Die Entenleber mit Ingwer-Kirschen und Salviatica hat mich mal wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Dort angekommen, stellte ich fest: der moderne Mensch in einer westlichen Zivilisation hat es wirklich sehr gut. Nicht nur, weil er vermutlich eine zentralbeheizte Behausung, ein Auto, eventuell sogar mehrere Fernsehgeräte, Computer, Smartphone und einen gut gefüllten Kühlschrank besitzt.
Er kann aus dem Inhalt des Kühlschranks auch abenteuerliche Kombinationen kreieren, die ihm etwa 50 Jahre vorher gar nicht in den Sinn gekommen wären….
Denn schließlich stehen ihm/ihr via Internet auch noch Hunderttausende von Rezepten zur Verfügung, die sich früher nur eingesperrt in Kochbüchern, oder bestenfalls in Zeitschriften befanden. – Die schiere Rezeptmenge im Internet ist inzwischen jedenfalls derartig exorbitant angewachsen, dass man oft gar nicht mehr weiß, wohin man klicken soll oder wessen Rezepten man überhaupt noch trauen kann.
Deshalb ein kleiner Hinweis in eigener Sache:
Das oben beschriebene Problem ist einer der Gründe, warum es diesen, meinen eigenen Kochblog gibt. Denn hier werden Rezepte generell zuerst mal gekocht, gegessen, geprüft, eventuell verbessert ein zweites Mal gekocht, fotografiert, und erst dann hier veröffentlicht.
Der geneigte Leser kann sich also relativ sicher sein, dass die Angaben stimmen und das Gericht geschmeckt hat.
Auch bei uns kommt es vor, dass ein neues Gericht nicht unseren Erwartungen entsprach, weshalb ich dann einfach den Mantel des Schweigens darüber breite und den Leser erst gar nicht damit behellige.
Mit der heutigen Kombination aus Kirschen, Ingwer und Entenleber ist das nicht so. Wir fanden, die Ingwer-Kirschen waren eine tolle Abwechslung, obwohl es Menschen geben soll, die gerade diese Mischung aus Frucht und herzhaft nicht mögen.
Ganz besonders angetan hat es uns dazu der italienische Kartoffelbrei „Salviatica“, der mit Salbei verfeinert wird. Beachten Sie dazu auch das Rezept am Ende der Seite.
Entenleber mit Ingwer-Kirschen für 4 Personen
Zutaten für die Ingwer-Kirschen:
* 125 g Schalotten
* 125 ml Geflügelbrühe
* 125 ml Kirschsaft
* 2 EL Balsamico-Essig
* 1 Zweig Rosmarin
* etwas Speisestärke
* 200 g Süßkirschen (entsteint, abgetropft aus dem Glas)
* 20 g frischen Ingwer
* 1 EL Öl
* 2 EL Sauerkischmarmelade.
Entenleber:
* 600 g Entenleber
* 2 EL Mehl
* 25 g Butter
* Salz
* Pfeffer
Die Kirschen abtropfen lassen, den Saft dabei auffangen. Die Schalotten und den Ingwer schälen und sehr fein schneiden. Das Öl erhitzen und beides darin glasig schwitzen. Mit dem Kirschsaft und der Brühe ablöschen, einen Zweig Rosmarin zugeben und offen für 10-15 Minuten auf 2/3 der ursprünglichen Menge einköcheln lassen.
Den Rosmarin wieder entfernen, mit dem Zauberstab aufmixen um Ingwer und Zwiebeln in der Flüssigkeit aufzulösen. Den Balsamico angießen, die Kirschmarmelade einrühren und gegebenenfalls mit wenig Speisestärke die Soße etwas andicken. Dann die abgetropften Kirschen in der Soße erhitzen. Fertig sind die Ingwer-Kirschen.
Die Entenleber waschen, säubern und trocken tupfen. Das Mehl in einen Teller geben, die Butter mit einigen Tropfen neutralem Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Leber im Mehl wälzen, abklopfen und bei mittlerer Hitze so lange braten, bis sie gerade durch ist. Erst dann mit Salz und Pfeffer würzen. Sofort mit den Ingwer-Kirschen servieren.
Italienisches Kartoffelpüree (Salviatica)
Zutaten für 4 Personen:
* 1 kg mehlig kochende Kartoffeln
* 50 g Butter,
* circa 100 g Parmesan
* circa 250 ml Milch
* 5 frische Salbeizweige
* Olivenöl
* Salz
* Pfeffer a.d. Mühle
Die beiden Mengenangaben „circa“ sind bewusst so gehalten, denn es kommt auf die verwendete Kartoffelsorte und persönlichen Geschmack an. Es kann sein, dass Sie wesentlich weniger Milch brauchen, aber gerne mehr Käse im Püree hätten. Nur eines sollten Sie nie tun: Kartoffelpüree mit dem Rührgerät schlagen. Denn dadurch erhält es eine etwas schleimige Konsistenz!
Zubereitung: Die Kartoffeln kochen. Während dessen die Salbeiblätter von den Stielen zupfen und in Olivenöl knusprig braten. Auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Den Parmesan fein reiben.
Wenn die Kartoffeln gar sind, werden diese geschält, in Stücke geschnitten und durch eine Presse gedrückt oder gestampft. Die Milch erwärmen und nach und nach zu dem Stampf gießen. Dazu verwendet man am besten einen Rührlöffel. Dann sofort den fein geriebenen Käse und die Butter untermengen. Erst dann die gebratenen Salbeiblätter vorsichtig unterheben.
Unser Salviatica, also das italienische Kartoffelpüree passt übrigens auch sehr gut zu verschiedenen Schmorgerichten. Wie zum Beispiel zu Ossobuco in Bianco – Kalbshaxe im Weißweinsud. Probieren Sie es aus!
Küchengerät für unseren italienischen Kartoffelbrei Salviatica: der Rührlöffel. Dazu gibt es Entenleben mit Ingwer-Kirschen
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Ganz großartig, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. Leider kann man hier nur schwer Entenleber kaufen, aber die nächste Einkauftour nach Frankreich ist schon geplant. Und dann ….
Ganz wunderbar, ein Volltreffer für meine Geschmacksnerven.
… ohoh … der italienische Kartoffelbrei hat mein Schlemmerherz erobert, obwohl ich der Entenleber eher abneigend gegenüberstehe. Trotzdem und sowieso finde ich das Rezept interessant. Die tiefergehende Einblicknahme in den weltübergreifenden Rezeptewusel benicke ich mit Beifall.
Olivenöl und Salbei zu den Töffelchen … das ist gepongt! Danke!
Ein Schlemmergruß
Marianne