Dieser Zitronenkuchen braucht keine weiteren Zusätze im Namen. Und somit auch nicht im Titel des Beitrags. Speziell auf Speisekarten wird ja häufig ein Riesenzinnober bei der Namensgebung von Gerichten veranstaltet. Da wird aus einfachem Rührei schnell eine „Biofrucht vom freilaufenden französischen Bressehuhn, gebraten in doppelt kaltgepresstem Olivenöl“.
Ist hier alles nicht nötig. Es stecken sechs unbehandelte (Bio-) Zitronen in ihm! Dieser Zitronenkuchen ist ein Zitronenkuchen, ist ein Zitronenkuchen, ist ein Zitronenkuchen!
Wir können uns, nach vielen Versuchen mit anderen Rezepten, kaum vorstellen, dass es einen besseren Zitronenkuchen gibt. Das Rezept stammt ursprünglich vermutlich aus der Zeitschrift Essen & Trinken, aber es wohnt bestimmt schon seit 15 Jahren in dem Ordner mit all den tauglichen Kuchenrezepten in unserem Küchenschrank, wurde bereits x-mal abgeschrieben, kopiert, mit Kommentaren versehen und weitergereicht, so dass die Spur nicht mehr 100-prozentig nachzuvollziehen ist.
Sicher ist aber: Nur wenigen Rezepten in unserem Haushalt ist so ein langes und aktives Leben beschieden!
Dass es zu diesem Rezept keine vernünftigen Fotos gibt, liegt natürlich an mir. Denn mein damals ins Auge gefasster Plan, den Kuchen besonders schön in Szene zu setzen, ging gründlich schief. Das kommt davon wenn Männer nicht auf ihre Frauen hören.
Mindestens 2.000 Kuchen – Nicht nur Zitronenkuchen
Wie bereits an anderer Stelle in diesem Blog veröffentlicht, habe ich die beste Ehefrau von allen. Seit annähernd 35 Jahren (Ehe)* wird von ihr am Wochenende ein Kuchen gebacken. Überschlägt man das mit 52 Wochen im Jahr, zieht die Urlaubs- und Ausnahmewochen ab, addiert dafür unzählige Familienfeiern wie so ziemlich jede Taufe, Hochzeit, Kommunion und Konfirmation, rechnet dazu noch die Mitbringsel und die Beteiligung an der Ausrichtung runder Geburtstage, so sind wir schnell bei einer Zahl von weit über 1.800 (ich vermute sogar weit über 2.000) erstellter Kuchen und Torten. Unsere Familie ist vielköpfig!
Nicht mitgerechnet sind Geschenke, die Superwoman an liebe Menschen gerne über das ganze Jahr verteilt. Andere Ehemänner, die nicht über derartig backwütige Ehefrauen verfügen können, werden schon mal zum 50. Geburtstag mit einem Gutschein überrascht, auf dem steht „Du bekommst in den nächsten 50 Wochen jeweils einen Kuchen von mir“. Dann werden am Wochenende eben zwei gebacken, nicht nur der obligatorische für unseren Haushalt.
Es versteht sich von selbst, dass nach so viel Erfahrung neue Rezept nur eines kurzen Blickes gewürdigt, umständlich formulierte Anweisungen zur Herstellung verschiedener Teigsorten milde belächelt werden und das neue Zeug sehr häufig sofort in die Papiertonne wandert. Unser vorhandener Rezept-Fundus reicht locker aus, um zwei Drittel des Jahres abzudecken.
Varianten, die die Jahreszeiten mit sich bringen, sind jederzeit möglich. Verlage, die Backbücher herausgeben, haben es wirklich schwer bei uns.
Kuchenkatastrophe wegen Fotosession
Den Teig zum vorliegenden Zitronenkuchen Rezept gibt man zum Backen am besten in eine runde Springform, denn der fertig gebackene Korpus ist wunderbar locker, trotzdem fest, aber auch sehr empfindlich. Nachdem er mit Creme gefüllt wird, muss er mindestens halbiert, noch besser in der Höhe gedrittelt werden. Das ist alles eine Frage des Timings und die Konsistenz der Creme muss auch dazu passen.
Einfältig wie ich manchmal bin, plante ich die Verwendung einer länglichen Kastenform, über die sicher jeder gut sortierte Haushalt verfügt. Die Warnungen der besten Ehefrau von allen, die Bruchgefahr des gebackenen Teigs sei viel zu groß, schlug ich in den Wind und verkündete, ich werde das schon hinbekommen. Ganz unerfahren bin ich ja nun auch nicht.
Mit der bekannten Routine wurden also Teig und Creme von meiner besseren Hälfte hergestellt, gebacken und als alles abgekühlt und scheinbar richtig war, machte ich mich ans Werk.
Als erstes blieb beim Stürzen ein relativ großes Stück des wunderbaren Zitronenkuchens in meiner schicken Kastenform hängen. Nicht so schlimm, dachte ich mir, das klebe ich mit der Creme wieder an. Die zwei Schnitte, die der Länge nach zu machen waren, gelangen recht gut, nur vom Mittelteil brach ein weiteres, recht schmales Stück am bisher unbeschädigten Ende ab.
Die Creme brachte ich, unter zuhilfenahme eines Spritzbeutels, mit hoher Professionalität, speziell an den Rändern so auf, dass sehr hübsche kleine Wellen zu sehen waren. Die restliche Creme wurde im inneren Bereich des Kuchens gleichmäßig mit einem Silikonspatel verteilt und die fehlende Ecke wie versprochen angeklebt. Beim Zusammenfügen der Einzelteile geriet bereits die erste Lage in eine missliche solche.
Sie saß etwa einen Zentimeter versetzt auf dem unteren Teil, beim Versuch das zu korrigieren brach es ziemlich genau in der Mitte auseinander. Der Deckel passte dafür haargenau.
Mit dem Rest des zitronigen Zuckergusses von der Oberseite verputzte ich dann diverse Mängel an den Seitenteilen, brachte die Pistaziensplitter in Position und gönnte dem Kuchen und mir eine Stunde Ruhe.
Dieses Foto stammt von einer späteren Fotoaktion – Der beste aller Zitronenkuchen
Zitronenkuchen – Von der Pause zurück
Als ich zurückkam, war das ganze Kunstwerk ins wanken geraten. Die abgebrochene Ecke lag neben der Kuchenplatte, das ebenfalls abgebrochene, schmale Stück vom Mittelteil trug das Gewicht der Creme nicht, hatte sich nach außen gerollt und leistete der Ecke Gesellschaft, die auf ihre Freiheit bedacht war.
Durch diesen Umstand bildeten sich gewisse Verwerfungen am Rest des Kuchengebäudes, die auch der Zuckerguss nicht im Zaum halten konnte.
Dem Geschmack des Kuchens tat all dies zwar keinerlei Abbruch, wir wussten ja, wie es eigentlich sein sollte, die Fotosession musste aber auf wenige Ausschnitte reduziert werden.
Versprochen: Die nächste Variante des feinen Zitronenkuchens wird wieder komplett in der Verantwortung von Superwoman liegen. Und ich konzentriere mich nur auf die Fotos. An den Zutaten wird übrigens nicht gespart, den Kalorien lassen wir freien Lauf!
Jetzt geht es los: Das Zitronenkuchen-Rezept
Der beste Zitronenkuchen - Ever!
Equipment
- Verwendet wird bei uns eine Springform mit 26 Zentimetern Durchmesser.
Ingredients
Die Zutaten für den Rührteig:
- 300 g Butter (zimmerwarm)
- 300 g Zucker
- 300 g Mehl
- 5 Eier
- 2 Zitronen (unbehandelt, Bio)
- 1 Tütchen Backpulver
- Fett für die Form
Die Zutaten für die Creme:
- 250 g Mascarpone (zimmerwarm)
- 250 g Quark (20%)
- 3 Zitronen (unbehandelt, Bio)
- 1 Mark einer Vanilleschote
- 4 Eigelb
- 50 g Zucker
- 3 Blatt Gelatine
Die Zutaten für die Glasur:
- 1 Zitrone (5-6 EL Zitronensaft)
- 150 g Puderzucker (gesiebt)
- 30 g Pistazienkerne (grob gehackt)
Instructions
- Für den Rührteig zunächst die Schalen der ersten beiden unbehandelten Zitronen fein abreiben.
- Die weiche Butter und den Zucker mit den Quirlen des Handrührers oder der Küchenmaschine 10 Minuten(!) cremig aufschlagen
- Die Zitronenschalen und die Eier nach und nach zugeben und ebenfalls sorgfältig unterrühren.
- Den Saft der abgeriebenen Zitronen auspressen und in den Teig rühren.
- Zuletzt Mehl und Backpulver einarbeiten. Die lange Rührzeit ist entscheidend für die Konsitenz des fertigen Gebäcks!
- Backofen vorheizen.
- Die gewählte Kuchenform leicht einfetten, den Teig in die Form geben.
- Im vorgeheizten Backofen auf der zweiten Einschubleiste von unten bei 170 Grad für 60-70 Minuten backen (Gas 1-2, Umluft 160 Grad); den Kuchen eventuell in den letzten 20 Minuten mit Alufolie abdecken, damit er nicht zu dunkel wird.
- Nach dem abkühlen mit einem scharfen Messer vom Rand der Form lösen und auf ein Gitter stürzen.
Zubereitung der Creme für die Füllung
- Zunächst die Schale von 2 Zitronen fein abreiben, anschließend alle drei Zitronen auspressen. Die Gelatine in etwas kaltem Wasser einweichen.
- Die vier Eier trennen. Nur die Eigelbe mit dem Zucker und etwa 50 ml Zitronensaft über einem heißen Wasserbad cremig-dicklich aufschlagen.
- Den restlichen Zitronensaft erwärmen (nicht kochen), die Gelatine darin komplett auflösen und mit der Eigelb-Creme verrühren. Die Creme so lange abkühlen lassen, bis sie leicht zu stocken beginnt.
- Unterdessen die Mascarpone mit dem Quark vermischen, das Mark aus der Vanilleschote kratzen und dieses zusammen mit der Anfangs abgeriebenen Zitronenschale unterrühren.
- Nun die beiden Cremes zusammenführen und mit einem Schneebesen glattrühren.
- Die fertige Creme mit Hilfe eines Zeigefingers, den man zunächst tief in die Creme taucht und anschließend in den Mund steckt, probieren, und sich schon mal daran erfreuen. Nochmals kühl stellen, bis die Gelatine ihren Job endgültig erledigt hat.
Finale
- Den Kuchen in der Höhe mit einem langen, feinen Sägemesser in drei gleich dicke Scheiben schneiden.
- Die erste Hälfte der Creme in einen Spritzbeutel füllen. Die Creme auf den Boden spritzen, dabei besonders am Rand möglichst gleichmässig arbeiten.
- Nun die mittlere Kuchenscheibe auf das bereits eingecremte Teil setzen, leicht andrücken und den Spritzbeutelvorgang wiederholen. Mit der letzten Scheibe wird der Deckel zugemacht. Das komplette Werk erneut kalt stellen.
- Hören Sie auf zu jammern! Davon, dass der Kuchen in die Kategorie „einfach“ gehören würde, war nie die Rede!
- Damit der Kuchen richtig gut aussieht, wird der Deckel noch mit einer einfachen Zitronenglasur bestrichen und das ganze mit gehackten Pistazien bestreut. Also bitte jetzt den Puderzucker und den Zitronensaft verrühren.
- Wer immer noch nicht genug hat, kann auch noch glasierte Zitronenscheiben auf den Kuchen drapieren.
- Dazu benötigt man allerdings eine siebte Zitrone (ebenfalls unbehandelt) etwas Zucker und 50 ml Wasser. Zucker und Wasser zunächst ein bisschen einkochen lassen, dann die in dünne Scheiben geschnittene Zitrone in dem Sirup bei milder Hitze für 3-4 Minuten köcheln lassen.
- Die Scheibchen nach dem auskühlen halbieren und auf dem Kuchen anordnen.
*) Update am 04. Januar 2023: Inzwischen sind es längst weit über 2.300 Kuchen geworden und mehr als 45 Ehejahre.
Pistaziensplitter machen sich sehr gut auf der Glasur
Manchmal wird das oben vorgestellte Rezept bei uns auch minimiert. Dann lassen wir die Creme im Zitronenkuchen weg und es gibt nur den Kuchen selbst, ganz ohne Gedöns. Dann darf er auch in die Kastenform!
Mehr zum Thema Backen in diesem Blog:
– Arrak Schatt, Arrakschatt oder doch Arrack Schatt
– Eierlikör-Kokos-Trüffel zum Verschenken und selber Genießen
– Cheesecake, nicht Käsekuchen. – The Cheesecake Factory
– Kirsch-Käsekuchen mit Streuseln – Drei in Einem
– Der perfekte Nusskuchen – Weltbester Nusskuchen
– Cappuccino Torte mit Sauerkirsch-Kompott
– Schoko-Rhabarber Tarte
– Schokoladenwürfel Rezept und beschwipste Zitrusfrüchte
– Apfelkuchen mit Rahmguss auf Elsässer Art
– Sauerrahm-Zwiebel-Fladen, ein herzhaftes Gebäck
Hallo! Ich habe eine Frage zum Rezept!
Welchen Durchmesser nutzt ihr gewöhnlich bei der runden Springform?
Mein Sohn wünscht sich eine Zitronentorte zur Kommunion am Wochenende.
Da habe ich euer Rezept gefunden und bin schon gespannt, wie es mir gelingen wird.
Viele Grüße
Hallo Jlo
wir verwenden und empfehlen eine 26 Zentimeter Springform.
Geht natürlich auch mit einer 28er, dann wird alles ein bisschen flacher.
Gruß, Peter
Ich bin heute zufällig auf Deinem Blog gelandet und ganz begeistert. Die Ermittlung der Anzahl der gebackenen Kuchen,hat mich an meine Silberhochzeit erinnert. Damals hatte sich mein Mann auch die Mühe gemacht und das Ergebnis in seine Festrede eingebaut. Bei den Gästen rief es natürlich Staunen und auch ein bißchen Bewunderung hervor.
Das freut uns natürlich sehr, dass es Menschen gibt die ähnlich „ticken“.
Schöne Geschichte rund um deinen Zitronenkuchen!
Das ist ein super Rezept werde ich bei Gelegenheit ausprobieren. Super fotografiert. Aber auch Lob an Superwoamen.
Ulla
Das ist er…ja? Der liest sich gut!!
Ja. Das ist er!
Der König aller Zitronenkuchen ;-)
Ich liebe einfach deinen Schreibstil!
Ich habe zwar noch nicht nachgezählt, wie viele Kuchen wir, bzw. meine Frau, schon gebacken haben, aber nach 40 Jahren Ehe kommt bestimmt auch so einiges zusammen.
Jedenfalls läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen, wenn ich mir allein die Zutaten anschaue.
Eine trotzdem sehr amüsante Geschichte, Peter. Kann es mir richig gut vorstellen, wie es da in Euerer Küche abging. Übrigens, mir gefallen die Fotos, manche machen absichtlich nur Foto-Ausschnitte von ihren Werken. Hättest du die Story nicht erzählt, wäre mir gar nichts am Kuchen aufgefallen :-)
LG Barbara
Haha.
Never change a running system!
Schaut trotzdem herrlich aus :)
Wie wahr!
Würde auch noch lecker schmecken, selbst wenn ich
mein Zerstörungswerk noch weiter getrieben hätte…