Will man sich daran machen, einen Zwetschgendatschi zu backen, muss man für sich selbst zuerst die Frage beantworten: Hefeteig oder Mürbteig? Erinnert man sich wohlwollend an den Zwetschgendatschi nach Omas Rezept, wird man womöglich zum Hefeteig tendieren. Das könnte an der Zeit oder daran liegen, dass man kaum andere Versionen probiert hat!
Und so einfach, wie es heutzutage im Internet gerne dargestellt wird, ist es nämlich gar nicht, mit dem richtig guten Zwetschgenkuchen zu punkten. So ist es enorm wichtig, in welcher Zeit man seine Liebe zu Omas Zwetschgendatschi entdeckt hat. Meine Oma ist zum Beispiel 1911 geboren und hat ihr Leben lang nur Zwetschgendatschi mit Hefeteig gebacken. Das lag selbstverständlich an der Zeit des Mangels, in die sie hineingeboren wurde.
Bis in die 1950er Jahre hinein, war ein Zwetschgenkuchen Rezept mit Mürbeteig fast undenkbar. Für ihren Zwetschgendatschi mit Hefeteig benötigte Oma nur Mehl, Hefe, Wasser (oder vielleicht Milch) und Zucker. Das wars dann aber schon mit der Rezeptur. Dazu wurde der Teig schon so angelegt, dass er weit mehr als einen Zentimeter dick auf dem Ofenblech war. Gespart wurde immer am Zucker. Der Teig war meistens weit davon entfernt als „fluffig“ engestuft werden zu können und am zweiten Tag bereits so hart, dass er nicht mehr mit Genuss zu verspeisen war.
Hefeteig? – Nein Danke! – Zwetschgendatschi mit Mürbeteig? Her damit!
Auch wenn die Qualität der Zwetschgen (keine Pflaumen!) noch immer eine sehr, sehr große Rolle spielt, ist der Hefekuchen in seiner modernen Zusammensetzung nicht weit vom Modell meiner Oma entfernt. Zwar enthält er heute meist zusätzlich einen ordentlichen Batzen Butter und womöglich sogar ein Ei oder zwei. Das ändert aber wenig am Verhalten des Hefeteigs.
Kuchen mit Hefeteig sind einfach nur frisch (und womöglich lauwarm) als gut einzustufen. – Dazu kommt die Menge! Wir backen immer in einer 26er oder 28er Springform. Nicht auf einem Ofenblech.
Woher kommt der Begriff Zwetschgendatschi?
Um die oben gestellte Frage zu beantworten, muss man weit in die Vergangenheit zurückgehen. Im Deutschen Provinzial-Wörterbuch aus dem Jahr 1792 wird Zwetschendatschi als Augsburger Kuchen aufgelistet. Unser Zwetschgendatschi, oft auch kurz auch nur Datschi, gilt somit als kulinarische Spezialität der Stadt Augsburg. Das Wort „Datschi“ leitet sich aus dem ober- und mitteldeutschen Wort „detschen“ oder „datschen“ ab, das man als „hineindrücken“ („tatschen“) übersetzen kann (die Zwetschgen werden in den Teig hineingedrückt).
Für mich überraschend ist ein Fund bei Wikipedia, in dem es heißt:
In seiner ursprünglicheren Variante wird Augsburger Zwetschgendatschi mit Mürbteig und ohne Streusel gebacken. Heute ist Datschi oft mit Butterstreuseln anzutreffen, die aus Butter, Zucker, Mehl, [optional Mandelblättchen] und etwas Salz hergestellt und teils noch mit Vanillezucker und Zimtpulver verfeinert werden. Frühzwetschgen geben beim Backen viel Saft ab, der durch einen Streuselbelag gut gebunden werden kann, während Spätzwetschgen dagegen relativ fest bleiben.
Zwetschgenkuchen mit Mürbeteig schlägt Hefeteig-Version!
Alle die aus eigenen, familiengeschichtlichen Gründen meinen, der perfekte Zwetschgendatschi müsse aus Hefeteig sein, liegen also komplett falsch! Ansonsten kann man festhalten, es handelt sich um einen Süddeutschen Begriff. Die Bezeichnung Zwetschgendatschi ist in Süddeutschland und Österreich, die Kurzform Datschi inzwischen in ganz Bayern verbreitet. Man darf im Cafè selbstverständlich weiterhin auch Zwetschgenkuchen [mit Mürbeteig] bestellen.
Das perfekte Zwetschgendatschi Rezept mit Mürbeteig
Kochutensilien
- 1 26er oder 28er Springform
Zutaten
Für den Belag:
- 1-1,2 kg Zwetschgen
- 2 EL Zucker
- 1 TL Zimt
Der Mürbeteig für den perfekten Zwetschgendatschi
- 250 g Mehl
- 100 g Butter
- 100 g Zucker
- 1 Ei
- 1 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
Anleitungen
- Für eine runde Springform von 28 Zentimetern durchmesser benötigt man 1 bis 1,2 Kilogramm Zwetschgen. Diese müssen gewaschen und entkernt werden.
- Für die Herstellung des Mürbteigs sollte die Butter weich (nicht flüssig) sein.
- Alle Zutaten in eine Rühschüssel geben und mit dem Knethaken mehrere Minuten zu einem festen Teig kneten.
- Die Teigmenge dann dritteln.
- Etwa 2/3 des Teigs mit einem Nudelholz auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche zu einem Kreis (in der Größe der Springform) ausrollen.
- Trick: Mit etwas Geschick, kann man den Teig auch direkt auf dem Boden der Springform ausrollen.
- Das letzte Drittel der Teigmenge zu einer Wurst ausrollen und an den Rand der Springform drücken.
- Nun die entsteinten Zwetschgen kreisförmig aufrecht auf den Kuchenboden schlichten (siehe letztes Foto).
- Den Zwetschgenkuchen mit Mürbeteig bei 160° (Umluft) auf der zweiten Einschubleiste von unten für ca. 55 Minuten backen.
- Der perfekte Zwetschgendatschi wird sofort nach dem Backen mit einer Mischung aus Zucker und Zimt bestreut.
Zum Schluss noch ein Tipp:
- Wenn er abgekühlt ist, befreien Sie den Zwetschgendatschi möglichst bald aus der Springform. Es kann nämlich passieren, dass die Säure im Zwetschgensaft ältere Springformen ein bisschen angreift. Dann entstehen evtl. schwarze Verfärbungen am Teigrand.
Zwetschgenkuchen mit Mürbeteig
Der perfekte Zwetschgendatschi: Die Zwetschgen, entkernen, einschneiden und kreisrund in die Form legen.
Noch ein paar weitere TIPPS aus unserem Backofen:
– Zwetschgenkuchen mit Streuseln und Mürbteig
– Zwetschgen-Crostata mit Amaretti und Mandeln
– Alle Streuselkuchen-Rezepte in diesem Blog
– Rohrnudeln, Buchteln oder Zwetschgennudeln Natürlich mit Hefeteig!
– Zwetschgenkuchen mit Pudding und Mandelkruste
– Zwetschgen-Tarte oder Pflaumen-Tarte
– Wenn schon Hefeteig, dann diesen: Der echte Kaisergugelhupf – Mit Geschichte
– Sehr einfach, sehr gut: Mandelkuchen mit Marzipan – Tarta de Santiago
– Der beste denkbare Apfelkuchen: Weltklasse Apfel Marzipan Kuchen
Zum Dessert:
– Zwetschgenspieß mit Zimt-Sabayon