Bevor ich die veganen Kohlrabi-Ravioli vorstelle, muss ich ein Geständnis ablegen. – Obwohl das wirklich nur sehr selten vorkommt, muss ich konstatieren: mir fehlt es an Vorstellungskraft. – Wie es wäre vegan zu leben. – Vielleicht könnte ich es für mich alleine auf die Reihe bekommen. Aber alles andere ist unmöglich.
Das beginnt schon in der Familie. Wenn alle an einem Tisch sitzen sind wir dreizehn Personen. Alleine dieser Zirkus der damit verbunden wäre. Rohkost statt Schäufele? Desserts ohne Quark, Joghurt, Sahne? Sojawürste statt echten Nürnbergern?
Überhaupt, Soja. Wo kommt all der Soja, den Veganerinnen und Veganer in großen Mengen und in so vielen verschiedenen Formen vertilgen, eigentlich her? Übrigens am liebsten in Formen, die an Fleischgerichte erinnern. Also Schnitzel, Gulasch, Gyros. Alles aus Soja.
Derweil sterben die Kühe und Stiere auf den Weiden, die Rehe, Hirsche und Hasen im Wald gemütlich an Alterschwäche. Was ergibt das dort für eine Alterspyramide? Ragt die bald über die Wipfel der höchsten Tannen hinaus? Angenommen die Menschheit würde keinerlei tierische Produkte mehr essen, wie Veganer es tun, hätten wir nicht eine Hühner-, Enten-, Gänseschwemme? Alle Eier würden ausgebrütet. Und mir fehlt dafür das Rührei?
Ich könnte das jetzt noch weiterspinnen, aber wäre das nicht ein Denkmodell für ein Computer-Simulationsspiel wie die „Sims“? Oder gibt es so ein Spiel schon?
Der Ansatz eines solchen Spiels: Der Chef oder die Chefin der Neandertaler verordnet ab sofort vegane Kost. Man darf auch keine Tierfelle mehr als Kleidung nutzen oder sich um die Füße binden. Neandertalerinnen tragt Baströckchen!
Oder haben die Spiele-Entwickler so etwas längst programmiert. Während sie Unmengen Burger verdrückt und fette Milchshakes aus Kuhmilch in sich reingeschüttet haben? Um dann am Ende festzustellen: das brauchen wir nicht auf den Markt bringen, der Mensch wäre auf jeden Fall tot! Ach was, tot. Wir wären ohne Fleisch zu essen erst gar nicht dagewesen!
Sei’s drum! Wenn es um die Ernährung geht, bin ich für so manchen Schabernack zu haben.
Veganes Rezept: Kohlrabi-Ravioli
In der Redaktion, an die ich angeschlossen bin, wurden vegane Tage ausgerufen, die sich nicht nur in Streitgesprächen, philosophischen Betrachtungen und Bildergalerien erschöpfen sollten. Gefragt war auch ein veganes Rezept zur Abrundung der ganzen Sache.
Da ich Menschen sehr mag, die gegen den Strom schwimmen, möchte ich also den hungrigen Veganern dieser Welt eine neue Mahlzeit kredenzen. „Richtige“ Ravioli-Rezepte finden Sie hier.
Kohlrabi-Ravioli dazu veganer Kaviar als sogenanntes Topping
Zwei Dinge fielen mir sofort ein: Kohlrabi-Ravioli und veganer Kaviar, dem ich schon vor längerer Zeit in einer sehr gut sortierten Lebensmittel-Abteilung begegnet bin.
Caviar-Ersatz aus Algen. „Algen aus Wildkulturen, handgepflückt, irische See“ – steht auf der Rückseite des Gläschens. 50 Gramm für etwa 1,89 Euro. Da war der billigste Forellenkaviar nebenan, mit 5,99 Euro schon wesentlich teurer.
Allerdings bekommt man mit dem Algen-Caviar auch noch Wasser, Geliermittel, Calciumalginat aus Algen, Phaeophceae Laminaria hyperborea, Salz, Geschmacksverstärker, Mononatriumglutamat, Aroma, Citronensäure, Ascorbinsäure, Xanthan, Farbstoff E 153, Kaliumsorbat, Natriumbenzoat. Was immer das alles ist.
Auf dem Forellen-Kaviar-Glas stand als Zutat immerhin nur „Forellenrogen, Salz“. Nur – als Teilzeit-Veganer esse ich doch keine angehenden Fischbabys. Und seien sie noch so natürlich.
Auf jeden Fall war der Algen-Caviar als „topping“ für mein Gericht schon mal gebunkert. Aber was könnte man dazu essen?
Nicht verarbeitetes Essen?
Veganes Essen soll ja nach Möglichkeit auch „nicht verarbeitetes“ Essen sein. Im Prinzip bliebe da noch die Rohkostplatte, aber irgendwas sollte schon auch gekocht werden. Und deshalb habe ich mir das nachstehende vegane Gericht zusammengepuzzelt, das auch noch recht hübsch aussieht.
Unter uns: den Kaviar hätte man darauf nicht unbedingt gebraucht, der wäre sicher auf einem hartgekochten Ei mit Mayonaisse sehr viel besser gewesen. Aber halt, das geht ja nicht. Vegane Eier gibt es leider nicht und was ist in Mayonnaise drin? Eben! Eier!
Rezept: Vegane Kohlrabi-Ravioli mit roten Linsen und Walnüssen
Zutaten für 4 Personen:
* 1-2 große Kohlrabi (Durchmesser 8 cm oder mehr)
* 40 g Rote Linsen
* 1 Schalotte
* 40 g Walnüsse
* 2 EL Olivenöl
* 300-400 ml Gmüsebrühe
* 1 TL getr. Rosmarin (gemahlen oder sehr, sehr fein gehackt)
* Salz
* Pfeffer
* Chili
* 1 EL vegane Butter (wie Alsan-Bio)
* 30-40 ml Sojasahne
* einige Zweige Petersilie.
Zubehör:
ein Metallring, mindestens 75 mm Durchmesser.
Zubereitung vegane Kohlrabi-Ravioli:
❶ Die Kohlrabi schälen und mit einem Gemüsehobel in sehr feine Scheiben (1 mm) hobeln. Benötigt werden nur die Mittelteile der Knolle, die vom Durchmesser her groß genug sind.
❷ Die Scheiben mit einem Metallring von mindestens 75-80 mm Durchmesser kreisrund ausstechen. Das kann man natürlich auch mit einer Tasse oder ähnlichem machen. Die Scheiben lassen sich jetzt noch nicht zusammenlegen ohne zu brechen.
❸ Deshalb die Gemüsescheiben auf der Küchenarbeitsplatte auslegen und leicht salzen. Dadurch ziehen die Scheiben Wasser und werden weicher.
❹ Die Zwiebel fein hacken, in etwas Olivenöl glasig braten, dann die Linsen zugeben. Mit einem Teil der Gemüsebrühe ablöschen, mit dem Rosmarin kräftig würzen und bei mittlerer Temperatur 15-20 Minuten köcheln bis die Linsen weich sind. Gemüsebrühe immer wieder nachgießen. Am Schluss benötigen wir aber mehr einen Brei als eine Suppe! Mit Salz, Pfeffer und gegebenenfalls mit Chili abschmecken.
❺ Die gekochten Linsen auskühlen lassen, dann mit den Walnüssen und der veganen Butter in einer kleinen Küchenmaschine fein cremig mixen.
❻ Die Kohlrabischeiben unterdessen abtupfen, so dass das ausgetretene Wasser mit dem Salz entfernt ist. Mit einem kleinen Löffel in die Mitte der Kohlrabischeiben jeweils einen kleinen Klacks der Linsen-Walnuss-Masse geben und die Gemüsescheiben zusammenlegen.
❼ Auf Tellern schön anrichten. Die Sojasahne in einem hohen Topf leicht erwärmen und wieder vom Herd nehmen. Die Petersilienblätter abzupfen, in die Sojamilch geben und mit einem Zauberstab schaumig aufmixen.
❽ Die vorbereiteten Kohlrabi-Ravioli mit dem Schaum nappieren und zum Schluß mit dem Algenkaviar anrichten.
Sie waren auf der Suche nach Rezepten mit Linsen?
Dann sind Sie hier richtig! Probieren Sie:
– Riesengarnelen auf Belugalinsen an Safranlimettensoße
– Herzhafte Dampfnudeln mit Linsencurry
– Zander auf Linsenspecksauce mit Tomaten-Concassée
– Linseneintopf mit Mehlklößen – Wintermahlzeit
– Roter Linsensalat mit Joghurt und Rucola
– Scharfer Linseneintopf mit exotischen Früchten
– Linsensalat mit Zitrusfrüchten und gebratenen Garnelen
– Getrüffelte Fleischpflanzerl mit Chili auf Linsensalat
– Rote Linsen Püree mit Schweinelendchen und Papadams
– Mango-Carpaccio mit indischem Linsengemüse
– Pasta mit Linsen und knusprigem Serrano
Mehr Ravioli-Rezepte:
– Birnenravioli mit Gorgonzolasauce – Trinser Birnenravioli
Sieht sehr gut aus! Und es muss nicht immer Kaviar oder Kaviar mit Hilfe einer Alginatlösung sein. Tapiokastärkeperlen solange kochen bis nur mehr ein kleiner weisser Kern sichtbar ist, dann absieben und ins kalte Wasser werfen. Gut spülen bis kein Schleim mehr da ist und mit Olivenöl, Salz und Gewürzen marinieren. Und schon hast Du Deinen eigenen „Kaviar“.
Liebe Grüße
Anna
Hallo Anna,
danke für die Erinnerung. Tapiokastärkeperlen will ich schon lange mal ausprobieren. Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen.
Mit leckerem Gruß, Peter
Allein der Fleischskandal hat bestimmt diese Hype mit ausgelöst. Mal gespannt, wie lange das anhält. Soja und -produkte probiere ich seit längerem und bin nicht so recht überzeugt davon. Allein geschmacklich greife ich dann doch lieber wieder zur guten alten Milch.
Das Rezept klingt sehr gut. Aber ich werde wohl lieber kein Soja und vegane Butter (weiß der Himmel, was das genau ist) nehmen. Über Gesundheit kann man wirklich streiten.
Fleisch esse ich zwar auch keins mehr. Trotzdem aber Eier, Milch und -produkte, Fisch.
Bei meinem letzten Gesundheitscheck hatte ich Spitzenwerte im positiven Sinn. Das will schon was heißen.
Hoch lebe die Gesundheit! :)
Die Mischung war sehr gut.
Wie gesagt, der „Caviar“ macht sich gut auf dem Foto, muss aber wirklich nicht sein!
Mit leckerem Gruß, Peter
Ach! Herrlich! Erst mal danke für den tollen Artikel und dann noch mal für die tolle Idee Ravioli aus Kohlrabi zu machen. Das werde ich definitiv bald nachkochen. *schnell auf die to-cook-liste setz*
wobei ich mir allerdings nicht ganz sicher bin, dass der Kaviar-Ersatz auch vegan ist – Grüße ans Geliermittel…
Es steht nicht auf der Verpackung, aber es wäre sinnvoll in diesem
Produkt auch Geliermittel aus Algen einzusetzen.
Und das wäre dann nur Agar Agar….