In diesem Beitrag geht es selbstverständlich auch um gegrillte Sardinen und ganz speziell um grüne Bohnen. Allerdings wurde der Artikel zu einer Zeit geschrieben, als gerade die Fußball Europameisterschaft in Polen und der Ukraine stattfand. Das Turnier gewannen bekanntlich die Spanier, die die Italiener im Endspiel mit 4:0 besiegten. Die Tifosi wiederum hatten im Halbfinale die deutsche Mannschaft durch ein 1:2 zur Heimreise veranlasst.
Wie schon etliche Male zu großen Turnieren, habe ich auch zu dieser Fußball Europameisterschaft einige Beiträge über die teilnehmenden Länder an meine Zeitungsredaktion geliefert. Sinn und Zweck: was wird im Rest Europas gegessen, wenn die Mannschaften des Tages spielen? Was könnten sich LeserInnen auf den eigenen Tisch stellen?
Eine Zusammenfassung des Themas kann man immer noch hier nachlesen.
Bevor wir uns gegrillte Sardinen mit grünen Bohnen auf den Teller laden…
… kümmern wir uns allerdings um Portugal, dessen Mannschaft am 9. Juni 2012 von der Löw-Truppe im Gruppenspiel mit 1:0 besiegt wurde.
Sieht man nämlich von der damals aktuellen Eurokrise (nach Griechenland) ein weiteres mal ab – was wissen wir dann schon über Portugal? Hält man sich in dem kleinen Land an verschiedenen Orten abseits der wunderbaren Strände der Algarve auf, bemerkt man ziemlich schnell, dass meine Frage mit einem einfachen „nichts“ zu beantworten ist.
Das beginnt schon auf öffentlichen Plätzen, wo Denkmäler für oder von Menschen stehen, von denen wir in den meisten Fällen noch nie etwas gehört und auch im Geschichtsunterricht nichts darüber gelernt haben.
Selbst was die alten Adelsgeschlechter angeht, haben wir keine Ahnung. Wer kennt schon das Haus Avis – und nur mit Mühe erinnert man sich an ein Haus Braganza – oder verwechseln wir das gerade mit dem in Wagners Lohengrin besungenen Land Brabant? Dabei gibt es sogar alte Adelsverbindungen zu ein paar deutschen Blaublütigen. Aber aus und vorbei. Ausgestorben, diese ganzen Typen.
Personen? Natürlich gibt es da den ersten Weltumsegler Magellan, dazu Vasco da Gama und den Genueser Christopher Columbus, der aber eigentlich nur wegen der europäischen Kleinstaaterei, die zu seinen Lebzeiten herrschte, als Portugiese gilt.
Voltaire hatte recht
Bekanntes? 1755 vernichtete ein Erdbeben große Teile der Hauptstadt Lissabon. Wogegen sogar Voltaire protestierte „… im Namen des Geistes und der Vernunft gegen diesen skandalösen Unfug der Natur …“. Recht hatte er!
Wer sich für portugiesische Kultur interessiert, kennt sicher den Schriftsteller José Saramago (Nobelpreis für Literatur 1998) und natürlich den Fado, einen Musikstil, bei dem es meist um unglückliche Liebe geht, um soziale Missstände, oder um die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Der Portugiese an sich hat, für einen Südländer, eine leicht depressive Veranlagung.
Das könnte vielleicht daran liegen, dass die portugiesische Nationalmannschaft (trotz begnadeter Spieler wie einst Luis Figo, der im Sommer 2009 seine Karriere beendet hat, und jetzt Cristiano Ronaldo) bisher keinen einzigen Titel bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Selbst im Jahr 2004, als die EM in Portugal stattfand, musste man sich im Endspiel in Lissabon den Griechen geschlagen geben. So etwas schlägt schnell mal auf die Gemütslage durch.
Nach dem Fado den Portwein
Wenn es um Politik geht, erinnern sich ältere Menschen vielleicht noch an das Regime von Salazar, das von 1932 bis 1968 das Land beherrschte. Und daran, dass Angola und Mozambique einst portugiesische Kolonien waren (bis 1974/75), ebenso wie Macao (bis 1999). – Der Portugiese der uns heute am häufigsten in der Presse begegnet ist sicher der amtierende Präsident der Europäischen Kommission, José Barroso. – Und der macht uns manchmal depressiv.
Wenigstens wenn es ums Trinken geht haben die Portugiesen Grund zur Freude. Schließlich zählen ihre Weine zu den besten der Welt. Allen anderen stolz voran, geht hier natürlich der Portwein. Übrigens gibt es, speziell wegen der langen Kolonialmachtstellung etwa 210 Millionen Menschen auf der Welt, die Portugiesisch als Muttersprache ihr eigen nennen. In Portugal selbst leben nur etwa 10 Millionen Menschen.
Was die Ernährungsgewohnheiten der Portugiesen angeht, so ist ihr Nationalgerichte mit ziemlicher Sicherheit der Stockfisch (Bacalhau). Recht gerne werden auch gegrillte Sardinen verspeist, was mir persönlich sehr entgegenkommt, weshalb ich für einen Portugal-Spieltag während der EM 2012, diese Zusammenstellung empfehle.
Gegrillte Sardinen und grüne Bohnen wie man sie in Portugal zubereitet
Wie man Sardinen grillt muss hier sicher nicht näher erläutert werden. Wichtig ist nur: kaufen Sie sich frische Sardinen und nach Möglichkeit Filets in einer Größe, die nicht gleich durch den Rost des Grills in der Glut verschwindet, was bei sehr kleinen Fischlein zum Ärgernis werden kann. Dazu passen grüne Böhnchen, wie sie in Portugal und auch in Spanien gerne zubereitet werden und natürlich Rosmarin-Kartoffeln.
Da die Sardinen in recht kurzer Zeit gar sind, haben wir an diesem Tag sehr viel Zeit, die Füße auf den Tisch zu legen und womöglich im Reisekatalog von Portugal zu blättern, bevor das nächste Spiel beginnt.
Grüne Bohnen mit gegrillten Sardinen
Zutaten
- 600 g junge Buschbohnen oder TK
- 2-3 dicke Knoblauchzehen
- 2-4 Zweige frischer Salbei
- 100 ml gutes Olivenöl
Anleitungen
Zubereitung der grünen Bohnen
- Die Buschbohnen putzen und in reichlich Salzwasser etwa 5 Minuten garen, dann sofort abgießen und eiskalt abschrecken, dadurch wird der Garprozess unterbrochen und die Bohnen behalten ihre schöne Farbe.
- Unterdessen die Knoblauchzehe in dünne Scheiben schneiden und in dem Olivenöl goldbraun braten. Zum abtropfen auf ein Stück Küchenkrepp legen.
- Die Bohnen im heißen Olivenöl für weitere 5 Minuten mit dem Salbei bissfest fertig garen.
- Vor dem Servieren den knusprigen Knoblauch unterheben und mit Meersalz bestreuen.
- Fertig. – Guten Appetit.
Wer jemals nach Lissabon reist, sollte es sich übrigens nicht entgehen lassen, in dem riesengroßen und uralten Café in Belem (einem Vorort von Lissabon) die kleinen Blätterteig-Puddingtörtchen, Pastéis de Belém, oder auch Pastéis de Nata genannt, zu probieren. Richten Sie sich aber auf eine Wartezeit ein.
Weitere tolle Rezepte mit Sardinen
– Sardinen-Terrine mit Ziegenkäse-Cappucino
– Pasta mit Sardinen und Fenchel in Piment
– Sardinenfilets im Kartoffelmantel
– Pasta mit Sardinen. Nichts für Weglasser.
– Sardinen süß-sauer. Sarde in saor
– Sardinen mit geschmortem Paprikagemüse
Was man in Lissabon nicht verpassen darf: Pastéis de Belém
Eine der populärsten Attraktionen Lissabons ist eine Bäckerei im vorgelagerten Stadtteil Belém. Seit über 180 Jahren werden dort „Pastéis de Nata“ bzw. „Pastéis de Belem“ nach Originalrezept hergestellt. Für die portugiesische Nationalspeise warten Fans geduldig. Es handelt sich dabei um Blätterteigschälchen, die mit geflammter Vanillecreme gefüllt sind.
Hier wird angestanden. Was das Zeug hält!
Hier werden Törtchen verkauft. Was das Zeug hält!
Hier werden Törtchen hergestellt. Was das Zeug hält!
Hier werden Törtchen verdrückt. Was das Zeug hält!
Gegrillte Sardinen haben wir jetzt. Weitere Rezepte zur EM 2012 in diesem Blog:
– Caponata – Italien – EM2012
– Spinatpastete (Spanakopita) – GR – EM2012
– Verschleiertes Bauernmädchen – DK – EM2012
– Gazpacho – Spanien – EM2012
– EM – Polnische Kartoffelknödel mit Schalotten-Wacholder-Creme – EM2012
– Schaschlik vom Grill. Das Original aus dem Osten
– Blini mit Lachs und Kaviar – UA – EM2012
– Pfannkuchen (Pannekoeken) – NL – EM2012
– Prager Kümmelfleisch – Tschechien – EM 2012
– Coq au vin – Hähnchen in Rotwein – EM2012
– Schweinebauch mit Honigkruste – England – EM2012
– Nougat-Mousse auf grüner Insel – Irland – EM2012
– „Kalter Hund“-Schnittchen mit Weinbergpfirsich
– Blumenkohl polnisch kommt mit Mandeln und Kapern daher!
– Loup de Mer mit Banane – Spanien – EM2012
– Anpfiff zur kulinarischen Europameisterschaft 2012
Das hätte ich jetzt nicht lesen sollen, das Fernweh schlägt gnadenlos zu.
In Lagos war ich wirklich nicht mehr, in Lissabon aber noch oft.
Dieses Cafe ist mir nicht unbekannt.
Der Duft von Bacalhau lässt sich auch problemlos erinnern!
Mit fischfrischen Grüßen
Sybille
Ou, auf so kleine Fischchen hätte ich jetzt grad unsägliche Lust. Die könnte ich jetzt einfach so zwischendurch verdrücken.
Ohja.
Das kann ich nachvollziehen. In Italien gab es wieder einmal Sardinen sauer.
Das ist auch so ein verdammt leckeres Zeug. Muss ich demnächst mal das Rezept einstellen.
LG, Peter