen, konnte in Frankenmuth aber leider kein Barbecue-House finden, dem ich gute Spareribs zugetraut hätte.
Neben einem riesigen Hotel (Bavarian Inn) mit über 200 Zimmern gibt es ein angeschlossenes Restaurant mit verschiedenen Sälen/Stuben, in denen alles angeboten wird, was irgendwie bayrisch/deutsch klingt. Natürlich gibt es Kasseler Rippchen – aber kein Barbecue!
Besondere Beachtung verdient übrigens die weiter unten abgebildete Speisekarte.
Ganz besonders wichtig ist der 3-zeilige Hinweis(!), in dem alles aufgezählt wird, was in den angebotenen Menü enthalten ist!
Neben vielen deutschen Hinweisen und Sprüchen, ist der Ort sehr amerikanisch. So richtig deutsch habe ich mich nicht gefühlt, allerdings belustigt und ein bisschen peinlich berührt. Neben all dem Käse in unmittelbarer Nachbarschaft des Castle-Shops, den Nussknackern, Sauerkrautdosen und Bratwürsten von Uli Hoeneß gibt es in Frankenmuth den größten Christmas-Shop weltweit, was ich nach dem Besuch gerne glaube.
Käthe Wohlfahrt in Nürnberg, Oberammergau und Rothenburg zusammen ist ein „Nichts“ dagegen. Man stelle sich die doppelte Fläche eines Ikea-Möbelhauses vor, darum herum einen Parkplatz, der die vierfache Größe eines dieser schwedischen Möbelhäuser hat. Nur damit man sich grob die Dimensionen des Shops vorstellen kann.
Besuch in Frankenmuth und Bronners Christmas Wonderland – Ohne BBQ-Rippchen
Hier gibt es Weihnachten auf tausenden von Quadratmetern…. ;-)
Nach dem Urlaub: endlich BBQ-Rippchen
Nachdem die Barbecue-Ausbeute in Michigan nicht besonders befriedigend war, habe ich unsere nächsten BBQ-Rippchen einfach wieder selber gemacht. Ein Rezept war schnell bei Steven Raichlen gefunden, der in seinen verschiedenen Barbecue-Bibeln eine große Auswahl anbietet.
Die geplanten BBQ-Rippchen werden kräftig gewürzt
Entschieden habe ich mich für Kansas-City-Rippchen, die mit einer dicken Gewürzmischung versehen, bei 110-120 Grad Celsius für vier bis fünf Stunden gar geräuchert, weniger gegrillt werden. Besprüht werden sie dabei mehrmals mit einer Mischung aus Cidre und Bourbon!
Die verwendete Gewürzmischung ist sehr einfach und nennt sich „5-4-3-2-1-Mischung“, was bereits die Menge der verwendeten Gewürzanteile beschreibt.
Voraussetzung für diese Art der Zubereitung ist natürlich ein geschlossener Grill, wobei es viel einfacher ist, mit einem Gasgrill die gewünschte Temperatur zu halten.
BBQ-Rippchen Zutaten für 4 bis 5 Personen:
* 2 Bögen dicke Fleischrippen (ca. 2-3 kg)
* 5 El Zucker
* 4 El edelsüßes Paprikapulver
* 3 El grobes Salz (z. B. Meersalz)
* 2 El Zitronenpfeffer
* 1 El Knoblauchgranulat
* 175 ml Cidre
* 4 El Bourbon
Außerdem wird benötigt:
* Eine Sprühflasche
* ca. 1 kg Hickory- oder andere Hartholzchips zum Räuchern
Vorbereitung: Das dünne, papierartige Häutchen auf der Rückseite der Rippenbögen entfernen.
Zucker, Paprikapulver, Salz, Zitronenpfeffer und Knoblauchgranulat gut vermischen. Die Gewürzmischung großzügig auf beide Seiten der Rippchenbögen streuen und kräftig in das Fleisch einreiben. Die angehenden BBQ-Rippchen zugedeckt im Kühlschrank mindestens 2 Stunden oder sogar über Nacht ziehen lassen.
Bevor es richtig los geht, die Holzchips 1 Stunde in Wasser einweichen, dann abtropfen lassen.
Apfelwein und Bourbon in eine Sprühflasche füllen. Anschließend gut schütteln.
Den Grill bei geschlossenem Deckel auf 110- 120° C vorheizen, etwa die Hälfte der feuchten Holzchips in eine Aluschale füllen und über dem Feuer platzieren. Nach etwa 15 Minuten, wenn sich schon Rauch entwickelt hat, die Rippchen abseits der Hitze – mit der Knochenseite nach unten – auf den Grill legen (wenn vorhanden in einer erhöhten Position).
Während der ersten 2-3 Stunden etwa stündlich neue, feuchte Holzchips hinzufügen. Nach der ersten Stunde die Rippchen mit der Cidre-Bourbon-Mischung besprühen und dies stündlich wiederholen.
Sind die BBQ-Rippchen gar, sollte das Fleisch an den Knochenenden ca. 1 cm geschrumpft und sehr zart sein. Das Äußere soll dunkel, fast schwarz, aber nicht verbrannt sein.
Hier gehts zum Rezept Kartoffelsalat exotisch mit karamellisierten Zwiebeln und vielen Gewürzen
Kartoffelsalat mit karamellisierten Zwiebeln und vielen Gewürzen passt prächtig zu den BBQ-Rippchen
Alle Rippchen-Gerichte in diesem Blog:
– Perfekte Rippchen aus dem Backofen – mit Senfglasur (aus dem Grill)
– Die perfekten Spareribs – die perfekten Rippchen (aus dem Grill)
– Schweinerippchen mit Petersilienwurzeln Sous Vide
– Karibische Barbecue-Rippchen mit Ananas (aus dem Grill)
– Köstliche Schweinerippchen süß-sauer
Das Rezept habe ich heute ausprobiert und es war ja soo gut! Das nehme ich definitiv ins Repertoire auf! Vielen lieben Dank!
Liebe Grüße
Marie-Louise
Wow Wow Wow.. da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen. Ich würde richtig gerne mal unglaublich gute rippchen essen. Hast du tipps wo man in deutschland rippchen essen kann die man nie wieder vergisst?
Ähh. Das ist kein Restaurantführer.
Hier wird selber gekocht und gegrillt. Wegen vieler schlechter Erfahrungen mit der Gastronomie.
Also: Es steht ein Rezept da
Wir haben Sie verschenkt.
Danke für die Info
Hallo Frank
Vielen Dank für Deinen interessanten und amüsanten Bericht über Eure Erlebnisse in Amerika und von deiner letzten USA-Reise. Also, wenn wir Dich richtig verstanden haben, das Städtchen Frankenmuth in Michigan muss nicht unbedingt in unser Pflichtprogramm bei unserer nächsten Amerika-Reise sein!?
Hingegen betrachten wir es schon für ein „Must“ Dein BBQ-Rippchen-Rezept demnächst einmal auszuprobieren.
Vielen Dank für den ausführlichen und guten Beschrieb betreffend deren Zubereitung.
Freundliche Grüsse aus der Schweiz
Die Kochphilosophen
Irina und Walter
Hallo Irina und Walter,
ich bin zwar nicht Frank, aber ihr habt es vollkommen richtig erfasst ;-)
Frankenmuth links liegen lassen, Rippchen grillen/räuchern!
Mit leckerem Gruß in die Schweiz,
Peter
Hallo Peter
Frank oder auch Frankenmuth liegt nun wirklich ein wenig weit weg von Peter.
Deshalb sorry!
Weiterhin viel Spass beim Grillen und Räuchern.
Die Kochphilosophen
Irina und Walter
Hi, schoener Bericht…. und – in Michigan ward ihr bestimmt nur am falschen Ort – BBQ Spare Ribs – OMG, die sind hier soooo gut in Restaurants….. aber das Rezept hier von Steven Raichlen ist super!
Oh, by the way – nicht nur im Deep South sind die Menschen so freundlich….grins… grundsaetzlich sind sie’s ueberall….
Gruesse aus den USA!
P.S. – Ach ja, Kaethe Wohlfahrt – gibt’s hier bei uns auch auf dem Weihnachtsmarkt, mit grosser Bude…. und – das Muenchner Hofbraeuhaus steht hier auch in Pittsburgh, PA!!
P.P.S.: Aus welchem Material war denn die kleine Pfanne, die ihr mitgebracht habt?
Jepp. Da hatt sich ein Wort zu viel eingeschlichen.
Ist korrigiert.
Die Pfanne war mit dem bei uns gültigen Zeichen für Induktion gekennzeichnet.
Aber es fehlte wohl der dafür nötige Magnetkern, der bei uns auch in Leichtmetallpfannen eingearbeitet ist – wenn sie denn für Induktion geeignet sind.
Vielleicht wird das in den Staaten anders gehandhabt.