Obwohl Sizilien schon seit Jahren auf unserer Wunschliste der nächsten Urlaubsziele ziemlich weit oben steht, haben wir es bis dato noch nicht geschafft, uns den Wunsch zu erfüllen. Elba – ja, Sardinien – ja, Gargano – ja. Einmal sind wir sogar bis nach Neapel und an die Amalfiküste vorgedrungen. Aber von dort sind es immer noch fast 500 Kilometer um endlich sizilianische Straßen unter die Räder zu bekommen.
Und Fliegen? – Fliegen ist doch nicht reisen. Fliegen ist möglichst schnell den Standort auf dem Erdball zu wechseln. Sonst nichts. Okay, von Loriot gibt es noch ein schönes Zitat dazu: „Der Mensch ist das einzige Wesen, das im Fliegen eine warme Mahlzeit zu sich nehmen kann.“
„Reisen“ wäre bei diesem Ziel, entweder die komplette Autofahrt durch den italienischen Stiefel, oder mit dem Auto bis nach Genua, respektive Salerno, von dort mit der Fähre nach Korsika. Wir würden die ganze Insel gemütlich entlang tuckern, dann von Bonifacio nach Sardinien übersetzen (Santa Teresa Gallura), dann ganz Sardinien wieder einmal der Länge nach durchqueren und von Cagliari nach Palermo übersetzen. Natürlich nicht an einem Tag! Aber die beste Ehefrau von allen wehrt sich. Gegen diesen Plan! Noch!
Camilleri ist ein echter Lesebefehl!
In der Zwischenzeit rufe ich Loriot hinterher: Auf die warme Mahlzeit im Flieger verzichte ich gerne! – Denn wenn ich an Sizilien denke, fallen mir immer zwei Dinge ein.
Die Bücher des Schriftstellers Andrea Camilleri (ein Lesebefehl ergeht hiermit!) und ein schöner Teller voller Caponata. Manchmal auch in umgekehrter Reihenfolge.
Die Caponata ist ein typisches Gemüsegericht aus Sizilien mit einer süß-sauren Note, das entweder kalt als Antipasti serviert wird, oder auch als warme Beilage zu Pasta, Fisch oder Geflügel. Hauptbestandteile sind Auberginen und Tomaten, meistens auch Paprikaschoten, Sellerie oder Fenchel. Für den süßsauren Geschmack sind Zucker, Rosinen und etwas weißer Balsamico wichtig. Wer will, kann auch Pinienkerne oder Mandelblättchen zur Verfeinerung einarbeiten.
Selbstverständlich hat jede sizilianische Mama ihr ganz spezielles Rezept im Kopf, sowohl Zutaten als auch die Zubereitung der Caponata variieren nämlich je nach Region. Aber wie schon erwähnt, ist Sizilien (wenn man kein Flugzeug zu Hilfe nimmt) sehr, sehr weit weg, weshalb ich mich auf meine eigene Caponata Rezeptur festgelegt habe, die natürlich jede Frau und jeder Mann nach eigenem Gusto variieren kann.
Die sizilianische Mama und ihre skandalgebeutelten Tifosi
Die echten Caponata-Gelehrten streiten sich übrigens andauernd über die richtige Zubereitungsart. Die einen finden es richtig jede Gemüsesorte extra in heißem Öl zu garen und erst am Schluss alles zusammen zu bringen, andere stecken das Gemüse nach einem bestimmten Plan in den Ofen und führen es erst zusammen wenn alles gar ist. Die sizilianische Mama macht sicher nichts von alledem.
Sie wird ihr Gemüse vermutlich einfach in Würfel schneiden, alles salzen und zusammen mit Oliven, Zwiebeln, Knoblauch, Mandeln oder Pinienkernen in Olivenöl anbraten. Vielleicht gibt sie noch ein bisschen Süße in Form von etwas Zucker hinzu, bevor sie das Ganze mit etwas Essig löscht.
Nach getaner Küchenarbeit legt sie sicher die müden Füße auf den Wohnzimmertisch und schaut sich das ein oder ander Spiel bei der Europameisterschaft 2012 an. Denn schließlich möchte sie auch mal anderen Fußballern zusehen als immer nur ihren skandalgeschüttelten Tifosi.
Caponata. Zutaten und Rezept
Die Zutaten:
* 500 g Auberginen
* 400 g reife Tomaten
* 1 kleine Fenchelknolle
* 2 Zwiebeln
* 2 Knoblauchzehen
* 3 Stangen Staudensellerie
* 4 EL Rosinen/Sultaninen
* 3 EL Pinienkerne
* einige schwarze Oliven
* einige grüne Oliven
* 10 EL Olivenöl
* ½ Bund Basilikum
* 3-4 EL Rotweinessig
* 1 EL Zucker
* Salz + Pfeffer
Zubereitung: Die Auberginen in nicht zu kleine Würfel schneiden. Das Olivenöl erhitzen und die Auberginenstücke gegebenenfalls portionsweise anbraten, dann herausnehmen. Fenchel, Staudensellerie, Zwiebeln und Knoblauch klein schnippeln. Die Sultaninen waschen.
Die Tomaten häuten (dazu die Haut mit einem sehr scharfen Messer kreuzweise einritzen und die Tomaten kurz (ca. 30 Sekunden) in fast kochendes Wasser geben, danach lässt sich die Haut sehr leicht abziehen), Tomaten in Stücke schneiden. Nun die Zwiebeln glasig dünsten, Fenchel und Knoblauch zugeben und ebenfalls kurz anbraten.
In der Mitte der Pfanne etwas Platz schaffen um den Zucker schmelzen lassen, bis er goldbraun karamelisiert ist, anschließen mit 3 EL Balsamico ablöschen und den Zucker wieder lösen lassen. Alles gut vermischen, die Tomatenstücke hinterher werfen.
Die Selleriestangen in feinen Streifen folgen lassen, die bereits angebratenen Auberginen ebenfalls. Alles mit Salz und Pfeffer würzen.
Die Oliven in Scheiben schneiden, unterrühren und alles zusammen zugedeckt für circa fünfzehn Minuten auf kleiner Flamme einköcheln. Die Sultaninen in das Gemüse mischen. Danach eventuell nochmals etwas Essig und gutes Olivenöl zugeben, das Gemüse abschmecken, das gehackte Basilikum erst ganz zum Schluss unterheben.
Unterdessen die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett anrösten (vorsicht, die werden sehr schnell schwarz, was auch auf meinen Fotos zu sehen ist) und unter das Gemüse mischen.
Wenn man dem Gemüse nun widerstehen kann, sollte man es in eine Schüssel umfüllen (um den Garprozess zu stoppen), abkühlen lassen, und für eine Mahlzeit aufbewahren die bald geplant ist. Ansonsten verputzt man die Caponata einfach sofort. Pur, mit Fisch, Fleisch oder Pasta.
Weitere Rezepte zur EM 2012 in diesem Blog:
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Mehr Rezepte aus Italien:
– Caponata mit Kapern und Oliven – Caponata con capperi e olive
Lieber Peter,
Caponata-Rezepte gibt es wie Sand auf Sizilien – Dein Rezept passte für uns wunderbar. Ohne Fenchel, dafür mit Kapern. Schmeckte allerbest, ob warm oder kalt!
Dank und herzliche Grüße aus Schleswig-Holstein,
Sandkorn
Danke für die Rückmeldung.
Es gibt natürlich viele Rezepte. Aber die wenigsten kommen mit solchen Geschichten daher!
Caponata habe ich vor 2 Tagen gemacht. Als sizilianische Mama (seit 44 Jahren) mache ich das so, dass der Zucker in der Mitte des Schmortopfes karamelisiert wird und dann wird mit einem feinen Rotweinessig abgelöscht. Erst dann kommt das Gemüse wieder dazu.
Montalbano kann Mandeln in der Caponata nicht leiden. Wir keine Rosinen, aber unsere Mama (91), die macht das mit Kapern. Das schmeckt bestens.
Tanti Saluti, Brigitte
Hallo Brigitte.
Danke für Deinen netten Kommentar. Mandeln anstelle der Pinienkerne, das geht natürlich auch.
Dass Monatlbano keine Mandeln in seiner Caponata mag, wusste ich gar nicht. Aber man kann sich ja nicht alle Befindlichkeiten dieses Herren merken ;-)
Und Kapern? Das klingt auch nicht schlecht. Werde ich beim nächsten Mal ausprobieren.
Mit leckerem Gruß, Peter
(eine) mahlzeit zu sich nehmen ist genau mein Thema. Danke für den aktuellen Artikel dazu. Liebe Grüße, Ernst.
Verdammt, hab ich jetzt einen Hunger! :D
Aha, jetzt gibt es was G’scheites zum Essen. Caponata, für mich zwingend mit Pinienkernen und statt Fussball ein Stelldichein mit Commissario Montalbano…