Glauben Sie bloß nicht, Sie hätten einen echten Kaisergugelhupf im Backofen oder auf dem Teller, wenn dieser nicht aus mächtigem Hefeteig besteht. Schließlich wissen wir: das Internet ist voll von nachgemachtem Quatsch!
Und obwohl es einen geschichtlichen Hintergrund sowie ein überliefertes Rezept zum echten Kaisergugelhupf gibt, erdreisten sich manche Menschen, ihr Gebäck (das aus Teigen von Hinz oder Kunz bestehen kann) Kaiserguglhupf zu nennen! Selbst sehr große Rezeptsammlungen sind unter diesen Übeltätern.
Dabei ist die Sache ganz einfach und kann durch ein bisschen Recherchearbeit geklärt werden. Das habe ich hier für Sie bereits erledigt. Vergessen Sie also all die anderen jämmerlichen Kaiser-Gugelhupfe dieser Welt.
Echter Kaisergugelhupf, Kaiserguglhupf, Schratt-Gugelhupf, Germgugelhupf Franz Joseph
Der Kaiser, dessen Titel dem Kaisergugelhupf zur Ehre verhalf, ist selbstverständlich Franz Joseph I. von Österreich. Generationen von Menschen, die nach 1955 geboren sind, bestens bekannt als Eheman von Sisi (Kaiserin Elisabeth – stets fälschlicherweise als „Sissi“ bezeichnet).
Überliefert ist auch, dass Elisabeth sich am Hofe in Wien nie besonders wohl fühlte und jede Gelegenheit nutzte, um der Etikette zu entgehen. Deshalb verreiste sie viel. Anfangs aus gesundheitlichen Gründen, später um Repräsentationspflichten aus dem Wege zu gehen.
Um die Einsamkeit Ihres Ehemannes zu lindern und die an sie gerichteten Erwartungen abzuschwächen, arrangierte die Kaiserin im Jahr 1885 die Bekanntschaft ihres Mannes mit der Schauspielerin Katharina Schratt. Jene wurde fortan Ansprechpartnerin und Vertrauensperson des Kaisers.
Katharina Schratt und der echter Kaisergugelhupf
Die Freundschaft der beiden wurde von der Kaiserin vor jedem Skandal bewahrt und ausdrücklich gefördert. Auch nach Elisabeths Tod blieb die Freundschaft des Kaisers zu Katharina Schratt aufrecht.
Fanz Josef unterstützte die Schauspielerin finanziell und schenkte Ihr Schmuck und Wohnungen. Unter anderem stellte er ihr auch in Bad Ischl (dort residierte im Sommerhalbjahr die österreichische Kaiserfamilie) eine Villa zur Verfügung, die allgemein bald nur noch „Schratt-Villa“ genannt wurde.Gerne soll der Kaiser zum zweiten Frühstück in die Schratt-Villa gekommen sein, wo ihm Katharina Schratt ihren Gugelhupf servierte, den sie täglich nach einem Rezept Ihrer Mutter zubereitete und in den Ofen schob.
Praktisch als Rückversicherung, falls ihre eigenen Backkünste einmal versagen sollten, bestellte sie für die tägliche Jause mit dem Kaiser zusätzlich ein Exemplar in der traditionsreichen Konditorei Zauner, weshalb der „Reserve-Guglhupf“ bald Kaisergugelhupf genannt wurde. Manche sagen noch heute Schratt-Gugelhupf oder auch nur Germgugelhupf Franz Joseph.
Die Konditorei Zauner in Bad Ischl
Die Konditorei Zauner- das Stammhaus in der Pfarrgasse in Bad Ischl
Das Rezept von Katharina Schratt ist bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Ob es stimmt, dass in der Konditorei Zauner täglich gleich sechs Stück des Kaisergugelhupfs auf einmal fabriziert wurden und nur der schönste davon in die Schratt-Villa geliefert wurde, habe ich zwar nur im Radio gehört, es ist aber eine schöne Geschichte. Ebenso wie die Frage, welchen Gugelhupf der Kaiser dann wirklich serviert bekam. Den selbstgebackenen der Schratt oder doch den vom „Zauner“.
Der echte Kaisergugelhupf – Das Rezept
Sicher ist: der Kaisergugelhupf ist überaus gehaltvoll. Dass das sogenannte „Dampfl“, also der kleine Vorteig des Germteigs (Germ = österreichische Bezeichnung für Hefe) tatsächlich mit Sahne (Obers) angesetzt wird, ist kein Tippfehler von mir! Durch die Beimischung von 150 Gramm Butter und sechs Eidottern wird der Teig nicht gerade etwas für Kalorien- oder Cholesterin-Einsparer. Dafür aber sehr, sehr lecker!
Die Menge der Zutaten genügt für eine einfache Gugelhupf-Form, in der eine Teigmenge von etwa 1,5 Litern Platz hat. Der Durchmesser solcher Formen liegt bei 20-21 Zentimetern, daraus ergeben sich circa 12-16 Kuchenstücke.
Der echte Kaisergugelhupf - Mit Geschichte
Kochutensilien
- Gugelhupf Form
Zutaten
Alle Zutaten für den echten Kaisergugelhupf:
- 1/4 L Obers (Sahne)
- 30 g Germ (Hefe)
- 500 g glattes Weizenmehl
- 150 g weiche Butter
- 180 g Kristallzucker
- 6 Eidotter
- 1 Prise Salz
- abgeriebene Schale einer (unbehandelten Bio-) Zitrone
Füllung des Kaisergugelhupfes
- 1 EL Zimt
- 50 g Rosinen (am besten in etwas Rum eingelegt)
Für die Form:
- weiche Butter
- ca. 30-50 g gehobelte Mandeln
Nach dem Backen:
- Puderzucker zum bestreuen
Anleitungen
Der echte Kaisergugelhupf: So wird er gemacht!
- Obers (Sahne) lauwarm anwärmen und die Germ (Hefe) darin auflösen, einen Teelöffel Zucker zugeben. Mit einem kleinen Teil des Mehls zu einem weichen Dampfl (Vorteig) vermischen.
- Etwa 10 Minuten warm stellen und gehen lassen.
- Das restliche Mehl über den Vorteig sieben, schön warm stellen und mindestens 20 Minuten lang gehen lassen.
- Unterdessen die sehr weiche (nicht flüssige) Butter mit dem restlichen Zucker schaumig rühren bis sich wirklich alle Zuckerkristalle aufgelöst haben, dann die sechs Dotter unterrühren.
- Den reifen Vorteig mit etwas Salz und Abrieb von der Zitronenschale zur Butter-Dotter-Masse geben und alles in einer Küchenmaschine mit Knethaken zu einem weichen, seidigen Teig schlagen, bis er sich vom Schüsselrand löst. Zugedeckt mindestens weitere 30-60 Minuten (oder auch länger) rasten lassen.
- INFO: Der Teig wird durch seinen hohen Fettanteil selbstverständlich nicht so locker und leicht hochgehen wie man es von anderen Hefeteigen gewöhnt ist. Trotzdem sollte sich das Volumen des Teiges nach dem Gehen mindestens um ein Drittel oder die Hälfte der ursprünglichen Menge erhöht haben.
Weiterverarbeitung des Kaisergugelhupfs
- Wenn der Teig gegangen ist, auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa einen halben Zentimeter dick zum Rechteck ausrollen. Gleichmäßig mit Zimt und Rosinen bestreuen und einrollen.
- Den Backofen auf 180°C Ober- Unterhitze vorheizen.
- Eine Gugelhupfform mit weicher Butter präparieren und mit gehobelten Mandeln ausstreuen. Den zusammengerollten Teig hineinlegen und mit weiterer Butter bestreichen. Erneut warm stellen und bis knapp unter den Rand aufgehen lassen.
- Dann bei 180°C ca. 40-50 Minuten lang backen. Sollte der Kaisergugelhupf zu dunkel werden, gegebenenfalls in den letzten Minuten mit Alufolie abdecken. Unbedingt Stäbchenprobe machen!
- Den fertigen Kaisergugelhupf aus der Form stürzen, abkühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.
Kleine Fotostrecke Zubereitung Kaisergugelhupf:
Der Teig für den Kaisergugelhupf wird zu einem Rechteck ausgerollt, darauf wird die Füllung verteilt, dann wird der Hefeteig zusammengerollt
Fantastisches Gebäck mit Hefeteig in dieser Sammlung:
– Rohrnudeln, Buchteln oder Zwetschgennudeln
– Köstlicher Butterkuchen mit Apfel und Mandeln
– Klein und lecker: Zimtschnecken mit Apfel
– Kärntner Reindling – Osterreindling
– Geschlagener Kuchen aus der Picardie – Le Gâteau Battu picard
– Flachszöpfe, Flachswickel, Flachszöpfchen, Flachszöpfle
Außerdem zuempfehlen:
– Dinkelvollkornbrot mit Buttermilch
– Focaccia mit Feigen, Walnüssen und Parmaschinken
– (Ham-) Burger Buns selbst gemacht
– Das Karotten-Vollkornbrot der Deutschen Rentenversicherung
Neben dem Kaisergugelhupf unbedingt vormerken:
– Saftiger Quarkstollen – Rosinenstollen – Christstollen
– Köstlichen Marmorkuchen backen
– Kaspressknödel nach Omas Rezept
leider ist der Gugelhupf, trotz der Sahne und der Butter etwas trocken geworden und er könnte noch ein bißchen süßer sein. Warum nimmt man nicht den ganzen Hefewürfel? LG Ute
Servus, ich glaube das Rezept stimmt nich ganz, ich habe langjährige Backerfahrung mit weichen Teigen.
Ich musste hier 700gr Weizenmehl verwenden um den Teig einigermaßen zu bändigen.
handwerklichen Gruß
Albert Hell
Hallo Albert Hell,
nein, müssen Sie nicht. Das Rezept ist, so wie es da steht korrekt und mehrmals von uns
und unseren LeserInnen ausprobiert.
Bitte lesen Sie auch die ganze Geschichte und schauen sich die Fotos dazu an.
Lieber Peter, kannst Du mir sagen wo Du dieses original Kaiser Gugelhupf Rezept her hast ? Ich finde es im Netz nur mit Milch und nicht mit Sahne. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Vielen Dank. Grüße, Karo
Hallo Karo,
nein, das kann ich leider nicht preisgeben.
Es war eine relativ aufwändige Recherchearbeit, die dahinter steckt. Und es stand so nicht im Internet (wo ja leider so viel Unsinn steht).
Es gibt Bücher und gute Fachzeitschriften und die Quelle ist natürlich in Österreich. Siehe mein Beitrag VOR dem Rezept.
Mit freundlichem Gruß
Peter G. Spandl
Versteh ich :-) da hast Du schon Recht. Ich werde ihn auf alle Fälle nachbacken. Das Rezept klingt köstlich !
Am Wochenende bin ich in Bad Ischl und werde mir dann bei der Konditorei Zauner noch das Original gönnen. Vielleicht lüften die ja das Rezept Geheimnis ;-) Liebe Grüße aus Bayern, Karo
Ein toller Gugelhupf. Die Kollegen haben sich begeistert darauf gestürzt. Auch mein Sohn, der sonst keinen Kuchen mag, hat ihn für gut befunden.
Tolles Rezept (mit Geschichte) – möchte es unbedingt ausprobieren!
Bin noch Anfänger, deshalb: für welche Größe Gugelhupf-Form ist diese Teigmenge ausgelegt?
Die Menge der Zutaten genügt für eine einfache Gugelhupf-Form, in der eine Teigmenge von etwa 1,5 Litern Platz hat. Der Durchmesser solcher Formen liegt bei 20-21 Zentimetern, daraus ergeben sich circa 16 Kuchenstücke.
Der sieht fantastisch aus. Und nachdem ich gerade ein Pfundpack Trockenhefe ergattert habe (frische ist hier seit zwei Wochen nicht mehr zu bekommen), wird der nachgemacht ;-)
Hallo Gabi, da wünsche ich Dir viel Erfolg.
Diesen wunderbaren , „echten“ Guglhupf habe ich auch schon gebacken und genossen. Das Rezept hatte ich aus einer Zeitschrift, die es freundlicher Weise ins Internet gestellt hatte, sonst wäre es wohl nicht bei mir angekommen. Schön , wenn man die Quelle des Glücks erfahren kann und freundlich gegenüber dem Urheber bzw. dem Vermittler.
Klingt sehr überzeugend, und meine Hupf-Form bedarf dringend wieder einmal einer Füllung.