Es gibt Bücher, ohne die in unseren Küchen sicher nicht halb so viel los wäre wie es jetzt der Fall ist. Dabei meine ich nicht einmal Kochbücher. Sondern Bücher in denen es sympathische Helden gibt, die Sinn für gutes Essen haben. Allen voran natürlich Commissario Montalbano, dem Andrea Camilleri († 17. Juli 2019) sein sizilianisches Leben eingehaucht hat.
Wer ihn nicht kennt, sollte ihn dringend kennen lernen, möglichst aber von Beginn an, denn die Figur entwickelt sich weiter. Der Commissario ist nicht nur oft reizbar und launisch, er ist sogar wetterabhängig. Was aber sein helles Köpfchen nicht beeinträchtigt, wenn es um die Kriminalfälle geht, die er zu lösen hat.
Außerdem ist Commissar Salvo Montalbano besonders findig in der Beschaffung immer neuer Adressen von Trattorias und Ristorantes, in denen engagierte Köche und Köchinnen außergewöhnliches an seinen Geschmacksnerven bewirken. Wenn das wieder einmal der Fall ist, geht er in einem Band sogar höchstpersönlich in die Küche und küsst den Koch!
Neben Montalbano auf Sizilien kennen wir aus Venedig natürlich noch Donna Leons Commissario Brunetti, der sich ebenfalls seit über 20 Bänden speziell in Deutschland großer Beliebtheit erfreut.
Ist veganer Kaviar im Krimi vorstellbar?
Die beiden Polizisten sind nur die bekanntesten ihres Genres, daneben gibt es noch Franzosen und Spanier wie den spanischen Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán, nach dem Autor Camilleri übrigens seinen Titelhelden benannt hat. Manuel Vázquez Montalbán entwickelte bereits ab 1974 die Hauptfigur seiner Serie, den Privatdetektiv Pepe Carvalho.
Pepe Carvalho ist ebenfalls ein Mensch dem gutes Essen sehr wichtig ist. Ansonsten verächtet er die fleischlichen Genüsse seiner Partnerinnen nicht – und – kocht sogar selbst. Während die beiden Kommissare (fast) nie in der Küche stehen um sich etwas zuzubereiten.
Brunetti speist im Kreis der Familie mit Frau Paola und zwei Kindern, während der ewige Junggeselle Montalbano auf Sizilien eine Haushälterin namens Adelina hat, die ihm einheimische Köstlichkeiten im Kühlschrank hinterlässt.
In anderen Ländern, speziell im hohen Norden herrscht häufig gähnende Leere im Kühlschrank. Oder kann sich jemand erinnern, in einem Roman von Karin Fossum (Norwegen – u.a. Kommissar Konrad Sejer), Arnaldur Indridason (Island – Erlendur Sveinsson), oder gar von Henning Mankell (Kommissar Wallander) jemals etwas über gutes Essen erfahren zu haben?
Dabei kommt letzter aus dem Ikea-Land, das inzwischen fast auf der gesamten Welt den Küchen- und Einrichtungsgeschmack bestimmt. Auch wenn Abweichungen in der Namensgebung der Möbel eingebaut werden, wie ich kürzlich gelesen habe. Wenn ich es mir recht überlege, gefallen uns die ganzen Krimis wahrscheinlich deshalb, weil die Helden nie irgend etwas anderes tun, als ihre Fälle zu klären.
Während ich vor drei Jahren schwer in meiner Küche geschuftet habe um diese komplett zu renovieren, und wir von Baumarkt zu Baumarkt gerast sind, um all die 1000 Kleinigkeiten zu besorgen, an die man vorher nie denkt, hat bisher kein Literatur-Kommissar jemals etwas umgebaut oder auch nur im Baumarkt gekauft.
Mir scheint, ich habe soeben ein Betriebsgeheimnis der Autoren aufgedeckt! – Auch wenn es keine Küchengeschichten der Italiener gibt, so gibt es zumindest Kochbücher. Sowohl von Brunetti (Donna Leon), als auch über die sizilianische Küche Monatalbanos.
Der Herr Camillere tat sich leicht. In Sizilien und in seinem Kochbuch (das gar nicht von ihm selber ist). Denn gefordert werden dort eine Menge frischer Zutaten, die man bei uns beim besten Willen nicht bekommt. Aber das ist sicher auch gut so, denn sonst würde es noch viel mehr Fischen und anderen Lebewesen vor Sizilien an den Kragen gehen, als das ohnehin schon der Fall ist.
Auf Seite 92 des Buches steht zum Beispiel eine Gericht mit dem Titel:
Spaghetti mit Seeigel- und Langusteneiern
Die Zutaten für 4 Personen:
* ca. 20 Seeigel,
* 100 g Langustenrogen
* 3-4 EL Olivenöl
* 4-5 Knoblauchzehen
* ½ Tasse frisch passierter Tomaten
* Salz
* Pfeffer aus der Mühle
* Petersilie
* 500 g dünne Spaghetti
Das ist sicher köstlich, aber in unseren heimischen Flüssen gibt es weder Seeigel noch Langusten, denen wir die Eier klauen können. Ich habe mich deshalb kürzlich dazu durchgerungen, ein Döschen „veganer Kaviar“ zu kaufen, der für etwa 1,89 im Supermarkt zu haben ist. Falls dieser Versuch fehlgeschlagen wäre, hatte ich noch ein Gläschen echten Forellen-Kaviar im Haus und habe mein Gericht deshalb gleich mit beiden Varianten ausgestattet.
Als Kaviar-Ersatz fand ich den veganen Kaviar, der aus Algen hergestellt wird, sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack her immerhin sehr nahe an dem schon immer und ewig zu habenden schwarzen Seehasenrogen (der natürlich auch kein echter Kaviar ist), der in den 60er und 70er Jahren noch unsere russischen Eier zierte. – Für überzeugte Veganer, ja. – Für Fans echten Kaviars keinesfalls ein Ersatz.
Die Zubereitung:
Den fein gehackten Knoblauch im Olivenöl goldgelb andünsten, das Tomatenfleisch hinzufügen. Kochen bis Öl und Tomatenfleisch einen schöne Verbindung eingegangen sind, vorsichtig mit Salz (der Kaviar ist auch salzig) und kräftig mit Pfeffer würzen. Die Spaghetti bissfest garen. Fein gehackte Petersilie und etwas Nudelwasser in die Tomatenemulsion beimischen, die Spaghetti dazu geben, dann den Kaviar (veganer Kaviar oder Forellen-Kaviar).
Es käme übrigens einem Sakrileg gleich, wenn man dazu Parmesan essen würde!
Tolle Spaghetti-Rezepte in diesem Blog
– Spaghetti mit Thunfisch, Orange, Honig, Basilikum, Pinienkernen
– Spaghetti mit Kapernbutter und Loup de Mer
– Spaghetti mit Tomatensauce Asia – Pasta Asien-Style
– Spahetti mit Tomatenbutter. Die schnellste Tomatensoße überhaupt
– Bananen-Hackbällchen mit Spaghetti und Tomatensoße – Meatballs
– Mediterrane Tomatensosse mit gebratenen Kapern
– Das einfachste Spaghetti-Rezept ever! – Spaghetti mit Pecorino und Pfeffer
– Pasta mit Sardinen. Nichts für Weglasser.
– Spaghetti alla puttanesca
– Spaghetti mit Kapernbutter – Loup de Mer mit Kapernbutter
– Pasta Pesto – Pesto alla Genovese
– Spaghetti Carbonara – Rezept und Legende
– Spaghetti Asia mit Mango und Sesamsoße
– Spaghetti mit Hähnchenleber in Salbeibutter
Sehr schön- Forellenkaviar kriege ich hier direkt vom Züchter und werde mir nun unbedingt ein Glas mitnehmen. Das Kochbuch ist eins meiner liebsten- und wenn man bedenkt wie viele Rezepte man durchschnittlich nachkocht und ins Repertoire aufnimmt denke ich das ist eine lohnende Anschaffung.
Hallo Ninive;
das Camilleri-Kochbuch? Ich finde, es ist natürlich sehr schön darin herumzublättern, aber wie schon im Post geschrieben:
Die Zutatenbeschaffung ist manchmal schon schwierig.
Mit leckerem Gruß, Peter
ja, das Camilleri- Kochbuch, ich hab schon einiges daraus nachgekocht, am häufigsten auf S 218- mit kleinen Calamari, wunderbar! Oder die ganzen Köstlichkeiten mit Ricotta. Also, ein Kochbuch von dem es doch eine Handvoll Gerichte geschafft haben, das empfinde ich als gute Ausbeute. Oder?