Die meisten Kochbuch-Autoren die ich im Bücherschrank habe, sind entweder Sterneköche oder zumindest auf andere Weise bekannt gewordene Personen, die das Kochen wirklich beherrschen. Nur ganz seltene Exemplare in unseren Regalen stammen vom Wühltisch und wurden von Autoren/Autorinnen herausgegeben, die sich damit befassen, möglichst viel an der Kocherei zu vereinfachen. Also zum Beispiel wesentliche Dinge wegzulassen und uns weismachen möchten, dass es trotzdem schmecken könnte.
Bücher über die chinesische Küche habe ich genau betrachtet nur eines. Auch wenn es Leute gibt, die behaupten, die beste Küche der Welt wäre die chinesische.
Warum ich nur ein chinesisches Kochbuch habe, liegt daran, dass ich sehr skeptisch gegenüber allem bin, was mir in europäischen China-Restaurants serviert wird. Die Gerichte sind ja meist total europäisiert, stark glutamatisiert und vor allem bagatellisiert.
Außerdem glaube ich nicht, dass es „die“ chinesische Küche überhaupt gibt. Die Gemeinsamkeiten in dem riesigen Land beschränken sich vermutlich nur auf den Reis, den man dort sehr häufig vertilgt.
Wieso sollten auch Gerichte die in der Provinz Szechuan (Sichuan) etwas gemeinsam haben mit denen, die in Heilongjiang im Nordosten serviert werden? Oder womöglich mit der Küche Zhejiangs im Osten oder mit der Provinz Kanton, an die sowohl Hongkong als auch Macao grenzt?
Vergleicht man die Entfernungen zwischen den einzelnen Provinzen und setzt sie ins Verhältnis zu europäischen Gegebenheiten, müssten zumindest die spanische und die norwegische Küche Gemeinsamkeiten aufweisen, als auch griechische und englische Gerichte. Dass dem nicht so ist, wissen wir alle.
Trotz all der Skepsis empfehle ich zu dem ganzen Thema ein Buch des Verlages Tre Torri mit dem Titel Die China-Küche des Herrn Wu: Rezepte aus dem „Hot Spot“ Berlin . Erschienen allerdings schon 2014!
Nachtrag [März 2018]: inzwischen ist das Buch in einer neuen Auflage erschienen, außerdem gibt es ein weiteres Rezept von Herrn Wu. Beides finden Sie hier – Das Knoblauch-Rind.
Viele Bewohner Berlins kennen den Autor des Buches, schließlich führt er sein Restaurant „Hot Spot“ in der Eisenzahnstraße 66 in Wilmersdorf bereits seit 2007.
Dass Herr Wu ein großer Fan deutschen Rieslings ist, spielt im Prinzip keine weitere Rolle, findet aber Niederschlag in der Weinkarte des „Hot Spot“.
Ansonsten ist über Herrn Wu bekannt, dass in seinem Lokal alle Rezepte aus frischen Zutaten gekocht und ohne Glutamat zubereitet werden. Selbstverständlich muss auch Herr Wu an der ein oder anderen Stelle auf europäische Produkte zurückgreifen. Ein kleines Glossar erklärt chinesische Produkte und nennt gegebenenfalls Ersatzprodukte.
Wir haben schon mehrere Rezepte aus dem Buch nachgekocht, weshalb es Zeit für die Empfehlung wurde.
So sehen sie später aus. Die köstlichen Schweinerippchen süß-sauer nach Herrn Wu
Köstliche Schweinerippchen süß-sauer
Die Zutaten für vier Portionen
* ca. 1½-2 kg Schweinerippchen
* 1 Schalotte
* 60 g frischer Ingwer
* 4 EL Zucker
* 3 Sternanis
* ca. 100 ml dunkle Sojasauce
* 100 ml Chinkiang-Essig (milder, dunkler Reisessig)
* 1 TL Speisestärke
* 2 EL Rapsöl
* wenig Salz
* 1 TL Sesam (geröstet)
Dazu passt
* 1 Pak Choi oder angebratene Frühlingszwiebeln
Sternanis für die Schweinerippchen süß-sauer
Die Rippchenstränge waschen, trockentupfen, anschließend in einzelne Rippchen zerschneiden. Die Teile in einen Topf mit kaltem Wasser einlegen und einmal richtig aufkochen. Anschließend unter kaltem Wasser abspülen.
Den Ingwer schälen und in dünne Scheiben schneiden. Die Schalotte der Länge nach in Scheiben schneiden.
Die Rippen aus der Metzgerei für unsere Schweinerippchen süß-sauer
Die vorgekochten Rippchen erneut in einen großen flachen Topf geben, mit kaltem Wasser begießen bis sie knapp bedeckt sind. Zucker, Schalottenscheiben, die drei Sternanisfrüchte, den Ingwer, 100 ml Sojasauce zugeben und etwa 40 Minuten leise köcheln lassen.
Hin und wieder umrühren. Den Flüssigkeitsverlust nur mit wenig heißem Wasser korrigieren. – Nach der Kochzeit den Herd abdrehen und die Rippchen weitere 20 Minuten in dem Sud ziehen lassen.
Die Rippchen herausnehmen und warm halten. Den Sesam in einer Pfanne ohne Fett rösten bis er duftet.
Die vorgekochten Rippen für unsere Schweinerippchen süß-sauer
Den Fond durch ein Sieb (wodurch die Gewürze entfernt werden) in einen kleinen Topf umfüllen. Die Flüssigkeit einkochen, bis nur noch etwa 1 Zentimeter übrig ist. Den Essig zugeben, eventuell mit Sojasauce und Zucker nachwürzen.
Aufkochen lassen, die Speisestärke in wenig kaltem Wasser auflösen und in den kochenden Fond einarbeiten. Zum eindicken weitere zwei Minuten köcheln.
Die Rippchen vor dem Servieren wieder in den Topf einlegen und mit der schokoladenbraun glänzenden Soße überziehen. Die portionierten Rippchen mit dem gerösteten Sesamkörnern bestreuen.
Den in Stücke geschnittenen Pak Coi oder die Frühlingszwiebeln im Wok oder in einer Pfanne schnell anbraten und mit den Rippchen servieren.
Neben den Schweinerippchen süß-sauer gibt es selbstverständlich trotz der oben beschriebenen Skepsis etliche asiatische Gerichte gibt es in meiner Kategorie Asiatisch
Mehr Rippchen-Gerichte in diesem Blog:
– Perfekte Rippchen aus dem Backofen – mit Senfglasur (aus dem Grill)
– Die perfekten Spareribs – die perfekten Rippchen (aus dem Grill)
– Schweinerippchen mit Petersilienwurzeln Sous Vide
– Rinderrippen aus dem Ofen mit Butternusskürbis-Püree
– Karibische Barbecue-Rippchen mit Ananas (aus dem Grill)
– Frankenmuth in Michigan das ist deutsch auf amerikanisch. – Dazu: BBQ-Rippchen! (aus dem Grill)
Und noch mehr Rezepte mit Schweinefleisch:
– Schweinenacken Sous Vide 180/58
– Schweinefilet in Balsamico und Rosmarinduft
Super gut! Ein Gedicht! Und so einfach zu machen. Einziger Störfaktor: eine neu angeheiratete Veganerin im Freundeskreis. Wenigstens hat sie den dazu gereichten Pfälzer Riesling gehörig genossen.
Wenn Du Dich tatsächlich näher mit der chinesischen Küche befassen möchtest, kann ich Dir die Bücher von Fuchsia Dunlop ans Herz legen. Sie befasst sich mit unterschiedlichen Regionalküchen; wenn ich mich recht erinnere, gibt es Sichuan, Hunan und Shanghai, außerdem ein allgemein gehaltenes Grundlagenbuch. Die Frau weiß, wovon sie redet. Es hat aber noch niemand den Mut gefunden, ihre Bücher ins Deutsche übersetzen zu lassen.
Danke für den Tipp Susanne,
werde ich mir mal ansehen.
Hallo Peter,
nachdem ich vor einiger Zeit mal bei Herrn Wu essen war, muß ich sagen: Die Weinkarte war weit beeindruckender als das Essen. Aber die Rezepte im Buch scheinen immerhin ganz solide zu sein.
Schönen Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
na dann bewahrheitet sich wieder mal was ich schon immer sage: nur selber kochen bringt das gewünschte Ergebnis auf den Tisch.
Mit leckerem Gruß, Peter