Nachdem wir erlebt haben, dass Wales ins Viertelfinale bei der Fußball Europameisterschaft 2016 in Frankreich vorgerückt ist, kümmere ich mich an dieser Stelle gerne um das kleine Land auf der britischen Insel. Die zusammengestellte Mischung müsste recht unterhaltsam für Sie sein, im kulinarischen Teil geht es später um ein typisches waliser Teegebäck.
Menschen die sich generell nicht für Fußball interessieren, schadet es nicht Bescheid zu wissen: in der Mannschaft der Waliser (und bei Real Madrid), spielt ein junger Mann aus Cardiff namens Gareth Bale. Dieser heute knapp 27-jährige Fußballer hat Real Madrid im September 2013 satte 91 Millionen Euro Ablösesumme gekostet.
Damit stellt sein Transfer den zweitteuersten in der (zur Zeit!) Fußballgeschichte dar. Nur für den Portugiesen Cristiano Ronaldo legten die „Königlichen“ aus Madrid im Jahr 2009 schlappe drei Millionen mehr auf den Tisch.
Was Wales vom Rest Englands unterscheidet, sind die Wurzeln Ihrer Einwohner. Mit Schottland, ganz Irland, Cornwall, der Isle of Man und der französischen Bretagne zählt Wales zu den sechs keltischen Nationen. Es gibt übrigens eine internationale, politische und kulturelle Organisation, die sich für die keltische Kultur und die keltischen Sprachen einsetzt. Genannt Keltische Liga oder im Original Celtic League.
Aus der EU wollen die Waliser allerdings raus. 52,5% der Wähler stimmten dort vergangene Woche für den Brexit, 47,5% unterstützten das „Remain“-Lager.
Ziel der keltischen Liga ist es, als internationale Organisation die politische, kulturelle, soziale und wirtschaftliche Unabhängigkeit der sechs keltischen Nationen zu sichern oder zu gewinnen. Ihre Tätigkeit zielt also darauf ab, die verschiedenen Unabhängigkeitsbewegungen dieser sechs Länder zusammenzubringen.
Wer schon mal im Norden Spaniens war, kennt sicher die vielfältige Affinität der Einwohner Galiciens und Asturiens zu ihren keltischen Wurzeln. Augen- und Ohrenfällig ist dort die traditionelle Musik, die häufig von Gaita-Spielern (einer Art Dudelsack) auf der Straße intoniert wird und sehr an schottische oder irische Musik erinnert.
In der keltischen Liga herrscht allerdings die allgemeine Meinung vor, dass die beiden spanischen Provinzen keine keltischen Nationen sind, da die keltische Sprache dort nicht mehr lebendig ist.
Den knapp 3 Millionen Einwohnern von Wales wird das Handycap der Spanier egal sein. Sie leben, trotz ihrer alten Wurzeln, in einem kreativen Zentrum britischer Popmusik.
Die Manic Street Preachers, Super Furry Animals die Stereophonics aber auch The Alarm und Catatonia sind international erfolgreiche Bands aus Wales. Aus vorhergehenden Geneartionen kennen wir immerhin Tom Jones, aber auch Shirley Bassey und Bonnie Tyler sind gebürtige Waliser!
Wer jemals nach Cardiff reist, muss sich ein musikalisches Ziel auf seiner Reiseroute dick markieren: den ältesten Plattenladen der Welt. Spillers Records in Cardiff wurde 1894 eröffnet. Der Laden war ursprünglich als Phonobörse geplant, dann kamen aber schnell die ersten Schellak-Platten hinzu, dann Vinyl und später der ganze Rest.
Tolle Partnestädte gefunden
Wales ist nicht nur durch weitläufige Wiesen, hügelige Landschaften, Moore und Gebirge geprägt, es verfügt auch über eine Ortschaft mit dem längsten Namen in ganz Großbritannien. Vielleicht haben Sie schon davon gehört, wenn Sie die Aussage im Internet überprüfen möchten, suchen sie einfach nach : Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Aber vertippen Sie sich dabei nicht! Oder sparen Sie sich die Tipperei und klicken Sie einfach hier!
Was ich allerdings nicht herausfinden konnte: haben sich die etwa 3000 Einwohner der Gemeinde ihre Partnerstädte selbst ausgesucht? Oder wurden sie von Scherzkeksen an Ee (Niederlande) und Y (Frankreich) zur jeweiligen Städtepartnerschaft verkuppelt?
Stationsschild von Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch in Wales. Außer diesem Schild gibt es in der Ortschaft nicht viel zu sehen. – Foto: Raphael Frey (Wikipedia)
Skurriles und bizzares aus Wales
Wie wir es von den Einwohnern der britischen Inseln gewohnt sind – schließlich wurde dort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Fußballspiel erfunden – gibt es auch in Wales bizarre Veranstaltungen.
Eine besonders närrische solche ist der Man versus Horse Marathon. Das Wettrennen Mensch gegen Pferd (mit Reiter) führt seit dem Jahr 1980 alljährlich im Juni über eine 35 Kilometer lange Strecke, die auch für Reiter nur schwer zu bewältigen ist.
Trotzdem gelang es erst im 25. Rennen einem Menschen, das mit ca. 25.000 Pfund dotierte Rennen zu gewinnen. Im 28. Rennen, also im Jahr 2007, gewann sogar ein Einwohner Mittelfrankens die Tortur. Florian Holzinger aus Ansbach schaffte es in einer Zeit von 2:20:30. Damit lag er zwar nur eine Minute vor dem Zweitplatzierten Menschen, aber immerhin 11 Minuten vor dem ersten Pferd.
Launige Geschichte aus Wales
Es gäbe noch weitere launige Geschichten aus Wales zu erzählen, so zum Beispiel die von Großvater Pete Edwards, der 1998 in einer Wette 50 Pfund mit einer Quote von 2.500:1 darauf setzte, dass sein damals 18 Monate alter Enkel einmal das walisische Nationaltrikot tragen würde.
Jener kleine Harry Wilson wurde dann im Jahr 2013 im WM-Qualifikationsspiel gegen Belgien zum jüngsten Fußball-Nationalspieler von Wales, denn er wurde tatsächlich drei Minuten vor Abpfiff des Spieles eingewechselt.
Sein Großvater gewann dadurch 125.000 Pfund, und der Fußballverband von Wales verhinderte damit, dass der Junge (wegen seiner englischstämmige Großmutter) jemals in der englischen Nationalelf spielen darf. Einmal Waliser, immer Waliser.
Was die walisische Küche angeht, so steht diese unter dem Einfluss der anderen britischen Küchen. Wales hat den Ruf eines guten Rindfleischproduzenten, trotzdem verbindet man die Küche von Wales in erster Linie mit Lammfleisch und natürlich viel frischem Fisch. Lauch gilt als nationales Gemüse von Wales, es ranken sich Sagen darum, sogar im Wappen des Landes ist das Gemüse zu finden.
Trotzdem gibt es heute ein feines Teegebäck, das in der Pfanne schnell gebraten ist.
Walisischer Teekuchen – Welsh Cake zur Teestunde
* 225g Mehl
* 85g Puderzucker
* ½ TL Zimt
* einen Hauch frisch geriebene Muskatnuss
* ½ TL Backpulver
* 50 g Butter (weich)
* 50 g Butterschmalz (weich), plus extra zum Braten
* 50g Rosinen (in Whiskey gebadet)
* 1 Ei
* 1 Prise Salz
* ein Schuss Milch
Zubereitung Walisischer Teekuchen – Welsh Cake:
Zuerst die Rosinen (oder Korinten, Johannisbeeren oder Cranberries) waschen und in etwas Whiskey einlegen und eine Stunde (oder mehr) ziehen lassen.
Mehl, Puderzucker, Backpulver, Ei, Butter, Butterschmalz und eine Prise Salz in einer Schüssel vermengen. Mit Zimt und Muskatnuss würzen. Milch nur zugeben, wenn der Teig etwas trocken erscheint. Die Trockenfrüchte abtropfen lassen und zuletzt in den Teig einarbeiten.
Teig in Folie wickeln und kalt stellen.
Rollen Sie den Teig auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche recht dick (etwa 6-8 mm) aus. Stechen Sie mit einem Metallring von etwa 5-6 cm Durchmesser den Teig zu Kreisen aus (eventuell auch mit einer Tasse).
In einer nicht zu heißen Pfanne in etwas Butterschmalz auf beiden Seiten jeweils drei Minuten goldbraun ausbacken. Anschließen auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreut, gerne auch mit Butter und Konfitüre, servieren.
In einer verschlossenen Dose aufbewahrt, hält walisischer Teekuchen eine ganze Woche.
Walisischer Teekuchen – Welsh Cakes vor dem Braten in der Pfanne
Super super Lecker =) auch für EM-Fans
Sehr lecker. Das Rezept habe ich doch gerne ausprobiert auch wenn mich die EM weniger interessiert ;-)