Das Palais Idéal du Ferdinand Cheval in Hauterives

Palais Idéal du Ferdinand Cheval

Damit eines gleich klar ist: in der Ortschaft Hauterives in Frankreich ist nichts. Außer dem berühmten „Palais Idéal du Ferdinand Cheval“. Die Ortschaft Hauterives liegt aber vermutlich auf niemandes Weg. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man als Frankreich-Urlauber „zufällig“ an Hauterives vorbeikommt.

Wer auf der Landkarte danach sucht, nimmt als ersten Bezugspunkt am besten Grenoble im Osten und Saint-Étienne im Westen. Dazu im Norden die Stadt Lyon und im Süden die Kleinstadt Valence. Wenn man die genannten Punkte durch etwas nachlässig gezeichnete Linien miteinander verbindet, landet man zwar nicht in Hauterives, aber immerhin ganz in der Nähe.

Wie man auf der Karte vielleicht sehen kann, sind es etwa 76 (zu fahrende) Kilometer westlich von Grenoble. Also eine lange Stunde Landstraße. Wer von Lyon kommt, muss zwischen 80 und 90 Kilometer in Richtung Süden fahren. Etwa eine Stunde und 17 Minuten. Die Fahrt von Grenoble aus ist sehr schön.

Die Landschaft herrlich, aber außer ein paar Dörfern und Kühen auf der Weide gibt es nichts zu sehen. Nur französisches Landleben und man verspürt hoffentlich Freude hier zu sein.

Es gibt vor Ort ein schönes kleines Museum, in dessen Garten man den Palais Ideal besuchen kann. Der Andrang war bei unserem Besuch im Sommer nicht besonders groß. Ich vermute allerdings französische Architekturstudenten gehen dort häufig ein und aus. Jährlich besuchen 100.000 Menschen das außergewöhnliche Bauwerk.

Das Palais Idéal du Ferdinand Cheval in Hauterives

Ferdinand Cheval war übrigens kein Kunstschaffender, der von der Hand in der Mund leben musste. Er erblickte 1836 das Licht der Welt und war Postbote ohne handwerkliche Ausbildung. Erst im Alter von etwa 40 Jahren kam er auf die Idee, sich in Hauterives den höchst eigenwilligen „Palais Ideal“ nach eigenen Vorstellungen zu bauen.

Ferdinand Cheval am MuseumAn diesem sehr surrealistischen Gebäude baute er über 30 Jahre (1879–1912) und vereinigte in seiner Konstruktion die Harmonie der Welt. Auf seinen täglichen Touren war er über acht Stunden mit der Natur aufs engste verbunden, weshalb man sein Werk als eine majestätische Hymne an die Natur sehen kann, die durch den Zusammenbau seltsamer Tiere und außergewöhnlicher Pflanzen ein nie zuvor gesehenes Gesicht erhielt.

Cheval begann damit, die „Quelle des Lebens“, einen Brunnen aus Muscheln, Schnecken, Austern und verschiedenen Steinen ​​mit Kalkmörtel zusammenzubauen, was ihm Begeisterung in seiner Familie einbrachte und auch Helfer auf den Plan rief.

Aber auch Mythologie spielt eine wichtige Rolle, Religionen, Pagoden und Tempel und auch die Kulturen der fünf Kontinente finden ihren Niederschlag in dem Werk. Zu Lebzeiten Chevals erschienen bereits Bildergeschichten über die Wunder des Orients und Asiens. Diese vollkommen neuen Eindrücke verarbeitete der Postbote in seinem Werk.

33 Jahre Bauzeit: Das Palais Ideal

Während der Bauzeit verlor Ferdinand Cheval scheinbar nie den Bezug zur Realität. Er stoppte die Zeit und verewigte diese an verschiedenen Stellen. Ein finaler Eintrag am Fuße der Wendeltreppe zur Terrasse lautet: 1879-1912: 10.000 Tage, 93.000 Stunden, 33 Jahre Versuch.

Die Bauten des „Facteur Cheval“ („Postbote Cheval“) sind echte Skurrilitäten, weshalb sich später auch die Surrealisten für sein Werk begeistern konnten. Allen voran André Breton, der wichtigste Theoretiker des Surrealismus. Aber auch Friedensreich Hundertwasser setzte sich später mit Chevals Werk auseinander.

Der fleißige Postbote plante übrigens, seinen „Palast“ als Grabmal zu verwenden, wofür ihm allerdings die Genehmigung verweigert wurde. Deshalb gibt es auf dem Friedhof von Hauterives (Département Drôme) im gleichen Stil ein kleineres Grabmal, das erst nach der Fertigstellung des „Palastes“, in den Jahren 1914 bis 1922 entstand.

Bis in die Mitte der 1960er Jahre wurden Initiativen, das Werk des Einzelgängers unter Denkmalschutz zu stellen, mehrfach abgelehnt. Dass es 1969 dennoch dazu kam, dürfte einer persönlichen Initiative des damaligen französischen Kulturministers André Malraux zu danken sein.

So sieht es aus. Das Palais Idéal du Ferdinand Cheval

Kleine Bildergalerie mit Fotos von unserem Besuch

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