Der Einkauf in Frankreich war schon mehrmals ein Thema in diesem Blog. Worüber ich aber noch nie etwas berichtet habe, sind die Erzeuger-Läden, die es in ganz Frankreich gibt. Was man bei uns vielleicht gerade noch von den Winzern kennt, ist in Frankreich über ganze Produktpaletten möglich.
Begonnen bei den Wein- oder Olivenöl-Geschäften in Südfrankreich bis zu den Käsereien, Biskuiterien und Cidrerien im Westen und Norden des Landes. Regionale Produkte werden bei unseren Nachbarn immer besonders herausgestellt. Sie werden auch in den Supermärkten(!) des Landes angeboten und erst recht in extra aufs flache Land gestellten „Maisons“ verkauft.
Mancher Standort dieser Maisons kommt einem dabei zwar etwas abenteuerlich vor – oft so gänzlich ohne Ortschaft und weitere Infrastruktur – aber meist gibt es dort mindestens zehn sauber geteerte Parkplätze und etliche hundert Quadratmeter Verkaufsfläche.
Der Einkauf verläuft gemütlich, man kann sich beraten lassen und sogar probieren. Außerhalb der Ferien-Saison wird es allerdings ein bisschen tricky mit den jeweiligen Öffnungszeiten.
Cidre aus der Bretagne. Bei den netten Damen von Cidre Kerné darf probiert werden.
Cidre aus der Bretagne
In diesem Jahr hatten wir im Städtchen Quimper das Glück, in der beliebten Crêperie du Quartier (ohne eigene Webseite), auf einen ganz wunderbaren Cidre zu stoßen.
Nun ist das nicht unbedingt etwas besonderes. Schließlich ist Cidre in vielen Ländern der Welt ein beliebtes Getränk. Aber wir hatten nicht nur eine Tasse, sondern gleich die ganze Flasche mit allen wichtigen Informationen auf dem Tisch. Es handelte sich um einen Cidre der Marke Kerné mit 5% Alkohol.
Hergestellt wird Cidre natürlich nicht nur in Frankreich und Großbritannien. Auch andere Länder kennen sich damit aus. Begonnen in Belgien, Spanien, Polen, Österreich, ja sogar in Südafrika, Mexiko, Kananda und in den Vereinigten Staaten wird Cidre erzeugt und getrunken.
Das Problem für den Besucher Frankreichs ist einfach die Vielzahl der Hersteller und Marken. Es gibt selbstverständlich Unterschiede im Geschmack des Cidres, so dass man beim Griff im Supermarkt nach einer beliebigen Sorte durchaus auch mal einen Reinfall erleben kann.
In Frankreich gibt es für den Cidre kontrollierte Anbauregionen (DOC) wie zum Beispiel den „Pays d’Auge“, ein Landstrich in der Normandie. – Als noch besser als der normannische, gilt der Cidre aus „Cornouaille“, ebenfalls eine Gegend (im Mittelalter sogar ein Königreich), die heute einen Teil des bretonischen Département Finistère ausmacht. – Genau hier verbrachten wir unseren Urlaub.
Achten Sie beim Einkauf auf die „Concours Général Agricole“
Nicht dass es in Frankreich schlechte Waren gebe. Gott bewahre. Die Franzosen verspeisen ihre besten Produkte lieber selbst – bevor sie diese exportieren. Ein gutes Beispiel dafür sind wunderbare, einheimische Früchte und Gemüsesorten die man häufig sogar im Supermarkt zu kaufen bekommt, in unseren eigenen Läden aber noch nie angetroffen hat.
Cidre der Marke Kerné, auch im Jahr 2017 mit einer Medaille ausgezeichnet. Diesmal wurde es Gold.
Trotzdem: ein recht verlässliches Zeichen für hohe Qualität in Frankreich, zum Beispiel auf Austern, Käse, Wurstwaren, Wein, Cidre und unzählige andere Produktkategorien, sind die Medaillen mit der Aufschrift (Concours Général Agricole), die Anfang des Jahres auf der Pariser Landwirtschaftsmesse, dem Salon de l’Agriculture, vergeben werden.
Der Wettbewerb ist riesig und hart, weshalb die Gewinner ihre Produkte selbstverständlich gerne mit den erkämpften Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen auszeichnen. Der Vorteil für den Verbraucher liegt auf der Hand und prämierte Waren schneller im Einkaufswagen als andere.
Eine gute Adresse für Cidre aus der Bretagne: die Cidrerie Kerné in Pouldreuzic
Prämierter Cidre aus der Bretagne
Unser Favorit unter den Cidres blieb der, der uns in Quimper serviert worden war. Da die Cidrerie Kerné nur knappe 35 Kilometer von unserem Ferienhaus entfernt lag, statteten wir dem Hersteller selbstverständlich einen kurzen Besuch ab.
Probiert haben wir drei verschiedene Sorten Cidre. Der Zweiprozentige ist sehr nahe am Geschmack von normalem Apfelsaft und relativ süß. Der zweite mit 4,5 % Alkoholgehalt wurde uns zu süßen Speisen oder zur Herstellung von Soßen die zu milden Gerichten passen empfohlen.
Mein persönlicher Favorit war der fünfprozentige und schon leicht herbe Cidre, der auch zu herzhafteren Gerichten als Getränk serviert werden kann. Was die Preise angeht, so muss man um die drei Euro für eine 0,7 Liter Flasche ausgeben. – Cidre aus der Bretagne: ein erfrischendes und preiswertes Getränk.
Cidre aus der Bretagne – Cidre in der Bretagne
Cidrerie Kerné, Mesmeur, 29710 Pouldreuzic, Frankreich. http://www.cidre-kerne.fr/
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Hallo,
Vollständige Zustimmung zu Ihrem Artikel über den bretonischen Cidre. Aber man bekommt ihn nur über einen deutschen Händler, fast zum dreifachen Preis, und das ist schon heftig.
Bodega.
Gruss
J. L. Neumann