Ich mag Spanien und die Spanier! Das soll hier von Anfang an klargestellt werden, denn meine Auseinandersetzung mit den Spaniern und ihrer Küche fällt nicht immer so positiv aus, wie uns das in sämtlichen Reiseführern und Urlaubskatalogen weisgemacht wird. Von wegen mediterrane Küche!
Meine bisherigen Spanienaufenthalte summieren sich auf etliche Wochen. Vier Wochen für den Jakobsweg, auf dem man durchweg „Landküche“ serviert bekommt, eine knapp dreiwöchige Reise (Mietwagen) durch den Süden Spaniens mit Start in Lissabon (ja, ich weiß, dass das in Portugal liegt ;-) mit Zielpunkt Madrid, durch Städte wie Huelva, Sevilla, Cadiz, Cordoba und Toledo. Eine mehrtägige Wanderung im Ordesa Nationalpark in den Pyrenäen, ein andermal ein paar sehr schöne Tage in Barcelona und als grauenhafte Krönung all der vorangegangenen tollen Erlebnisse einmal sogar zwei Wochen Gran Canaria als Pauschaltourist.
Und immer musste gegessen werden.
Und immer wurde den Leuten auf die Teller geschaut.
Und auf die Figur.
Nicht alles, aber manches ist gelogen
Erste Lüge im Reiseführer: der Spanier trinkt dauernd Rotwein und zu den Tapas am Vormittag einen leichten Weißwein. – Weit gefehlt! – Die Spanier trinken immer, gerne und überall Bier.
Zweite Lüge: die Spanier ernähren sich mit leichter mediterraner Kost. – Ebenfalls weit gefehlt. – Die Spanier fangen mit ganz fettem Gebäck zum Frühstück an (Churros), hangeln sich duch ihre Tapas am Vormittag, die in Großstädten (von den Touristen, weil die das im Reiseführer gelesen haben) vielleicht wirklich mit leichtem Weißwein genossen werden, landen irgendwann bei den geliebten Tortillas (Eier + Kartoffeln) zu denen am liebsten Brot gegessen wird. Also Kohlehydrate zu den Kohlehydraten.
Überhaupt gibt es, trotz des angeblichen Nationalgerichtes mit Reis, der Paella, immer und zu allem Kartoffeln (und Brot). Das Straßenbild in den Städten zeigt uns durchaus sehr viele wohlbeleibte Menschen (vor allem sehr viele junge Frauen sind mir in diesem Zusammenhang aufgefallen), was definitiv nicht von mediterraner Kost kommt.
Wie heißt der Otto Normalverbraucher in Spanien?
Zusammenfassend kann man vermuten, dass der Spanier, was das Essen angeht, keinen Deut gesünder lebt als Otto Normalverbraucher in Deutschland und speziell in den Städten den gleichen Mist in sich reinstopft, wie dieser, ohne groß darüber nachzudenken. Natürlich gibt es an der Küste auch eine mediterrane Küche, die man aber sowohl in Burgos als auch in Leon lange, oder sogar vergeblich suchen muss.
Loup de Mer mit Banane
Bei meiner Rezeptjagd (Tapas & Co war mir zu langweilig) nach spanischen Gerichten für diese kulinarische Europameisterschaft, ergab sich in einem sehr alten Kochbuch die Bekanntschaft mit dem folgenden Fischrezept, das mit einer Haube aus Banane und Tomate serviert wird.
Dort noch als recht anspruchsvolles Gericht klassifiziert, ist es in meiner Version durchaus dafür geeignet, auch nach einem normalen Arbeitstag in recht kurzer Zeit hergestellt zu werden.
Während der Fisch im Ofen gart, können wir sogar noch die Fernbedienung in die Hand nehmen und einen Sender suchen, der uns die Fußball-Höhepunkte des Vorabends serviert. Wir ziehen also am besten eine Trainingshose an, legen erneut die Füße auf den Tisch und rufen hin und wieder: “Elfmeeeeeter!” oder “Haaaaaaaaaaaand”.
Loup de Mer mit Banane. Das Rezept
Die Zutaten für 4 Personen:
* 1-2 frischen Loup de Mer (Doraden gehen auch)
* Olivenöl
* Salz und Pfeffer
* 2 EL gehackte Petersilie
* 1 Bogen Backpapier für das Blech
Für die Haube:
* 2 reife Bananen
* 2 Tomaten
* einige grüne und schwarze Oliven
* Pimentón de la Vera (span. Paprika, geräuchert)
* 2 EL Zwiebelwürfel
* 1 EL Basilikum
* 50 g Butter
* ½ TL Zucker
* 3 EL geriebenen Bergkäse
* 2 EL Cognac (oder Brandy, z.B. Veterano)
Die Zubereitung von Loup de Mer mit Banane:
Die Fische filettieren oder vom Fischhändler vorbereiten lassen. Die Filets mit etwas Olivenöl bestreichen, mit Salz und Pfeffer würzen, mit gehackter Petersilie bestreuen.
Die Filets auf ein mit Backpapaier ausgelegtes Blech legen. Den Fisch für 10 Minuten im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad (Umluft) backen. Unterdessen alle angegebenen Zutaten für die Tomaten-Bananenhaube klein schneiden und mit der Butter einige Minuten lang unter ständigem umrühren mit dem Cognac köcheln.
Die Bananenstückchen erst am Ende unterheben, dann alles mit dem geräucherten Paprika und Salz und Pfeffer kräftig würzen, das Basilikum zugeben. Den Fisch aus dem Ofen nehmen und mit der fruchtigen Masse bestreichen. Darüber den geriebenen Käste streuen und das Gericht weitere 10-15 Minuten bei Oberhitze garen (beobachten).
Dazu passt an heißen Sommertagen bestens ein feiner Gurkensalat. Vielleicht sogar ein paar würzige Kartoffelecken wie sie in Spanien serviert werden.
Neben dem Loup de Mer mit Banane gibt es weitere Rezepte zur EM 2012 in diesem Blog:
Lieber Peter,
Nachdem ich nun fast 27 Jahre in Spanien lebe und mich intensiv mit der spanischen Küche beschäftigt habe, kann ich Deinem Bericht über die spanischen Restaurants im großen und ganzen zustimmen. Das was Du in den Restaurants bekommst, hat nur noch wneig mit der spanischen Küche zu tun. Doch erlaube mir ein paar Anmerkungen: Mittelmeerküche, zumindest die spanische, ist nicht das, was sich einige deutsche (Spitzen)Köche und die fast durchweg antiquierten Reiseführer in ihrer Unkenntnis darunter vorstellen und den Touristen vorgaukeln. Einer schreibt auch in neueren Reiseführern den alten Klischee-Mist vom andern ab, ohne selbst zu recherchieren. Das stimmt genauso wenig wie das Klischee, daß die Spanier den ganzen Tag Gitarre spielen und Flamenco tanzen und daß in Spanien das ganze Jahr über die warme Sonne scheint.
Spanien ist auch heute noch ein Land der Löffelgerichte. D.h. Eintöpfe (guisos, estofados, arroces, etc.) jeder Art dominieren. Gegen die Winterkälte sind das deftige Eintöpfe. Im Sommer sind es leichtere Gemüseeintöpfe. Man ißt auch viel Salat und Obst zum Nachtisch. Churros zum Frühstück ißt man vor allem in Madrid. Richtig und gut gemacht sind sie gar nicht fettig. Das klassische Frühstück am Mittelmeer ist ein geröstetes Weißbrot, das mit Olivenöl beträufelt wird. Beilagen im deutschen Sinn (Kartoffeln, Nudeln, Reis), kennt man ursprünglich in der gesamten spanischen Küche nicht. Zum jedem Essen gibt es frisches Brot (barra). Daß sich die Pommes Frites in den vergangenen Jahren in Spanien so ausgebreitet haben, ist vor allem Schuld der (ausländischen) Touristen. Die verlangten immer Beilagen….und der Gast „ist König“.
Die ausländischen Touristen, allen voran die Deutschen, haben auch in einem gewissen Grad zum Niedergang der mediterranen Küche beigetragen. Was der (deutsche) Bauer nicht kennt….Oft genug erleb(t)e ich, wie die Touristen sich entsetzen, daß z.B. Fische Köpfe und Gräten haben und nicht wie in Deutschland bis zur Unkenntlichkeit filetiert sind. Da passte man sich in den Touristenregionen halt an. Die Vielfalt der in den Restaurants angebotenen Speisen hat sich leider drastisch verringert, weil die Touristen das typisch spanische Essen nicht essen wollten. Hast Du einmal Gerichte mit Bacalao (Klippfisch) probiert oder Calamares en su tinta oder Pescaditos fritos oder Arroz Negro oder Arroz con Costra? Das findest Du heute in den Touristenregionen kaum noch.
Daß auch die Spanier selber im Zuge der Europäisierung und Bequemlichkeit immer öfter zu Halbfertiggerichten greifen, ist leider Tatsache.
In Nordspanien (León und Burgos) wirst Du selbstverständlich vergeblich nach einer Mittelmeerküche suchen, denn dort gab es noch nie eine. Nordspanien liegt am Atlantik. Die nordspanische Küche unterscheidet sich sehr von der südspanischen. Dort wird auch viel weniger mit Olivenöl gekocht, sondern mit Butter oder Schweinefett. Man verwendet auch Sahne und Joghurt, die man im Süden vor noch gar nicht langer Zeit nicht einmal kaufen konnte.
Es stimmt auch, daß heute viel mehr Bier getrunken wird als früher. Damals d.h. bis Ende der 1980er Jahre, waren die Leute so arm, daß sie sich das teure Bier gar nicht leisten konnten, denn der Wein war noch bis weit in die 1990er Jahre spottbillig.
Doch ich kann Dich auch trösten: Es gibt mittlerweile wieder in ganz Spanien eine Reihe Restaurants, wo man ausgezeichnet spanisch essen kann. Meist sind es jüngere Köche, die die traditionellen Rezpete etwas entschlackt haben und daraus eine wunderbare, neue, authentische spanische Küche gemacht haben. Allerdings wirst Du in diesen Restaurants vergeblich ein Menu für 8,50 € suchen. Denn auch das wollen die (deutschen)Touristen: Möglichst viel Essen auf dem Teller für möglichst wenig Geld, nach dem Motto: Hauptsache der Ranzen spannt…Hans Magnus Enzensberger schrieb einmal: „Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet“.
Gruß aus Spanien
Margit
Hallo Margit,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar.
Du weißt aber schon, dass ich das Ganze bewusst ein bisschen so überspannt habe…. ;-)
Und dass die Touristen an vielem Schuld sind, glaube ich sofort.
Meine Erlebnisse in Griechenland waren da Albtraumhaft. Dort wurden Pitas gefüllt mit Fisch and Chips verkauft, weil so viele Engländer am Ort waren.
Noch mehr kann man sich ja gar nicht verbiegen.
Es ist nur die Frage, ob das wirklich sein muss, oder ob die Touristen nicht trotzdem kämen, wenn es wieder die ursprüngliche Küche gäbe.
In Nordspanien fand ich übrigens den Pulpo aus einem riesigen Kessel auf einem echten Bauernmarkt sehr lecker. Auch wenn wir uns nur mit Händen und Füßen verständigen konnten.
Meine Urteile über andere Länder sind übrigens ähnlich hart. Ich hoffe Du hattest trotzdem Spaß
Mit leckerem Gruß aus Nürnberg
(wo auch nicht jeder jeden Tag die kleinen Nürnberger Bratwürste verspeist ;-)
Peter
Na dann lass mich wissen wie es Dir geschmeckt hat.
Mit leckerem Gruß, Peter
Super Artikel, Super Rezept!
Auch ich habe letzes Jahr im Sommer eine Spanienrundreise gemacht. Dabei war ich sowohl im Süden, also Valencia und Malaga, als auch im „nördlicheren“ Spanien unterwegs, hauptsächlich jedoch in Madrid.
Da es das erste mal Spanien für mich war, war ich sehr gespannt auf die lokale(n) Spezalität(en) vor Ort und erwartete mir im Allgemeinen eine recht leichte, mediterrane Küche. Weit gefehlt: Ich aß im Grunde sehr deftige, fettige Gerichte. Zum Beispiel „ensalada rusa“ oder die genannten „tortilla de patatas“. Ingesesammt, aus kulinarischer Sicht, eher enttäuschend! Den Fisch werde ich aber demnächst nachkochen und dann in Bälde mein Urteil kundgeben!
Hallo Stef, danke für die Blumen ;-)
Freue mich immer über Kommentare. Auch wenn es nicht geschmeckt hat (was ich nicht glaube)
Mit leckerem Gruß, Peter