Was für ein Glück für all die jungen Schweine, dass sie bei Bauer Stache in Störzelbach bei Alesheim aufwachsen dürfen. Störzelbach liegt im Süden Mittelfrankens, etliche Kilometer westlich von Weißenburg und genau betrachtet gibt es keinen vernünftigen Grund dort hin zu fahren. Vielleicht um zu wandern. Oder mit dem Rad durch die schöne Landschaft zu sausen.
Wären da nicht die 16 Schweine, die derzeit von 160 Paten ihr Futter bekommen und deren Fleisch, am Ende ihres Lebens – das wird etwa im Oktober oder November sein – unter diesen aufgeteilt wird.
Im lauschigen Garten in Störzelbach
Jedes dieser Schweine hat dann nach 11 Monaten Lebenszeit ein Schlachtgewicht von etwa 150 Kilogramm erreicht und verfügt über ein qualitativ hochwertiges Fleisch, wie man es sonst nur noch ganz selten zu kaufen bekommt. Einfach deshalb, weil die Schweine sich in Störzelbach „sauwohl“ fühlen – dürfen!
Zum Vergleich: Konventionell gemästete Schweine erreichen ihr Schlachtgewicht bereits nach 5-6 Monaten.
Sauwohl ist auch Programm
Die Schweine bekommen nur Futter aus Eigenproduktion des Bauern Stache, nie Antibiotika, leben meist im Freien, haben dort Platz sich zu bewegen, schlafen auf Stroh und fressen gerne Heu.
In ihrem Freilauf gibt es eine schöne Kuhle, die nach jedem längeren Regen voll Wasser steht, worin sich die Schweinchen gerne Baden. Sogar ein Ball liegt in dem Schweinepool.
Bei sommerlichen Temperaturen, wie derzeit, wälzen sich die Schweine gerne im Dreck, nicht weil sie Dreckschweine sind, sondern um ihre Haut zu schützen. Und wenn die Sonne zu sehr brennt, legen sie sich unter ihren Unterstand und machen Siesta.
Das klingt sehr schlau und ist es auch. Unvernünftigerweise liegen nämlich gleichzeitig Hunderttausende Bundesbürger in der prallen Sonne an den Stränden der Welt und denken womöglich an dumme Schweine!
Die Schweine fühlen sich sauwohl unter dem Sonnenschutz
Metzgermeister Robert Prosiegel stellt die Patenschaft vor
Treibende Kraft hinter dem „Sauwohl“-Programm in der Region ist Robert Prosiegel, der es schon vor Jahren satt hatte, Fleisch von Tieren aus Massenviehhaltung in seiner nahen Metzgerei in Markt Berolzheim verkaufen zu müssen. Seine Metzgerei ist als BIO-Metzgerei anerkannt, außerdem ist die Metzgerei Prosiegel aktives Mitglied im Slow Food Deutschland e.V.
Robert Prosiegel erklärt das Prinzip von „Sauwohl“
Auf einer Urlaubsreise nach Österreich lernte er den „Sauwohl“-Gedanken kennen, und ist noch immer voll Eifer dabei, Landwirte in der Region dazu zu überreden, sich daran zu beteiligen. Was gar nicht immer einfach ist. Die Bauern sind meist skeptisch, müssen Investitionen tätigen und die Sauwohl-Schweine brauchen wohl auch mehr Zuwendung als Schweine im Großstall.
Gar nicht mehr skeptisch ist Klaus Stache, der das Ganze aus Überzeugung macht. Seinen weiteren 50 Schweinen, die er noch auf konventionelle Art hält, würde er ebenfalls gerne ein Leben draußen ermöglichen. Dies erfordert jedoch erhebliche Umbaumaßnahmen da noch mehr Freilandgehege mit Unterstand/Überdachung, Wasserzufuhr, Auslauf und Begrenzung gebaut werden müssten.
Mit einem einfachen Zaun ist es leider nicht getan, da die Schweinchen sich darunter durchgraben und sich aus dem Staub machen würden. Daher sind Betonplatten im Boden versenkt, die das Auslaufgehege sichern.
Landwirt Stache blickt noch etwas skeptisch auf seine Gäste. Die fühlen sich allerdings sauwohl
Landwirt Stache in Störzelbach bekommt für ein Sauwohl-Schwein statt der üblichen 180-200 Euro einen garantierten Festpreis von 500,- Euro pro Tier von der Metzgerei Prosiegel.
Die Bestätigung, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, erhält Klaus Stache an diesem Sonntag Mittag, als die etwa 160 Paten sich in seinem Garten breit machen. Diese sind eingeladen zum Grillfest und um sich davon zu überzeugen, was auf seinem Hof denn gemacht wird, und vor allem um zu sehen wie es den Schweinen geht.
Stolz ist auch Robert Prosiegel an diesem Tag. Am weitesten angereist sind Leute aus Halle, aber es steht auch ein Auto aus München, Ingolstadt und viele aus Nürnberg auf dem Parkplatz.
Wie funktioniert das Konzept von Sauwohl?
Die Paten, die das „Sauwohl“-Projekt unterstützen, bezahlen elf Monate lang pro Monat 11,- Euro und bekommen am Ende der Vertragslaufzeit ca. 12-15 kg von dem Fleisch der Schweine.
Die treuhänderische Abwicklung der Finanzen läuft über die Raiffeissenbank Weißenburg-Gunzenhausen.
Informationen zur Patenschaft findet man hier
Philosophie in diesem Blog
In diesem Blog finden Sie nicht nur interessante Rezept zum Thema Schwein. Zu unserer Philosophie gehört schon seit ewigen Zeiten, was derzeit als „Nose to Tail“ stets moderner wird. Also der Gedanke, von Tieren, die wir schlachten, auch möglichst viel zu verwerten, bzw. zu essen. Ein Schwein besteht nun mal nicht nur aus Lendchen und Schnitzeln. Genausowenig wie ein Rind nur aus Lende und Entrecôte besteht. Alles dazu unter dem Schlagwort Ganzkörperwerwertung.
Eine kleine Auswahl an Beiträgen zum Thema Schwein in diesem Blog:
Schweinshaxn mit Bayrischkraut – Hausmannskost
Schlössle, Deckelchen, Kachelfleisch, Schnippelfleisch, Fledermaus vom Grill
Pulled Pork Rezept – Eine tolle Schweinerei
Süße Speck Stückchen
Karibische Barbecue-Rippchen mit Ananas
Schnitzel Trilogie – Teil 1 – Einkauf und Kritik
Schnitzel Trilogie – Teil 2 – Keule/Schulter
Schnitzel Trilogie – Teil 3 – Schweinehals und Kotelett
Köstliche Schweinebäckchen! Gekocht, glasiert und leicht geräuchert
Porchetta – Italienischer Schweinbraten
Eisbein mit Rahmwirsing und Majoran-Äpfeln
Kassler auf Baggers und Zwiebelconfit mit dunklem Bier
… noch mehr gibt es in der Kategorie „Schwein“
Maisfeld neben dem Freiluf der Sauwohl-Schweine
Auch die Gäste fühlten sich sauwohl in Störzelbach
Toll Peter, dass du über dieses Projekt schreibst! Herr Prosiegel ist wirklich ein Visionär und ein interessanter Gesprächspartner zu solchen Themen. Wir haben uns auf den Genusstagen in WUG länger mit ihm unterhalten.
Hallo Thomas,
Ja, war sehr schön und interessant auf dem Hof. Wir haben eine Sauwohl-Patenschaft von unserer Tochter zu Weihnachten bekommen.
Jetzt sind wir auf November gespannt… Wenn das Fleisch kommt.